2003-10-17 - 17:29 - No Venus Envy

Da ich mich hier ohnehin grad selbst zum Sexblogger erkl�rt habe und das Zitat weitl�ufig die Runde machte, kann ich mich und Euch im Anschlu� ja unbesorgt gleich mit noch einer Anekdote aus meinem einst bewegten Leben am�sieren und diese Woche zur Erotikwoche bei Lyssa erkl�ren.

Vor etwa f�nf Jahren hab ich gelegentlich �bers Wochenende auf Sexmessen gearbeitet. Nicht etwa als Appetittenh�ppchen in knapp bekleideter Form (was auch niemanden vom Hocker gerissen h�tte, au�er ich h�tte mir vorher meinen �berdimensionierten Hintern in meine unterdimensionierte Oberweite transplantieren lassen), sondern durchaus semi-seri�s am Stand eines Buchverlages, der neben dem obligatorischen Schmutz auch allerhand anregende Aufkl�rungslekt�re produzierte.

Und in eben dieser Funktion war ich vor Ort: als Buchverk�uferin (hochgeschlossen und ganz in Schwarz) und auskunftsfreudige Jungaufkl�rerin. Schlie�lich wollte ich keine Teilschuld am Aussterben der Menschheit tragen, sei es durch AIDS oder durch liebest�tende Langeweile im Schlafzimmer. Na gut, haupts�chlich war ich neugierig zu sehen, wie das so ist auf Sexmessen. Hey, ich war jung und brauchte das Abenteuer.

Die besagte Sexmesse war nicht etwa die ber�hmte Venus, die allj�hrliche Leistungsschau der Porno-Industrie, sondern eine wesentlich kleinere Veranstaltung in den Hamburger Messehallen, die nat�rlich dennoch mit den �blichen Verd�chtigen wie etwa Gina Wild aufwarten konnte. Organisiert wurde das Spektakel von einer d�nischen Agentur, was erstaunliche Auswirkungen auf die Interpretation des Wortes Vergn�gen hatte.

Man sollte annehmen, der Besuch einer Sexmesse inklusive Stripshow und allerhand Ausstellern aus dem Gewerbe sei f�r den interessierten Gast vergn�glich genug. Nicht jedoch in den Augen der d�nischen Besucher, wie mir der Oberd�ne pers�nlich erkl�rte. Die d�nischen M�nner gehen n�mlich nicht etwa in ihren Trenchcoat geh�llt, sich hektisch umblickend und hinter einer dicken Brille versteckt oder wom�glich noch mit Frauchen an der Hand auf eine solche Messe, sondern reisen in gro�en M�nnermannschaftsbussen an und stimmen sich w�hrend der Fahrt bereits mit Pornos und reichlich Alkohol auf das Event ein.

Dementsprechend erwarten sie vor Ort auch etwas mehr als nur wackelndes nacktes Fleisch, sie wollen Gewinnspiele - mir v�llig unerkl�rlich. Also hatten alle d�nischen Aussteller an ihren St�nden Kinderspiele vorbereitet und dem Motto der Messe entsprechend abgewandelt. Statt auf Dosen zu werfen mu�te man nun Klappdildos mit einem hautfarbenen Knautschball treffen und statt einfach Ringe �ber St�be zu werfen, wurden die Ringe �ber verschiedenfarbige Vibratoren geworfen. Zu gewinnen gab es statt S��igkeiten anz�gliche Kugelschreiber und Schl�sselanh�nger. Kein Wunder also, da� man sich mit Alkohol auf die Messe einstimmen mu�te.

Aber auch das ganz normale Programm verlangte mir als unbedarftem und noch reichlich sch�chternem Messeneuling einiges ab. Unser Stand war unweit der gro�en Showb�hne, so da� ich unweigerlich etwa 14 Stunden am Tag aus den Augenwinkeln das Gewackel der verschiedenen Stripperinnen und Seximitatoren verfolgen mu�te. Etwa 10 Stunden davon lief Britney Spears "Baby one more time" w�hrend langbeinige Blondinen sich aus l�cherlich knappen Schuluniformen pellten. Die Frauen waren wirklich gut und hatten nichts von dieser peinlichen Unbeholfenheit, die Vorstadt-Strippern oft anhaftet. Aber l�nger als eine Stunde ist auch das nicht ohne Folgesch�den zu ertragen, erst recht nicht in Kombination mit Britney.

Wenn ich gerade einem Besucher etwas zu unserem Buchprogramm erkl�ren sollte, versuchte ich krampfhaft mich auf genau diese Person zu konzentrieren und starrte verbissen einen Punkt irgendwo knapp unter ihrem rechten Auge an. Nur so lie� sich das unabl�ssige Hintergrundrauschen halbwegs ausblenden, denn genau hinter der Person mir gegen�ber lief der Werbefilm eines anderen Ausstellers auf einem �berdimensionalen Bildschirm in einer Endlosschleife. Darin r�kelte sich der Typ Hausfrau mit schlechter Blondierung und billigen, kreischendlila Spitzendessous auf einem Lotterbett, machte st�ndig "ahah" oder "ohoh" mit ihrem �berschminkten Schmollmund und fummelte dazu mit einer gro�en Milchpumpe an ihren freigelegten Br�sten herum.

Links die Stripper, geradeaus die Pumperei und der Blick nach rechts bot auch keine Entspannung f�rs Auge. Dort befand sich n�mlich die Gro�leinwand eines anderen Videoanbieters, der sich auf die eher analfixierte Kundschaft spezialisiert hatte. Der dort gezeigte Filmausschnitt, wieder dieselben 15 Minuten in einer Endlosschleife, verzichtete gleich ganz auf Schmollm�nder und Konversationsans�tze und zeigte nur den Akt in Nahaufnahme aus allen m�glichen Kameraperspektiven. Rein-raus-rein-raus und dazu die passend schl�rfende Ger�uschkulisse.

Nach drei Tagen auf der Messe wu�te ich mehr �ber menschliche Sexualit�t als mir lieb war, mu�te mein Sexualleben im Anschlu� jedoch f�r etwa drei Monate auf Eis legen, da ich die Bilderflut nicht wieder aus meinem �berfrachteten Hirn wischen konnte. Und ich war mindestens drei Kilo leichter, denn das Auge i�t bekanntlich mit und das, was mein Auge da zu sehen bekam, wollte es partout nicht essen. Die Nulldi�t der nackten Tatsachen.

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No Venus Envy 2003-10-17 17:29 Da ich mich hier ohnehin grad selbst zum Sexblogger erkl�rt habe und das Zitat weitl�ufig die Runde machte, kann ich mich und Euch im Anschlu� ja unbesorgt gleich mit noch einer Anekdote aus meinem einst bewegten Leben am�sieren und diese Woche zur Erotikwoche bei Lyssa erkl�ren.

Vor etwa f�nf Jahren hab ich gelegentlich �bers Wochenende auf Sexmessen gearbeitet. Nicht etwa als Appetittenh�ppchen in knapp bekleideter Form (was auch niemanden vom Hocker gerissen h�tte, au�er ich h�tte mir vorher meinen �berdimensionierten Hintern in meine unterdimensionierte Oberweite transplantieren lassen), sondern durchaus semi-seri�s am Stand eines Buchverlages, der neben dem obligatorischen Schmutz auch allerhand anregende Aufkl�rungslekt�re produzierte.

Und in eben dieser Funktion war ich vor Ort: als Buchverk�uferin (hochgeschlossen und ganz in Schwarz) und auskunftsfreudige Jungaufkl�rerin. Schlie�lich wollte ich keine Teilschuld am Aussterben der Menschheit tragen, sei es durch AIDS oder durch liebest�tende Langeweile im Schlafzimmer. Na gut, haupts�chlich war ich neugierig zu sehen, wie das so ist auf Sexmessen. Hey, ich war jung und brauchte das Abenteuer.

Die besagte Sexmesse war nicht etwa die ber�hmte Venus, die allj�hrliche Leistungsschau der Porno-Industrie, sondern eine wesentlich kleinere Veranstaltung in den Hamburger Messehallen, die nat�rlich dennoch mit den �blichen Verd�chtigen wie etwa Gina Wild aufwarten konnte. Organisiert wurde das Spektakel von einer d�nischen Agentur, was erstaunliche Auswirkungen auf die Interpretation des Wortes Vergn�gen hatte.

Man sollte annehmen, der Besuch einer Sexmesse inklusive Stripshow und allerhand Ausstellern aus dem Gewerbe sei f�r den interessierten Gast vergn�glich genug. Nicht jedoch in den Augen der d�nischen Besucher, wie mir der Oberd�ne pers�nlich erkl�rte. Die d�nischen M�nner gehen n�mlich nicht etwa in ihren Trenchcoat geh�llt, sich hektisch umblickend und hinter einer dicken Brille versteckt oder wom�glich noch mit Frauchen an der Hand auf eine solche Messe, sondern reisen in gro�en M�nnermannschaftsbussen an und stimmen sich w�hrend der Fahrt bereits mit Pornos und reichlich Alkohol auf das Event ein.

Dementsprechend erwarten sie vor Ort auch etwas mehr als nur wackelndes nacktes Fleisch, sie wollen Gewinnspiele - mir v�llig unerkl�rlich. Also hatten alle d�nischen Aussteller an ihren St�nden Kinderspiele vorbereitet und dem Motto der Messe entsprechend abgewandelt. Statt auf Dosen zu werfen mu�te man nun Klappdildos mit einem hautfarbenen Knautschball treffen und statt einfach Ringe �ber St�be zu werfen, wurden die Ringe �ber verschiedenfarbige Vibratoren geworfen. Zu gewinnen gab es statt S��igkeiten anz�gliche Kugelschreiber und Schl�sselanh�nger. Kein Wunder also, da� man sich mit Alkohol auf die Messe einstimmen mu�te.

Aber auch das ganz normale Programm verlangte mir als unbedarftem und noch reichlich sch�chternem Messeneuling einiges ab. Unser Stand war unweit der gro�en Showb�hne, so da� ich unweigerlich etwa 14 Stunden am Tag aus den Augenwinkeln das Gewackel der verschiedenen Stripperinnen und Seximitatoren verfolgen mu�te. Etwa 10 Stunden davon lief Britney Spears "Baby one more time" w�hrend langbeinige Blondinen sich aus l�cherlich knappen Schuluniformen pellten. Die Frauen waren wirklich gut und hatten nichts von dieser peinlichen Unbeholfenheit, die Vorstadt-Strippern oft anhaftet. Aber l�nger als eine Stunde ist auch das nicht ohne Folgesch�den zu ertragen, erst recht nicht in Kombination mit Britney.

Wenn ich gerade einem Besucher etwas zu unserem Buchprogramm erkl�ren sollte, versuchte ich krampfhaft mich auf genau diese Person zu konzentrieren und starrte verbissen einen Punkt irgendwo knapp unter ihrem rechten Auge an. Nur so lie� sich das unabl�ssige Hintergrundrauschen halbwegs ausblenden, denn genau hinter der Person mir gegen�ber lief der Werbefilm eines anderen Ausstellers auf einem �berdimensionalen Bildschirm in einer Endlosschleife. Darin r�kelte sich der Typ Hausfrau mit schlechter Blondierung und billigen, kreischendlila Spitzendessous auf einem Lotterbett, machte st�ndig "ahah" oder "ohoh" mit ihrem �berschminkten Schmollmund und fummelte dazu mit einer gro�en Milchpumpe an ihren freigelegten Br�sten herum.

Links die Stripper, geradeaus die Pumperei und der Blick nach rechts bot auch keine Entspannung f�rs Auge. Dort befand sich n�mlich die Gro�leinwand eines anderen Videoanbieters, der sich auf die eher analfixierte Kundschaft spezialisiert hatte. Der dort gezeigte Filmausschnitt, wieder dieselben 15 Minuten in einer Endlosschleife, verzichtete gleich ganz auf Schmollm�nder und Konversationsans�tze und zeigte nur den Akt in Nahaufnahme aus allen m�glichen Kameraperspektiven. Rein-raus-rein-raus und dazu die passend schl�rfende Ger�uschkulisse.

Nach drei Tagen auf der Messe wu�te ich mehr �ber menschliche Sexualit�t als mir lieb war, mu�te mein Sexualleben im Anschlu� jedoch f�r etwa drei Monate auf Eis legen, da ich die Bilderflut nicht wieder aus meinem �berfrachteten Hirn wischen konnte. Und ich war mindestens drei Kilo leichter, denn das Auge i�t bekanntlich mit und das, was mein Auge da zu sehen bekam, wollte es partout nicht essen. Die Nulldi�t der nackten Tatsachen.

Heiko - 2003-10-17 12:59:14
Ich hatte fr�her eine Modelleisenbahn von M�rklin.
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Ich hatte fr�her eine Modelleisenbahn von M�rklin. Thomas - 2003-10-17 13:35:27
Was ist denn gegen Frauen in knappen Schuluniformen einzuwenden? :-) Tat� haben damit schliesslich Weltruhm erreicht.
Ich erinnere mich an eine Messe in Hamburg inkl. "Performance" von Seelenkrank (der Name war Programm!): Ein Typ hampelte mit Latexmaske auf der B�hne rum. Besagte Maske hatte vorne einen Dildo als "Nasenersatz" (Pinochio f�r Perverse!). Wirklich _sehr_ erotisch. :-)=)
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Was ist denn gegen Frauen in knappen Schuluniformen einzuwenden? :-) Tat� haben damit schliesslich Weltruhm erreicht.
Ich erinnere mich an eine Messe in Hamburg inkl. "Performance" von Seelenkrank (der Name war Programm!): Ein Typ hampelte mit Latexmaske auf der B�hne rum. Besagte Maske hatte vorne einen Dildo als "Nasenersatz" (Pinochio f�r Perverse!). Wirklich _sehr_ erotisch. :-)=)
Thomas - 2003-10-17 14:41:34
Da hier die Sexwoche ausgerufen wurde: Passend zum vieldiskutierten Film Secretary der Online-Spanking-Kurs :-)

Viel Spass beim (in-die-Tasten-) Hauen
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Da hier die Sexwoche ausgerufen wurde: Passend zum vieldiskutierten Film Secretary der Online-Spanking-Kurs :-)

Viel Spass beim (in-die-Tasten-) Hauen Haiko - 2003-10-17 15:41:11
Na gut, der Fachmann meint, besagte Girlgroup schreibe sich Rockbitch und nicht Rock Bitch, und Recht hat er (siehe .co.uk und .tv, nicht .com). Die Damen waren sogar so freundlich, die lustigen b�rokratischen Traktate (scroll down), die sich seinerzeit einige deutsche Stadtverwaltungen einfallen lie�en, auf einer ihrer sites zu ver�ffentlichen. Auf die Idee, drei Hundertschaften der gr�nen Fraktion am Konzert teilnehmen zu lassen, kam aber wohl nur besagtes Nest in Bayern.
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Na gut, der Fachmann meint, besagte Girlgroup schreibe sich Rockbitch und nicht Rock Bitch, und Recht hat er (siehe .co.uk und .tv, nicht .com). Die Damen waren sogar so freundlich, die lustigen b�rokratischen Traktate (scroll down), die sich seinerzeit einige deutsche Stadtverwaltungen einfallen lie�en, auf einer ihrer sites zu ver�ffentlichen. Auf die Idee, drei Hundertschaften der gr�nen Fraktion am Konzert teilnehmen zu lassen, kam aber wohl nur besagtes Nest in Bayern. Darla - 2003-10-17 15:54:00
Milchpumpen sollen erotisch sein? Darauf k�nnen auch wirklich nur M�nner kommen! Wohlgemerkt, M�nner, die noch nie eine stillende Ehefrau im Bette hatten. Schon alleine dieses saugende Ger�usch hat was rein Industrielles und die Br�ste sehen nicht wirklich einladend aus. Ganz abgesehen davon, da� das Kind mit gierigen Augen daneben liegt. Will jemand mehr wissen???
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Milchpumpen sollen erotisch sein? Darauf k�nnen auch wirklich nur M�nner kommen! Wohlgemerkt, M�nner, die noch nie eine stillende Ehefrau im Bette hatten. Schon alleine dieses saugende Ger�usch hat was rein Industrielles und die Br�ste sehen nicht wirklich einladend aus. Ganz abgesehen davon, da� das Kind mit gierigen Augen daneben liegt. Will jemand mehr wissen??? Haiko - 2003-10-17 15:15:38
Thomas: na da warst Du noch nicht auf einem Rock Bitch Konzert (oder durftest nicht, weil Du in der Hauptstadt der Bewegung Anst�ndigkeit wohnst, wo die Konzerte nat�rlich verboten wurden)
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Thomas: na da warst Du noch nicht auf einem Rock Bitch Konzert (oder durftest nicht, weil Du in der Hauptstadt der Bewegung Anst�ndigkeit wohnst, wo die Konzerte nat�rlich verboten wurden) Marc - 2003-10-17 20:00:31
Herzlichen Gl�ckwunsch - mit dem Beitrag ist Dir f�r die n�chsten Wochen ein Platz auf dem Treppchen bei Google gewiss :-)
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Herzlichen Gl�ckwunsch - mit dem Beitrag ist Dir f�r die n�chsten Wochen ein Platz auf dem Treppchen bei Google gewiss :-) humbi - 2003-10-18 04:21:16
Nach der Tannenbaum- nun die Erotikmesse. Lyssa, Deine Erlebnisse faszinieren mich immer wieder. Und als jemand, der Presse-m��ig schon des �fteren von letzteren berichten ... durfte, kann ich Deine �bers�ttigungsaussage nur best�tigen. Sehr sch�ner Eintrag!
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Nach der Tannenbaum- nun die Erotikmesse. Lyssa, Deine Erlebnisse faszinieren mich immer wieder. Und als jemand, der Presse-m��ig schon des �fteren von letzteren berichten ... durfte, kann ich Deine �bers�ttigungsaussage nur best�tigen. Sehr sch�ner Eintrag! daniel - 2003-10-22 11:50:49
hmmm... also eigentlich hatte mich das schon immer mal interessiert was auf diesen messen abgeht... aber ich bin jetzt dann doch nicht mehr so sicher... ;o)
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hmmm... also eigentlich hatte mich das schon immer mal interessiert was auf diesen messen abgeht... aber ich bin jetzt dann doch nicht mehr so sicher... ;o)