2003-04-23 - 23:30 - Der Katharinenpalast

(Ich habe alle Bilder auf eine getrennte Seite ausgelagert, die durch Anklicken der Links in einem neuen Fenster ge�ffnet wird, bitte etwas Geduld mit der Ladezeit haben, da ich mehrere Bilder auf die Seite gepackt habe.)

Endlich am Katharinenpalast angelangt, spazierten wir erst mal durch die legend�ren G�rten, von denen aufgrund frischer Schneemassen allerdings nicht viel zu sehen war. Aber die streng geometrische Form des Gartens und die strahlenf�rmig angelegten Alleen, die zu weiteren Prachtbauten wie Badeh�usern und Vergn�gungspavillons f�hren, lassen sich auch verschneit gut erkennen, und dank der glitzernden Lichteffekte hat so ein Schneegarten seinen ganz eigenen Reiz.

Ein weiterer Vorteil unserer ungew�hnlichen Reisezeit liegt sicherlich darin, da� au�er uns kaum noch Besucher auf die Sehensw�rdigkeiten st�rmen. Es gibt keine langen Schlangen vor der Kasse, die Garderobiere ist eher gelangweilt, man kann alles ungest�rt erkunden und auch die Taschendiebe scheinen noch nicht wieder aufgetaut zu sein. Im verschneiten Park von Zarskoje Selo begegneten wir nur zwei alten Frauen, die Brotkrumen f�r die V�gel verteilten und insgesamt so gar nicht wie Touristen aussahen.

Der Nachteil, neben der st�ndigen Frostbeulengefahr, ist nat�rlich, da� gerade in diesem Jahr die H�lfte der Kirchen und Museen von Bauger�sten und meterweise Plastikfolie umgeben war, weil die Gem�uer dahinter f�r die 300-Jahr-Feier der Stadt im Juni versch�nert werden.

Aber zur�ck zum Katharinenpalast, der 1752 vom damaligen Hofarchitekten Rastrelli im �ppigen Barockstil f�r die Zarin Elisabeth erbaut wurde. Sie benannte ihn zu Ehren ihrer Mutter Katharina I., der das Anwesen geh�rte. Katharina die Gro�e lie� das Innere sp�ter vom Schotten Cameron nach ihrem klassizistischen Geschmack umgestalten und einige Au�engeb�ude anf�gen.

Der Palast diente etlichen Generationen von Romanows als bevorzugte Sommerresidenz, in der man sowohl rauschende Feste geben als auch Familienleben im kleinen Kreis genie�en konnte. Der letzte Zar verbrachte hier den gr��ten Teil seiner Kindheit und zog sich auch w�hrend seiner Amtszeit am liebsten hier zur�ck.

Neben dem Park und der Kapelle k�nnen im Inneren 20 prachtvolle R�ume in einer �berw�ltigenden Zimmerflucht besichtigt werden - darunter nat�rlich auch das ber�hmte Bernsteinzimmer, bzw. dessen Nachbau. Ich mu� gestehen, da� mir die ganze Aufregung um das verschwundene Zimmer bislang unerkl�rlich war, au�er f�r professionelle Schatzsucher oder Angeh�rige eines Nachrichtendienstes. Es ist halt verschwunden. Na gut, das sind zahllose andere bedeutsame Kulturg�ter ebenso.

Inzwischen kann auch ich mich der Faszination Bernsteinzimmer nicht mehr entziehen und senke dem�tig mein l�sterliches Haupt. Es ist wirklich beeindruckend und definitiv einen Besuch wert. Nachdem das Original, das 1716 ein Geschenk des Preu�enk�nigs Friedrich Wilhelm I. an Peter den Gro�en war, trotz allerhand nebul�ser Theorien �ber seinen Verbleib nicht wieder aufzutreiben war, begann man bereits 1979 mit der Nachbildung. Und obwohl 50 Bernsteinschnitzer mit der Wiederherstellung anhand von Fotos betraut waren, hat es bis heute gedauert.

Die Arbeiten kamen zwischenzeitlich aufgrund finanzieller Probleme fast zum Erliegen (inzwischen hat Ruhrgas fast ein Viertel der Kosten �bernommen, um so seine enge Partnerschaft mit dem Land zu demonstrieren, von dem es ungeheure Mengen Erdgas bezieht), dann wieder fehlte der Bernstein, oder aber man hatte ihn nicht in den richtigen Farben. K�rzlich tauchte dann ein Original-Mosaik wieder auf, und die Erleichterung war nat�rlich riesig, als man feststellte, da� die Nachbildung wirklich gut gelungen war.

Aber der Palast hat noch weitaus mehr zu bieten. Der gro�e Saal mit seinen vielen Spiegeln und vergoldeten Barockschnitzereien gibt den passenden Rahmen f�r k�nigliche Hochzeiten. Ebenso �ppig f�llt das Parade-Speisezimmer aus, in dem die Kammerherren zu speisen pflegten. Ganz anders hingegen das klassizistische gr�ne Speisezimmer.

Dazwischen befinden sich etliche Zimmer mit alten chinesischen Lackm�beln oder orientalischen Teppichen, wertvollen Achatvasen oder Tischen, die mit Edelstein-Einlegearbeiten verziert sind. Die Palastkapelle ist ebenso �berw�ltigend opulent in Gold und Dunkelblau gehalten und wird von einer sechsrangigen Ikonostase geschm�ckt (eine T�r, die den Gemeinde- vom Altarraum trennt, mehr dazu sp�ter).

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Der Katharinenpalast 2003-04-23 23:30 (Ich habe alle Bilder auf eine getrennte Seite ausgelagert, die durch Anklicken der Links in einem neuen Fenster ge�ffnet wird, bitte etwas Geduld mit der Ladezeit haben, da ich mehrere Bilder auf die Seite gepackt habe.)

Endlich am Katharinenpalast angelangt, spazierten wir erst mal durch die legend�ren G�rten, von denen aufgrund frischer Schneemassen allerdings nicht viel zu sehen war. Aber die streng geometrische Form des Gartens und die strahlenf�rmig angelegten Alleen, die zu weiteren Prachtbauten wie Badeh�usern und Vergn�gungspavillons f�hren, lassen sich auch verschneit gut erkennen, und dank der glitzernden Lichteffekte hat so ein Schneegarten seinen ganz eigenen Reiz.

Ein weiterer Vorteil unserer ungew�hnlichen Reisezeit liegt sicherlich darin, da� au�er uns kaum noch Besucher auf die Sehensw�rdigkeiten st�rmen. Es gibt keine langen Schlangen vor der Kasse, die Garderobiere ist eher gelangweilt, man kann alles ungest�rt erkunden und auch die Taschendiebe scheinen noch nicht wieder aufgetaut zu sein. Im verschneiten Park von Zarskoje Selo begegneten wir nur zwei alten Frauen, die Brotkrumen f�r die V�gel verteilten und insgesamt so gar nicht wie Touristen aussahen.

Der Nachteil, neben der st�ndigen Frostbeulengefahr, ist nat�rlich, da� gerade in diesem Jahr die H�lfte der Kirchen und Museen von Bauger�sten und meterweise Plastikfolie umgeben war, weil die Gem�uer dahinter f�r die 300-Jahr-Feier der Stadt im Juni versch�nert werden.

Aber zur�ck zum Katharinenpalast, der 1752 vom damaligen Hofarchitekten Rastrelli im �ppigen Barockstil f�r die Zarin Elisabeth erbaut wurde. Sie benannte ihn zu Ehren ihrer Mutter Katharina I., der das Anwesen geh�rte. Katharina die Gro�e lie� das Innere sp�ter vom Schotten Cameron nach ihrem klassizistischen Geschmack umgestalten und einige Au�engeb�ude anf�gen.

Der Palast diente etlichen Generationen von Romanows als bevorzugte Sommerresidenz, in der man sowohl rauschende Feste geben als auch Familienleben im kleinen Kreis genie�en konnte. Der letzte Zar verbrachte hier den gr��ten Teil seiner Kindheit und zog sich auch w�hrend seiner Amtszeit am liebsten hier zur�ck.

Neben dem Park und der Kapelle k�nnen im Inneren 20 prachtvolle R�ume in einer �berw�ltigenden Zimmerflucht besichtigt werden - darunter nat�rlich auch das ber�hmte Bernsteinzimmer, bzw. dessen Nachbau. Ich mu� gestehen, da� mir die ganze Aufregung um das verschwundene Zimmer bislang unerkl�rlich war, au�er f�r professionelle Schatzsucher oder Angeh�rige eines Nachrichtendienstes. Es ist halt verschwunden. Na gut, das sind zahllose andere bedeutsame Kulturg�ter ebenso.

Inzwischen kann auch ich mich der Faszination Bernsteinzimmer nicht mehr entziehen und senke dem�tig mein l�sterliches Haupt. Es ist wirklich beeindruckend und definitiv einen Besuch wert. Nachdem das Original, das 1716 ein Geschenk des Preu�enk�nigs Friedrich Wilhelm I. an Peter den Gro�en war, trotz allerhand nebul�ser Theorien �ber seinen Verbleib nicht wieder aufzutreiben war, begann man bereits 1979 mit der Nachbildung. Und obwohl 50 Bernsteinschnitzer mit der Wiederherstellung anhand von Fotos betraut waren, hat es bis heute gedauert.

Die Arbeiten kamen zwischenzeitlich aufgrund finanzieller Probleme fast zum Erliegen (inzwischen hat Ruhrgas fast ein Viertel der Kosten �bernommen, um so seine enge Partnerschaft mit dem Land zu demonstrieren, von dem es ungeheure Mengen Erdgas bezieht), dann wieder fehlte der Bernstein, oder aber man hatte ihn nicht in den richtigen Farben. K�rzlich tauchte dann ein Original-Mosaik wieder auf, und die Erleichterung war nat�rlich riesig, als man feststellte, da� die Nachbildung wirklich gut gelungen war.

Aber der Palast hat noch weitaus mehr zu bieten. Der gro�e Saal mit seinen vielen Spiegeln und vergoldeten Barockschnitzereien gibt den passenden Rahmen f�r k�nigliche Hochzeiten. Ebenso �ppig f�llt das Parade-Speisezimmer aus, in dem die Kammerherren zu speisen pflegten. Ganz anders hingegen das klassizistische gr�ne Speisezimmer.

Dazwischen befinden sich etliche Zimmer mit alten chinesischen Lackm�beln oder orientalischen Teppichen, wertvollen Achatvasen oder Tischen, die mit Edelstein-Einlegearbeiten verziert sind. Die Palastkapelle ist ebenso �berw�ltigend opulent in Gold und Dunkelblau gehalten und wird von einer sechsrangigen Ikonostase geschm�ckt (eine T�r, die den Gemeinde- vom Altarraum trennt, mehr dazu sp�ter).