2002-07-21 - 22:41 - M�nner!

Es ist manchmal kaum zu glauben, auf was f�r Ideen einige M�nner kommen. Da ist z.B. dieser Mann, nennen wir ihn aus Diskretionsgr�nden einfach D., der vor einiger Zeit ganz unsterblich in mich verliebt war (gestorben ist er auch bis heute nicht, nur die Liebe hat sich auf ein anderes Objekt verlagert). Die hei�e Glut seines Begehrens schwelte so etwa anderthalb Jahre, in denen er kaum etwas unversucht lie�, um mich durch hingebungsvolles Werben von seinen Vorz�gen zu �berzeugen.

So fuhr er an einem Wochenende mal eben von der deutsch-�sterreichischen Grenze nach Hamburg, um dann mitten in der Nacht als �berraschungsgast bei mir vor der T�r zu stehen, um Asyl zu bitten und mir Fr�hst�ck mit Tankstellen-Br�tchen anzubieten. Als n�chstes gab er Unsummen aus, um seinen wohltrainierten K�rper von einer Profi-Fotografin ins rechte Licht r�cken und f�r die Ewigkeit auf teures Papier bannen zu lassen, auf da� die gerahmte Pracht mein Wohnzimmer zieren und mein Herz erweichen m�ge (wo sie aber leider weder zum roten Sofa noch zur modernen Kunst pa�te und daher nie den ihr angedachten Platz fand). Schlie�lich versetzte ihn sein Arbeitgeber gn�digerweise f�r sechs Monate in den Kosovo, aber auch das konnte ihn nicht von seiner eigentlichen Mission abbringen. Statt wie sonst t�glich anzurufen und zu mailen, griff er ganz traditionell zu Stift und Papier und schickte mir t�glich (!) einen langen Brief. In diesen Briefen offenbarte er mir seine ganzen W�nsche und Hoffnungen, seine Lebens- und Leidensgeschichte und stilisierte mich zu einer Art unerreichbarem Abbild all seiner Tr�ume.

Ich sa� derweil im trauten Heim und f�hlte mich aufgrund der Flut von mit "Feldpost" gekennzeichneten Briefe wie eine Mischung aus Kriegsbraut und leicht �berforderter, postalischer Seelsorge-Station. Aber ach, wie so oft im wahren Leben und in der Literatur, es war alles vergebens. Mein kleines steinernes Herz lie� sich nicht erweichen, und seine Liebe blieb auf tragische Weise zur Einseitigkeit verdammt.

Heutzutage h�re ich nur noch alle paar Monate von ihm und glaubte die ganze Angelegenheit l�ngst ausgestanden, bis ... ja, bis er auf die glorreiche Idee kam, sich ein bi�chen N�he zu sichern, indem er sich als wissenschaftlicher Mitarbeiter meines Vaters bewirbt. Und aufgrund seiner unbestrittenen Qualit�ten konnte er dieses Mal auch alle Mitbewerber ausstechen und wurde jetzt tats�chlich eingestellt. Seit "Dienstbeginn" vor einer Woche nutzt er nun die Gunst der Stunde und ruft mich h�ufiger mal an, um irgendwelche Fragen loszuwerden oder sich einen Rat zu holen. Ich werde k�nftig sehr darauf achten, M�nner mit entsprechendem Eignungsprofil von vornherein in die sprichw�rtliche W�ste zu schicken, damit sich das B�ro meines Vaters nicht eines Tages in eine Art Clubhaus abgewiesener Galane verwandelt.

Als ganz entz�ckend hat sich hingegen grad mal wieder Q. erwiesen, der mir von einer kurzen Segel-Tour eine entsetzlich kitschige, aber gut gef�llte Keksdose in Delphin-Form mitbrachte. Wenn man den Kopf des Delphins zur�ckklappt (sehr makaber, ich wei�), um an die Kekse zu gelangen, fiept das Tier ganz herzerrei�end "iiiiik - iiiikk". Q blickte mich also ganz treuherzig an (das mu� er sich von unserem Hund abgeguckt haben) und sagte: "Hier, f�r dich, vielleicht heitert dich das ein wenig auf, wenn du so allein am Schreibtisch sitzt." Jetzt h�rt man also quer durchs ganze Haus ein lautes Fiepen, sobald ich mich auch nur an einem einzigen Keks vergreifen will, und irgendwie scheint mir das eher kontraproduktiv zu sein. Oder wollte er mir durch das Tier sagen, da� ich k�nftig doch besser weniger S��waren essen sollte? M�nner!

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M�nner! 2002-07-21 22:41 Es ist manchmal kaum zu glauben, auf was f�r Ideen einige M�nner kommen. Da ist z.B. dieser Mann, nennen wir ihn aus Diskretionsgr�nden einfach D., der vor einiger Zeit ganz unsterblich in mich verliebt war (gestorben ist er auch bis heute nicht, nur die Liebe hat sich auf ein anderes Objekt verlagert). Die hei�e Glut seines Begehrens schwelte so etwa anderthalb Jahre, in denen er kaum etwas unversucht lie�, um mich durch hingebungsvolles Werben von seinen Vorz�gen zu �berzeugen.

So fuhr er an einem Wochenende mal eben von der deutsch-�sterreichischen Grenze nach Hamburg, um dann mitten in der Nacht als �berraschungsgast bei mir vor der T�r zu stehen, um Asyl zu bitten und mir Fr�hst�ck mit Tankstellen-Br�tchen anzubieten. Als n�chstes gab er Unsummen aus, um seinen wohltrainierten K�rper von einer Profi-Fotografin ins rechte Licht r�cken und f�r die Ewigkeit auf teures Papier bannen zu lassen, auf da� die gerahmte Pracht mein Wohnzimmer zieren und mein Herz erweichen m�ge (wo sie aber leider weder zum roten Sofa noch zur modernen Kunst pa�te und daher nie den ihr angedachten Platz fand). Schlie�lich versetzte ihn sein Arbeitgeber gn�digerweise f�r sechs Monate in den Kosovo, aber auch das konnte ihn nicht von seiner eigentlichen Mission abbringen. Statt wie sonst t�glich anzurufen und zu mailen, griff er ganz traditionell zu Stift und Papier und schickte mir t�glich (!) einen langen Brief. In diesen Briefen offenbarte er mir seine ganzen W�nsche und Hoffnungen, seine Lebens- und Leidensgeschichte und stilisierte mich zu einer Art unerreichbarem Abbild all seiner Tr�ume.

Ich sa� derweil im trauten Heim und f�hlte mich aufgrund der Flut von mit "Feldpost" gekennzeichneten Briefe wie eine Mischung aus Kriegsbraut und leicht �berforderter, postalischer Seelsorge-Station. Aber ach, wie so oft im wahren Leben und in der Literatur, es war alles vergebens. Mein kleines steinernes Herz lie� sich nicht erweichen, und seine Liebe blieb auf tragische Weise zur Einseitigkeit verdammt.

Heutzutage h�re ich nur noch alle paar Monate von ihm und glaubte die ganze Angelegenheit l�ngst ausgestanden, bis ... ja, bis er auf die glorreiche Idee kam, sich ein bi�chen N�he zu sichern, indem er sich als wissenschaftlicher Mitarbeiter meines Vaters bewirbt. Und aufgrund seiner unbestrittenen Qualit�ten konnte er dieses Mal auch alle Mitbewerber ausstechen und wurde jetzt tats�chlich eingestellt. Seit "Dienstbeginn" vor einer Woche nutzt er nun die Gunst der Stunde und ruft mich h�ufiger mal an, um irgendwelche Fragen loszuwerden oder sich einen Rat zu holen. Ich werde k�nftig sehr darauf achten, M�nner mit entsprechendem Eignungsprofil von vornherein in die sprichw�rtliche W�ste zu schicken, damit sich das B�ro meines Vaters nicht eines Tages in eine Art Clubhaus abgewiesener Galane verwandelt.

Als ganz entz�ckend hat sich hingegen grad mal wieder Q. erwiesen, der mir von einer kurzen Segel-Tour eine entsetzlich kitschige, aber gut gef�llte Keksdose in Delphin-Form mitbrachte. Wenn man den Kopf des Delphins zur�ckklappt (sehr makaber, ich wei�), um an die Kekse zu gelangen, fiept das Tier ganz herzerrei�end "iiiiik - iiiikk". Q blickte mich also ganz treuherzig an (das mu� er sich von unserem Hund abgeguckt haben) und sagte: "Hier, f�r dich, vielleicht heitert dich das ein wenig auf, wenn du so allein am Schreibtisch sitzt." Jetzt h�rt man also quer durchs ganze Haus ein lautes Fiepen, sobald ich mich auch nur an einem einzigen Keks vergreifen will, und irgendwie scheint mir das eher kontraproduktiv zu sein. Oder wollte er mir durch das Tier sagen, da� ich k�nftig doch besser weniger S��waren essen sollte? M�nner!