2003-04-15 - 22:21 - Im Menthol-Rausch

Was sich als harmlos Erk�ltung in mein Haus schlich, entpuppte sich als ernstzunehmender Gegner, der mich seit Tagen mit allem qu�lt, was einem grippalen Infekt so zur Verf�gung steht. Heute ist der erste Tag, an dem sich der Menthol-Nebel in meinem Hirn vor�bergehend lichtet und beim Anblick des Computer-Bildschirms nicht mehr tausend grelle Lichter in meinem Kopf explodieren.

H�chste Zeit also f�r ein kurzes Update, zumal der Hund grad ausnahmsweise friedlich schl�ft, nachdem er sich heimlich �ber einen kleinen Rest von WickMediNait hergemacht hat. Das arme Monster ist schon v�llig durcheinander, weil momentan der sonst �bliche Tag-Nacht-Rhythmus nicht eingehalten wird.

Mein geheiligter Nachtschlaf (und der meiner Nachbarn) wird derzeit allzu h�ufig von gewaltigen Hustenanf�llen unterbrochen, die mich teilweise mehrere Stunden wachhalten. Diese Zeit verbringen wir dann gemeinsam auf dem Sofa und bilden uns mittels alter Spiegel-TV-Dokus (XXP sei dank) weiter (es ist erstaunlich, was man nachts alles �ber die technischen Finessen der Berliner U-Bahn oder irgendwelche weit entfernten Uran-Vorkommen lernen kann).

Noch erstaunlicher ist allerdings, da� es so gut wie kein TV-Programm ohne Hunde gibt - zumindest kaum eines ohne Hundegebell im Hintergrund. Das merke ich erst jetzt, da ich mir die N�chte mit dem Hund vor dem TV um die schmerzenden Ohren schlage. Das kleine Monster springt n�mlich jedes Mal auf und bellt frenetisch den Fernseher an, sobald ein Tontechniker auch nur ein leises Kl�ffen als Hintergrundger�usch eingespielt hat.

Und glaubt mir, egal ob eine alte Tatort-Folge oder eine Doku �ber Volkskunst in Armenien l�uft, Hundegebell scheint immer zum jeweiligen Lokalkolorit beitragen zu m�ssen. Selbst in der keimfreien Umgebung einer Krankenhausserie taucht pl�tzlich ein kleiner Kl�ffer auf, der unter den Tr�nen der Mutter ein komat�ses Kind wieder zum Leben erweckt (das anschlie�ende Gebell meines Hundes k�nnte sogar Tote aufwecken).

Dem Hund ist es ansonsten herzlich egal, wie krank ich bin, denn er besteht nat�rlich trotzdem auf seine Gassig�nge und will partout nicht lernen, aus dem K�chenfenster in den Lichtschacht zu pinkeln. Aber bei den aktuellen Temperaturen ist es zum Gl�ck gerechtfertigt, das bleiche Krankengesicht hinter langen Haaren und die dunklen Augenr�nder unter einer m�glichst gro�en Sonnenbrille zu verstecken.

W�hrend ich mich also wie die letzte �berlebende des 70er-Jahre-Heroin-Chics r�chelnd an der Alster entlangschleppe, scheint der Rest meiner weitaus hipperen Mitmenschen beschlossen zu haben, in diesem Sommer endg�ltig die 80er wieder zum Leben zu erwecken. Denn auch in meinen k�hnsten Fiebertr�umen h�tte ich nicht die beiden Frauen herbei halluzinieren k�nnen, die mir heute mit asymmetrischer Frisur, faltigen wei�en Stiefel und, ich glaube es immer noch nicht, Stulpen �ber den Weg liefen.

Stulpen. Ich h�tte nicht gedacht, da� man sie je wieder au�erhalb von Fame-Wiederholungen zu Gesicht bekommen w�rde. Unf�rmige Wollschl�uche, in denen selbst die grazilsten Beine zu grellfarbigen Stampfern werden. Aber vermutlich ist das der pure Neid, der aus mir spricht, denn in meinen fr�hen Teenie-Tagen h�tte ich solche Dinger nat�rlich nur zu gern getragen.

Aber schon damals fand ich mich stets auf der falschen Seite knapp hinter der Coolness-Grenze wieder und ging folgerichtig zum klassischen Ballett-Unterricht statt in die modernen "Dance-Classes". Und im Ballett-Saal waren Stulpen nat�rlich strikt untersagt - sehr zum Leidwesen der pubertierenden Elevinnen, die fast alle lieber Flash Dance statt Schwanensee getanzt h�tten. (F�r mich fiel beides aus, da ich aufgrund meiner K�rperl�nge immer nur M�nnerrollen tanzen mu�te - jaja, unfreiwillige Travestie, das Drama meiner fr�hen Jugend.)

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Im Menthol-Rausch 2003-04-15 22:21 Was sich als harmlos Erk�ltung in mein Haus schlich, entpuppte sich als ernstzunehmender Gegner, der mich seit Tagen mit allem qu�lt, was einem grippalen Infekt so zur Verf�gung steht. Heute ist der erste Tag, an dem sich der Menthol-Nebel in meinem Hirn vor�bergehend lichtet und beim Anblick des Computer-Bildschirms nicht mehr tausend grelle Lichter in meinem Kopf explodieren.

H�chste Zeit also f�r ein kurzes Update, zumal der Hund grad ausnahmsweise friedlich schl�ft, nachdem er sich heimlich �ber einen kleinen Rest von WickMediNait hergemacht hat. Das arme Monster ist schon v�llig durcheinander, weil momentan der sonst �bliche Tag-Nacht-Rhythmus nicht eingehalten wird.

Mein geheiligter Nachtschlaf (und der meiner Nachbarn) wird derzeit allzu h�ufig von gewaltigen Hustenanf�llen unterbrochen, die mich teilweise mehrere Stunden wachhalten. Diese Zeit verbringen wir dann gemeinsam auf dem Sofa und bilden uns mittels alter Spiegel-TV-Dokus (XXP sei dank) weiter (es ist erstaunlich, was man nachts alles �ber die technischen Finessen der Berliner U-Bahn oder irgendwelche weit entfernten Uran-Vorkommen lernen kann).

Noch erstaunlicher ist allerdings, da� es so gut wie kein TV-Programm ohne Hunde gibt - zumindest kaum eines ohne Hundegebell im Hintergrund. Das merke ich erst jetzt, da ich mir die N�chte mit dem Hund vor dem TV um die schmerzenden Ohren schlage. Das kleine Monster springt n�mlich jedes Mal auf und bellt frenetisch den Fernseher an, sobald ein Tontechniker auch nur ein leises Kl�ffen als Hintergrundger�usch eingespielt hat.

Und glaubt mir, egal ob eine alte Tatort-Folge oder eine Doku �ber Volkskunst in Armenien l�uft, Hundegebell scheint immer zum jeweiligen Lokalkolorit beitragen zu m�ssen. Selbst in der keimfreien Umgebung einer Krankenhausserie taucht pl�tzlich ein kleiner Kl�ffer auf, der unter den Tr�nen der Mutter ein komat�ses Kind wieder zum Leben erweckt (das anschlie�ende Gebell meines Hundes k�nnte sogar Tote aufwecken).

Dem Hund ist es ansonsten herzlich egal, wie krank ich bin, denn er besteht nat�rlich trotzdem auf seine Gassig�nge und will partout nicht lernen, aus dem K�chenfenster in den Lichtschacht zu pinkeln. Aber bei den aktuellen Temperaturen ist es zum Gl�ck gerechtfertigt, das bleiche Krankengesicht hinter langen Haaren und die dunklen Augenr�nder unter einer m�glichst gro�en Sonnenbrille zu verstecken.

W�hrend ich mich also wie die letzte �berlebende des 70er-Jahre-Heroin-Chics r�chelnd an der Alster entlangschleppe, scheint der Rest meiner weitaus hipperen Mitmenschen beschlossen zu haben, in diesem Sommer endg�ltig die 80er wieder zum Leben zu erwecken. Denn auch in meinen k�hnsten Fiebertr�umen h�tte ich nicht die beiden Frauen herbei halluzinieren k�nnen, die mir heute mit asymmetrischer Frisur, faltigen wei�en Stiefel und, ich glaube es immer noch nicht, Stulpen �ber den Weg liefen.

Stulpen. Ich h�tte nicht gedacht, da� man sie je wieder au�erhalb von Fame-Wiederholungen zu Gesicht bekommen w�rde. Unf�rmige Wollschl�uche, in denen selbst die grazilsten Beine zu grellfarbigen Stampfern werden. Aber vermutlich ist das der pure Neid, der aus mir spricht, denn in meinen fr�hen Teenie-Tagen h�tte ich solche Dinger nat�rlich nur zu gern getragen.

Aber schon damals fand ich mich stets auf der falschen Seite knapp hinter der Coolness-Grenze wieder und ging folgerichtig zum klassischen Ballett-Unterricht statt in die modernen "Dance-Classes". Und im Ballett-Saal waren Stulpen nat�rlich strikt untersagt - sehr zum Leidwesen der pubertierenden Elevinnen, die fast alle lieber Flash Dance statt Schwanensee getanzt h�tten. (F�r mich fiel beides aus, da ich aufgrund meiner K�rperl�nge immer nur M�nnerrollen tanzen mu�te - jaja, unfreiwillige Travestie, das Drama meiner fr�hen Jugend.)