2003-02-09 - 14:22 - On any given saturday

Allm�hlich glaube ich wirklich, da� sich ausgerechnet der Samstag zu meinem pers�nlichen Chaos-Tag der Woche entwickelt. Wie erst k�rzlich berichtet, scheinen die unglaublichsten Dinge immer ausgerechnet an einem Samstag zu passieren.

Gestern lagen allerdings keine fremden, betrunkenen M�nner vor der T�r (was in diesem Fall auch besonders befremdlich gewesen w�re, da ich grad �bers Wochenende in der alten Heimat weile). Statt dessen durfte ich die Bekanntschaft einer ganz besonders, nun ja, regeltreuen (sprich: verbiesterten und egomanischen) Tiersch�tzerin machen.

Da der Plan, Lyssa einen Hund an die Seite zu stellen, noch l�ngst nicht ad acta gelegt ist, wollte ich den Ausflug ins Ruhrgebiet nutzen, um mir auch hier mal einige Tierheiminsassen anzusehen. Nach einer ausgiebigen Surftour fiel meine Wahl ausgerechnet auf das Tierheim in Velbert, was genau betrachtet schon gar nicht mehr im Ruhrgebiet, sondern irgendwo im h�geligen Hinterland liegt.

Gegen das Tierheim an sich l��t sich nichts einwenden. Es liegt im Wald mit ausreichend M�glichkeit f�r ausgedehnte Spazierg�nge, ist sauber und scheint seri�s gef�hrt zu sein. Allerdings nimmt es die Verantwortliche f�r die Hundevermittlung trotz der �berf�llung etwas zu genau mit der Sorgfalt. Es kann allerdings auch sein, da� sie mich einfach absolut nicht ausstehen konnte. Ich halte Letzteres f�r wahrscheinlicher.

Sandra, die zur Unterst�tzung mitgekommen war, und ich hatten uns die Mischlingsh�ndin Brenda geschnappt, und sind mit ihr l�nger durch den Wald gestapft (eher unfreiwillig lange, da wir St�dter uns prompt verlaufen hatten und von einem Rentner-Ehepaar zur�ck auf den rechten Weg gef�hrt werden mu�ten). Danach war klar, da� wir das entz�ckende Tier unm�glich dort zur�cklassen konnten.

Leider war die besagte Leiterin der Abteilung Hund da ganz anderer Ansicht. Prinzipiell werden Hunde n�mlich erst nach mehreren Spazierg�ngen und einer Inspektion der Wohnung des k�nftigen Dosen�ffners vermittelt. Daran ist auch nichts auszusetzen, aber das Prinzip hat Nachteile, wenn das potentielle Frauchen �ber 400 km entfernt in Hamburg residiert.

Also haben Sandra und ich alles versucht, um die gute Frau von meiner Zuverl�ssigkeit und von den Vorteilen unseres Plans zur Rettung der H�ndin zu �berzeugen. Aber vergeblich. Wir h�tten genausogut versuchen k�nnen, einen Granitsteinbruch mit unseren Fingern�geln abzutragen oder uns vom Papst schw�ngern zu lassen.

Lyssa zu der W�rterin: "Dann rufen Sie doch im Hamburger Tierheim an. Die haben mich bereits unter die Lupe genommen und w�rden sicherlich f�r mich b�rgen." - "Aber ich kenne die doch nicht. Und ich vertraue niemandem, den ich nicht kenne." (Den Nebensatz h�tte sie sich sparen k�nnen.)

W�rterin: "Da fahren Sie mal sch�n nach Hamburg zur�ck, und ich schicke Ihnen Frau W. vorbei. Die guckt sich Ihre Wohnung und Ihr Umfeld an. Dann kommen Sie wieder her und gehen noch ein paar Mal mit Brenda Gassi. Dann sehen wir weiter." - "Aber Ihnen ist schon bewu�t, da� "herkommen" jedes Mal die kurze Strecke von 400 km bedeutet?" - "Keine Ahnung, ich war noch nie in Hamburg."

Na gut, offensichtlich reichen rein praktische Erw�gungen nicht aus. Es reichte ihr n�mlich auch nicht, wenn ich meine Nachbarn bitten w�rde, Frau W. in meiner Abwesenheit die Wohnung zu zeigen.

Lyssa: "Aber Sie sehen doch, da� sich Brenda offensichtlich wohlf�hlt mit mir, w�hrend Sie selbst gesagt haben, da� es ihr ansonsten hier im Tierheim gar nicht gut geht, und sie sehr ver�ngstigt ist. Ich bin mit Hunden gro� geworden." - "Dann schreib ich mir mal ganz unverbindlich Ihren Namen auf. Vielleicht k�nnen Sie mal Ihre Eltern mitbringen." Waaas? Hab ich was verpa�t? Ist mir mein Abitur aberkannt worden, und ich mu� wieder zum Elternsprechtag?

Sandra und ich versuchen tapfer, all ihre Einw�nde zu entkr�ften. Ich erkl�re mich mit regelm��igen Besuchen von Frau W. einverstanden, verspreche, den Hund zur�ckzugeben, falls Frau W. die Haltung bem�ngeln sollte usw. Wir erkl�ren lang und breit, wer sonst noch mit dem Hund Gassi geht, wer ihn im Notfall �bernimmt, und wo er unterkommt, wenn ich im Urlaub bin. Und die ganze Zeit �ber pre�t sich Brenda �ngstlich wimmernd und zitternd an mein Bein. Diese Geste prallt jedoch an der volumin�sen W�rterin ebenso ab wie alle rationalen Einw�nde.

W�rterin: "Und wenn Ihr Partner mit dem Tier Gassi geht, dann mu� ich den auch erst kennenlernen." Die Stimme l��t keinen Widerspruch zu, und Humor hat sie offensichtlich auch nicht. Partner?

"Aber ich lebe doch allein und werde Hauptbezugsperson f�r den Hund sein. M�nner kommen und gehen hingegen." Ganz falscher Ansatz, denn offensichtlich ist sie nicht gewillt, den Hund in derart unsittlich-unklare Verh�ltnisse abzugeben. Entweder ich pr�sentiere einen vertrauensw�rdigen Partner, oder der Hund ist zu weiteren Wochen im Tierheim verdammt ("... sofern wir ihn nicht dann bereits anderweitig vermittelt haben").

Sandra bringt den au�erordentlich seri�s wirkenden Herrn Schulte ins Spiel, der ja am Sonntag mal vorbeikommen k�nnte und schlie�lich auch immer ihren Hund ausf�hren w�rde. Aber das irritiert die W�rterin nur noch mehr. Offensichtlich ist eine derartige Konstellation in ihrem Weltbild nicht vorgesehen. Zu viele Frauen und zu viele Hunde, der Mann kann gar nicht vertrauensw�rdig sein.

W�rterin: "Und was machen Sie dann in f�nf Jahren?" - "�hm, mit Herrn Schulte oder dem Hund? Zumindest f�r den Hund kann ich jetzt schon versprechen gut zu sorgen." - "Aber Sie wissen doch gar nicht, was Sie dann beruflich machen." - "Das wei� doch aber in der heutigen Zeit niemand. Und der Hund wird so oder so nicht darunter leiden m�ssen und auch nicht zur�ck ins Tierheim kommen."

Das bes�nftigt sie rein gar nicht und auch mein n�chster Argumentationsansatz �berzeugt sie nicht: "Aber niemand kann doch mit Sicherheit sagen, was in f�nf Jahren ist. Auch der beste Tierhalter kann morgen vor einen Baum fahren und querschnittsgel�hmt sein." - "DAS ist ja wohl nicht dasselbe wie arbeitslos zu sein." - Lyssa (verzweifelt): "Stimmt, als Arbeitslose kann ich n�mlich noch mit dem Hund spazieren gehen."

Schlie�lich kann ich nur noch m�hsam das Verlangen unterdr�cken, sie niederzuschlagen und das zitternde Hundewesen einfach zu entf�hren. Also seufze ich resigniert und sage: "Herrjeh, da ist es ja wirklich einfacher, ein Kind zu bekommen." Daraufhin erwidert die W�rterin indigniert "Tja, da m�ssen Sie sich schon entscheiden, ob Sie jetzt ein Kind oder einen Hund wollen", und tritt hoheitsvoll ab.

Uns blieb nichts anderes �brig, als deprimiert den Heimweg anzutreten. Sandra ist dann vor lauter Frust gleich ganz zuhause geblieben, w�hrend ich mich von Herrn Schulte hab �berreden lassen, ihn abends noch kurz auf eine Party zu begleiten. Ich blieb auch tats�chlich nicht lange, aber offensichtlich lang genug, um Unbekannten die M�glichkeit zu geben, meinem parkenden Wagen eine dicke Beule in der Fahrert�r zu verpassen.

Aber heute scheint die Sonne, die Welt nebst ihren Beulen sieht gleich viel freundlicher aus, und mein Kampfgeist ist in alter St�rke zur�ckgekehrt. Also werden Herr Schulte, meine gutgelaunte Mutter (ein gef�hrlicher Zustand f�r Ahnungslose) und ich uns gleich mit dem verbeulten Auto auf den Weg machen, um die W�rterin erneut mit unserer argumentationsfreudigen Anwesenheit zu begl�cken. Dr�ckt Brenda und mir die Daumen.

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On any given saturday 2003-02-09 14:22 Allm�hlich glaube ich wirklich, da� sich ausgerechnet der Samstag zu meinem pers�nlichen Chaos-Tag der Woche entwickelt. Wie erst k�rzlich berichtet, scheinen die unglaublichsten Dinge immer ausgerechnet an einem Samstag zu passieren.

Gestern lagen allerdings keine fremden, betrunkenen M�nner vor der T�r (was in diesem Fall auch besonders befremdlich gewesen w�re, da ich grad �bers Wochenende in der alten Heimat weile). Statt dessen durfte ich die Bekanntschaft einer ganz besonders, nun ja, regeltreuen (sprich: verbiesterten und egomanischen) Tiersch�tzerin machen.

Da der Plan, Lyssa einen Hund an die Seite zu stellen, noch l�ngst nicht ad acta gelegt ist, wollte ich den Ausflug ins Ruhrgebiet nutzen, um mir auch hier mal einige Tierheiminsassen anzusehen. Nach einer ausgiebigen Surftour fiel meine Wahl ausgerechnet auf das Tierheim in Velbert, was genau betrachtet schon gar nicht mehr im Ruhrgebiet, sondern irgendwo im h�geligen Hinterland liegt.

Gegen das Tierheim an sich l��t sich nichts einwenden. Es liegt im Wald mit ausreichend M�glichkeit f�r ausgedehnte Spazierg�nge, ist sauber und scheint seri�s gef�hrt zu sein. Allerdings nimmt es die Verantwortliche f�r die Hundevermittlung trotz der �berf�llung etwas zu genau mit der Sorgfalt. Es kann allerdings auch sein, da� sie mich einfach absolut nicht ausstehen konnte. Ich halte Letzteres f�r wahrscheinlicher.

Sandra, die zur Unterst�tzung mitgekommen war, und ich hatten uns die Mischlingsh�ndin Brenda geschnappt, und sind mit ihr l�nger durch den Wald gestapft (eher unfreiwillig lange, da wir St�dter uns prompt verlaufen hatten und von einem Rentner-Ehepaar zur�ck auf den rechten Weg gef�hrt werden mu�ten). Danach war klar, da� wir das entz�ckende Tier unm�glich dort zur�cklassen konnten.

Leider war die besagte Leiterin der Abteilung Hund da ganz anderer Ansicht. Prinzipiell werden Hunde n�mlich erst nach mehreren Spazierg�ngen und einer Inspektion der Wohnung des k�nftigen Dosen�ffners vermittelt. Daran ist auch nichts auszusetzen, aber das Prinzip hat Nachteile, wenn das potentielle Frauchen �ber 400 km entfernt in Hamburg residiert.

Also haben Sandra und ich alles versucht, um die gute Frau von meiner Zuverl�ssigkeit und von den Vorteilen unseres Plans zur Rettung der H�ndin zu �berzeugen. Aber vergeblich. Wir h�tten genausogut versuchen k�nnen, einen Granitsteinbruch mit unseren Fingern�geln abzutragen oder uns vom Papst schw�ngern zu lassen.

Lyssa zu der W�rterin: "Dann rufen Sie doch im Hamburger Tierheim an. Die haben mich bereits unter die Lupe genommen und w�rden sicherlich f�r mich b�rgen." - "Aber ich kenne die doch nicht. Und ich vertraue niemandem, den ich nicht kenne." (Den Nebensatz h�tte sie sich sparen k�nnen.)

W�rterin: "Da fahren Sie mal sch�n nach Hamburg zur�ck, und ich schicke Ihnen Frau W. vorbei. Die guckt sich Ihre Wohnung und Ihr Umfeld an. Dann kommen Sie wieder her und gehen noch ein paar Mal mit Brenda Gassi. Dann sehen wir weiter." - "Aber Ihnen ist schon bewu�t, da� "herkommen" jedes Mal die kurze Strecke von 400 km bedeutet?" - "Keine Ahnung, ich war noch nie in Hamburg."

Na gut, offensichtlich reichen rein praktische Erw�gungen nicht aus. Es reichte ihr n�mlich auch nicht, wenn ich meine Nachbarn bitten w�rde, Frau W. in meiner Abwesenheit die Wohnung zu zeigen.

Lyssa: "Aber Sie sehen doch, da� sich Brenda offensichtlich wohlf�hlt mit mir, w�hrend Sie selbst gesagt haben, da� es ihr ansonsten hier im Tierheim gar nicht gut geht, und sie sehr ver�ngstigt ist. Ich bin mit Hunden gro� geworden." - "Dann schreib ich mir mal ganz unverbindlich Ihren Namen auf. Vielleicht k�nnen Sie mal Ihre Eltern mitbringen." Waaas? Hab ich was verpa�t? Ist mir mein Abitur aberkannt worden, und ich mu� wieder zum Elternsprechtag?

Sandra und ich versuchen tapfer, all ihre Einw�nde zu entkr�ften. Ich erkl�re mich mit regelm��igen Besuchen von Frau W. einverstanden, verspreche, den Hund zur�ckzugeben, falls Frau W. die Haltung bem�ngeln sollte usw. Wir erkl�ren lang und breit, wer sonst noch mit dem Hund Gassi geht, wer ihn im Notfall �bernimmt, und wo er unterkommt, wenn ich im Urlaub bin. Und die ganze Zeit �ber pre�t sich Brenda �ngstlich wimmernd und zitternd an mein Bein. Diese Geste prallt jedoch an der volumin�sen W�rterin ebenso ab wie alle rationalen Einw�nde.

W�rterin: "Und wenn Ihr Partner mit dem Tier Gassi geht, dann mu� ich den auch erst kennenlernen." Die Stimme l��t keinen Widerspruch zu, und Humor hat sie offensichtlich auch nicht. Partner?

"Aber ich lebe doch allein und werde Hauptbezugsperson f�r den Hund sein. M�nner kommen und gehen hingegen." Ganz falscher Ansatz, denn offensichtlich ist sie nicht gewillt, den Hund in derart unsittlich-unklare Verh�ltnisse abzugeben. Entweder ich pr�sentiere einen vertrauensw�rdigen Partner, oder der Hund ist zu weiteren Wochen im Tierheim verdammt ("... sofern wir ihn nicht dann bereits anderweitig vermittelt haben").

Sandra bringt den au�erordentlich seri�s wirkenden Herrn Schulte ins Spiel, der ja am Sonntag mal vorbeikommen k�nnte und schlie�lich auch immer ihren Hund ausf�hren w�rde. Aber das irritiert die W�rterin nur noch mehr. Offensichtlich ist eine derartige Konstellation in ihrem Weltbild nicht vorgesehen. Zu viele Frauen und zu viele Hunde, der Mann kann gar nicht vertrauensw�rdig sein.

W�rterin: "Und was machen Sie dann in f�nf Jahren?" - "�hm, mit Herrn Schulte oder dem Hund? Zumindest f�r den Hund kann ich jetzt schon versprechen gut zu sorgen." - "Aber Sie wissen doch gar nicht, was Sie dann beruflich machen." - "Das wei� doch aber in der heutigen Zeit niemand. Und der Hund wird so oder so nicht darunter leiden m�ssen und auch nicht zur�ck ins Tierheim kommen."

Das bes�nftigt sie rein gar nicht und auch mein n�chster Argumentationsansatz �berzeugt sie nicht: "Aber niemand kann doch mit Sicherheit sagen, was in f�nf Jahren ist. Auch der beste Tierhalter kann morgen vor einen Baum fahren und querschnittsgel�hmt sein." - "DAS ist ja wohl nicht dasselbe wie arbeitslos zu sein." - Lyssa (verzweifelt): "Stimmt, als Arbeitslose kann ich n�mlich noch mit dem Hund spazieren gehen."

Schlie�lich kann ich nur noch m�hsam das Verlangen unterdr�cken, sie niederzuschlagen und das zitternde Hundewesen einfach zu entf�hren. Also seufze ich resigniert und sage: "Herrjeh, da ist es ja wirklich einfacher, ein Kind zu bekommen." Daraufhin erwidert die W�rterin indigniert "Tja, da m�ssen Sie sich schon entscheiden, ob Sie jetzt ein Kind oder einen Hund wollen", und tritt hoheitsvoll ab.

Uns blieb nichts anderes �brig, als deprimiert den Heimweg anzutreten. Sandra ist dann vor lauter Frust gleich ganz zuhause geblieben, w�hrend ich mich von Herrn Schulte hab �berreden lassen, ihn abends noch kurz auf eine Party zu begleiten. Ich blieb auch tats�chlich nicht lange, aber offensichtlich lang genug, um Unbekannten die M�glichkeit zu geben, meinem parkenden Wagen eine dicke Beule in der Fahrert�r zu verpassen.

Aber heute scheint die Sonne, die Welt nebst ihren Beulen sieht gleich viel freundlicher aus, und mein Kampfgeist ist in alter St�rke zur�ckgekehrt. Also werden Herr Schulte, meine gutgelaunte Mutter (ein gef�hrlicher Zustand f�r Ahnungslose) und ich uns gleich mit dem verbeulten Auto auf den Weg machen, um die W�rterin erneut mit unserer argumentationsfreudigen Anwesenheit zu begl�cken. Dr�ckt Brenda und mir die Daumen.