2002-06-13 - 20:39 - Bob der Nebelwerfer

Warum gehen Autos eigentlich niemals wenige Meter von einer Tankstelle kaputt, sondern prinzipiell nachts auf einsamen Landstra�en oder zur Hauptverkehrszeit auf einer vielbefahrenen Stra�e, so da� man binnen weniger Sekunden zum Ha�objekt gestre�ter Versicherungsangestellter auf dem Heimweg wird? Immerhin hatte Bob (nein, ausnahmsweise kein Mann, sondern mein Auto) den Anstand, den Dienst erst kurz vor Erreichen des heimatlichen Hafens zu quittieren. Das tat er allerdings ausgerechnet im Feierabendverkehr auf einer engen, viel befahrenen Stra�e. Und er ist auch nicht einfach still und heimlich stehengeblieben, nein, er hat sich h�chst effektvoll in dichte Nebelschwaden geh�llt und der ansonsten friedlichen Szenerie meiner gediegenen Wohngegend etwas sehr Dramatisches verliehen (hmm, kann sich das Naturell eines Besitzers eigentlich auf das Auto �bertragen?).

In solchen F�llen ist es �brigens durchaus von Vorteil, in einer eher "anst�ndigen" Wohngegend liegenzubleiben, denn hier gibt es zwischen hupenden Hektikern auch immer hilfreiche Menschen, die sofort mit dem Wagen anhalten, um zu helfen. (Noch besser ist es allerdings, nachts im Ruhrpott eine Panne zu haben, denn da h�lt garantiert binnen k�rzester Zeit ein Mann in Jogginghosen, der einem tiefergelegten Opel entsteigt, welcher mit allem Werkzeug dieser Welt angef�llt ist. Und sofern man eine junge Frau ist und als Dank ein Bier verspricht, ist der Joggingbehoste nur zu gl�cklich, seine �u�erst m�nnlichen Schrauberk�nste umgehend unter Beweis zu stellen.) In meinem Fall waren die Helfer nun prompt zwei Porschefahrer, die ihre gl�nzenden Plutokratenkutschen vor meinem leicht staubigen, mittlerweile etwas altersschwachen Golf parkten und gro�z�gig ihre Hilfe anboten. Welch Segen, da� mein Auto so qualmte, denn normalerweise sehen sich selten Leute veranla�t anzuhalten und mir zu helfen, da mir einfach dieser waidwunde Rehblick fehlt, den viele zarte weibliche Gesch�pfe perfektioniert haben. Die beiden Retter schritten auch sofort zur Tat, nicht allerdings ohne mich darauf hinzuweisen, da� nicht nur das �u�ere meines Autos dringend reinigungsbed�rftig ist, sondern auch der Motor eine W�sche gut vertragen k�nnte (und ich wu�te bis heute nicht mal, da� man den auch reinigen kann, tsts).

Als Quelle des �bels war schnell und wenig �berraschend eine �berhitzte K�hlung ausgemacht, und beim �ffnen des K�hlwasserbeh�lters verwandelte sich Bob sofort in einen w�tend spuckenden Geysir. Aber wo ein gutgebr�unter Porschefahrer wandelt, ist die n�chste Evian-Flasche meist nicht weit (ich liebe es, wenn Vorurteile dem kalten Licht der Realit�t standhalten), und so wurde Bob mit teurem Qualit�tswasser getr�nkt und war bald darauf wieder vollst�ndig genesen. Ich bedankte mich �berschwenglich und f�delte mich hinter meinen Rettern wieder in den Verkehr ein.

Zum Gl�ck bemerkte ich erst zuhause, da� ich v�llig zersaust war, und die Erdbeernascherei w�hrend der Fahrt gleichm��ig rote Spuren auf meinen Fingern hinterlassen hatte. Die sonderbaren Blicke, die mir die Herren zuwarfen, hatten also nicht nur etwas mit dem bedauernswerten Zustand meines Autos zu tun.

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Bob der Nebelwerfer 2002-06-13 20:39 Warum gehen Autos eigentlich niemals wenige Meter von einer Tankstelle kaputt, sondern prinzipiell nachts auf einsamen Landstra�en oder zur Hauptverkehrszeit auf einer vielbefahrenen Stra�e, so da� man binnen weniger Sekunden zum Ha�objekt gestre�ter Versicherungsangestellter auf dem Heimweg wird? Immerhin hatte Bob (nein, ausnahmsweise kein Mann, sondern mein Auto) den Anstand, den Dienst erst kurz vor Erreichen des heimatlichen Hafens zu quittieren. Das tat er allerdings ausgerechnet im Feierabendverkehr auf einer engen, viel befahrenen Stra�e. Und er ist auch nicht einfach still und heimlich stehengeblieben, nein, er hat sich h�chst effektvoll in dichte Nebelschwaden geh�llt und der ansonsten friedlichen Szenerie meiner gediegenen Wohngegend etwas sehr Dramatisches verliehen (hmm, kann sich das Naturell eines Besitzers eigentlich auf das Auto �bertragen?).

In solchen F�llen ist es �brigens durchaus von Vorteil, in einer eher "anst�ndigen" Wohngegend liegenzubleiben, denn hier gibt es zwischen hupenden Hektikern auch immer hilfreiche Menschen, die sofort mit dem Wagen anhalten, um zu helfen. (Noch besser ist es allerdings, nachts im Ruhrpott eine Panne zu haben, denn da h�lt garantiert binnen k�rzester Zeit ein Mann in Jogginghosen, der einem tiefergelegten Opel entsteigt, welcher mit allem Werkzeug dieser Welt angef�llt ist. Und sofern man eine junge Frau ist und als Dank ein Bier verspricht, ist der Joggingbehoste nur zu gl�cklich, seine �u�erst m�nnlichen Schrauberk�nste umgehend unter Beweis zu stellen.) In meinem Fall waren die Helfer nun prompt zwei Porschefahrer, die ihre gl�nzenden Plutokratenkutschen vor meinem leicht staubigen, mittlerweile etwas altersschwachen Golf parkten und gro�z�gig ihre Hilfe anboten. Welch Segen, da� mein Auto so qualmte, denn normalerweise sehen sich selten Leute veranla�t anzuhalten und mir zu helfen, da mir einfach dieser waidwunde Rehblick fehlt, den viele zarte weibliche Gesch�pfe perfektioniert haben. Die beiden Retter schritten auch sofort zur Tat, nicht allerdings ohne mich darauf hinzuweisen, da� nicht nur das �u�ere meines Autos dringend reinigungsbed�rftig ist, sondern auch der Motor eine W�sche gut vertragen k�nnte (und ich wu�te bis heute nicht mal, da� man den auch reinigen kann, tsts).

Als Quelle des �bels war schnell und wenig �berraschend eine �berhitzte K�hlung ausgemacht, und beim �ffnen des K�hlwasserbeh�lters verwandelte sich Bob sofort in einen w�tend spuckenden Geysir. Aber wo ein gutgebr�unter Porschefahrer wandelt, ist die n�chste Evian-Flasche meist nicht weit (ich liebe es, wenn Vorurteile dem kalten Licht der Realit�t standhalten), und so wurde Bob mit teurem Qualit�tswasser getr�nkt und war bald darauf wieder vollst�ndig genesen. Ich bedankte mich �berschwenglich und f�delte mich hinter meinen Rettern wieder in den Verkehr ein.

Zum Gl�ck bemerkte ich erst zuhause, da� ich v�llig zersaust war, und die Erdbeernascherei w�hrend der Fahrt gleichm��ig rote Spuren auf meinen Fingern hinterlassen hatte. Die sonderbaren Blicke, die mir die Herren zuwarfen, hatten also nicht nur etwas mit dem bedauernswerten Zustand meines Autos zu tun.