2003-04-16 - 20:06 - High Noon an der Alster

Es ist verbl�ffend, welche Dramen sich abspielen k�nnen, wenn nur vermeintlich zivilisierte Menschen und psychologisch minderbegabte Vertreter der Staatsmacht mit eindeutiger Mission in der Mittagshitze aufeinander treffen. Oder um es kurz zu sagen: Mitglieder der Spezies Hundebesitzer forderten an der Alster Schills Schergen zum Duell heraus.

Unser ungeliebter Innensenator Schill hat sich n�mlich, trickreich wie er ist, eine neue Variante �berlegt, um unsere Stadt sauberer zu bekommen und gleichzeitig Geld ins l�chrige Stadts�ckel zu sp�len. Nachdem er sie schon nicht vom Verbrechen s�ubern konnte, soll die Stadt nun zumindest von Hundekot und leinenlosen Bestien befreit werden.

Was den Hundekot angeht, so gibt es kaum Gegenstimmen, zumal er mittlerweile kleine "Dog Stations" aufstellen l��t, an denen man kostenlos Beutel zur Entsorgung der Verdauungsprodukte seiner Vierbeiner ziehen kann. Halter von beliebig in die Landschaft kotenden Hunden k�nnen dann meinetwegen gern mit einem Bu�geld belegt werden.

Weitaus unsinniger erscheint (nicht nur) mir der allgemeine Leinenzwang. Neuerdings m�ssen n�mlich alle Hunde, nicht nur die laut Hundeverordnung "gef�hrlichen Rassen", stets angeleint gef�hrt werden. Sich austoben d�rfen sie dann nur auf wenigen, speziell eingez�unten Hundewiesen. Wer sich nicht daran h�lt, mu� 25 Euro in den Haushaltstopf der Stadt werfen.

Leider nur hat man vergessen, eine solche spezielle Hundewiese auch an der Alster einzurichten, dem Paradies f�r Hundehalter schlechthin (wo angeleinte Hunde eher die Ausnahme sind, was bislang niemanden zu st�ren schien). Das ist besonders dumm, da es dort seit Menschengedenken bereits eine Wiese gibt, an der sich die Hundebesitzer treffen und die von sonnenhungrigen Menschen ohnehin kaum genutzt wird.

Und eben diese Hundewiese ist das bevorzugte Ziel von Schills kontrollw�tigen Shit-Sheriffs. Dabei handelt es sich um bedauernswerte Mitarbeiter des Gartenbauamtes, die kurzfristig "besonders geschult" und mit speziellen Kompetenzen ausgestattet wurden, um dieser ehrenvollen Aufgabe gerecht zu werden.

Ich hatte mein Monster zum Gl�ck noch an der Leine, als die Herren Samstag mittag gemessenen Schrittes auf die Wiese kamen. Der Besitzer eines kleinen, wolligen Mini-Hundes hatte hingegen nicht mal eine Leine dabei und wurde schnell in die Zange genommen. Nachdem man sich nicht dar�ber einigen konnte, welche Seite sich zuerst auszuweisen habe, nahm der Mann Rei�aus. Er war zwar deutlich schneller als die Herren in den Lederjacken, aber leider auch schneller als sein eigener Hund, der dann der Staatsmacht als Geisel in die H�nde fiel.

Eine Unbeteiligte (und zwar ausgerechnet jene Elfe, deren Porsche ich vor zwei Wochen r�ckw�rtig kennengelernt hatte) war nun der Ansicht, der Hund sei unn�tig rabiat eingefangen und hochgehoben worden und bed�rfe daher ihrer Einmischung. Leider hatte sie aber weder ihre Emp�rung noch ihre Ausdrucksweise im Griff und bep�belte die amtlichen Gartenbauer aufs �belste, w�hrend der Hundebesitzer sich durch Schubsereien bemerkbar machte. Eine prima Situation f�r Lehrfilme.

Wenig lehrbuchgem�� verhielt sich allerdings die kurz darauf eintreffende Polizei. Vielleicht hatten die Herren aber auch blo� das Seminar �ber Konfliktvermeidung geschw�nzt, sonst h�tten sie wohl kaum versucht, die aufgebrachte Frau, die sich �brigens auch nicht ausweisen wollte, in Handschellen abzuf�hren.

Das brachte das brodelnde Fa� nun endg�ltig zum �berlaufen. Die Frau schrie aufgebracht, da� sie Mitglied der j�dischen Gemeinde sei, dieses Land bereits ihre ganze Familie auf dem Gewissen habe, bis auf Papa, der nat�rlich seinerseits ein eminent wichtiger PR-Mensch in Hamburg ist und sofort telefonisch herbeizitiert wurde, um der "Gestapo" auf die Finger zu klopfen.

Um besagten Papa auch angemessen empfangen zu k�nnen, wurde flugs so eine Art Gro�einsatz ausgel�st, der binnen weniger Minuten vier weitere Polizeifahrzeuge mit Sirene und Blaulicht an die Hundewiese brachte (wir erinnern uns, eigentlich ging es blo� um einen kleinen, wei�en Hund). So standen sich nun ein Hund nebst Besitzer, eine aufgebrachte junge Frau mit sehr beleibtem und nicht minder unbeherrschtem Papa (ja, der Genpool) und etwa 18 Polizisten wutschnaubend gegen�ber.

Dazu kamen noch etliche Zuschauer, welche die Szenerie ungemein bereicherten durch �berfl�ssige Kommentare �ber die Verschwendung von Steuergeldern und dergleichen (immer wieder gern geh�rt: "Ich bezahle Sie mit meinen Steuern, also benehmen Sie sich entsprechend, junger Mann." - "Hunde foltern, das k�nnen Sie, aber die ganzen Drogendealer lassen Sie frei rumlaufen.").

W�hrend der PR-Papa noch �u�erst ver�rgert und eifrig alle Dienstnummern notierend mit seinen hervorragenden Presseverbindungen um sich warf, fand sich zum Gl�ck ein einziger junger Polizist mit der erforderlichen Ruhe und dem dringend ben�tigten Fingerspitzengef�hl. Ihm gelang es binnen weniger Minuten die hysterische Frau zu bes�nftigen, sie zur Herausgabe ihrer Personalien zu bewegen (Papa wurde derweil auf der anderen Seite des Schlachtfelds besch�ftigt), den Hundehalter zu "erfassen" und die allgemeine Betriebstemperatur wieder auf ein ertr�gliches Ma� zu reduzieren.

Kurze Zeit sp�ter r�ckten beide Seiten ab mit immer noch geschwellter Brust und in dem sicheren Gef�hl, einen Sieg f�r sich verbuchen zu k�nnen. Die Zuschauer zerstreuten sich, und die verbliebenen Hundebesitzer konnten ihre Vierbeiner endlich unangeleint toben lassen. Aber schalten Sie doch bitte wieder ein zur n�chsten Folge von: "High Noon an der Alster"

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High Noon an der Alster 2003-04-16 20:06 Es ist verbl�ffend, welche Dramen sich abspielen k�nnen, wenn nur vermeintlich zivilisierte Menschen und psychologisch minderbegabte Vertreter der Staatsmacht mit eindeutiger Mission in der Mittagshitze aufeinander treffen. Oder um es kurz zu sagen: Mitglieder der Spezies Hundebesitzer forderten an der Alster Schills Schergen zum Duell heraus.

Unser ungeliebter Innensenator Schill hat sich n�mlich, trickreich wie er ist, eine neue Variante �berlegt, um unsere Stadt sauberer zu bekommen und gleichzeitig Geld ins l�chrige Stadts�ckel zu sp�len. Nachdem er sie schon nicht vom Verbrechen s�ubern konnte, soll die Stadt nun zumindest von Hundekot und leinenlosen Bestien befreit werden.

Was den Hundekot angeht, so gibt es kaum Gegenstimmen, zumal er mittlerweile kleine "Dog Stations" aufstellen l��t, an denen man kostenlos Beutel zur Entsorgung der Verdauungsprodukte seiner Vierbeiner ziehen kann. Halter von beliebig in die Landschaft kotenden Hunden k�nnen dann meinetwegen gern mit einem Bu�geld belegt werden.

Weitaus unsinniger erscheint (nicht nur) mir der allgemeine Leinenzwang. Neuerdings m�ssen n�mlich alle Hunde, nicht nur die laut Hundeverordnung "gef�hrlichen Rassen", stets angeleint gef�hrt werden. Sich austoben d�rfen sie dann nur auf wenigen, speziell eingez�unten Hundewiesen. Wer sich nicht daran h�lt, mu� 25 Euro in den Haushaltstopf der Stadt werfen.

Leider nur hat man vergessen, eine solche spezielle Hundewiese auch an der Alster einzurichten, dem Paradies f�r Hundehalter schlechthin (wo angeleinte Hunde eher die Ausnahme sind, was bislang niemanden zu st�ren schien). Das ist besonders dumm, da es dort seit Menschengedenken bereits eine Wiese gibt, an der sich die Hundebesitzer treffen und die von sonnenhungrigen Menschen ohnehin kaum genutzt wird.

Und eben diese Hundewiese ist das bevorzugte Ziel von Schills kontrollw�tigen Shit-Sheriffs. Dabei handelt es sich um bedauernswerte Mitarbeiter des Gartenbauamtes, die kurzfristig "besonders geschult" und mit speziellen Kompetenzen ausgestattet wurden, um dieser ehrenvollen Aufgabe gerecht zu werden.

Ich hatte mein Monster zum Gl�ck noch an der Leine, als die Herren Samstag mittag gemessenen Schrittes auf die Wiese kamen. Der Besitzer eines kleinen, wolligen Mini-Hundes hatte hingegen nicht mal eine Leine dabei und wurde schnell in die Zange genommen. Nachdem man sich nicht dar�ber einigen konnte, welche Seite sich zuerst auszuweisen habe, nahm der Mann Rei�aus. Er war zwar deutlich schneller als die Herren in den Lederjacken, aber leider auch schneller als sein eigener Hund, der dann der Staatsmacht als Geisel in die H�nde fiel.

Eine Unbeteiligte (und zwar ausgerechnet jene Elfe, deren Porsche ich vor zwei Wochen r�ckw�rtig kennengelernt hatte) war nun der Ansicht, der Hund sei unn�tig rabiat eingefangen und hochgehoben worden und bed�rfe daher ihrer Einmischung. Leider hatte sie aber weder ihre Emp�rung noch ihre Ausdrucksweise im Griff und bep�belte die amtlichen Gartenbauer aufs �belste, w�hrend der Hundebesitzer sich durch Schubsereien bemerkbar machte. Eine prima Situation f�r Lehrfilme.

Wenig lehrbuchgem�� verhielt sich allerdings die kurz darauf eintreffende Polizei. Vielleicht hatten die Herren aber auch blo� das Seminar �ber Konfliktvermeidung geschw�nzt, sonst h�tten sie wohl kaum versucht, die aufgebrachte Frau, die sich �brigens auch nicht ausweisen wollte, in Handschellen abzuf�hren.

Das brachte das brodelnde Fa� nun endg�ltig zum �berlaufen. Die Frau schrie aufgebracht, da� sie Mitglied der j�dischen Gemeinde sei, dieses Land bereits ihre ganze Familie auf dem Gewissen habe, bis auf Papa, der nat�rlich seinerseits ein eminent wichtiger PR-Mensch in Hamburg ist und sofort telefonisch herbeizitiert wurde, um der "Gestapo" auf die Finger zu klopfen.

Um besagten Papa auch angemessen empfangen zu k�nnen, wurde flugs so eine Art Gro�einsatz ausgel�st, der binnen weniger Minuten vier weitere Polizeifahrzeuge mit Sirene und Blaulicht an die Hundewiese brachte (wir erinnern uns, eigentlich ging es blo� um einen kleinen, wei�en Hund). So standen sich nun ein Hund nebst Besitzer, eine aufgebrachte junge Frau mit sehr beleibtem und nicht minder unbeherrschtem Papa (ja, der Genpool) und etwa 18 Polizisten wutschnaubend gegen�ber.

Dazu kamen noch etliche Zuschauer, welche die Szenerie ungemein bereicherten durch �berfl�ssige Kommentare �ber die Verschwendung von Steuergeldern und dergleichen (immer wieder gern geh�rt: "Ich bezahle Sie mit meinen Steuern, also benehmen Sie sich entsprechend, junger Mann." - "Hunde foltern, das k�nnen Sie, aber die ganzen Drogendealer lassen Sie frei rumlaufen.").

W�hrend der PR-Papa noch �u�erst ver�rgert und eifrig alle Dienstnummern notierend mit seinen hervorragenden Presseverbindungen um sich warf, fand sich zum Gl�ck ein einziger junger Polizist mit der erforderlichen Ruhe und dem dringend ben�tigten Fingerspitzengef�hl. Ihm gelang es binnen weniger Minuten die hysterische Frau zu bes�nftigen, sie zur Herausgabe ihrer Personalien zu bewegen (Papa wurde derweil auf der anderen Seite des Schlachtfelds besch�ftigt), den Hundehalter zu "erfassen" und die allgemeine Betriebstemperatur wieder auf ein ertr�gliches Ma� zu reduzieren.

Kurze Zeit sp�ter r�ckten beide Seiten ab mit immer noch geschwellter Brust und in dem sicheren Gef�hl, einen Sieg f�r sich verbuchen zu k�nnen. Die Zuschauer zerstreuten sich, und die verbliebenen Hundebesitzer konnten ihre Vierbeiner endlich unangeleint toben lassen. Aber schalten Sie doch bitte wieder ein zur n�chsten Folge von: "High Noon an der Alster"