W�hrend ich nur um 6:48 Uhr vor mich hin grummelte, waren Marcs Aussichten das ganze Wochenende �ber weitaus tr�ber. Er mu�te fast die gesamte Zeit im B�ro verbringen und wurde dann auch noch in den kurzen Arbeitspausen �berraschend mit dem Sexualleben seines Ex-Freundes konfrontiert.
Eigentlich hat Marc die Trennung mittlerweile gut verkraftet und ist durchaus in der Lage, auch die Vorteile zu sehen. Trotzdem gibt es nat�rlich immer wieder melancholische Phasen, in denen er der Beziehung nachtrauert. Und egal, in welcher Phase man grad steckt, man m�chte einfach nicht sofort mit potentiellen "Nachfolgern" konfrontiert werden.
Da ist es nicht unbedingt hilfreich, da� Marcs Ex erst vor etwa einem halben Jahr in eine neue Wohnung gezogen ist, die nur 300 Meter von Marcs Domizil entfernt liegt. Die beiden k�nnen ohne gro�artige Verrenkungen sogar sehen, ob beim jeweils anderen gerade Licht brennt.
Als Marc Samstag morgen kurz Eink�ufe erledigte, guckte er aus alter Gewohnheit zu Ds Wohnung hoch und meinte, diesen dort beim Putzen der Fenster zu ersp�hen. Also lie� er die T�ten fallen, winkte wild und schrie quer �ber die Stra�e: "Hallo Schnuckel, ich dachte, du w�rst l�ngst bei der Arbeit."
Leider ist Marc nun aber ziemlich kurzsichtig und weigert sich beharrlich, sich eine Sehhilfe zuzulegen. Als Ausrede f�hrt er seit Jahren abwechselnd die typisch schwule Eitelkeit und Zeitmangel an. Ich habe hingegen eher den Verdacht, da� er den leicht verschwommenen Ausblick auf das Leben meist sogar genie�t.
Schlie�lich kann es durchaus von Vorteil sein, abends auf der Piste nicht ganz so deutlich gucken zu k�nnen. Das eine oder andere wenig ansprechende Detail entgeht einem so, und schon ist die Welt voller attraktiver M�nner und verhei�ungsvoller Aussichten.
Marc ging also selbstverst�ndlich davon aus, da� der dunkelhaarige, breitschultrige Fleck am Fenster nur sein Ex sein k�nne. Dementsprechend irritiert reagierte er, als der Fleck sch�chtern zur�ckwinkte. "D. ist auch schon bei der Arbeit. Ich, �hm, also ich putze hier nur die Fenster."
Sp�ter am Tag stellte sich heraus, da� der Putzfleck eigentlich ein One-Night-Stand war, der nur eben noch duschen wollte und dann die T�r hinter sich zuziehen sollte. Jetzt war Marcs Wochenende endg�ltig nicht mehr zu retten.
Nicht genug, da� sein Ex offensichtlich viel Spa� mit ziemlich gut aussehenden M�nnern hat (zumindest ohne Brille betrachtet). Nein, diese M�nner putzen am n�chsten Morgen auch noch unaufgefordert die Fenster.
Seither stellen Marc und ich uns beide st�ndig die Frage, was wir bislang falsch gemacht haben. Keiner von uns hat je einen umwerfend attraktiven Mann kennengelernt, der nach einer einzigen gemeinsamen Nacht enthusiastisch zum Putzlappen gegriffen h�tte. Bei mir hat �berhaupt noch nie ein Mann Fenster geputzt. Punkt.
Vielleicht sollte ich bei der n�chsten 6:48-Uhr-Gelegenheit blo� mit dem Finger in Richtung der Fenster zeigen. "Erst m�ssen die Fenster geputzt werden. Dann Kaffee und die FAZ. Dann sehen wir weiter."
Ich glaube, ich sollte mir doch besser einen Hund zulegen.
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