2003-02-27 - 13:13 - Haufenweise Kunst

Der drohende Irak-Krieg mobilisiert immer mehr Menschen und bringt zugleich neue Formen des Protests hervor. Demos, Lichterketten, Leserbriefe oder "Blinken f�r den Frieden" (eine allabendliche Veranstaltung der Bewohner der Grindelhochh�user, die zu diesem Zweck rhythmisch ihre Lichtschalter bet�tigen) ist eben nicht jedermanns Sache. Besonders kreative Geister entwickeln eben auch eigene Protestnoten.

Allen voran mein Nachbar unter mir, der als No-budget-Filmemacher und Ex-Mira (sprich: Militanter Radfahrer - dort hat er sogar seine jetzige Frau kennengelernt, auch wenn er mittlerweile die Vorz�ge des motorisierten Transports sehr zu sch�tzen wei�) quasi schon beruflich zu besonders kreativem politischem Engagement verpflichtet ist. (Von seinem letzten Filmprojekt sollte ich besser in einem gesonderten Eintrag berichten, das w�rde jetzt zu viele Erkl�rungen erfordern, insbesondere was das legend�re Wagenrennen im Freihafen betrifft.)

Ihm ist es sogar gelungen, eine Art "duales Protestsystem" zu entwickeln, mit dem er sich gleichzeitig gegen die zunehmende Bel�stigung durch Hundekot in der Gro�stadt und gegen die amerikanische Irak-Politik wendet. Zu diesem Zweck hat er gr��ere Mengen dieser kleinen Deko-Holzspie�e mit US-Flaggen daran gekauft (die gibt es derzeit besonders g�nstig) und schm�ckt damit nun alle Hundehaufen in der Umgebung.

Nicht nur das Ergebnis klingt absurd, auch der Proze� selbst ist durchaus erheiternd. Mein Nachbar tr�gt n�mlich nicht nur einen Wikingernamen, er sieht auch aus wie ein alter nordischer Recke. Dieser gro�e, kr�ftige Mann mit langem, rotblondem Haar und einem ebenso langen, zu einem Zopf geflochtenen Ziegenbart l�uft also in seiner Freizeit durch die Stra�en dieser feinen Wohngegend, b�ckt sich in regelm��igen Abst�nden und verziert jeden verf�gbaren Hundehaufen mit einer kleinen Flagge.

Leider ist es mir noch nicht gelungen, die Entstehung dieser Alltagskunst selbst zu dokumentieren, aber immerhin kann ich Euch ein erstes Flaggen-Kot-Foto pr�sentieren:

Und bevor Ihr jetzt �ber die schlechte Bildqualit�t jammert, ber�cksichtigt bitte die erschwerten Umst�nde. Es ist n�mlich alles andere als einfach, fr�h morgens bei etwa null Grad und �u�erst unzuverl�ssigem Magen mit einer Kamera in der Hand �ber den B�rgersteig auf einen Kothaufen zuzurobben, w�hrend ein Hund an der Leine zerrt und sich schlie�lich zufrieden auf dem R�cken der Kamerafrau niederl��t.

Erw�hnte ich eigentlich schon, da� ich, Weihnachtsbaummesse hin oder her, die mit gro�em Abstand Normalste in diesem Irrenhaus bin?

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Haufenweise Kunst 2003-02-27 13:13 Der drohende Irak-Krieg mobilisiert immer mehr Menschen und bringt zugleich neue Formen des Protests hervor. Demos, Lichterketten, Leserbriefe oder "Blinken f�r den Frieden" (eine allabendliche Veranstaltung der Bewohner der Grindelhochh�user, die zu diesem Zweck rhythmisch ihre Lichtschalter bet�tigen) ist eben nicht jedermanns Sache. Besonders kreative Geister entwickeln eben auch eigene Protestnoten.

Allen voran mein Nachbar unter mir, der als No-budget-Filmemacher und Ex-Mira (sprich: Militanter Radfahrer - dort hat er sogar seine jetzige Frau kennengelernt, auch wenn er mittlerweile die Vorz�ge des motorisierten Transports sehr zu sch�tzen wei�) quasi schon beruflich zu besonders kreativem politischem Engagement verpflichtet ist. (Von seinem letzten Filmprojekt sollte ich besser in einem gesonderten Eintrag berichten, das w�rde jetzt zu viele Erkl�rungen erfordern, insbesondere was das legend�re Wagenrennen im Freihafen betrifft.)

Ihm ist es sogar gelungen, eine Art "duales Protestsystem" zu entwickeln, mit dem er sich gleichzeitig gegen die zunehmende Bel�stigung durch Hundekot in der Gro�stadt und gegen die amerikanische Irak-Politik wendet. Zu diesem Zweck hat er gr��ere Mengen dieser kleinen Deko-Holzspie�e mit US-Flaggen daran gekauft (die gibt es derzeit besonders g�nstig) und schm�ckt damit nun alle Hundehaufen in der Umgebung.

Nicht nur das Ergebnis klingt absurd, auch der Proze� selbst ist durchaus erheiternd. Mein Nachbar tr�gt n�mlich nicht nur einen Wikingernamen, er sieht auch aus wie ein alter nordischer Recke. Dieser gro�e, kr�ftige Mann mit langem, rotblondem Haar und einem ebenso langen, zu einem Zopf geflochtenen Ziegenbart l�uft also in seiner Freizeit durch die Stra�en dieser feinen Wohngegend, b�ckt sich in regelm��igen Abst�nden und verziert jeden verf�gbaren Hundehaufen mit einer kleinen Flagge.

Leider ist es mir noch nicht gelungen, die Entstehung dieser Alltagskunst selbst zu dokumentieren, aber immerhin kann ich Euch ein erstes Flaggen-Kot-Foto pr�sentieren:

Und bevor Ihr jetzt �ber die schlechte Bildqualit�t jammert, ber�cksichtigt bitte die erschwerten Umst�nde. Es ist n�mlich alles andere als einfach, fr�h morgens bei etwa null Grad und �u�erst unzuverl�ssigem Magen mit einer Kamera in der Hand �ber den B�rgersteig auf einen Kothaufen zuzurobben, w�hrend ein Hund an der Leine zerrt und sich schlie�lich zufrieden auf dem R�cken der Kamerafrau niederl��t.

Erw�hnte ich eigentlich schon, da� ich, Weihnachtsbaummesse hin oder her, die mit gro�em Abstand Normalste in diesem Irrenhaus bin?