2002-09-18 - 22:55 - Stilvoll r�chen mit Lyssa

Eigentlich bin ich nicht sonderlich nachtragend (schon allein, weil mir mein kurzes Leben viel zu schade ist, um mir �berfl�ssige �rgernisse l�nger zu merken), und komplizierte Rachepl�ne sind mir meist auch viel zu umst�ndlich, aber manchmal, ganz selten nur packt's mich dann doch. Und dann kann ich auch �ber lange Zeit und mit dem gr��ten Vergn�gen an kleinen, aber feinen Pl�nen feilen. (Nein, keine Sorge, meine singende Nachbarin lebt noch, hat keine Pferdek�pfe im Bett oder brennende T�ten vor ihrer T�r gefunden.)

Der Mann, f�r den ich derzeit perfide Pl�ne schmiede, ist in meinem Umfeld allgemein als "der Flieger" bekannt. Die gesamte Geschichte w�rde allerdings nicht nur den Rahmen dieses Tagebuchs sprengen, vermutlich w�rde sie mir nicht mal jemand glauben, der sie nicht mittelbar miterlebt hat. Nur so viel zur Erkl�rung: Wir hatten vor geraumer Zeit eine etwa dreimonatige Aff�re (na ja, eigentlich schon den erneuten Aufgu� einer solchen), an der zu der Zeit nichts auszusetzen war. Es sollte sich jedoch hinterher herausstellen, da� der gute Mann Felix Krull wie einen blutigen Anf�nger aussehen lassen w�rde.

An dem Flieger war so gut wie nichts echt, wenn man mal von seinem appetitlichen �u�eren absieht. Seine gesamte Biographie war nichts als eine brillante Konstruktion, in der nicht mal die Eckpfeiler wie Familienstand, Alter oder Religionszugeh�rigkeit stimmten. Zum Gl�ck bin ich bei weitem nicht die Einzige, die darauf reingefallen ist, sonst w�rde ich vermutlich noch heute besch�mt in der Ecke sitzen und alle potentiellen Sexualpartner k�nftig vom BKA durchleuchten lassen.

Ich denke heute nur noch gelegentlich mit gewissem Staunen an die Geschichte zur�ck, fand aber k�rzlich bei einer meiner spontanen Entr�mpelungsaktionen einige seiner Klamotten in der hintersten Schrankecke wieder. Zun�chst wu�te ich nicht so recht, was ich damit anfangen sollte. Nachsenden? Reine Geldverschwendung.

Au�erdem hatte eine andere seiner "Aff�ren" (die genaue Zahl entzieht sich meiner Kenntnis und jede Sch�tzung w�re wohl noch zu konservativ) dies bereits getan. Allerdings hatte sie vorher einen gro�en, toten Fisch gekauft, diesen einige Tage auf der Fensterbank ruhen lassen und dann sorgsam in sein zur�ckgelassenes T-Shirt gewickelt. Die Post hat diese Sondersendung anstandslos ausgeliefert, aber �ber die Reaktion des Empf�ngers liegen leider keine zuverl�ssigen Augenzeugenberichte vor.

Also blieb eigentlich vern�nftigerweise nur noch die Altkleidersammlung. Als ich aber gerade sein Nadelstreifen-Jackett zusammenlegte, fiel mir etwas noch viel h�bscheres ein. Ein ganz besonderes, sehr stilvolles Souvenir sozusagen. Also packte ich meine Kamera ein und brachte die Sachen h�chstpers�nlich zu den Obdachlosen.

Vor Ort bat ich dann einen der rotnasigen, freundlichen �lteren Herren, ob er die Jacke wohl mal anprobieren und mich dann ein Foto machen lassen w�rde. Er war die Liebensw�rdigkeit in Person und willigte sofort erfreut ein. Das Jackett pa�te hervorragend und bildete einen interessanten Kontrast zu der eigenwilligen Frisur und der braunen Cordhose. Zum Gl�ck erwiesen sich die Taschen auch als gro� genug, um sofort eine Flasche Schnaps darin zu verstauen.

Heute habe ich nun endlich den fertigen Film abgeholt und darf sagen, da� die Fotos wirklich gelungen sind. Ich kann kaum abwarten, sie dem Flieger mit einigen freundlichen Zeilen zukommen zu lassen (meinem Model habe ich nat�rlich auch gleich zwei vorbeigebracht). Allerdings werde ich wohl noch etwas warten, und sie ihm dann als Weihnachtsgeschenk schicken. Erscheint mir irgendwie passender, schlie�lich bedenkt man seine N�chsten in dieser Zeit traditionell mit kleinen, m�glichst pers�nlichen Aufmerksamkeiten.

Ich kann mich nur noch nicht entscheiden, ob ich das sch�nste Foto in einen schlichten versilberten oder doch lieber einen kitschig-schn�rkeligen Goldrahmen stecken soll. Und mache ich mir die M�he, seine aktuelle Adresse zu ermitteln, oder lasse ich das P�ckchen einfach seinen wirklich netten Eltern zukommen? Was meint Ihr?

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Stilvoll r�chen mit Lyssa 2002-09-18 22:55 Eigentlich bin ich nicht sonderlich nachtragend (schon allein, weil mir mein kurzes Leben viel zu schade ist, um mir �berfl�ssige �rgernisse l�nger zu merken), und komplizierte Rachepl�ne sind mir meist auch viel zu umst�ndlich, aber manchmal, ganz selten nur packt's mich dann doch. Und dann kann ich auch �ber lange Zeit und mit dem gr��ten Vergn�gen an kleinen, aber feinen Pl�nen feilen. (Nein, keine Sorge, meine singende Nachbarin lebt noch, hat keine Pferdek�pfe im Bett oder brennende T�ten vor ihrer T�r gefunden.)

Der Mann, f�r den ich derzeit perfide Pl�ne schmiede, ist in meinem Umfeld allgemein als "der Flieger" bekannt. Die gesamte Geschichte w�rde allerdings nicht nur den Rahmen dieses Tagebuchs sprengen, vermutlich w�rde sie mir nicht mal jemand glauben, der sie nicht mittelbar miterlebt hat. Nur so viel zur Erkl�rung: Wir hatten vor geraumer Zeit eine etwa dreimonatige Aff�re (na ja, eigentlich schon den erneuten Aufgu� einer solchen), an der zu der Zeit nichts auszusetzen war. Es sollte sich jedoch hinterher herausstellen, da� der gute Mann Felix Krull wie einen blutigen Anf�nger aussehen lassen w�rde.

An dem Flieger war so gut wie nichts echt, wenn man mal von seinem appetitlichen �u�eren absieht. Seine gesamte Biographie war nichts als eine brillante Konstruktion, in der nicht mal die Eckpfeiler wie Familienstand, Alter oder Religionszugeh�rigkeit stimmten. Zum Gl�ck bin ich bei weitem nicht die Einzige, die darauf reingefallen ist, sonst w�rde ich vermutlich noch heute besch�mt in der Ecke sitzen und alle potentiellen Sexualpartner k�nftig vom BKA durchleuchten lassen.

Ich denke heute nur noch gelegentlich mit gewissem Staunen an die Geschichte zur�ck, fand aber k�rzlich bei einer meiner spontanen Entr�mpelungsaktionen einige seiner Klamotten in der hintersten Schrankecke wieder. Zun�chst wu�te ich nicht so recht, was ich damit anfangen sollte. Nachsenden? Reine Geldverschwendung.

Au�erdem hatte eine andere seiner "Aff�ren" (die genaue Zahl entzieht sich meiner Kenntnis und jede Sch�tzung w�re wohl noch zu konservativ) dies bereits getan. Allerdings hatte sie vorher einen gro�en, toten Fisch gekauft, diesen einige Tage auf der Fensterbank ruhen lassen und dann sorgsam in sein zur�ckgelassenes T-Shirt gewickelt. Die Post hat diese Sondersendung anstandslos ausgeliefert, aber �ber die Reaktion des Empf�ngers liegen leider keine zuverl�ssigen Augenzeugenberichte vor.

Also blieb eigentlich vern�nftigerweise nur noch die Altkleidersammlung. Als ich aber gerade sein Nadelstreifen-Jackett zusammenlegte, fiel mir etwas noch viel h�bscheres ein. Ein ganz besonderes, sehr stilvolles Souvenir sozusagen. Also packte ich meine Kamera ein und brachte die Sachen h�chstpers�nlich zu den Obdachlosen.

Vor Ort bat ich dann einen der rotnasigen, freundlichen �lteren Herren, ob er die Jacke wohl mal anprobieren und mich dann ein Foto machen lassen w�rde. Er war die Liebensw�rdigkeit in Person und willigte sofort erfreut ein. Das Jackett pa�te hervorragend und bildete einen interessanten Kontrast zu der eigenwilligen Frisur und der braunen Cordhose. Zum Gl�ck erwiesen sich die Taschen auch als gro� genug, um sofort eine Flasche Schnaps darin zu verstauen.

Heute habe ich nun endlich den fertigen Film abgeholt und darf sagen, da� die Fotos wirklich gelungen sind. Ich kann kaum abwarten, sie dem Flieger mit einigen freundlichen Zeilen zukommen zu lassen (meinem Model habe ich nat�rlich auch gleich zwei vorbeigebracht). Allerdings werde ich wohl noch etwas warten, und sie ihm dann als Weihnachtsgeschenk schicken. Erscheint mir irgendwie passender, schlie�lich bedenkt man seine N�chsten in dieser Zeit traditionell mit kleinen, m�glichst pers�nlichen Aufmerksamkeiten.

Ich kann mich nur noch nicht entscheiden, ob ich das sch�nste Foto in einen schlichten versilberten oder doch lieber einen kitschig-schn�rkeligen Goldrahmen stecken soll. Und mache ich mir die M�he, seine aktuelle Adresse zu ermitteln, oder lasse ich das P�ckchen einfach seinen wirklich netten Eltern zukommen? Was meint Ihr?