2002-07-24 - 10:48 - Little dog in a big city

Ich habe �brigens besagten Familienhund mit nach Hamburg genommen, da ich in K�rze f�r zwei Wochen an die Nordsee zum Lernen fahren m�chte und den Hund gerne mitnehmen w�rde. Ich f�hle mich nach etwa einer Woche aber meist etwas einsam dort oben (es ist dort im Sommer zwar keineswegs menschenleer, sondern geradezu �berv�lkert mit Rentnern aus dem Ruhrpott nebst ihren Enkeln, aber oft genug w�rde ich ersteres durchaus vorziehen) und da sorgt der Hund f�r angenehme Abwechslung.

Leider hatte ich bei meinem tollen Plan nicht wirklich bedacht, auf welche Schwierigkeiten man mit diesem Hund in einer Gro�stadt st��t. "Dieser Hund" ist eine Rauhaardackelh�ndin namens Pitti (gerne auch R�bennase genannt), die bislang fast nur die Freiheit unseres gro�z�gigen Hofes und Gartens gewohnt war und daher nie anst�ndig gelernt hat, friedlich an der Leine spazieren zu gehen. Das f�hrt dazu, da� sie sich offensichtlich f�r eine Art Queen Victoria in Hundeform h�lt, die kurzerhand jeden Zentimeter Boden, auf dem sie l�uft, zu ihrem eigenen Territorium erkl�rt. Menschen werden dort bereitwillig geduldet, solange sie B�lle werfen, sie streicheln oder Futter bringen, aber andere Hunde, insbesondere solche die gr��er sind als Pitti selbst (und das sind etwa 96%) m�ssen gnadenlos mit einem gezielten Bi� in empfindliche Regionen und lautem Gebell in die Flucht geschlagen werden (falls Ihr mir nicht glaubt, d�rft Ihr gerne mal einen Blick auf den v�llig verschreckten Dobermann unserer Nachbarn werfen, der schon allein die Grenze zum Garten meidet als w�rde dort der Teufel pers�nlich auf ihn warten).

Au�erdem wird nat�rlich laut und anhaltend gebellt, sobald ein Unbekannter das Territorium betritt - und schon das f�hrt in Hamburg zu ersten ungeahnten Problemen. Der Hund hat n�mlich die schmale Hinterhofgasse, in der ich wohne, gem�� oben genannter Maxime zu seinem Territorium erkl�rt und bellt nun folgerichtig jedes Mal, wenn jemand dort langgeht oder sich unterh�lt - was so etwa alle drei bis f�nf Minuten der Fall ist (man kann sich vorstellen, da� das Geschrei des S�uglings unter mir nicht gerade Ausdruck der unb�ndigen Freude sein d�rfte). Also wurde direkt beim ersten Eintreffen vor Ort meine liebreizende 93-j�hrige Nachbarin derma�en aufgeregt angebellt, da� ich schon f�rchtete, sie w�rde ihre Wohnung nicht viel l�nger brauchen.

Um weitere Ver�rgerung seitens meiner ruhebed�rftigen (aber selbst selten ruhigen) Nachbarn zu vermeiden, wollte ich dem Hund als erstes etwas Auslauf verschaffen. Da er aber an der Leine immer so lange zerrt bis ihn sein eigenes Halsband fast erw�rgt und mich daraufhin w�tende Blicke anderer Hundebesitzer treffen, deren eigene Tiere nat�rlich majest�tisch an der Alster entlang schreiten, anstatt r�chelnd und keuchend mit der Nase am Boden entlangzuschrammen, mu� er neuerdings so einen schicken Brustgurt tragen. Also ab in den Gurt und raus aus dem Haus.

Leider ist er ungef�hr einen Meter vor mir aus der Gasse in die Stra�e eingebogen und hat diesen winzigen Vorsprung geschickt genutzt, um einen unschuldigen, trottelig-verbl�fft dreinschauenden Huskie zu attackieren (die Sache mit dem Territorium eben). Als es mir endlich gelang, mit hochrotem Kopf meinen Hund vom Hals des Huskies zu l�sen, entschuldigte sich dessen Besitzerin auch noch bei mir, weil sie f�lschlicherweise unseren entz�ckenden kleinen Hund f�r das arme Opfer hielt, w�hrend sich hinter Pittis unschuldiger Fassade in Wirklichkeit ein gr��enwahnsinniger Tyrann verbirgt, der nun auch erfolgreich den ersten Hamburger Hund in Angst und Schrecken versetzt hatte. Seither gehe ich bevorzugt zu den unm�glichsten Zeiten oder aber im str�menden Regen spazieren (woran derzeit wahrlich kein Mangel herrscht), um Konfrontationen mit anderen Hunden und deren Herrchen von vornherein zu vermeiden (besonders mit jenen Herrchen, die stolze Besitzer und eifrige Nutzer einer Advo-Card sind).

Mittwoch abend war ich dann mit U. verabredet und mochte den Hund nicht so lange allein im noch unbekannten Zuhause (mit haufenweise b�sen Eindringlingen in der Gasse!) lassen. Also erkundigte ich mich vorher, ob Pittis Anwesenheit genehm sei und ob Tennisb�lle im Haus seien. Denn sobald die R�bennase einen Tennisball ersp�ht, ist es komplett vorbei mit der ohnehin schon geringen Contenance. Dann kann sie nur noch ans Spielen denken, springt hektisch in der Gegend rum und bellt sich die Lunge aus dem Leib, bis ihr endlich jemand den Ball zuwirft, den sie dann sofort zur�ckbringt, worauf das lustige Bell- �h, Ballspiel von neuem beginnt. Was das f�r die Nachbarn bedeutet, kann man sich wohl unschwer vorstellen.

Aber U. versicherte mir, da� sich weit und breit keine Tennisb�lle finden lassen w�rden. Tja, der Hund findet selbst Dinge, die es eigentlich gar nicht geben sollte. Denn kaum hatte sie die Wohnung einer oberfl�chlichen Inspektion unterzogen, hing sie auch schon knurrend mit der Schnauze unter den Lautsprechern, um die halbierten Tennisb�lle zu befreien, die dort zur D�mmung eingeklemmt waren. Da� es sich hierbei nur noch um halbe B�lle handelte, schien sie nicht weiter zu st�ren. Man konnte sie so zwar nicht mehr werfen, aber man konnte es sich trotzdem damit unter dem Sofa bequem machen und die H�lften dort in Ruhe und mit entsprechender Ger�uschentwicklung "t�ten", nicht ohne dabei auch noch gr�ndlich den Teppich einzuspeicheln. Ist es da ein Wunder, da� wir beim sp�teren Spaziergang mit der kleinen Bellmaschine von genervten Nachbarn bereits nach wenigen Minuten aufs �belste bep�belt wurden? (Wobei wir feststellen mu�ten, da� ihre Gegend nicht unbedingt von den h�flichsten Menschen bev�lkert wird, welche daf�r einen beachtlichen Wortschatz an Unfl�tigkeiten aufweisen k�nnen.)

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Little dog in a big city 2002-07-24 10:48 Ich habe �brigens besagten Familienhund mit nach Hamburg genommen, da ich in K�rze f�r zwei Wochen an die Nordsee zum Lernen fahren m�chte und den Hund gerne mitnehmen w�rde. Ich f�hle mich nach etwa einer Woche aber meist etwas einsam dort oben (es ist dort im Sommer zwar keineswegs menschenleer, sondern geradezu �berv�lkert mit Rentnern aus dem Ruhrpott nebst ihren Enkeln, aber oft genug w�rde ich ersteres durchaus vorziehen) und da sorgt der Hund f�r angenehme Abwechslung.

Leider hatte ich bei meinem tollen Plan nicht wirklich bedacht, auf welche Schwierigkeiten man mit diesem Hund in einer Gro�stadt st��t. "Dieser Hund" ist eine Rauhaardackelh�ndin namens Pitti (gerne auch R�bennase genannt), die bislang fast nur die Freiheit unseres gro�z�gigen Hofes und Gartens gewohnt war und daher nie anst�ndig gelernt hat, friedlich an der Leine spazieren zu gehen. Das f�hrt dazu, da� sie sich offensichtlich f�r eine Art Queen Victoria in Hundeform h�lt, die kurzerhand jeden Zentimeter Boden, auf dem sie l�uft, zu ihrem eigenen Territorium erkl�rt. Menschen werden dort bereitwillig geduldet, solange sie B�lle werfen, sie streicheln oder Futter bringen, aber andere Hunde, insbesondere solche die gr��er sind als Pitti selbst (und das sind etwa 96%) m�ssen gnadenlos mit einem gezielten Bi� in empfindliche Regionen und lautem Gebell in die Flucht geschlagen werden (falls Ihr mir nicht glaubt, d�rft Ihr gerne mal einen Blick auf den v�llig verschreckten Dobermann unserer Nachbarn werfen, der schon allein die Grenze zum Garten meidet als w�rde dort der Teufel pers�nlich auf ihn warten).

Au�erdem wird nat�rlich laut und anhaltend gebellt, sobald ein Unbekannter das Territorium betritt - und schon das f�hrt in Hamburg zu ersten ungeahnten Problemen. Der Hund hat n�mlich die schmale Hinterhofgasse, in der ich wohne, gem�� oben genannter Maxime zu seinem Territorium erkl�rt und bellt nun folgerichtig jedes Mal, wenn jemand dort langgeht oder sich unterh�lt - was so etwa alle drei bis f�nf Minuten der Fall ist (man kann sich vorstellen, da� das Geschrei des S�uglings unter mir nicht gerade Ausdruck der unb�ndigen Freude sein d�rfte). Also wurde direkt beim ersten Eintreffen vor Ort meine liebreizende 93-j�hrige Nachbarin derma�en aufgeregt angebellt, da� ich schon f�rchtete, sie w�rde ihre Wohnung nicht viel l�nger brauchen.

Um weitere Ver�rgerung seitens meiner ruhebed�rftigen (aber selbst selten ruhigen) Nachbarn zu vermeiden, wollte ich dem Hund als erstes etwas Auslauf verschaffen. Da er aber an der Leine immer so lange zerrt bis ihn sein eigenes Halsband fast erw�rgt und mich daraufhin w�tende Blicke anderer Hundebesitzer treffen, deren eigene Tiere nat�rlich majest�tisch an der Alster entlang schreiten, anstatt r�chelnd und keuchend mit der Nase am Boden entlangzuschrammen, mu� er neuerdings so einen schicken Brustgurt tragen. Also ab in den Gurt und raus aus dem Haus.

Leider ist er ungef�hr einen Meter vor mir aus der Gasse in die Stra�e eingebogen und hat diesen winzigen Vorsprung geschickt genutzt, um einen unschuldigen, trottelig-verbl�fft dreinschauenden Huskie zu attackieren (die Sache mit dem Territorium eben). Als es mir endlich gelang, mit hochrotem Kopf meinen Hund vom Hals des Huskies zu l�sen, entschuldigte sich dessen Besitzerin auch noch bei mir, weil sie f�lschlicherweise unseren entz�ckenden kleinen Hund f�r das arme Opfer hielt, w�hrend sich hinter Pittis unschuldiger Fassade in Wirklichkeit ein gr��enwahnsinniger Tyrann verbirgt, der nun auch erfolgreich den ersten Hamburger Hund in Angst und Schrecken versetzt hatte. Seither gehe ich bevorzugt zu den unm�glichsten Zeiten oder aber im str�menden Regen spazieren (woran derzeit wahrlich kein Mangel herrscht), um Konfrontationen mit anderen Hunden und deren Herrchen von vornherein zu vermeiden (besonders mit jenen Herrchen, die stolze Besitzer und eifrige Nutzer einer Advo-Card sind).

Mittwoch abend war ich dann mit U. verabredet und mochte den Hund nicht so lange allein im noch unbekannten Zuhause (mit haufenweise b�sen Eindringlingen in der Gasse!) lassen. Also erkundigte ich mich vorher, ob Pittis Anwesenheit genehm sei und ob Tennisb�lle im Haus seien. Denn sobald die R�bennase einen Tennisball ersp�ht, ist es komplett vorbei mit der ohnehin schon geringen Contenance. Dann kann sie nur noch ans Spielen denken, springt hektisch in der Gegend rum und bellt sich die Lunge aus dem Leib, bis ihr endlich jemand den Ball zuwirft, den sie dann sofort zur�ckbringt, worauf das lustige Bell- �h, Ballspiel von neuem beginnt. Was das f�r die Nachbarn bedeutet, kann man sich wohl unschwer vorstellen.

Aber U. versicherte mir, da� sich weit und breit keine Tennisb�lle finden lassen w�rden. Tja, der Hund findet selbst Dinge, die es eigentlich gar nicht geben sollte. Denn kaum hatte sie die Wohnung einer oberfl�chlichen Inspektion unterzogen, hing sie auch schon knurrend mit der Schnauze unter den Lautsprechern, um die halbierten Tennisb�lle zu befreien, die dort zur D�mmung eingeklemmt waren. Da� es sich hierbei nur noch um halbe B�lle handelte, schien sie nicht weiter zu st�ren. Man konnte sie so zwar nicht mehr werfen, aber man konnte es sich trotzdem damit unter dem Sofa bequem machen und die H�lften dort in Ruhe und mit entsprechender Ger�uschentwicklung "t�ten", nicht ohne dabei auch noch gr�ndlich den Teppich einzuspeicheln. Ist es da ein Wunder, da� wir beim sp�teren Spaziergang mit der kleinen Bellmaschine von genervten Nachbarn bereits nach wenigen Minuten aufs �belste bep�belt wurden? (Wobei wir feststellen mu�ten, da� ihre Gegend nicht unbedingt von den h�flichsten Menschen bev�lkert wird, welche daf�r einen beachtlichen Wortschatz an Unfl�tigkeiten aufweisen k�nnen.)