2002-04-19 - 10:57 p.m. - Friendsitting

Leider war ich die ganze Woche �ber so damit besch�ftigt, vergeblich meine massive Examensangst zu bes�nftigen und nebenbei noch seelische St�tze f�r meinen herzallerliebsten besten Freund Marc zu spielen, da� ich dar�ber meine Schreiberei hier g�nzlich vernachl�ssigt habe (ja, ja, ich wei�, es hat mich auch keiner vermisst ;-). Die beiden oberen Punkte h�ngen �brigens unmittelbar zusammen.

Marc steckt seit Montag n�mlich mitten im Klausurterror, der sich auch 2. Juristisches Staatsexamen nennt. Dadurch wird er nat�rlich noch f�rsorgebed�rftiger als er ohnehin schon ist (die Geister, die ich rief - ich h�tte meinen Goethe doch genauer studieren sollen). Also zwinge ich meine extrem verschachtelten Hirnwindungen allmorgendlich um sieben Uhr zu einem Schnellstart, um anschlie�end gut gelaunt bei Marc anzurufen und den Drittwecker zu mimen. Dann telefonieren wir direkt nach seiner Klausur erneut und im Laufe des restlichen Tages noch so einige Male. Ja, das h�lt auf Trab (und ich sollte auch nicht so viel jammern, schlie�lich liebe ich den Mann hei� und innig).

Dienstag abend waren wir dann immerhin f�r zwei nette Stunden in "unserem" Caf� Gnosa und konnten �ber Wein, Mann und gutem Essen das Pr�fungsleid f�r kurze Zeit geschickt in dunkle Winkel verdr�ngen. Hilfreich dabei war, da� endlich mal wieder die Zahl wirklich leckerer Besucher die Zahl der alternativen Schwulen locker in den Schatten stellte, so da� wir durchaus was zu gucken und zu begutachten hatten.

Hauptproblem dieser Woche war jedoch nicht die am Telefon verbrachte Zeit, sondern schlicht die unangenehme Tatsache, da� mich Marcs Examen so unausweichlich an mein eigenes drohendes Examen erinnert. Das wiederum f�hrt dazu, da� ich mich nachts schlaflos im Bett w�lze (gef�rdert durch das penetrante Geschnarche meines reizenden Nachbarns, von dem hier sicherlich noch h�ufiger zu lesen sein wird), nach kurzen Schlafintervallen schwei�gebadet wieder aufwache und tags�ber hundem�de und gleichzeitig paralysiert vor Angst auf meinen Monitor starre. Und nicht mal Walken, mein sonstiges Allheilmittel, hilft derzeit. Dank des Hamburger Nieselaprils bleibt mir meist nichts anderes �brig, als mit eingezogenem Kopf tr�bselig durch den Regen zu marschieren, bis mir die Haare pitschna� ins Gesicht fallen (looking like something the dog brought in). Wie man da auf freudigere Gedanken kommen soll, ist mir ein absolutes R�tsel.

Hoffentlich regnet es morgen fr�h endlich mal f�r ein paar Stunden etwas weniger. Denn morgen findet mein halbj�hrlicher Lieblingsflohmarkt am Turmweg (direkt bei mir um die Ecke) statt, zu dem ich mit Maximilian, meinem treusten Einkaufsberater, verabredet bin. Vermutlich werde ich zwar eh wieder nur stundenlang durch alten Schmuck w�hlen, sehns�chtig goldene Spiegel betrachten, f�r die ich keinen Platz mehr in meiner ohnehin schon recht "goldigen" Wohnung finden w�rde, am Ende aber mit leeren H�nden nach Hause gehen. Aber man kann ja nie wissen, vielleicht finde ich doch die alte Schneiderpuppe, hinter der ich schon so lange her bin. Oder mir gelingt quasi auf dem Heimweg noch ein Schn�ppchen, wie der tolle, wenngleich bereits etwas muffige, aber herrlich altmodische Muff, den ich letztes Jahr erstanden habe.

Aber eigentlich ist es fast schon egal, ob man etwas kauft oder nicht, das ist nur das I-T�pfelchen. Entscheidend ist das gem�chliche Bummeln, das gespannte Sp�hen nach rechts und links zu den vielen kleinen St�nden im Schatten des Kirchturms, das gr��ende Kopfnicken in Richtung der Nachbarn, die kurzen, �berraschenden Wiedersehensmomente mit Bekannten, die man hier nicht vermutet h�tte, die hei�e Waffel am Stand der Feuerwehrvereinigung oder einer �hnlich wohlt�tigen Einrichtung. Kleine Dinge also, die so leicht im Alltag untergehen, das Leben aber eigentlich erst richtig lebenswert machen - man mu� sie nur entdecken und genie�en k�nnen.

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Friendsitting 2002-04-19 10:57 p.m. Leider war ich die ganze Woche �ber so damit besch�ftigt, vergeblich meine massive Examensangst zu bes�nftigen und nebenbei noch seelische St�tze f�r meinen herzallerliebsten besten Freund Marc zu spielen, da� ich dar�ber meine Schreiberei hier g�nzlich vernachl�ssigt habe (ja, ja, ich wei�, es hat mich auch keiner vermisst ;-). Die beiden oberen Punkte h�ngen �brigens unmittelbar zusammen.

Marc steckt seit Montag n�mlich mitten im Klausurterror, der sich auch 2. Juristisches Staatsexamen nennt. Dadurch wird er nat�rlich noch f�rsorgebed�rftiger als er ohnehin schon ist (die Geister, die ich rief - ich h�tte meinen Goethe doch genauer studieren sollen). Also zwinge ich meine extrem verschachtelten Hirnwindungen allmorgendlich um sieben Uhr zu einem Schnellstart, um anschlie�end gut gelaunt bei Marc anzurufen und den Drittwecker zu mimen. Dann telefonieren wir direkt nach seiner Klausur erneut und im Laufe des restlichen Tages noch so einige Male. Ja, das h�lt auf Trab (und ich sollte auch nicht so viel jammern, schlie�lich liebe ich den Mann hei� und innig).

Dienstag abend waren wir dann immerhin f�r zwei nette Stunden in "unserem" Caf� Gnosa und konnten �ber Wein, Mann und gutem Essen das Pr�fungsleid f�r kurze Zeit geschickt in dunkle Winkel verdr�ngen. Hilfreich dabei war, da� endlich mal wieder die Zahl wirklich leckerer Besucher die Zahl der alternativen Schwulen locker in den Schatten stellte, so da� wir durchaus was zu gucken und zu begutachten hatten.

Hauptproblem dieser Woche war jedoch nicht die am Telefon verbrachte Zeit, sondern schlicht die unangenehme Tatsache, da� mich Marcs Examen so unausweichlich an mein eigenes drohendes Examen erinnert. Das wiederum f�hrt dazu, da� ich mich nachts schlaflos im Bett w�lze (gef�rdert durch das penetrante Geschnarche meines reizenden Nachbarns, von dem hier sicherlich noch h�ufiger zu lesen sein wird), nach kurzen Schlafintervallen schwei�gebadet wieder aufwache und tags�ber hundem�de und gleichzeitig paralysiert vor Angst auf meinen Monitor starre. Und nicht mal Walken, mein sonstiges Allheilmittel, hilft derzeit. Dank des Hamburger Nieselaprils bleibt mir meist nichts anderes �brig, als mit eingezogenem Kopf tr�bselig durch den Regen zu marschieren, bis mir die Haare pitschna� ins Gesicht fallen (looking like something the dog brought in). Wie man da auf freudigere Gedanken kommen soll, ist mir ein absolutes R�tsel.

Hoffentlich regnet es morgen fr�h endlich mal f�r ein paar Stunden etwas weniger. Denn morgen findet mein halbj�hrlicher Lieblingsflohmarkt am Turmweg (direkt bei mir um die Ecke) statt, zu dem ich mit Maximilian, meinem treusten Einkaufsberater, verabredet bin. Vermutlich werde ich zwar eh wieder nur stundenlang durch alten Schmuck w�hlen, sehns�chtig goldene Spiegel betrachten, f�r die ich keinen Platz mehr in meiner ohnehin schon recht "goldigen" Wohnung finden w�rde, am Ende aber mit leeren H�nden nach Hause gehen. Aber man kann ja nie wissen, vielleicht finde ich doch die alte Schneiderpuppe, hinter der ich schon so lange her bin. Oder mir gelingt quasi auf dem Heimweg noch ein Schn�ppchen, wie der tolle, wenngleich bereits etwas muffige, aber herrlich altmodische Muff, den ich letztes Jahr erstanden habe.

Aber eigentlich ist es fast schon egal, ob man etwas kauft oder nicht, das ist nur das I-T�pfelchen. Entscheidend ist das gem�chliche Bummeln, das gespannte Sp�hen nach rechts und links zu den vielen kleinen St�nden im Schatten des Kirchturms, das gr��ende Kopfnicken in Richtung der Nachbarn, die kurzen, �berraschenden Wiedersehensmomente mit Bekannten, die man hier nicht vermutet h�tte, die hei�e Waffel am Stand der Feuerwehrvereinigung oder einer �hnlich wohlt�tigen Einrichtung. Kleine Dinge also, die so leicht im Alltag untergehen, das Leben aber eigentlich erst richtig lebenswert machen - man mu� sie nur entdecken und genie�en k�nnen.