2003-03-06 - 20:07 - Drei Aschekreuze

Ich kann kaum in Worte fassen, wie froh ich bin, da� die Karnevalszeit endlich vorbei ist. Und das, obwohl wir Norddeutschen davon ohnehin weitestgehend verschont bleiben. Gelobt sei der Aschermittwoch, mein ganz pers�nlicher Feiertag (der durch drei dicke Aschekreuze im Kalender gekennzeichnet wird, sie auf der Stirn zu tragen finde ich dann doch �bertrieben). Endlich kann ich wieder Institutionen im Rheinland telefonisch erreichen, ohne st�ndig nur an kichernde, weil sturztrunkene Mitarbeiter oder gleich an das Infoband zu gelangen.

Auch meine Mutter ist wieder zu normalen Gespr�chen in der Lage und trompetet nicht mehr mit irgendwelchen bunten Tr�ten auf meinen Anrufbeantworter. (Sofern man bei ihr �berhaupt von normalen Telefonaten reden kann, schlie�lich legt sie auch schon mal den H�rer aus der Hand, um kurzfristig mit einer anderen Person vor Ort zu reden und vergi�t dann vollst�ndig, da� man noch irgendwo "rumliegt".)

Vermutlich sind fr�hkindliche Sch�den an meiner stark ausgepr�gten Narren-Abneigung schuld. Schlie�lich bin ich in einer kleinen Karnevalshochburg aufgewachsen und habe als Kind kaum eine Peinlichkeit ausgelassen. Der allj�hrliche Zuckerschock durch S��waren-�berdosis war genauso obligatorisch wie erfrorene H�nde und F��e als Begleiterscheinung des Umzugs-Gewinkes bei Minustemperaturen.

Pers�nlicher H�hepunkt der fehlgeleiteten kindlichen Sozialisation war vermutlich ein Auftritt als Funkenmariechen mit der �rtlichen Ballett-Schule. Aber da war ich zarte sieben Jahre alt und nicht wirklich verantwortlich f�r mein sonderbares Verhalten (wahrscheinlich geh�rte das Schwingen d�rrer Beinchen in viel zu kurzen R�cken mit wei�en R�schen-Unterhosen f�r Au�enstehende noch zu den akzeptableren meiner zahlreichen Macken).

Aber eine Zeitungsmeldung aus der diesj�hrigen Faschings-Saison best�tigt endlich meinen Widerwillen gegen dubiose n�rrische Sitten. So war zu lesen, da� ein offensichtlich unaufgekl�rter belgischer Gesch�ftsmann ausgerechnet zu Weiberfastnacht nach K�ln, in die Hochburg allen Irrsinns reisen mu�te.

Dort wurde er dann auch sofort auf dem Weg zu seinem Termin von einer Horde wilder Frauen mit Scheren angegriffen, die nach seiner Krawatte trachteten. Er aber vermutete, sie wollten mehr als nur textile Troph�en, schlie�lich waren ihm die Br�uche unserer Eingeborenen v�llig fremd. Also wehrte er sich heftig, was zu erheblichen Stichverletzungen auf beiden Seiten, ordnungsbeh�rdlichem Einschreiten und letztlich doch zum Verlust des umk�mpften Kleidungsst�ckes f�hrte.

Und erz�hlt mir jetzt bitte nicht, das ausgelassene karnevalistische Treiben w�rde sehr wohl der V�lkerverst�ndigung dienen. Der dort ausge�bte kleine Grenzverkehr mittels k�rpersprachlicher Ann�herung f�hrt zu noch mehr Problemen, dieses Mal allerdings eher auf unterhaltsrechtlicher Ebene.

0 Zwischenrufe

Prev, Next

Schon gelesen?

2004-03-11 - Umzug!

2004-03-09 - Wenn man sie nur lie�e ...

2004-03-08 - C.

2004-03-05 - Brot, so oder so

2004-03-04 - Aus die Maus

hosted by DiaryLand.com

Drei Aschekreuze 2003-03-06 20:07 Ich kann kaum in Worte fassen, wie froh ich bin, da� die Karnevalszeit endlich vorbei ist. Und das, obwohl wir Norddeutschen davon ohnehin weitestgehend verschont bleiben. Gelobt sei der Aschermittwoch, mein ganz pers�nlicher Feiertag (der durch drei dicke Aschekreuze im Kalender gekennzeichnet wird, sie auf der Stirn zu tragen finde ich dann doch �bertrieben). Endlich kann ich wieder Institutionen im Rheinland telefonisch erreichen, ohne st�ndig nur an kichernde, weil sturztrunkene Mitarbeiter oder gleich an das Infoband zu gelangen.

Auch meine Mutter ist wieder zu normalen Gespr�chen in der Lage und trompetet nicht mehr mit irgendwelchen bunten Tr�ten auf meinen Anrufbeantworter. (Sofern man bei ihr �berhaupt von normalen Telefonaten reden kann, schlie�lich legt sie auch schon mal den H�rer aus der Hand, um kurzfristig mit einer anderen Person vor Ort zu reden und vergi�t dann vollst�ndig, da� man noch irgendwo "rumliegt".)

Vermutlich sind fr�hkindliche Sch�den an meiner stark ausgepr�gten Narren-Abneigung schuld. Schlie�lich bin ich in einer kleinen Karnevalshochburg aufgewachsen und habe als Kind kaum eine Peinlichkeit ausgelassen. Der allj�hrliche Zuckerschock durch S��waren-�berdosis war genauso obligatorisch wie erfrorene H�nde und F��e als Begleiterscheinung des Umzugs-Gewinkes bei Minustemperaturen.

Pers�nlicher H�hepunkt der fehlgeleiteten kindlichen Sozialisation war vermutlich ein Auftritt als Funkenmariechen mit der �rtlichen Ballett-Schule. Aber da war ich zarte sieben Jahre alt und nicht wirklich verantwortlich f�r mein sonderbares Verhalten (wahrscheinlich geh�rte das Schwingen d�rrer Beinchen in viel zu kurzen R�cken mit wei�en R�schen-Unterhosen f�r Au�enstehende noch zu den akzeptableren meiner zahlreichen Macken).

Aber eine Zeitungsmeldung aus der diesj�hrigen Faschings-Saison best�tigt endlich meinen Widerwillen gegen dubiose n�rrische Sitten. So war zu lesen, da� ein offensichtlich unaufgekl�rter belgischer Gesch�ftsmann ausgerechnet zu Weiberfastnacht nach K�ln, in die Hochburg allen Irrsinns reisen mu�te.

Dort wurde er dann auch sofort auf dem Weg zu seinem Termin von einer Horde wilder Frauen mit Scheren angegriffen, die nach seiner Krawatte trachteten. Er aber vermutete, sie wollten mehr als nur textile Troph�en, schlie�lich waren ihm die Br�uche unserer Eingeborenen v�llig fremd. Also wehrte er sich heftig, was zu erheblichen Stichverletzungen auf beiden Seiten, ordnungsbeh�rdlichem Einschreiten und letztlich doch zum Verlust des umk�mpften Kleidungsst�ckes f�hrte.

Und erz�hlt mir jetzt bitte nicht, das ausgelassene karnevalistische Treiben w�rde sehr wohl der V�lkerverst�ndigung dienen. Der dort ausge�bte kleine Grenzverkehr mittels k�rpersprachlicher Ann�herung f�hrt zu noch mehr Problemen, dieses Mal allerdings eher auf unterhaltsrechtlicher Ebene.