2003-05-27 - 17:04 - Blog till they drop ya

Die NY Times hat sich in dem Artikel "Dating a Blogger, Reading All About It" (via Martin Roell) eines Themas angenommen, das mich auch immer wieder besch�ftigt (um genau zu sein, erst gestern abend wieder). Wieviel darf ich von meinem Privatleben, das ja immer auch mein Umfeld einbezieht, hier im Internet �ffentlich machen? Wo sind die Grenzen? Wieviel "Ausbeutung" kann ich meinem Freundeskreis zumuten?

Sp�testens seit Thomas Mann und den Erl�uterungen unseres Deutschlehrers wissen wir eigentlich alle, wie ungemein unbeliebt man sich binnen k�rzester Zeit machen kann, wenn man sein gesamtes Umfeld als Anschauungsmaterial verwendet - auch ein Nobelpreis vers�hnt die ergrimmte Verwandtschaft im Zweifel nicht.

Als ich mit der Schreiberei hier vor �ber einem Jahr anfing, habe ich da nicht weiter dr�ber nachgedacht. Schlie�lich war das hier alles h�bsch anonym, keiner meiner wenigen Leser kannte mich pers�nlich und kein pers�nlich Bekannter wu�te von meinem Tagebuch. Au�erdem werde ich nie die Qualit�ten eines Thomas Mann erreichen, geschweige denn seine Leserzahlen oder Preise. Keine Aufmerksamkeit, kein Gewissens-Konflikt.

Sp�testens aber als Marc nach London ging, und ich �ber seine Begegnungen mit sonderbaren Parkbesuchern berichtete, kamen mir ernste Zweifel. Also habe ich ihn doch eingeweiht (ich w�re sonst wohl auch irgendwann geplatzt, schlie�lich wollen wir ja doch alle gelesen und mit ausreichend Lob bedacht werden) und mir k�nftig immer mehr Gedanken dar�ber gemacht, was ich meiner gr��tenteils anonymen Leserschaft so mitteile.

So oder so gibt es keinen Knigge f�r Blogger, in dem man mal kurz nachschlagen k�nnte ("ah, da unter 'S' ... Schwule, Enth�llungen �ber das ausschweifende Sexualleben schwuler Freunde ..."), und ethische Grundregeln aus anderen Lebensbereichen lassen sich nicht immer eins zu eins �bertragen (denn ich kann hier sehr wohl �ber schwulen Sex schreiben, w�rde aber nicht unbedingt auf der Verlobung meines Bruders davon berichten).

Es gibt nat�rlich ganz eindeutig sehr pers�nliche Dinge, die ich hier nie ausbreiten w�rde, und ebenso Dinge, von denen meiner Meinung nach problemlos berichtet werden kann. Aber die Trennlinie dazwischen ist manchmal verdammt d�nn, mein gelegentlich ironischer Stil sicherlich nicht jedermanns Sache und die "Ehre", hier als Darsteller aufzutauchen, oft genug eine zweifelhafte.

Seit ich z.B. meinen interessierten Eltern Ausz�ge zu lesen gegeben habe, leben sie in der st�ndigen Furcht, meine Verwandten k�nnten unvorteilhaft erw�hnt werden und dann zuf�llig auf diese Seite sto�en. Lyssa als Paria einsam in der Ecke bei Familienfeiern (�hm, ja, manchmal k�nnte ich mir glatt schlimmere Situationen vorstellen).

Und nat�rlich bin ich auch schon ungewollt auf den einen oder anderen Fu� getreten und werde das in Zukunft bestimmt wieder tun (zumal es auch bei Nichterw�hnung Beschwerden hagelt - also was nun?). Eine klare und eindeutige L�sung, die mir gleichzeitig noch genug Freiraum l��t und den Spa� an der Sache erh�lt, gibt es einfach nicht. Da hilft weiterhin nur Balancieren.

Wie gut, da� wenigstens der Hund nicht lesen kann.

0 Zwischenrufe

Prev, Next

Schon gelesen?

2004-03-11 - Umzug!

2004-03-09 - Wenn man sie nur lie�e ...

2004-03-08 - C.

2004-03-05 - Brot, so oder so

2004-03-04 - Aus die Maus

hosted by DiaryLand.com

Blog till they drop ya 2003-05-27 17:04 Die NY Times hat sich in dem Artikel "Dating a Blogger, Reading All About It" (via Martin Roell) eines Themas angenommen, das mich auch immer wieder besch�ftigt (um genau zu sein, erst gestern abend wieder). Wieviel darf ich von meinem Privatleben, das ja immer auch mein Umfeld einbezieht, hier im Internet �ffentlich machen? Wo sind die Grenzen? Wieviel "Ausbeutung" kann ich meinem Freundeskreis zumuten?

Sp�testens seit Thomas Mann und den Erl�uterungen unseres Deutschlehrers wissen wir eigentlich alle, wie ungemein unbeliebt man sich binnen k�rzester Zeit machen kann, wenn man sein gesamtes Umfeld als Anschauungsmaterial verwendet - auch ein Nobelpreis vers�hnt die ergrimmte Verwandtschaft im Zweifel nicht.

Als ich mit der Schreiberei hier vor �ber einem Jahr anfing, habe ich da nicht weiter dr�ber nachgedacht. Schlie�lich war das hier alles h�bsch anonym, keiner meiner wenigen Leser kannte mich pers�nlich und kein pers�nlich Bekannter wu�te von meinem Tagebuch. Au�erdem werde ich nie die Qualit�ten eines Thomas Mann erreichen, geschweige denn seine Leserzahlen oder Preise. Keine Aufmerksamkeit, kein Gewissens-Konflikt.

Sp�testens aber als Marc nach London ging, und ich �ber seine Begegnungen mit sonderbaren Parkbesuchern berichtete, kamen mir ernste Zweifel. Also habe ich ihn doch eingeweiht (ich w�re sonst wohl auch irgendwann geplatzt, schlie�lich wollen wir ja doch alle gelesen und mit ausreichend Lob bedacht werden) und mir k�nftig immer mehr Gedanken dar�ber gemacht, was ich meiner gr��tenteils anonymen Leserschaft so mitteile.

So oder so gibt es keinen Knigge f�r Blogger, in dem man mal kurz nachschlagen k�nnte ("ah, da unter 'S' ... Schwule, Enth�llungen �ber das ausschweifende Sexualleben schwuler Freunde ..."), und ethische Grundregeln aus anderen Lebensbereichen lassen sich nicht immer eins zu eins �bertragen (denn ich kann hier sehr wohl �ber schwulen Sex schreiben, w�rde aber nicht unbedingt auf der Verlobung meines Bruders davon berichten).

Es gibt nat�rlich ganz eindeutig sehr pers�nliche Dinge, die ich hier nie ausbreiten w�rde, und ebenso Dinge, von denen meiner Meinung nach problemlos berichtet werden kann. Aber die Trennlinie dazwischen ist manchmal verdammt d�nn, mein gelegentlich ironischer Stil sicherlich nicht jedermanns Sache und die "Ehre", hier als Darsteller aufzutauchen, oft genug eine zweifelhafte.

Seit ich z.B. meinen interessierten Eltern Ausz�ge zu lesen gegeben habe, leben sie in der st�ndigen Furcht, meine Verwandten k�nnten unvorteilhaft erw�hnt werden und dann zuf�llig auf diese Seite sto�en. Lyssa als Paria einsam in der Ecke bei Familienfeiern (�hm, ja, manchmal k�nnte ich mir glatt schlimmere Situationen vorstellen).

Und nat�rlich bin ich auch schon ungewollt auf den einen oder anderen Fu� getreten und werde das in Zukunft bestimmt wieder tun (zumal es auch bei Nichterw�hnung Beschwerden hagelt - also was nun?). Eine klare und eindeutige L�sung, die mir gleichzeitig noch genug Freiraum l��t und den Spa� an der Sache erh�lt, gibt es einfach nicht. Da hilft weiterhin nur Balancieren.

Wie gut, da� wenigstens der Hund nicht lesen kann.