2003-02-04 - 19:49 - Tote am Abend, Hanf am Morgen

Ihr m�gt der Geschichten von l�rmigen Nachbarn l�ngst �berdr�ssig sein. Glaubt mir, ich bin es auch. Aber meine Nachbarn sind nun mal an Erfindungsreichtum, was die Bel�stigung argloser Mitmieter angeht, kaum zu �berbieten und liefern viel zu regelm��ig Stoff f�r neue Geschichten.

Der gute Mann �ber mir, bekannterma�en das Gegenteil von einem Leisetreter, hat sich offensichtlich ein Dolby-Surround-System oder ein �hnliches Teufelswerkzeug zugelegt, um die Beschallung des Hauses k�nftig noch besser zu gew�hrleisten. Seit Tagen ist er nun allabendlich damit besch�ftigt, sein neues Spielzeug stolz jedem einzelnen seiner m�nnlichen Bekannten vorzuf�hren.

Da er es aber haupts�chlich nutzt, um die Sound-Qualit�t diverser computeranimierter T�tungssimulationen zu verbessern, mu� nat�rlich jeden Abend laut, lange und mit entsprechendem Gegr�le gespielt werden.

W�hrend es schon fr�her immer so klang, als w�rden Unschuldige in meinem Wohnzimmer grausam hingerichtet, klingt heute dank Unterst�tzung weiterer Mitspieler und der sagenhaften neuen Akustik verd�chtig nach einer Neu-Inszenierung der ber�hmtesten Massaker j�ngerer Zeitgeschichte. Wo fr�her Einzelne im Kugelhagel dahinscheiden mu�ten, hauchen nun scheinbar ganze Ortschaften laut schreiend ihr Leben auf meinem Holzfu�boden aus.

Als jetzt keines der bew�hrten Hausmittel Wirkung zeigte (Fl�che, Ohropax, Sto�gebete, Anrufe beim Obermieter, lautes H�mmern gegen die T�r desselben), sah ich mich gezwungen, fr�hzeitig mit einem blutigen Krimi ins Bett zu fl�chten (die drei Toten im Schlafzimmer fallen in der Gesamtbilanz kaum auf). Ich war fast ein wenig erstaunt, am n�chsten Morgen keine Leichenberge, ja noch nicht mal einen einzigen Blutstropfen vorzufinden.

Allerdings war ich auch noch nicht sonderlich wach, als gegen halb sieben eine erneute L�rm-Offensive gestartet wurde. Dieses Mal allerdings von unten, wo die sattsam bekannte britische DJane ihr Leben als Kellerassel fristet. Offensichtlich sollten die Toten vom Vorabend nun mit aller Macht und stimmlich unterst�tzt vom Gesangsduo Shakira-DJane geweckt werden.

Es dauerte ungef�hr eine halbe Stunde, bis eine ganze Meute erboster Nachbarn in unterschiedlichen Bekleidungs-Stadien durch die K�lte in Richtung Souterrain stapfte, um den munteren Morgen-Exerzitien ein j�hes Ende zu bereiten. Schon da wurde klar, da� dies nur der besinnliche Ausklang einer sehr feuchten Party-Nacht gewesen sein konnte.

Die Ruhe w�hrte ungef�hr eine Stunde, dann klingelte jemand Sturm im ganzen Haus. Dieser jemand war nat�rlich die stockbesoffene und obendrein ziemlich breite DJane, die sich der Einfachheit halber gleich gegen s�mtliche Klingeln gelehnt hatte.

Als die T�r endlich ge�ffnet wurde, taumelte sie in den Flur, stellte sich mitten ins Treppenhaus und br�llte aus Leibeskr�ften: "Hat hier noch einer was zu Kiffen?"

Hatte nat�rlich keiner, oder wollte zumindest niemand mit ihr teilen, also lief sie m��ig bekleidet zur�ck in die kleine Gasse und fragte alle verf�gbaren, noch ziemlich verschlafenen Menschen auf dem Weg zur Arbeit nach einem Joint.

Ich war bislang ein ziemlich energischer Verfechter der Legalisierung von Hanf-Produkten, aber allm�hlich frage ich mich doch, ob man nicht gewisse Risiko-Gruppen besser vom geregelten Konsum ausnehmen sollte. Oder ihnen das Rauchen zumindest nur in schalldichten, mit Gummi gepolsterten R�umen gestatten sollte ...

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Tote am Abend, Hanf am Morgen 2003-02-04 19:49 Ihr m�gt der Geschichten von l�rmigen Nachbarn l�ngst �berdr�ssig sein. Glaubt mir, ich bin es auch. Aber meine Nachbarn sind nun mal an Erfindungsreichtum, was die Bel�stigung argloser Mitmieter angeht, kaum zu �berbieten und liefern viel zu regelm��ig Stoff f�r neue Geschichten.

Der gute Mann �ber mir, bekannterma�en das Gegenteil von einem Leisetreter, hat sich offensichtlich ein Dolby-Surround-System oder ein �hnliches Teufelswerkzeug zugelegt, um die Beschallung des Hauses k�nftig noch besser zu gew�hrleisten. Seit Tagen ist er nun allabendlich damit besch�ftigt, sein neues Spielzeug stolz jedem einzelnen seiner m�nnlichen Bekannten vorzuf�hren.

Da er es aber haupts�chlich nutzt, um die Sound-Qualit�t diverser computeranimierter T�tungssimulationen zu verbessern, mu� nat�rlich jeden Abend laut, lange und mit entsprechendem Gegr�le gespielt werden.

W�hrend es schon fr�her immer so klang, als w�rden Unschuldige in meinem Wohnzimmer grausam hingerichtet, klingt heute dank Unterst�tzung weiterer Mitspieler und der sagenhaften neuen Akustik verd�chtig nach einer Neu-Inszenierung der ber�hmtesten Massaker j�ngerer Zeitgeschichte. Wo fr�her Einzelne im Kugelhagel dahinscheiden mu�ten, hauchen nun scheinbar ganze Ortschaften laut schreiend ihr Leben auf meinem Holzfu�boden aus.

Als jetzt keines der bew�hrten Hausmittel Wirkung zeigte (Fl�che, Ohropax, Sto�gebete, Anrufe beim Obermieter, lautes H�mmern gegen die T�r desselben), sah ich mich gezwungen, fr�hzeitig mit einem blutigen Krimi ins Bett zu fl�chten (die drei Toten im Schlafzimmer fallen in der Gesamtbilanz kaum auf). Ich war fast ein wenig erstaunt, am n�chsten Morgen keine Leichenberge, ja noch nicht mal einen einzigen Blutstropfen vorzufinden.

Allerdings war ich auch noch nicht sonderlich wach, als gegen halb sieben eine erneute L�rm-Offensive gestartet wurde. Dieses Mal allerdings von unten, wo die sattsam bekannte britische DJane ihr Leben als Kellerassel fristet. Offensichtlich sollten die Toten vom Vorabend nun mit aller Macht und stimmlich unterst�tzt vom Gesangsduo Shakira-DJane geweckt werden.

Es dauerte ungef�hr eine halbe Stunde, bis eine ganze Meute erboster Nachbarn in unterschiedlichen Bekleidungs-Stadien durch die K�lte in Richtung Souterrain stapfte, um den munteren Morgen-Exerzitien ein j�hes Ende zu bereiten. Schon da wurde klar, da� dies nur der besinnliche Ausklang einer sehr feuchten Party-Nacht gewesen sein konnte.

Die Ruhe w�hrte ungef�hr eine Stunde, dann klingelte jemand Sturm im ganzen Haus. Dieser jemand war nat�rlich die stockbesoffene und obendrein ziemlich breite DJane, die sich der Einfachheit halber gleich gegen s�mtliche Klingeln gelehnt hatte.

Als die T�r endlich ge�ffnet wurde, taumelte sie in den Flur, stellte sich mitten ins Treppenhaus und br�llte aus Leibeskr�ften: "Hat hier noch einer was zu Kiffen?"

Hatte nat�rlich keiner, oder wollte zumindest niemand mit ihr teilen, also lief sie m��ig bekleidet zur�ck in die kleine Gasse und fragte alle verf�gbaren, noch ziemlich verschlafenen Menschen auf dem Weg zur Arbeit nach einem Joint.

Ich war bislang ein ziemlich energischer Verfechter der Legalisierung von Hanf-Produkten, aber allm�hlich frage ich mich doch, ob man nicht gewisse Risiko-Gruppen besser vom geregelten Konsum ausnehmen sollte. Oder ihnen das Rauchen zumindest nur in schalldichten, mit Gummi gepolsterten R�umen gestatten sollte ...