2003-01-15 - 11:22 - Reine Nervensache

Ok, ich hab soeben meine T�r verriegelt, die T�rklingel abgestellt (wenn Ihr mir also ein Care-Paket schicken wollt, k�ndigt das bitte per Mail an ;-)) und das Telefon aus der Wand gerissen. Endlich Ruhe ... himmlische, segensreiche Ruhe und ungest�rte Konzentration. Zumindest ein letzter Versuch ungest�rter Konzentration bevor ich endg�ltig wahnsinnig werde und mir ein stilles Zimmer auf Kosten meiner Krankenkasse zuweisen lasse.

Seit Tagen klingelt st�ndig irgendwo in dieser Wohnung irgendwas. Man k�nnte meinen, ich s��e am Empfang einer gro�en und vor allem wichtigen Firma und nicht in meinem eigenen kleinen, mit B�chern vollgestopften Arbeitszimmer, umgeben nur von meiner eigenen Bedeutungslosigkeit und ein paar Staubflusen.

Es geht schon fr�h morgens los mit der T�rklingel. Die Nachbarn brauchen mal eben Milch oder Zwiebeln, einen Hammer, ein Telefonbuch oder m�ssen ein Geburtstagsgeschenk f�r den Ehemann bei mir verstauen. Dann klingelt die Post, um ein Paket f�r die mittlerweile abwesenden Nachbarn bei mir zu deponieren.

Kaum habe ich die Wohnungst�r geschlossen, klingelt schon wieder das Telefon. Nicht nur, da� ich auf der Erreichbarkeits-Hitlist diverser Marktforschungsunternehmen ganz oben zu stehen scheine, nein, so ziemlich jeder will in diesen Tagen irgendwas von mir. Besonders beliebt bin ich momentan als unter- oder am besten ganz unbezahlte Korrekturleserin.

Und dann sind da noch all diejenigen, die eigentlich nur mal "kurz" plaudern wollen. Versteht mich bitte nicht falsch. Ich bin sehr gl�cklich dar�ber, da� ich die weltbesten Freunde und ein tolles Umfeld mit netten Bekannten habe. Aber m�ssen denn alle gleichzeitig bei mir anrufen?

Mein liebster Telefonterrorist ist wie �blich Marc. Er war letztlich auch der Ausl�ser f�r diesen Eintrag, nachdem er es gestern abend geschafft hat, ungef�hr acht Mal in weniger als f�nf Minuten bei mir anzurufen. Er scheint allabendlich, kaum da� er sein B�ro endlich verlassen hat, das selbst�ndige Denken und Handeln f�r wenigstens 15 Minuten einzustellen. Und ich f�hle mich immer h�ufiger wie der von seinem mafi�sen Patienten Robert de Niro verfolgte Psychiater. Nur da� ich nicht mal daf�r bezahlt werde. Alles reine Nervensache eben.

Rrrring. Mein Handy-Display zeigt MarcMobil an. Es ist 19:41. "Hallo S��e, T. kommt um neun zum Essen vorbei. Und ich steh grad im Supermarkt um die Ecke. Meinst du Brot, K�se und Rotwein ist genug?" - "Klar."

Rrrring. 19:42. "Ich noch mal. G. hat mich grad angerufen und will sich mit mir zum Essen treffen. Ist zwar ein bi�chen kurzfristig, aber irgendwie auch s��. Soll ich also trotzdem zusagen?" - "�hm, was ist mit T.?" - "Ach ja, shit ..." Die Verbindung rei�t irgendwo zwischen Gem�setheke und K�hlregal ab.

Rrrring. Immer noch 19:42. Ich hatte das Handy noch nicht mal aus der Hand gelegt. Wozu auch. "(Auf Begr��ungsfloskeln wird gleich verzichtet.) Meinst du, ich kann T. noch mal absagen, obwohl ich ihn schon vor zwei Wochen versetzt habe?" - "Klar."

Rrrring. 19:44. "Hab G. jetzt zugesagt. Irgendwie ist der ja echt s��. Aber was ist mit D.? Sag ich ihm, da� ich mich mit G. zum Essen getroffen habe?" - "N�, warum auch."

Rrrring. 19:45. "Ich denke doch, da� ich D. eine kurze SMS schreiben werde. Was h�ltst du von Folgendem: ..." Gequ�ltes Aufst�hnen meinerseits.

Rrrring. Immer noch 19:45. "Kann ich gleich dein Auto haben?" - "Klar." Alles, nur nicht noch l�nger mein Ohr und meine Nerven.

Rrring. Immer noch 19:45. "�hm, wo steht das Auto denn?"

Rrrring. Knapp 19:46. "Hiiilfe. Was ziehe ich blo� an?" An diesem Punkt erw�ge ich ernsthaft, das Handy durch das geschlossene Fenster zu werfen. Zum Gl�ck kommen mir grad noch rechtzeitig meine finanziellen Verh�ltnisse und die immer noch winterlichen Au�entemperaturen in den Sinn.

Statt dessen entscheide ich mich endg�ltig, meine diversen modernen Akustik-Folterger�te und Erreichbarkeits-Tyrannen zum Schweigen zu bringen und meine Sozialkontakte in den n�chsten Wochen auf gelegentliche Treffen und Mails zu beschr�nken.

Leider hatte ich bei dieser Aktion mein Handy vergessen. Und so konnte Marc gegen eins, auf dem R�ckweg von seinem Dinner-Date, mal wieder meine wohlverdiente Nachtruhe unterbrechen.

"Hallooooo S��e, ich hab dich doch hoffentlich nicht geweckt? Na ja, egal, du mu�t jetzt meine virtuelle Beifahrerin spielen, bis ich in etwa 15 Minuten zuhause bin. Dann kann ich dir n�mlich noch in Ruhe von dem wirklich sch�nen Date erz�hlen. Also, G. hatte einen Tisch reserviert im ..."

Die virtuelle Beifahrerin beschlie�t an dieser Stelle, nicht auf die n�chste rote Ampel zu warten, sondern mit geschlossenen Augen bei voller Fahrt aus dem Auto zu springen, das Handy ganz abzuschalten und sich selbst die Decke �ber den Kopf zu ziehen.

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Reine Nervensache 2003-01-15 11:22 Ok, ich hab soeben meine T�r verriegelt, die T�rklingel abgestellt (wenn Ihr mir also ein Care-Paket schicken wollt, k�ndigt das bitte per Mail an ;-)) und das Telefon aus der Wand gerissen. Endlich Ruhe ... himmlische, segensreiche Ruhe und ungest�rte Konzentration. Zumindest ein letzter Versuch ungest�rter Konzentration bevor ich endg�ltig wahnsinnig werde und mir ein stilles Zimmer auf Kosten meiner Krankenkasse zuweisen lasse.

Seit Tagen klingelt st�ndig irgendwo in dieser Wohnung irgendwas. Man k�nnte meinen, ich s��e am Empfang einer gro�en und vor allem wichtigen Firma und nicht in meinem eigenen kleinen, mit B�chern vollgestopften Arbeitszimmer, umgeben nur von meiner eigenen Bedeutungslosigkeit und ein paar Staubflusen.

Es geht schon fr�h morgens los mit der T�rklingel. Die Nachbarn brauchen mal eben Milch oder Zwiebeln, einen Hammer, ein Telefonbuch oder m�ssen ein Geburtstagsgeschenk f�r den Ehemann bei mir verstauen. Dann klingelt die Post, um ein Paket f�r die mittlerweile abwesenden Nachbarn bei mir zu deponieren.

Kaum habe ich die Wohnungst�r geschlossen, klingelt schon wieder das Telefon. Nicht nur, da� ich auf der Erreichbarkeits-Hitlist diverser Marktforschungsunternehmen ganz oben zu stehen scheine, nein, so ziemlich jeder will in diesen Tagen irgendwas von mir. Besonders beliebt bin ich momentan als unter- oder am besten ganz unbezahlte Korrekturleserin.

Und dann sind da noch all diejenigen, die eigentlich nur mal "kurz" plaudern wollen. Versteht mich bitte nicht falsch. Ich bin sehr gl�cklich dar�ber, da� ich die weltbesten Freunde und ein tolles Umfeld mit netten Bekannten habe. Aber m�ssen denn alle gleichzeitig bei mir anrufen?

Mein liebster Telefonterrorist ist wie �blich Marc. Er war letztlich auch der Ausl�ser f�r diesen Eintrag, nachdem er es gestern abend geschafft hat, ungef�hr acht Mal in weniger als f�nf Minuten bei mir anzurufen. Er scheint allabendlich, kaum da� er sein B�ro endlich verlassen hat, das selbst�ndige Denken und Handeln f�r wenigstens 15 Minuten einzustellen. Und ich f�hle mich immer h�ufiger wie der von seinem mafi�sen Patienten Robert de Niro verfolgte Psychiater. Nur da� ich nicht mal daf�r bezahlt werde. Alles reine Nervensache eben.

Rrrring. Mein Handy-Display zeigt MarcMobil an. Es ist 19:41. "Hallo S��e, T. kommt um neun zum Essen vorbei. Und ich steh grad im Supermarkt um die Ecke. Meinst du Brot, K�se und Rotwein ist genug?" - "Klar."

Rrrring. 19:42. "Ich noch mal. G. hat mich grad angerufen und will sich mit mir zum Essen treffen. Ist zwar ein bi�chen kurzfristig, aber irgendwie auch s��. Soll ich also trotzdem zusagen?" - "�hm, was ist mit T.?" - "Ach ja, shit ..." Die Verbindung rei�t irgendwo zwischen Gem�setheke und K�hlregal ab.

Rrrring. Immer noch 19:42. Ich hatte das Handy noch nicht mal aus der Hand gelegt. Wozu auch. "(Auf Begr��ungsfloskeln wird gleich verzichtet.) Meinst du, ich kann T. noch mal absagen, obwohl ich ihn schon vor zwei Wochen versetzt habe?" - "Klar."

Rrrring. 19:44. "Hab G. jetzt zugesagt. Irgendwie ist der ja echt s��. Aber was ist mit D.? Sag ich ihm, da� ich mich mit G. zum Essen getroffen habe?" - "N�, warum auch."

Rrrring. 19:45. "Ich denke doch, da� ich D. eine kurze SMS schreiben werde. Was h�ltst du von Folgendem: ..." Gequ�ltes Aufst�hnen meinerseits.

Rrrring. Immer noch 19:45. "Kann ich gleich dein Auto haben?" - "Klar." Alles, nur nicht noch l�nger mein Ohr und meine Nerven.

Rrring. Immer noch 19:45. "�hm, wo steht das Auto denn?"

Rrrring. Knapp 19:46. "Hiiilfe. Was ziehe ich blo� an?" An diesem Punkt erw�ge ich ernsthaft, das Handy durch das geschlossene Fenster zu werfen. Zum Gl�ck kommen mir grad noch rechtzeitig meine finanziellen Verh�ltnisse und die immer noch winterlichen Au�entemperaturen in den Sinn.

Statt dessen entscheide ich mich endg�ltig, meine diversen modernen Akustik-Folterger�te und Erreichbarkeits-Tyrannen zum Schweigen zu bringen und meine Sozialkontakte in den n�chsten Wochen auf gelegentliche Treffen und Mails zu beschr�nken.

Leider hatte ich bei dieser Aktion mein Handy vergessen. Und so konnte Marc gegen eins, auf dem R�ckweg von seinem Dinner-Date, mal wieder meine wohlverdiente Nachtruhe unterbrechen.

"Hallooooo S��e, ich hab dich doch hoffentlich nicht geweckt? Na ja, egal, du mu�t jetzt meine virtuelle Beifahrerin spielen, bis ich in etwa 15 Minuten zuhause bin. Dann kann ich dir n�mlich noch in Ruhe von dem wirklich sch�nen Date erz�hlen. Also, G. hatte einen Tisch reserviert im ..."

Die virtuelle Beifahrerin beschlie�t an dieser Stelle, nicht auf die n�chste rote Ampel zu warten, sondern mit geschlossenen Augen bei voller Fahrt aus dem Auto zu springen, das Handy ganz abzuschalten und sich selbst die Decke �ber den Kopf zu ziehen.