2003-10-13 - 20:53 - Der Buchmessenbericht

Die Buchmesse, meine erste. Ich bin mit der Berichterstattung reichlich sp�t dran und es gibt nat�rlich viele andere, die schon l�ngst ausf�hrlich dar�ber gebloggt haben (u.a. Martin R�ll, Moe, sierra, Oliver Gassner und Klaus Eck). Die soeben genannten konnte ich auch endlich alle mal kennenlernen, denn eine Delegation aus �sterreich hatte freundlicherweise sowohl ihren Stand als auch ihre kalten Platten und diverse Menschen mit diesem unwiderstehlichen Wiener Dialekt f�r einen Vortrag �ber diese ganze Webloggerei zur Verf�gung gestellt.

Nat�rlich versammelten sich dort etliche Blogger, um Geschichten von der Publishing-Front auszutauschen und mit wissender Miene den Vortr�gen von Thomas Burg und Dieter Rappold zu lauschen, die versuchten, Verlegern die Vorteile von Weblogs n�herzubringen. Da dar�ber bereits in epischer Breite berichtet wurde, spare ich mir einen weiteren Aufgu� und werfe Euch einfach unsortierte Eindr�cke vor die F��e.

Die Messe ist zun�chst mal vor allem eins: anstrengend. Man l�uft etliche Kilometer durch lange G�nge, sofern man nicht im Regen stehen und auf den Shuttle-Bus von Halle 8 zu Halle 1 warten m�chte. Die zunehmende Dichte an erk�lteten Menschen l��t darauf schlie�en, da� man der gesuchten Halle endlich etwas n�her gekommen ist, und fortan darf man sich durch die Menge schieben und den kleinen Rollkoffern ausweichen, die eifrige B�chersammler hinter sich herziehen, um sie dem N�chstbesten ans Schienbein zu rammen.

Am Ende des zweiten Messetages konnte ich trotz "vern�nftigen Schuhwerks" weder meine F��e noch mein Hirn so richtig sp�ren. Das Schuhwerk der Frauen vor Ort war �brigens durchaus einen Blick wert, denn es lie� meist R�ckschl�sse auf die Bedeutung der Tr�gerin zu. Die Unterh�ndlerinnen auf den verschiedenen Ebenen trugen ebenfalls Schonschuhe, denn schlie�lich mu�ten auch sie den gr��ten Teil des Tages irgendwo zwischen den Hallen verbringen.

Schmale Zickenschuhe mit hohen Abs�tzen und zartbestrumpften Fesseln lie�en nur ganz selten auf echte W�rdentr�gerinnen schlie�en, die so wichtig sind, da� man sie nur nach Anmeldung in ihren kleinen Kabuffs hinter den verlagseigenen Messest�nden besucht und ihnen den Weg durch das gemeine Volk erspart. Meist steckten darin jedoch Frauen, die gerne wichtig w�ren, aber eigentlich nichts zu tun hatten als blasiert hinter einem Stand Sekt auszuschenken, wobei sie fix die Schuhe von den schmerzenden F��en gleiten lassen konnten.

Anders als meine F��e schlug das Hirn zwar noch keine Blasen, war aber einfach v�llig �berfordert angesichts der unglaublichen F�lle an Literatur. Ein Paradies f�r Junkies und gleichzeitig eine H�llenqual, weil Begehrlichkeiten zwar geweckt, aber nicht auch sofort befriedigt werden. Au�erdem gab es an jedem Stand mehr oder weniger bekannte Autoren zu bewundern und an jeder Ecke fand irgendein Vortrag statt.

Aus der F�lle der Veranstaltungen ist mir wohl am besten das Interview mit Jeffrey Eugenides in Erinnerung geblieben (nein, Naddel, Verona, Michel Friedmann und �hnliche Boulevardprominenz hab ich immer nur auf der Rolltreppe gesehen). Er war wunderbar ruhig und blickte sich zwischendurch immer wieder ein wenig verwundert um, so als k�nne er die ganze Aufregung um seine Person nicht so recht nachvollziehen und w�re lieber wieder an seinem Schreibtisch.

Allerdings ist mir auch mal wieder sehr deutlich geworden, warum aus mir nie ein gro�artiger Schriftsteller werden wird: Mir liegt einfach zuviel an meinem Sozialleben, und mir fehlt die Lust am Leiden (um von Talent gar nicht erst zu reden). Er hat f�r "Middlesex" acht bis neun Jahre gebraucht (O-Ton: "Oh, it was painful, very painful") und zur Ablenkung in seiner Freizeit (!) andere Romane und Kurzgeschichten geschrieben. Und ich bin schon stolz auf halbwegs regelm��ige Blogeintr�ge ... Ts.

Schmerzlich vermi�t habe ich hingegen ein Pressezentrum, das diesen Namen auch verdient. Vor Ort gab es zwar laut Plan so etwas, aber das lag direkt hinter dem hauseigenen Kino, so da� man Unterhaltungen nur schreiend f�hren konnte und an Konzentration nicht zu denken war. Die war allerdings auch nicht wirklich vonn�ten, denn es gab f�r Tausende von Journalisten nur acht Computer mit Internetzugang, kein funktionierendes WLAN und nat�rlich auch keine sachkundigen Mitarbeiter am Infostand ("Weialess? Watistdattdenn? Faxen k�nnense hier!"). Da entsch�digte auch der kostenlose Kaffee nicht, den es zwischendurch f�r wenige Minuten gab.

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Der Buchmessenbericht 2003-10-13 20:53 Die Buchmesse, meine erste. Ich bin mit der Berichterstattung reichlich sp�t dran und es gibt nat�rlich viele andere, die schon l�ngst ausf�hrlich dar�ber gebloggt haben (u.a. Martin R�ll, Moe, sierra, Oliver Gassner und Klaus Eck). Die soeben genannten konnte ich auch endlich alle mal kennenlernen, denn eine Delegation aus �sterreich hatte freundlicherweise sowohl ihren Stand als auch ihre kalten Platten und diverse Menschen mit diesem unwiderstehlichen Wiener Dialekt f�r einen Vortrag �ber diese ganze Webloggerei zur Verf�gung gestellt.

Nat�rlich versammelten sich dort etliche Blogger, um Geschichten von der Publishing-Front auszutauschen und mit wissender Miene den Vortr�gen von Thomas Burg und Dieter Rappold zu lauschen, die versuchten, Verlegern die Vorteile von Weblogs n�herzubringen. Da dar�ber bereits in epischer Breite berichtet wurde, spare ich mir einen weiteren Aufgu� und werfe Euch einfach unsortierte Eindr�cke vor die F��e.

Die Messe ist zun�chst mal vor allem eins: anstrengend. Man l�uft etliche Kilometer durch lange G�nge, sofern man nicht im Regen stehen und auf den Shuttle-Bus von Halle 8 zu Halle 1 warten m�chte. Die zunehmende Dichte an erk�lteten Menschen l��t darauf schlie�en, da� man der gesuchten Halle endlich etwas n�her gekommen ist, und fortan darf man sich durch die Menge schieben und den kleinen Rollkoffern ausweichen, die eifrige B�chersammler hinter sich herziehen, um sie dem N�chstbesten ans Schienbein zu rammen.

Am Ende des zweiten Messetages konnte ich trotz "vern�nftigen Schuhwerks" weder meine F��e noch mein Hirn so richtig sp�ren. Das Schuhwerk der Frauen vor Ort war �brigens durchaus einen Blick wert, denn es lie� meist R�ckschl�sse auf die Bedeutung der Tr�gerin zu. Die Unterh�ndlerinnen auf den verschiedenen Ebenen trugen ebenfalls Schonschuhe, denn schlie�lich mu�ten auch sie den gr��ten Teil des Tages irgendwo zwischen den Hallen verbringen.

Schmale Zickenschuhe mit hohen Abs�tzen und zartbestrumpften Fesseln lie�en nur ganz selten auf echte W�rdentr�gerinnen schlie�en, die so wichtig sind, da� man sie nur nach Anmeldung in ihren kleinen Kabuffs hinter den verlagseigenen Messest�nden besucht und ihnen den Weg durch das gemeine Volk erspart. Meist steckten darin jedoch Frauen, die gerne wichtig w�ren, aber eigentlich nichts zu tun hatten als blasiert hinter einem Stand Sekt auszuschenken, wobei sie fix die Schuhe von den schmerzenden F��en gleiten lassen konnten.

Anders als meine F��e schlug das Hirn zwar noch keine Blasen, war aber einfach v�llig �berfordert angesichts der unglaublichen F�lle an Literatur. Ein Paradies f�r Junkies und gleichzeitig eine H�llenqual, weil Begehrlichkeiten zwar geweckt, aber nicht auch sofort befriedigt werden. Au�erdem gab es an jedem Stand mehr oder weniger bekannte Autoren zu bewundern und an jeder Ecke fand irgendein Vortrag statt.

Aus der F�lle der Veranstaltungen ist mir wohl am besten das Interview mit Jeffrey Eugenides in Erinnerung geblieben (nein, Naddel, Verona, Michel Friedmann und �hnliche Boulevardprominenz hab ich immer nur auf der Rolltreppe gesehen). Er war wunderbar ruhig und blickte sich zwischendurch immer wieder ein wenig verwundert um, so als k�nne er die ganze Aufregung um seine Person nicht so recht nachvollziehen und w�re lieber wieder an seinem Schreibtisch.

Allerdings ist mir auch mal wieder sehr deutlich geworden, warum aus mir nie ein gro�artiger Schriftsteller werden wird: Mir liegt einfach zuviel an meinem Sozialleben, und mir fehlt die Lust am Leiden (um von Talent gar nicht erst zu reden). Er hat f�r "Middlesex" acht bis neun Jahre gebraucht (O-Ton: "Oh, it was painful, very painful") und zur Ablenkung in seiner Freizeit (!) andere Romane und Kurzgeschichten geschrieben. Und ich bin schon stolz auf halbwegs regelm��ige Blogeintr�ge ... Ts.

Schmerzlich vermi�t habe ich hingegen ein Pressezentrum, das diesen Namen auch verdient. Vor Ort gab es zwar laut Plan so etwas, aber das lag direkt hinter dem hauseigenen Kino, so da� man Unterhaltungen nur schreiend f�hren konnte und an Konzentration nicht zu denken war. Die war allerdings auch nicht wirklich vonn�ten, denn es gab f�r Tausende von Journalisten nur acht Computer mit Internetzugang, kein funktionierendes WLAN und nat�rlich auch keine sachkundigen Mitarbeiter am Infostand ("Weialess? Watistdattdenn? Faxen k�nnense hier!"). Da entsch�digte auch der kostenlose Kaffee nicht, den es zwischendurch f�r wenige Minuten gab.

Cerebus - 2003-10-13 18:34:17
Jetzt mach' hi�� ma' net die Buchmess so schlescht. Des is zwar zugegebeneerma�e die dodale Reiz�beerflutung, abb�� daf�r gibt's auch die ganze Zeit ob��intellegtuelle Reize, eben. Gelle!
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Jetzt mach' hi�� ma' net die Buchmess so schlescht. Des is zwar zugegebeneerma�e die dodale Reiz�beerflutung, abb�� daf�r gibt's auch die ganze Zeit ob��intellegtuelle Reize, eben. Gelle! Haiko - 2003-10-13 19:20:36
Weialess wird sich eh nicht durchsetzen. Genau wie dieser komische Buchdruck :-)
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Weialess wird sich eh nicht durchsetzen. Genau wie dieser komische Buchdruck :-) Thomas - 2003-10-14 04:32:18
Lass mich raten - Stand da "sponsored by T-Mobile", weil die f�r's W-LAN verantwortlich waren?

Und Du mutierst zum Weichei! Wegen ein paar Blasen jammern. Man k�nnte ja glatt denken, Du seist ein Mann :-).
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Lass mich raten - Stand da "sponsored by T-Mobile", weil die f�r's W-LAN verantwortlich waren?

Und Du mutierst zum Weichei! Wegen ein paar Blasen jammern. Man k�nnte ja glatt denken, Du seist ein Mann :-). Susanne - 2003-10-14 04:42:58
Sach ma, und haste den Bohlen gesehen? *gacker* Das ist doch mal ein echter Erfolgsautor. Das Volk bekommt immer das oder den, was oder wen es verlangt. *k�tter*
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Sach ma, und haste den Bohlen gesehen? *gacker* Das ist doch mal ein echter Erfolgsautor. Das Volk bekommt immer das oder den, was oder wen es verlangt. *k�tter* vera - 2003-10-14 04:46:31
@Susanne: Nein - das Volk bekommt immer das, was es verdient! (nicht etwa, was es gebrauchen k�nnte oder was ihm gut tun w�rde....)
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@Susanne: Nein - das Volk bekommt immer das, was es verdient! (nicht etwa, was es gebrauchen k�nnte oder was ihm gut tun w�rde....)