2002-08-08 - 13:21 - Lyssa im Radio, wuff!

Ok, ich verspreche den Hundehassern unter Euch (gibt es Euch wirklich?), da� dies vorerst die letzte Geschichte �ber unseren neurotischen Familiendackel sein wird, da der Rest der Familie bereits lautstark nach ihm verlangt, und ich ihn am Sonntag zur�ckbringen werde (damit wird ein grausamer gesellschaftlicher Abstieg verbunden sein, aber das ignorieren meine Eltern genauso wie mein pers�nliches Ungl�ck ob dieses Verlustes).

Wie bereits erw�hnt, gehe ich viel mit dem Hund und dem Ball spazieren (man sieht uns das Training bereits an, und ich w�rde es gern als alternative Di�t patentieren lassen - abnehmen und dabei gutaussehende M�nner mit Hunden kennenlernen, was will frau mehr?), so auch an besagtem Abend, als wir auf dem R�ckweg an einem Siel, einem kleinen, typisch friesischen Kanal vorbeikamen. Auf der Br�cke, die wir �berqueren mu�ten, sa� einer jener pubertierenden J�nglinge, die wohl in jeder Generation Konjunktur haben - langhaarig, mit vertr�umt-sanftm�tigem Gesichtsausdruck und passend dazu mit Gitarre in der Hand. Um ihn herum, und auch das wird sich wohl nie �ndern, hatten sich seine zahlreichen Verehrerinnen geschart, um hingerissen seiner Interpretation von Simon & Garfunkels "Bridge over troubled water" zu lauschen (den Stimmbruch hatte er zum Gl�ck bereits hinter sich gelassen, danke).

Leider h�lt der Hund nicht allzu viel von and�chtigem Lauschen (definitiv kein guter Groupie) und warf dem J�ngling den Ball zu F��en. Dieser mi�achtete die Aufforderung zum Spielen jedoch und sang unbeirrt weiter, woraufhin sich Pitti ebenso unbeirrt neben den Darbietenden setzte und mit ohrenbet�ubendem Geheul in den Refrain einstimmte. Err�tend schnappte ich mir Hund und Ball und zog von dannen.

Viel weiter sollte ich jedoch nicht kommen, denn kurz hinter der Br�cke bekam der Hund Durst und rannte nebst Ball den Hang runter zum Wasser. Da� er dabei zwei Angler fast zu Tode erschreckte, einen Eimer mit irgendwelchem Kriechk�der und eine Angel umwarf, ist da schon fast nicht mehr der Erw�hnung wert. Leider lie� er aber auch den Ball ins Wasser fallen, der unvermutet schnell den Kanal hinabtrieb. Anstatt ihn gleich wieder herauszufischen, schaute mich der Hund mit dem tr�bseligsten Dackelblick aller Zeiten an und nahm seine herzerweichendes Gejaule erneut auf (den Barden immer noch in H�rweite). Ich hatte aber nun erst recht kein Verlangen danach, in den mit Entengr�tze verseuchten Kanal zu steigen, schlie�lich sind Dackel tadellose Schwimmer und unser Exemplar einfach nur entsetzlich wasserscheu.

Und so jaulte er weiter, die Angler sammelten Maden ein, und ich versuchte dem Hund mit engelsgleicher Stimme zu erkl�ren, da� er den Ball schon selbst holen m�sse (ja, es haben mich alle f�r latent wahnsinnig gehalten, aber immerhin rede ich nur mit Hunden und h�re noch keine Stimmen). Aber nat�rlich mu�te der Ball erst etwa 30 Meter abtreiben, bevor der Hund ernstlich Sorge um seinen Ball bekam und unter lautem Gejaule beherzt ins Wasser sprang. Durch das laute Platschen und Schnaufen aufmerksam geworden, waren nun auch die Gitarristen-Groupies ans Wasser gest�rzt und beklatschten anstelle des S�ngers unsere R�be bei ihrer wagemutigen Rettungsaktion. Von einem Hund ausgestochen zu werden, mu� f�r junge M�nner besonders bitter sein.

Ich hoffte nun, Pitti w�rde ersch�pft den Heimweg antreten wollen, aber bereits ein paar Minuten sp�ter wartete neues Unheil auf uns. Am Wegesrand lag ein sicherlich schon vor einigen Tagen verstorbener Fisch, der auch f�r Menschennasen nicht zu �berriechen war. Der Hund mu� allerdings eine ganz andere Wahrnehmung als ich haben, denn anstatt angewidert das Gesicht zu verziehen, lie� sie sogar vor Freude den Ball fallen und hatte sich bereits mehrfach ausgiebig in dem stinkenden Fischhaufen gew�lzt, bevor ich sie wegzerren konnte. Ihr schwante aber wohl, da� ich sie nicht lange zufrieden stinken lassen w�rde, und so versteckte sie sich kurzerhand unter dem n�chsten parkenden Auto. Und da sa�en wir nun - der Hund unter einen niedrigen Kleinwagen geklemmt und ich in einigem Abstand dazu im Gras. Leider kamen einige Spazierg�nger vorbei, als ich grad munter auf den Hund einredete, und mir wurde erst angesichts ihrer eindeutigen Gesten bewu�t, wie dieses Bild wirken mu�te. Der sonst so bellfreudige Stinker machte n�mlich keinen Mucks, und ich sa� derweil ersch�pft im Gras und gab die perfekte Vorstellung als Geisteskranke, die mit beschw�render Stimme auf durchschnittsdeutsche Kleinwagen einredet.

Schlie�lich machte ich mich allein auf den Weg, meist folgt sie dann irgendwann, und lief prompt zwei Reporterinnen vom NDR in die Arme (warum immer ich?). Da ich noch auf die R�bennase warten mu�te, die mir diese Misere eingebrockt hatte, sah ich kaum eine Chance, dem riesigen Mikro zu entkommen. Und dann fragen die Damen mich doch tats�chlich nach meinem Sch�nheitsgeheimnis. Nat�rlich war mein kleines Ego sofort geschmeichelt: "Ha, Du bist sch�n! Sie haben es erkannt!" Aber die Freude verging recht schnell, als die beiden O-Ton-F�ngerinnen unmittelbar nach mir eine eher tonnenf�rmige Rentnerin aus dem Ruhrpott befragten, die eine kleine Kringeldauerwelle hatte und zur quietschgr�nen Ballonseidenhose eine knallrosa Bl�mchenbluse trug, durch die man den Gesundheits-BH sehen konnte. Ok, meine Sch�nheit bleibt also weiterhin mein ganz privates Geheimnis.

Was soll man au�erdem auf die Frage nach Sch�nheitsrezepten antworten? Gibt es da was Neues au�er den Genen, genug Sport, viel Wasser trinken, ausreichend schlafen und das Badezimmer mit allerhand Tiegelchen und T�pfen f�r Unsummen vollzustopfen? Das ist halt der ganz normale, weibliche Sch�nheitsterror, den die Frauen selbst eigentlich auch kennen m��ten. Was erwarteten sie also Aufregendes? Da� ich meinen Luxusk�rper regelm��ig in Stutenmilch bade, nach dem Rezept meiner UrururuswGro�mutter Cleopatra? Da� Extrakte aus Ziegenhoden gegen Falten helfen, und ich meine Kamillenbl�ten f�r Dampfb�der prinzipiell nur in Vollmondn�chten sammle? Sorry, kann ich nicht mit dienen. Aber ausnahmsweise erl�ste mich der Hund rechtzeitig aus meiner Notlage und verdarb den kostbaren O-Ton durch sein �berraschendes, aber von sehr lautem Bellen begleitetes Auftauchen.

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Lyssa im Radio, wuff! 2002-08-08 13:21 Ok, ich verspreche den Hundehassern unter Euch (gibt es Euch wirklich?), da� dies vorerst die letzte Geschichte �ber unseren neurotischen Familiendackel sein wird, da der Rest der Familie bereits lautstark nach ihm verlangt, und ich ihn am Sonntag zur�ckbringen werde (damit wird ein grausamer gesellschaftlicher Abstieg verbunden sein, aber das ignorieren meine Eltern genauso wie mein pers�nliches Ungl�ck ob dieses Verlustes).

Wie bereits erw�hnt, gehe ich viel mit dem Hund und dem Ball spazieren (man sieht uns das Training bereits an, und ich w�rde es gern als alternative Di�t patentieren lassen - abnehmen und dabei gutaussehende M�nner mit Hunden kennenlernen, was will frau mehr?), so auch an besagtem Abend, als wir auf dem R�ckweg an einem Siel, einem kleinen, typisch friesischen Kanal vorbeikamen. Auf der Br�cke, die wir �berqueren mu�ten, sa� einer jener pubertierenden J�nglinge, die wohl in jeder Generation Konjunktur haben - langhaarig, mit vertr�umt-sanftm�tigem Gesichtsausdruck und passend dazu mit Gitarre in der Hand. Um ihn herum, und auch das wird sich wohl nie �ndern, hatten sich seine zahlreichen Verehrerinnen geschart, um hingerissen seiner Interpretation von Simon & Garfunkels "Bridge over troubled water" zu lauschen (den Stimmbruch hatte er zum Gl�ck bereits hinter sich gelassen, danke).

Leider h�lt der Hund nicht allzu viel von and�chtigem Lauschen (definitiv kein guter Groupie) und warf dem J�ngling den Ball zu F��en. Dieser mi�achtete die Aufforderung zum Spielen jedoch und sang unbeirrt weiter, woraufhin sich Pitti ebenso unbeirrt neben den Darbietenden setzte und mit ohrenbet�ubendem Geheul in den Refrain einstimmte. Err�tend schnappte ich mir Hund und Ball und zog von dannen.

Viel weiter sollte ich jedoch nicht kommen, denn kurz hinter der Br�cke bekam der Hund Durst und rannte nebst Ball den Hang runter zum Wasser. Da� er dabei zwei Angler fast zu Tode erschreckte, einen Eimer mit irgendwelchem Kriechk�der und eine Angel umwarf, ist da schon fast nicht mehr der Erw�hnung wert. Leider lie� er aber auch den Ball ins Wasser fallen, der unvermutet schnell den Kanal hinabtrieb. Anstatt ihn gleich wieder herauszufischen, schaute mich der Hund mit dem tr�bseligsten Dackelblick aller Zeiten an und nahm seine herzerweichendes Gejaule erneut auf (den Barden immer noch in H�rweite). Ich hatte aber nun erst recht kein Verlangen danach, in den mit Entengr�tze verseuchten Kanal zu steigen, schlie�lich sind Dackel tadellose Schwimmer und unser Exemplar einfach nur entsetzlich wasserscheu.

Und so jaulte er weiter, die Angler sammelten Maden ein, und ich versuchte dem Hund mit engelsgleicher Stimme zu erkl�ren, da� er den Ball schon selbst holen m�sse (ja, es haben mich alle f�r latent wahnsinnig gehalten, aber immerhin rede ich nur mit Hunden und h�re noch keine Stimmen). Aber nat�rlich mu�te der Ball erst etwa 30 Meter abtreiben, bevor der Hund ernstlich Sorge um seinen Ball bekam und unter lautem Gejaule beherzt ins Wasser sprang. Durch das laute Platschen und Schnaufen aufmerksam geworden, waren nun auch die Gitarristen-Groupies ans Wasser gest�rzt und beklatschten anstelle des S�ngers unsere R�be bei ihrer wagemutigen Rettungsaktion. Von einem Hund ausgestochen zu werden, mu� f�r junge M�nner besonders bitter sein.

Ich hoffte nun, Pitti w�rde ersch�pft den Heimweg antreten wollen, aber bereits ein paar Minuten sp�ter wartete neues Unheil auf uns. Am Wegesrand lag ein sicherlich schon vor einigen Tagen verstorbener Fisch, der auch f�r Menschennasen nicht zu �berriechen war. Der Hund mu� allerdings eine ganz andere Wahrnehmung als ich haben, denn anstatt angewidert das Gesicht zu verziehen, lie� sie sogar vor Freude den Ball fallen und hatte sich bereits mehrfach ausgiebig in dem stinkenden Fischhaufen gew�lzt, bevor ich sie wegzerren konnte. Ihr schwante aber wohl, da� ich sie nicht lange zufrieden stinken lassen w�rde, und so versteckte sie sich kurzerhand unter dem n�chsten parkenden Auto. Und da sa�en wir nun - der Hund unter einen niedrigen Kleinwagen geklemmt und ich in einigem Abstand dazu im Gras. Leider kamen einige Spazierg�nger vorbei, als ich grad munter auf den Hund einredete, und mir wurde erst angesichts ihrer eindeutigen Gesten bewu�t, wie dieses Bild wirken mu�te. Der sonst so bellfreudige Stinker machte n�mlich keinen Mucks, und ich sa� derweil ersch�pft im Gras und gab die perfekte Vorstellung als Geisteskranke, die mit beschw�render Stimme auf durchschnittsdeutsche Kleinwagen einredet.

Schlie�lich machte ich mich allein auf den Weg, meist folgt sie dann irgendwann, und lief prompt zwei Reporterinnen vom NDR in die Arme (warum immer ich?). Da ich noch auf die R�bennase warten mu�te, die mir diese Misere eingebrockt hatte, sah ich kaum eine Chance, dem riesigen Mikro zu entkommen. Und dann fragen die Damen mich doch tats�chlich nach meinem Sch�nheitsgeheimnis. Nat�rlich war mein kleines Ego sofort geschmeichelt: "Ha, Du bist sch�n! Sie haben es erkannt!" Aber die Freude verging recht schnell, als die beiden O-Ton-F�ngerinnen unmittelbar nach mir eine eher tonnenf�rmige Rentnerin aus dem Ruhrpott befragten, die eine kleine Kringeldauerwelle hatte und zur quietschgr�nen Ballonseidenhose eine knallrosa Bl�mchenbluse trug, durch die man den Gesundheits-BH sehen konnte. Ok, meine Sch�nheit bleibt also weiterhin mein ganz privates Geheimnis.

Was soll man au�erdem auf die Frage nach Sch�nheitsrezepten antworten? Gibt es da was Neues au�er den Genen, genug Sport, viel Wasser trinken, ausreichend schlafen und das Badezimmer mit allerhand Tiegelchen und T�pfen f�r Unsummen vollzustopfen? Das ist halt der ganz normale, weibliche Sch�nheitsterror, den die Frauen selbst eigentlich auch kennen m��ten. Was erwarteten sie also Aufregendes? Da� ich meinen Luxusk�rper regelm��ig in Stutenmilch bade, nach dem Rezept meiner UrururuswGro�mutter Cleopatra? Da� Extrakte aus Ziegenhoden gegen Falten helfen, und ich meine Kamillenbl�ten f�r Dampfb�der prinzipiell nur in Vollmondn�chten sammle? Sorry, kann ich nicht mit dienen. Aber ausnahmsweise erl�ste mich der Hund rechtzeitig aus meiner Notlage und verdarb den kostbaren O-Ton durch sein �berraschendes, aber von sehr lautem Bellen begleitetes Auftauchen.