2002-09-05 - 11:07 - Dear Lyssa, ich fussele ...

Liebe Leser, Ihr seid klasse. Auf meinen Aufruf, mir bitte weitere Themen zu schicken, um die neue Dear-Lyssa-Kolumne gesund und munter zu erhalten, hat doch prompt der erste aufmerksame Leser reagiert:

Dear Lyssa, eine Frage die mich schon lange besch�ftigt, und f�r die ich noch keine zufriedenstellende Antwort gefunden habe, ist: "Wie kommen die Fussel im Bauchnabel zustande?" Bei mir befindet sich nahezu t�glich ein kleines Kn�uel aus Textilfasern (manchmal vermischt mit Haaren) in meinem Bauchnabel. (...) Das eigentlich Unerkl�rliche daran ist die Tatsache, da� Farbe und Konsistenz der Fussel selten in direktem Zusammenhang zur getragenen Kleidung zu stehen scheinen. Ich trage wei�es T-Shirt und Jeans und finde z.B. braune Fussel. Nun k�nnte man zu dem vorschnellen Schlu� kommen das mangelnde K�rperhygiene der Grund daf�r sei, und es sich um die Fasern des Vortages handelt. Dem ist definitiv nicht so - selbst mehrmaliges "Leeren" am gleichen Tag verhindert nicht den Effekt der andersfarbigen Fussel. Fusselig in Frankfurt

Tja, lieber Fusselig, ich mu� zugeben, da� mir dieses sonderbare Ph�nomen bislang v�llig fremd war. Ob das nun an meinem fusselabweisenden Piercing oder schlicht an der Tatsache liegt, da� es sich hierbei um ein vorwiegend m�nnliches Problem handelt, konnte nur durch diskrete Umfragen ermittelt werden. Ich mu�te mir bei meinen �berlegungen allerdings auch eingestehen, da� ich dem m�nnlichen Bauchnabel offensichtlich zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Vermutlich verstellte mir meine Vorliebe f�r sch�ne H�nde und wohldefinierte Oberarme bis dato den Blick f�rs Wesentliche - den Nabel (auch wenn mir schon aufgefallen war, da� M�nner sich gerne mal f�r selbigen der Welt halten).

Die repr�sentative Umfrage machte zumindest schon mal deutlich, da� die Fusselneigung �berwiegend M�nner betrifft. Also liegt die Schlu�folgerung nahe, da� es eine unmittelbare Verbindung zur Bauchbehaarung geben mu�, die bekannterma�en auch wesentlich besser bei M�nnern gedeiht.

Eine nicht geringe Rolle d�rfte dabei daneben der Bauchumfang spielen, denn ein zunehmender Bauchumfang vertieft den Nabel und verwandelt ihn vermutlich in eine Art haarigen Staubsaugerschlauch (hey, beschwert Euch nicht bei mir �ber das appetitliche Thema ... und am Computer sollte man ohnehin wegen der Unfallgefahr nicht essen geschweige denn Rotwein trinken, gell Marc). Dieser mit viel durch den Magen gegangener Liebe vergr��erte Bauchnabel bietet also den perfekten Siedlungsraum f�r Fusselkolonien.

Einzig das Farbproblem blieb so nach ersten Recherchen ungekl�rt und zwang mich zu Ausfl�gen in die erstaunlichen Tiefen des Internets. Dort st��t man dann auf wahre Kleinode aus den verstecktesten Nischen wissenschaftlicher Forschung.

So haben einige honorige Doktoren die These aufgestellt, da� ein bestimmtes Mikroklima, bedingt durch das Luftpolster zwischen Haut und Kleidung, f�r die Zufuhr von textilen Partikeln sorge. Mein ganz besonderer Favorit ist jedoch ein Mann mit dem sch�nen Namen Dr. Karl Kruszelnicki, der sich im Rahmen seiner T�tigkeit an der Universit�t von Sydney intensiv mit dieser Frage besch�ftigt hat. Leider lie� sich auch hier nichts Definitives �ber die Frage der Farbgebung in Fusselkolonien finden.

Gefunden habe ich daf�r die �u�erst informative wenngleich g�nzlich �berfl�ssige Homepage eines Rekordhalters, der seine Fusseln seit 18 Jahren mit gro�er Hingabe in Einweckgl�sern sammelt und daher zu berichten wei�, da� sich t�glich im Schnitt 3,03 Milligramm an textilen Fasern in seinem Nabel sammeln (leider ist der Seite nicht zu entnehmen, ob der Mann sich noch in freier Wildbahn oder bereits in einer staatlichen Einrichtung befindet). Aber auch dieses bedauernswerte, offensichtlich unter einer heftigen Zwangsneurose leidende Fusselopfer konnte die Sache mit der Farbe nur beobachten, nicht jedoch erkl�ren (seine Fusseln scheinen immer rot zu sein, obwohl er rote Bekleidung meidet ... ob die Fusseln im Nabel von Herrn Stiegler dann gelb oder schwarz sind?).

Mir blieb daher nun wirklich nichts anderes mehr �brig, als die ortsans�ssigen Irren zu befragen. Nachdem das Pendeln erfolglos blieb, Sterne nur Staub, aber keine Fusseln kennen, und auch die Karten nur best�tigen konnten, da� des K�nigs Wams mehr fusselt als die Bekleidung des Buben, trat ich den schweren Gang zu den Steinerweichern an. Daf�r waren sich all diejenigen, die mit Rosenquarz kochen und nur mit Tigeraugen unter dem Kopfkissen schlafen, erstaunlich einig darin, da� die Fusselkultur im Laufe des Tages automatisch die Schicksalsfarbe ihres Wirtes annimmt. Angeblich kann man aus ihr viel �ber den Charakter des Menschen sowie �ber dessen aktuelle k�rperliche Befindlichkeit erfahren.

Bei dieser Erkl�rung scheint mir jedoch die Mottenkiste der Pseudo-Wissenschaften ein wenig zu sehr zu fusseln, und so gehe ich pers�nlich eher davon aus, da� die stetig wachsende Fusselkultur allm�hlich eine gebr�uchliche Mischfarbe annimmt - also meist braun oder grau aussehen d�rfte. So bleibt mir nur die Empfehlung, den Proze� der Entfusselung mit dem Partner zu teilen und somit das Allt�gliche zu erotisieren.

Sicher wei� ich mittlerweile eigentlich nur noch eines: Ich werde laut schreien, falls jemand in den n�chsten drei Tagen in meiner Gegenwart das Wort Fussel benutzt.

Es gr��t, mittlerweile ziemlich fusselig im Kopf, Eure Lyssa!

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Dear Lyssa, ich fussele ... 2002-09-05 11:07 Liebe Leser, Ihr seid klasse. Auf meinen Aufruf, mir bitte weitere Themen zu schicken, um die neue Dear-Lyssa-Kolumne gesund und munter zu erhalten, hat doch prompt der erste aufmerksame Leser reagiert:

Dear Lyssa, eine Frage die mich schon lange besch�ftigt, und f�r die ich noch keine zufriedenstellende Antwort gefunden habe, ist: "Wie kommen die Fussel im Bauchnabel zustande?" Bei mir befindet sich nahezu t�glich ein kleines Kn�uel aus Textilfasern (manchmal vermischt mit Haaren) in meinem Bauchnabel. (...) Das eigentlich Unerkl�rliche daran ist die Tatsache, da� Farbe und Konsistenz der Fussel selten in direktem Zusammenhang zur getragenen Kleidung zu stehen scheinen. Ich trage wei�es T-Shirt und Jeans und finde z.B. braune Fussel. Nun k�nnte man zu dem vorschnellen Schlu� kommen das mangelnde K�rperhygiene der Grund daf�r sei, und es sich um die Fasern des Vortages handelt. Dem ist definitiv nicht so - selbst mehrmaliges "Leeren" am gleichen Tag verhindert nicht den Effekt der andersfarbigen Fussel. Fusselig in Frankfurt

Tja, lieber Fusselig, ich mu� zugeben, da� mir dieses sonderbare Ph�nomen bislang v�llig fremd war. Ob das nun an meinem fusselabweisenden Piercing oder schlicht an der Tatsache liegt, da� es sich hierbei um ein vorwiegend m�nnliches Problem handelt, konnte nur durch diskrete Umfragen ermittelt werden. Ich mu�te mir bei meinen �berlegungen allerdings auch eingestehen, da� ich dem m�nnlichen Bauchnabel offensichtlich zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Vermutlich verstellte mir meine Vorliebe f�r sch�ne H�nde und wohldefinierte Oberarme bis dato den Blick f�rs Wesentliche - den Nabel (auch wenn mir schon aufgefallen war, da� M�nner sich gerne mal f�r selbigen der Welt halten).

Die repr�sentative Umfrage machte zumindest schon mal deutlich, da� die Fusselneigung �berwiegend M�nner betrifft. Also liegt die Schlu�folgerung nahe, da� es eine unmittelbare Verbindung zur Bauchbehaarung geben mu�, die bekannterma�en auch wesentlich besser bei M�nnern gedeiht.

Eine nicht geringe Rolle d�rfte dabei daneben der Bauchumfang spielen, denn ein zunehmender Bauchumfang vertieft den Nabel und verwandelt ihn vermutlich in eine Art haarigen Staubsaugerschlauch (hey, beschwert Euch nicht bei mir �ber das appetitliche Thema ... und am Computer sollte man ohnehin wegen der Unfallgefahr nicht essen geschweige denn Rotwein trinken, gell Marc). Dieser mit viel durch den Magen gegangener Liebe vergr��erte Bauchnabel bietet also den perfekten Siedlungsraum f�r Fusselkolonien.

Einzig das Farbproblem blieb so nach ersten Recherchen ungekl�rt und zwang mich zu Ausfl�gen in die erstaunlichen Tiefen des Internets. Dort st��t man dann auf wahre Kleinode aus den verstecktesten Nischen wissenschaftlicher Forschung.

So haben einige honorige Doktoren die These aufgestellt, da� ein bestimmtes Mikroklima, bedingt durch das Luftpolster zwischen Haut und Kleidung, f�r die Zufuhr von textilen Partikeln sorge. Mein ganz besonderer Favorit ist jedoch ein Mann mit dem sch�nen Namen Dr. Karl Kruszelnicki, der sich im Rahmen seiner T�tigkeit an der Universit�t von Sydney intensiv mit dieser Frage besch�ftigt hat. Leider lie� sich auch hier nichts Definitives �ber die Frage der Farbgebung in Fusselkolonien finden.

Gefunden habe ich daf�r die �u�erst informative wenngleich g�nzlich �berfl�ssige Homepage eines Rekordhalters, der seine Fusseln seit 18 Jahren mit gro�er Hingabe in Einweckgl�sern sammelt und daher zu berichten wei�, da� sich t�glich im Schnitt 3,03 Milligramm an textilen Fasern in seinem Nabel sammeln (leider ist der Seite nicht zu entnehmen, ob der Mann sich noch in freier Wildbahn oder bereits in einer staatlichen Einrichtung befindet). Aber auch dieses bedauernswerte, offensichtlich unter einer heftigen Zwangsneurose leidende Fusselopfer konnte die Sache mit der Farbe nur beobachten, nicht jedoch erkl�ren (seine Fusseln scheinen immer rot zu sein, obwohl er rote Bekleidung meidet ... ob die Fusseln im Nabel von Herrn Stiegler dann gelb oder schwarz sind?).

Mir blieb daher nun wirklich nichts anderes mehr �brig, als die ortsans�ssigen Irren zu befragen. Nachdem das Pendeln erfolglos blieb, Sterne nur Staub, aber keine Fusseln kennen, und auch die Karten nur best�tigen konnten, da� des K�nigs Wams mehr fusselt als die Bekleidung des Buben, trat ich den schweren Gang zu den Steinerweichern an. Daf�r waren sich all diejenigen, die mit Rosenquarz kochen und nur mit Tigeraugen unter dem Kopfkissen schlafen, erstaunlich einig darin, da� die Fusselkultur im Laufe des Tages automatisch die Schicksalsfarbe ihres Wirtes annimmt. Angeblich kann man aus ihr viel �ber den Charakter des Menschen sowie �ber dessen aktuelle k�rperliche Befindlichkeit erfahren.

Bei dieser Erkl�rung scheint mir jedoch die Mottenkiste der Pseudo-Wissenschaften ein wenig zu sehr zu fusseln, und so gehe ich pers�nlich eher davon aus, da� die stetig wachsende Fusselkultur allm�hlich eine gebr�uchliche Mischfarbe annimmt - also meist braun oder grau aussehen d�rfte. So bleibt mir nur die Empfehlung, den Proze� der Entfusselung mit dem Partner zu teilen und somit das Allt�gliche zu erotisieren.

Sicher wei� ich mittlerweile eigentlich nur noch eines: Ich werde laut schreien, falls jemand in den n�chsten drei Tagen in meiner Gegenwart das Wort Fussel benutzt.

Es gr��t, mittlerweile ziemlich fusselig im Kopf, Eure Lyssa!