Lyssas Lounge - country style

2003-09-23 - 23:45 - Ein Pl�doyer f�r den Flirt

Bevor noch jemand auf die Idee kommt, mich per Mail sehr nachdr�cklich darauf hinzuweisen, da� es sich nicht geh�rt, �u�erst intime Details �ber seine Mitmenschen ohne deren Zustimmung in �ffentlichen Blogs auszubreiten, hier ein wichtiger Hinweis, den ich bislang f�r �berfl�ssig weil selbstverst�ndlich hielt. Ich schreibe nicht �ber das Intimleben von Freunden oder Bekannten, ohne mir vorher deren Einverst�ndnis zu sichern. Eine Ausnahme bildet Herr Schulte, der mal verk�ndet hat, ihm sei das alles recht. Und der sich daf�r lieber hinterher ausgiebig �ber das Geschriebene beschwert. Also: Nat�rlich habe ich Kerstin vorher gefragt, ob ich mich hier derart �ber ihr Privatleben auslassen darf.

Aber zur�ck zum eigentlichen Thema. Denn die Diskussion zwischen Kerstin und ihrem Partner hat mich nat�rlich nicht ganz unbeeindruckt gelassen, was ja h�ufig das Problem an solchen Veranstaltungen ist. Man geht eben nicht frohgemut nach Hause und denkt sich: "Ach wie gut, da� niemand wei� ..."

Ich habe mir immer wieder die Argumente und Befindlichkeiten beider Seiten durch den Kopf gehen lassen, mir meine eigenen Verhaltensweisen angesehen, meine ehemaligen und m�glicherweise zuk�nftigen Partner bedauert und passend dazu heute per Mail noch eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der Zeitschrift Madame erhalten.

Laut Umfrage verlangen zwei Drittel der befragten Frauen neben allen m�glichen anderen Dingen von ihren M�nnern, sich nicht allein mit der Ex-Freundin zu treffen und noch wesentlich mehr halten heftiges Flirten auf Partys f�r absolut unstatthaft. Keine Ahnung, wie M�nner das sehen, aber ich f�rchte, die Ergebnisse w�rden nicht sehr von den Aussagen der Frauen abweichen. Armer Mann an meiner Seite.

Denn ich h�nge sehr an dem einen oder anderen Ex und h�tte so gar keine Lust, ihn nur noch in Anwesenheit eines Aufpassers zu treffen. Aber noch mehr h�nge ich an meiner pers�nlichen Flirt-Freiheit. Ich kann und will gar nicht ohne Flirten leben und kann an dem Punkt Kerstins Partner sehr gut verstehen. Anders als er mu� ich die Objekte meiner tempor�ren Begierde zwar nicht gleich mit in meine H�hle schleppen und den Flirt h�chst k�rperlich fortsetzen.

Eher im Gegenteil. Meist bin ich sehr zufrieden, wenn ich den Flirt bei einem unterhaltsamen und bitte m�glichst schlagfertigen Gepl�nkel belassen und allein zu Hund und Teddyb�r zur�ckkehren kann. Und ich finde es extrem uncharmant, in Gegenwart des eigenen Partners oder aber in betr�gerischer Absicht hinter seinem R�cken zu flirten. So etwas gibt erhebliche Abz�ge in der B-Note.

Trotzdem will ich das Flirten auf keinen Fall ganz aufgeben. Flirten ist lebenswichtig. Es sorgt f�r ein gesundes Selbstwertgef�hl, f�r einen ausgeglichenen Hormonhaushalt und trainiert obendrein die rhetorischen F�higkeiten. Das Wichtigste daran ist aber ein ganz anderer Punkt, und ich glaube, da� mir das erst in den letzten Tagen so richtig bewu�t geworden ist.

Beim Flirten mit einem Unbekannten kann ich mich selbst neu entdecken. Der Flirt gibt mir die M�glichkeit, mich selbst kurzfristig durch die Augen meines Gegen�bers zu betrachten. Nat�rlich mit dem Vorteil, da� ich in diesem Moment nur meine charmante Seite zu sehen bekomme. Der j�mmerliche Teil meiner Existenz, all die Selbstzweifel, das Versagen im Alltag, der ungewaschene Mensch bleibt mir vor�bergehend erspart. Lyssa Light. Let me entertain you.

Und siehe da, pl�tzlich mag ich mich, auch wenn ich mich selbst noch eine Stunde vorher f�r den unausstehlichsten Menschen im Umkreis von 100 km gehalten habe. Das h�lt nat�rlich nicht ewig an, aber zumindest finde ich mich vor�bergehend doch ganz liebenswert. Eine Erkenntnis, die mir im Alltag leicht verloren geht. Flirten als Psychohygiene und damit lebenswichtig.

Nat�rlich ist das eine ziemlich egozentrische Angelegenheit. Aber immerhin eine, bei der mein Flirtpartner sich gut unterhalten f�hlen darf. Hoffe ich zumindest.

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