2003-02-06 - 16:07 - Die Prozac-Panne

Ich geh�re zu den Menschen, die mit geradezu �bertriebener Gr�ndlichkeit Beipack-Zettel studieren. Zum Gl�ck bin ich nicht neurotisch genug zu glauben, ich w�rde direkt nach der Einnahme der ersten Pille tot umfallen, blo� weil das einem Patienten aus einer Millionen mal so ergangen ist (anders als Q, der schon beim Auseinanderfalten des Zettels schwere Kreislaufst�rungen bekommt).

Das Wissen um m�gliche Nebenwirkungen bereitet mir eher ein morbides Vergn�gen, vermutlich bin ich eben doch ein ausgesetztes Kind der Addams-Family. Es kann so oder so aber nicht schaden, potentielle Gefahren des Medikamentes zu kennen, wie ein Zwischenfall in der skurrilen Welt des Galopp-Sports gerade anschaulich demonstriert hat.

In einem Rennen in Neuss Ende Januar wurde der absolute Favorit von dem erfahrenen Jockey Pascal van De Keere geritten. Er lag sicher in F�hrung, als er pl�tzlich ohne erkennbaren Anla� aus dem Sattel plumpste, was bei der Geschwindigkeit kein Vergn�gen sein kann.

Nat�rlich kam sofort der Verdacht der Wett-Manipulation auf. Schlie�lich war das Pferd so haushoch favorisiert, da� sich das Wetten auf Sieg kaum lohnte, es sei denn, es w�rde wider Erwarten verlieren. Aber eine gr�ndliche Untersuchung bei Buchmachern ergab nicht die geringsten Anhaltspunkte f�r eine Schiebung.

Au�erdem w�rde sich kaum ein Jockey auf ein derartig gef�hrliches Spiel einlassen, denn die Chancen, anschlie�end vom Feld �berrannt zu werden, sind unglaublich hoch. Die paar Tausend Euro Zusatzgewinn w�rden wohl kaum ausreichen, um die n�chsten 30 Jahre im Rollstuhl zu finanzieren.

Auch der Sattel war nicht, wie anf�nglich vermutet, besch�digt, noch lie�en sich im Blut des Jockeys Spuren von Alkohol oder illegalen Substanzen finden. Ein erfahrener Jockey, der bereits 1800 Siege verbuchen konnte, f�llt aber auch nicht einfach mal so aus dem Sattel wie einst Lyssa in fr�hen Reitstunden.

Bei einer Befragung vor dem zust�ndigen Kontrollausschu� gab der Jockey zu Protokoll, er habe das Gef�hl gehabt, das Pferd w�rde nach links reiten, also seit er mitgegangen. Leider bewegte sich das Pferd aber in Wirklichkeit eher leicht nach rechts und nur der Reiter allein nach links, bis er schlie�lich aus dem Sattel kippte.

Tja, h�tte er aufmerksam den Beipack-Zettel gelesen, w�re ihm so mancher blaue Fleck erspart geblieben - von meinem Spott hier ganz zu schweigen. Noch etwas sp�ter stellte sich n�mlich heraus, da� van De Keere zur Zeit auf Anweisung seines Arztes Psychopharmaka einnimmt.

Diese f�hren aber in vielen F�llen zu St�rungen des Gleichgewichts, worauf der ber�chtigte Zettel auch gleich ganz am Anfang ausdr�cklich hinweist. Nun hat der �rmste erst mal eine Auszeit genommen, um sowohl sein inneres als auch sein �u�eres Gleichgewicht wiederzufinden.

Aber ich sollte besser nicht ganz so laut lachen. Schlie�lich ist es um mein inneres Gleichgewicht auch nicht immer gut bestellt. Und das �u�ere Gleichgewichtsgef�hl hat schon fr�h daf�r gesorgt, da� meine erzwungenen Auftritte auf dem Schwebebalken eher kabarettistischen Charakter hatten (was glaubt Ihr, warum ich abends schreibe statt zu turnen). Dabei w�rde ich den Balken glatt noch einem enorm schnellen und nerv�sen Pferd vorziehen.

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Die Prozac-Panne 2003-02-06 16:07 Ich geh�re zu den Menschen, die mit geradezu �bertriebener Gr�ndlichkeit Beipack-Zettel studieren. Zum Gl�ck bin ich nicht neurotisch genug zu glauben, ich w�rde direkt nach der Einnahme der ersten Pille tot umfallen, blo� weil das einem Patienten aus einer Millionen mal so ergangen ist (anders als Q, der schon beim Auseinanderfalten des Zettels schwere Kreislaufst�rungen bekommt).

Das Wissen um m�gliche Nebenwirkungen bereitet mir eher ein morbides Vergn�gen, vermutlich bin ich eben doch ein ausgesetztes Kind der Addams-Family. Es kann so oder so aber nicht schaden, potentielle Gefahren des Medikamentes zu kennen, wie ein Zwischenfall in der skurrilen Welt des Galopp-Sports gerade anschaulich demonstriert hat.

In einem Rennen in Neuss Ende Januar wurde der absolute Favorit von dem erfahrenen Jockey Pascal van De Keere geritten. Er lag sicher in F�hrung, als er pl�tzlich ohne erkennbaren Anla� aus dem Sattel plumpste, was bei der Geschwindigkeit kein Vergn�gen sein kann.

Nat�rlich kam sofort der Verdacht der Wett-Manipulation auf. Schlie�lich war das Pferd so haushoch favorisiert, da� sich das Wetten auf Sieg kaum lohnte, es sei denn, es w�rde wider Erwarten verlieren. Aber eine gr�ndliche Untersuchung bei Buchmachern ergab nicht die geringsten Anhaltspunkte f�r eine Schiebung.

Au�erdem w�rde sich kaum ein Jockey auf ein derartig gef�hrliches Spiel einlassen, denn die Chancen, anschlie�end vom Feld �berrannt zu werden, sind unglaublich hoch. Die paar Tausend Euro Zusatzgewinn w�rden wohl kaum ausreichen, um die n�chsten 30 Jahre im Rollstuhl zu finanzieren.

Auch der Sattel war nicht, wie anf�nglich vermutet, besch�digt, noch lie�en sich im Blut des Jockeys Spuren von Alkohol oder illegalen Substanzen finden. Ein erfahrener Jockey, der bereits 1800 Siege verbuchen konnte, f�llt aber auch nicht einfach mal so aus dem Sattel wie einst Lyssa in fr�hen Reitstunden.

Bei einer Befragung vor dem zust�ndigen Kontrollausschu� gab der Jockey zu Protokoll, er habe das Gef�hl gehabt, das Pferd w�rde nach links reiten, also seit er mitgegangen. Leider bewegte sich das Pferd aber in Wirklichkeit eher leicht nach rechts und nur der Reiter allein nach links, bis er schlie�lich aus dem Sattel kippte.

Tja, h�tte er aufmerksam den Beipack-Zettel gelesen, w�re ihm so mancher blaue Fleck erspart geblieben - von meinem Spott hier ganz zu schweigen. Noch etwas sp�ter stellte sich n�mlich heraus, da� van De Keere zur Zeit auf Anweisung seines Arztes Psychopharmaka einnimmt.

Diese f�hren aber in vielen F�llen zu St�rungen des Gleichgewichts, worauf der ber�chtigte Zettel auch gleich ganz am Anfang ausdr�cklich hinweist. Nun hat der �rmste erst mal eine Auszeit genommen, um sowohl sein inneres als auch sein �u�eres Gleichgewicht wiederzufinden.

Aber ich sollte besser nicht ganz so laut lachen. Schlie�lich ist es um mein inneres Gleichgewicht auch nicht immer gut bestellt. Und das �u�ere Gleichgewichtsgef�hl hat schon fr�h daf�r gesorgt, da� meine erzwungenen Auftritte auf dem Schwebebalken eher kabarettistischen Charakter hatten (was glaubt Ihr, warum ich abends schreibe statt zu turnen). Dabei w�rde ich den Balken glatt noch einem enorm schnellen und nerv�sen Pferd vorziehen.