2003-05-28 - 18:06 - Wenn die Mimi mit dem Krimi

Manchmal kann ich verstehen, da� die zunehmende Aufl�sung von klassischen Geschlechterrollen die Menschen befremdet und verwirrt. Mir ging es n�mlich gestern abend nicht viel anders, als ich neben meinem tempor�ren Untermieter im Bett lag und uns f�r einen Moment "von au�en" betrachtete.

Wir hatten beide noch Lesestoff in der Hand. Nur war ich in einen besonders blutr�nstigen amerikanischen Krimi vertieft, in dem ein sexbesessener Serient�ter blonden Frauen auflauert, sie nach dem Akt stranguliert und auf seinem Privatfriedhof verscharrt (na gut, es gibt wirklich hochwertigere Lekt�re, aber Angst und Schrecken lenken mich besonders gut von Alltagssorgen ab).

Herr Schulte hingegen widmete sich derweil intensiv einer Frauenzeitschrift, hatte bereits die wichtigsten Artikel gelesen, das Kreuzwortr�tsel gel�st und war nun damit besch�ftigt, verschiedene Rezepte herauszurei�en, f�r die ich im Normalfall nicht mal ein Achtel der erforderlichen Zutaten im Haus habe.

Wirklich irritiert hat er mich aber erst, als er zu einer langen Strafpredigt ansetzte, weil ich die Zeitschriften, so sie denn �berhaupt den Weg in mein Haus finden, immer wegwerfe, ohne vorher die Pr�bchen rauszunehmen (schon allein bei dem Wort Pr�bchen stellen sich mir die Nackenhaare auf). Unter Umweltschutzgesichtspunkten k�nnte ich das noch nachvollziehen, man sollte Zeitungen wirklich nur "ges�ubert" ins Altpapier werfen. Aber welcher normale Mensch sammelt denn bitte solche Pr�bchen? Nutzt die auch tats�chlich jemand?

Und noch dr�ngender: Leide ich wom�glich unter einer versch�rften Form von weiblichem Machismo, weil ich abends blutige Thriller zur Entspannung lese und statt Brigitte eher mal GQ mit Bildern einer minimal bekleideten Lucy Liu kaufe? Und wenn Herr Schulte weiterhin auch noch f�r mich kocht, wird mir die Emma dann eines Tages den Titel Pascha des Monats oder doch eher das goldene Emanzipationskreuz verleihen?

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Wenn die Mimi mit dem Krimi 2003-05-28 18:06 Manchmal kann ich verstehen, da� die zunehmende Aufl�sung von klassischen Geschlechterrollen die Menschen befremdet und verwirrt. Mir ging es n�mlich gestern abend nicht viel anders, als ich neben meinem tempor�ren Untermieter im Bett lag und uns f�r einen Moment "von au�en" betrachtete.

Wir hatten beide noch Lesestoff in der Hand. Nur war ich in einen besonders blutr�nstigen amerikanischen Krimi vertieft, in dem ein sexbesessener Serient�ter blonden Frauen auflauert, sie nach dem Akt stranguliert und auf seinem Privatfriedhof verscharrt (na gut, es gibt wirklich hochwertigere Lekt�re, aber Angst und Schrecken lenken mich besonders gut von Alltagssorgen ab).

Herr Schulte hingegen widmete sich derweil intensiv einer Frauenzeitschrift, hatte bereits die wichtigsten Artikel gelesen, das Kreuzwortr�tsel gel�st und war nun damit besch�ftigt, verschiedene Rezepte herauszurei�en, f�r die ich im Normalfall nicht mal ein Achtel der erforderlichen Zutaten im Haus habe.

Wirklich irritiert hat er mich aber erst, als er zu einer langen Strafpredigt ansetzte, weil ich die Zeitschriften, so sie denn �berhaupt den Weg in mein Haus finden, immer wegwerfe, ohne vorher die Pr�bchen rauszunehmen (schon allein bei dem Wort Pr�bchen stellen sich mir die Nackenhaare auf). Unter Umweltschutzgesichtspunkten k�nnte ich das noch nachvollziehen, man sollte Zeitungen wirklich nur "ges�ubert" ins Altpapier werfen. Aber welcher normale Mensch sammelt denn bitte solche Pr�bchen? Nutzt die auch tats�chlich jemand?

Und noch dr�ngender: Leide ich wom�glich unter einer versch�rften Form von weiblichem Machismo, weil ich abends blutige Thriller zur Entspannung lese und statt Brigitte eher mal GQ mit Bildern einer minimal bekleideten Lucy Liu kaufe? Und wenn Herr Schulte weiterhin auch noch f�r mich kocht, wird mir die Emma dann eines Tages den Titel Pascha des Monats oder doch eher das goldene Emanzipationskreuz verleihen?