2002-05-28 - 3:01 p.m. - Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht

Da� der Verein deutsche Sprache gerade mal wieder die Nominierten f�r den Titel "Sprachpanscher" des Jahres bekannt gegeben hat (darunter auch Rudi V�ller f�r seine "Away-Shirts"), pa�t perfekt zu der in letzter Zeit geh�uft auftretenden Mi�handlung der deutschen Sprache in meiner n�heren Umgebung. (Und nein, ich bin kein monolingualer Fanatiker, sondern spreche liebend gern Englisch, wenngleich viel zu selten. Aber ich bin bekennender Sprachpurist, egal in welcher Sprache.)

Aber werfen wir doch zun�chst, rein des Vergn�gens wegen, einen kurzen Blick zur�ck in die letzten Jahre und genie�en die Aussagen der strahlenden Sieger. Mein Favorit ist dabei immer noch Jil Sander, die offensichtlich zugleich mit ihrem tempor�ren Aufstieg zur internationalen Modegr��e die F�higkeit verloren hat, sich ihren potentiellen K�ufern verst�ndlich mitzuteilen. Ich darf aus der FAZ zitieren (was auch sonst), in der ihre legend�re Aussage urspr�nglich erschienen war: "Ich habe vielleicht etwas Weltverbesserndes. Mein Leben ist eine giving-story. Ich habe verstanden, da� man contemporary sein mu�, das future-Denken haben mu�. Meine Idee war, die hand-tailored-Geschichte mit neuen Technologien zu verbinden. Und f�r den Erfolg war mein coordinated concept entscheidend, die Idee, da� man viele Teile einer collection miteinander combinen kann. Aber die audience hat das alles von Anfang an auch supported. Der problembewu�te Mensch von heute kann diese Sachen, diese refined Qualit�ten mit spirit eben auch appreciaten. Allerdings geht unser voice auch auf bestimmte Zielgruppen. Wer Ladyisches will, searcht nicht bei Jil Sander. Man mu� Sinn haben f�r das effortless, das magic meines Stils."

Aber auch die Aussage des Gewinners 2001 ist nicht zu verachten. Da ist n�mlich der Vorsitzende des Bundesverbandes der Bestatter auf die grandiose Idee gekommen (aus Gr�nden der Piet�t? unter dem Motto "moderner sterben"?), den guten alten Bestatter kurzerhand in "Funeral Master" umzutaufen und aus dem Sarg eine "Peace box" zu machen. M�gen seine innovativen sprachlichen Erg�sse fortan in Frieden in seinem trash can ruhen.

Kommen wir aber nun endlich zur�ck zu meiner privaten Umgebung. Als mein pers�nlicher Sprachpanscher ist seit langem Q bekannt, der diesen Titel bislang ziemlich unangefochten h�lt. Dies d�rfte vor allem seiner T�tigkeit als Fernsehfuzzi zuzuschreiben sein. Der fortgesetzte Umgang mit "Talkmastern" und deren neurotischen G�sten hat bislang niemandem wirklich gut getan. Vermutlich sollte ich froh sein, da� er blo� gelegentlich in Denglisch verf�llt und sich nicht bereits dem Sprachniveau seiner G�ste angepa�t hat ("... ab isch gesacht, da� dem Erkan seine Schwester ..."). Daher ignoriere ich auch immer wieder diesen stechenden Schmerz in meinem Ohr, wenn er grad mit seinem neuen Konzept "um den 15-Uhr-slot pitcht" oder �hnlichen Schweinkram treibt.

In letzter Zeit werde ich allerdings vermehrt Zeuge eines ganz anderen Ph�nomens, das eher mit dem, hmmmm, recht freiz�gigen Umgang mit Fremdw�rtern zu tun hat. Manche unserer Zeitgenossen lassen es beim Gebrauch selbiger n�mlich nicht an Phantasie mangeln. Besonders beliebt scheint mir da das recht willk�rliche Vertauschen �hnlich klingender Fremdw�rter zu sein. So provozierte ein Vortragender am Samstag im Museum unfreiwillig Heiterkeitsausbr�che, als er �ber Broschen und Nadeln referierte, die in manchen Kulturen benutzt werden, um gewickelte T�cher zusammenzuhalten. Denn leider wurde in seinem Vortrag aus der stilisierten Biene auf eben einer solchen Nadel flugs eine sterilisierte Biene. Armes Tier ...

Gestern abend dann, und das hat mich letztlich zu diesem Eintrag bewogen, rief mich eine Freundin an, w�hrend ich grad noch am Schreibtisch sa�. Auf meine Bitte, das Gespr�ch auf den n�chsten Tag zu verschieben, erwiderte sie, da� sie morgen kaum Zeit haben w�rde, da Messevorbereitungen im B�ro eine "konsternierte Aktion" erforderten.

Vielleicht sollte ich auch einen Preis verleihen, eine Art Auszeichnung f�r den fantastischsten Fremdwortfehlgebrauch des Jahres? Ok, das Rennen ist er�ffnet. Ich werde weiterhin die sprachlichen Fehltritte meiner Mitmenschen sammeln (und bei Gelegenheit auch nicht vor der Ver�ffentlichung eigener zur�ckschrecken) und freue mich derweil auch �ber die Zusendung gesammelter Kuriosit�ten seitens meiner Leser. Vielleicht f�llt ja auch dem einen oder anderen ein passend pomp�ser Name f�r den zu verleihenden Preis ein ... solange das Wort "award" nicht darin vorkommt ;-)

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Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht 2002-05-28 3:01 p.m. Da� der Verein deutsche Sprache gerade mal wieder die Nominierten f�r den Titel "Sprachpanscher" des Jahres bekannt gegeben hat (darunter auch Rudi V�ller f�r seine "Away-Shirts"), pa�t perfekt zu der in letzter Zeit geh�uft auftretenden Mi�handlung der deutschen Sprache in meiner n�heren Umgebung. (Und nein, ich bin kein monolingualer Fanatiker, sondern spreche liebend gern Englisch, wenngleich viel zu selten. Aber ich bin bekennender Sprachpurist, egal in welcher Sprache.)

Aber werfen wir doch zun�chst, rein des Vergn�gens wegen, einen kurzen Blick zur�ck in die letzten Jahre und genie�en die Aussagen der strahlenden Sieger. Mein Favorit ist dabei immer noch Jil Sander, die offensichtlich zugleich mit ihrem tempor�ren Aufstieg zur internationalen Modegr��e die F�higkeit verloren hat, sich ihren potentiellen K�ufern verst�ndlich mitzuteilen. Ich darf aus der FAZ zitieren (was auch sonst), in der ihre legend�re Aussage urspr�nglich erschienen war: "Ich habe vielleicht etwas Weltverbesserndes. Mein Leben ist eine giving-story. Ich habe verstanden, da� man contemporary sein mu�, das future-Denken haben mu�. Meine Idee war, die hand-tailored-Geschichte mit neuen Technologien zu verbinden. Und f�r den Erfolg war mein coordinated concept entscheidend, die Idee, da� man viele Teile einer collection miteinander combinen kann. Aber die audience hat das alles von Anfang an auch supported. Der problembewu�te Mensch von heute kann diese Sachen, diese refined Qualit�ten mit spirit eben auch appreciaten. Allerdings geht unser voice auch auf bestimmte Zielgruppen. Wer Ladyisches will, searcht nicht bei Jil Sander. Man mu� Sinn haben f�r das effortless, das magic meines Stils."

Aber auch die Aussage des Gewinners 2001 ist nicht zu verachten. Da ist n�mlich der Vorsitzende des Bundesverbandes der Bestatter auf die grandiose Idee gekommen (aus Gr�nden der Piet�t? unter dem Motto "moderner sterben"?), den guten alten Bestatter kurzerhand in "Funeral Master" umzutaufen und aus dem Sarg eine "Peace box" zu machen. M�gen seine innovativen sprachlichen Erg�sse fortan in Frieden in seinem trash can ruhen.

Kommen wir aber nun endlich zur�ck zu meiner privaten Umgebung. Als mein pers�nlicher Sprachpanscher ist seit langem Q bekannt, der diesen Titel bislang ziemlich unangefochten h�lt. Dies d�rfte vor allem seiner T�tigkeit als Fernsehfuzzi zuzuschreiben sein. Der fortgesetzte Umgang mit "Talkmastern" und deren neurotischen G�sten hat bislang niemandem wirklich gut getan. Vermutlich sollte ich froh sein, da� er blo� gelegentlich in Denglisch verf�llt und sich nicht bereits dem Sprachniveau seiner G�ste angepa�t hat ("... ab isch gesacht, da� dem Erkan seine Schwester ..."). Daher ignoriere ich auch immer wieder diesen stechenden Schmerz in meinem Ohr, wenn er grad mit seinem neuen Konzept "um den 15-Uhr-slot pitcht" oder �hnlichen Schweinkram treibt.

In letzter Zeit werde ich allerdings vermehrt Zeuge eines ganz anderen Ph�nomens, das eher mit dem, hmmmm, recht freiz�gigen Umgang mit Fremdw�rtern zu tun hat. Manche unserer Zeitgenossen lassen es beim Gebrauch selbiger n�mlich nicht an Phantasie mangeln. Besonders beliebt scheint mir da das recht willk�rliche Vertauschen �hnlich klingender Fremdw�rter zu sein. So provozierte ein Vortragender am Samstag im Museum unfreiwillig Heiterkeitsausbr�che, als er �ber Broschen und Nadeln referierte, die in manchen Kulturen benutzt werden, um gewickelte T�cher zusammenzuhalten. Denn leider wurde in seinem Vortrag aus der stilisierten Biene auf eben einer solchen Nadel flugs eine sterilisierte Biene. Armes Tier ...

Gestern abend dann, und das hat mich letztlich zu diesem Eintrag bewogen, rief mich eine Freundin an, w�hrend ich grad noch am Schreibtisch sa�. Auf meine Bitte, das Gespr�ch auf den n�chsten Tag zu verschieben, erwiderte sie, da� sie morgen kaum Zeit haben w�rde, da Messevorbereitungen im B�ro eine "konsternierte Aktion" erforderten.

Vielleicht sollte ich auch einen Preis verleihen, eine Art Auszeichnung f�r den fantastischsten Fremdwortfehlgebrauch des Jahres? Ok, das Rennen ist er�ffnet. Ich werde weiterhin die sprachlichen Fehltritte meiner Mitmenschen sammeln (und bei Gelegenheit auch nicht vor der Ver�ffentlichung eigener zur�ckschrecken) und freue mich derweil auch �ber die Zusendung gesammelter Kuriosit�ten seitens meiner Leser. Vielleicht f�llt ja auch dem einen oder anderen ein passend pomp�ser Name f�r den zu verleihenden Preis ein ... solange das Wort "award" nicht darin vorkommt ;-)