2003-07-07 - 23:45 - You shouldn't do that

Herr Schulte sitzt in der K�che (welche er kurzerhand zu seinem B�ro erkl�rt hat, was mir nur recht sein kann, da ich dort eh nichts wirklich Genie�bares zustande bringe) und lernt Englisch. Das ist ein so au�erordentlich seltenes Ereignis, da� ich ihn eigentlich nur dazu begl�ckw�nschen kann.

Leider stellt mich das aber zugleich vor ungeahnte Probleme, weil er alle paar Minuten mit irgendwelchen Vokabel- oder Grammatikfragen ankommt, �ber die ich mir schon seit Jahren keine Gedanken mehr gemacht habe. Und die ich folglich auch nicht ohne auff�llig lange Denkpausen und ohne unprofessionelles Gestotter beantworten kann.

Nat�rlich wei� ich, was "impact" bedeutet. Aber ich kann mich nicht erinnern, das Wort je auswendig gelernt zu haben. Es scheint irgendwann mal via Lekt�re in meinen Wortschatz geflossen zu sein und sitzt dort auch - nur leider ohne automatisch abrufbare �bersetzung.

Nach kurzem Luftholen f�llt mir dann eine deutsche Entsprechung ein, die aber offensichtlich nicht genau das trifft, was Herr Schulte im Kurs gelernt hat. Genauso wenig habe ich je jemanden das Wort "drawing pin" im wirklichen Leben benutzen h�ren. Herr Schulte starrt mich an und beginnt ganz offensichtlich an meinen angeblich so guten Englisch-Kenntnissen zu zweifeln.

(Was mich sofort unangenehm an meinen allerersten Arbeitstag in Afrika erinnerte. Die Gr�nderin der dortigen Schule war eine Britin von h�chst adeligem Geschlecht, hatte nat�rlich die entsprechende Erziehung genossen und war leider fest entschlossen, diese auch den ihr anvertrauten Sch�lern und Mitarbeitern angedeihen zu lassen.

Sie erwischte mich auf dem Schulhof, als ich grad ein Kind ermahnte, das achtlos weggeworfene Papier in den "trash can" zu tun. Sie sah mich an, als sei ich eben erst der besagten M�lltonne entsprungen und sagte mit ihrer wundervoll deutlichen Aussprache: "We do not, I repeat, do not call this a trash can. You will call it rubbish bin like every civilized person does.")

Herr Schulte starrt also weiterhin sichtlich irritiert und fragt schlie�lich: "Hast du all die englischen B�cher in deinem Regal auch wirklich gelesen?" - "Nat�rlich hab ich das." - "Und warum kannst du mir dann nicht einfach erl�utern, nach welcher Regel man wo das Gerund benutzt?" - "�hm, weil ich beim Reden l�ngst nicht mehr �ber Regeln nachdenke, sondern einfach so nach Gef�hl und aus dem Bauch heraus rede." - "Aha." Das Aha klingt nicht wirklich �berzeugt.

Ebenso nicht �berzeugt sind seine Lehrer von meiner Hausaufgabenhilfe. Das k�nnte nat�rlich daran liegen, da� mir das Lernziel der jeweiligen �bung oft nicht bekannt ist, und Herr Schulte meine flapsigen L�sungsvorschl�ge allzu ernst nimmt.

Woher bitte soll ich denn wissen, da� die korrekte Antwort auf den vorgegebenen Satz "Tim is yelling at his teachers" nicht etwa "Watch your mouth" lautet. Und leider auch nicht "Get the fuck outta my classroom", sondern ganz banal "He mustn't do that." Mir hat vorher niemand gesagt, da� es hier um "mustn't", "shouldn't" usw. geht und nicht etwa um einfache Antworten auf gezielte Provokation.

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You shouldn't do that 2003-07-07 23:45 Herr Schulte sitzt in der K�che (welche er kurzerhand zu seinem B�ro erkl�rt hat, was mir nur recht sein kann, da ich dort eh nichts wirklich Genie�bares zustande bringe) und lernt Englisch. Das ist ein so au�erordentlich seltenes Ereignis, da� ich ihn eigentlich nur dazu begl�ckw�nschen kann.

Leider stellt mich das aber zugleich vor ungeahnte Probleme, weil er alle paar Minuten mit irgendwelchen Vokabel- oder Grammatikfragen ankommt, �ber die ich mir schon seit Jahren keine Gedanken mehr gemacht habe. Und die ich folglich auch nicht ohne auff�llig lange Denkpausen und ohne unprofessionelles Gestotter beantworten kann.

Nat�rlich wei� ich, was "impact" bedeutet. Aber ich kann mich nicht erinnern, das Wort je auswendig gelernt zu haben. Es scheint irgendwann mal via Lekt�re in meinen Wortschatz geflossen zu sein und sitzt dort auch - nur leider ohne automatisch abrufbare �bersetzung.

Nach kurzem Luftholen f�llt mir dann eine deutsche Entsprechung ein, die aber offensichtlich nicht genau das trifft, was Herr Schulte im Kurs gelernt hat. Genauso wenig habe ich je jemanden das Wort "drawing pin" im wirklichen Leben benutzen h�ren. Herr Schulte starrt mich an und beginnt ganz offensichtlich an meinen angeblich so guten Englisch-Kenntnissen zu zweifeln.

(Was mich sofort unangenehm an meinen allerersten Arbeitstag in Afrika erinnerte. Die Gr�nderin der dortigen Schule war eine Britin von h�chst adeligem Geschlecht, hatte nat�rlich die entsprechende Erziehung genossen und war leider fest entschlossen, diese auch den ihr anvertrauten Sch�lern und Mitarbeitern angedeihen zu lassen.

Sie erwischte mich auf dem Schulhof, als ich grad ein Kind ermahnte, das achtlos weggeworfene Papier in den "trash can" zu tun. Sie sah mich an, als sei ich eben erst der besagten M�lltonne entsprungen und sagte mit ihrer wundervoll deutlichen Aussprache: "We do not, I repeat, do not call this a trash can. You will call it rubbish bin like every civilized person does.")

Herr Schulte starrt also weiterhin sichtlich irritiert und fragt schlie�lich: "Hast du all die englischen B�cher in deinem Regal auch wirklich gelesen?" - "Nat�rlich hab ich das." - "Und warum kannst du mir dann nicht einfach erl�utern, nach welcher Regel man wo das Gerund benutzt?" - "�hm, weil ich beim Reden l�ngst nicht mehr �ber Regeln nachdenke, sondern einfach so nach Gef�hl und aus dem Bauch heraus rede." - "Aha." Das Aha klingt nicht wirklich �berzeugt.

Ebenso nicht �berzeugt sind seine Lehrer von meiner Hausaufgabenhilfe. Das k�nnte nat�rlich daran liegen, da� mir das Lernziel der jeweiligen �bung oft nicht bekannt ist, und Herr Schulte meine flapsigen L�sungsvorschl�ge allzu ernst nimmt.

Woher bitte soll ich denn wissen, da� die korrekte Antwort auf den vorgegebenen Satz "Tim is yelling at his teachers" nicht etwa "Watch your mouth" lautet. Und leider auch nicht "Get the fuck outta my classroom", sondern ganz banal "He mustn't do that." Mir hat vorher niemand gesagt, da� es hier um "mustn't", "shouldn't" usw. geht und nicht etwa um einfache Antworten auf gezielte Provokation.