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2004-02-04 - 23:58 - Der Fall Matthew Limon

Nachdem ich zu Schulzeiten ein Jahr in Kansas verbringen durfte, wundere mich nur noch selten �ber Nachrichten aus dem Herzen des Bible Belts. Erst verf�gt die Schulbeh�rde, da� im Biologieunterricht k�nftig die biblische Sch�pfungslehre statt der Evolutionstheorie gelehrt werden m�sse, dann mu� der Oberste Gerichtshof einschreiten, damit auch Kansas zusammen mit drei anderen Staaten �hnlicher geistiger Machart endlich aufh�rt, schwulen Sex mit Gef�ngnis zu bestrafen.

Aber auch wenn mich nur noch wenig wundert, �rgern kann ich mich �ber die religi�sen Hardliner (darunter mein damaliger Gastvater) immer wieder sehr ausgiebig. Der aktuelle Fall "Kansas gegen Matthew Limon" (via K�lnboy) beweist n�mlich, da� die Verantwortlichen in Kansas es weiterhin f�r v�llig legitim, ja geradezu f�r ihre Christenpflicht halten, Schwule mittels Strafgesetzen zu diskriminieren.

Im Jahr 2000 war Matthew Limon gerade 18 geworden, als er beim Oralverkehr mit seinem Freund erwischt wurde. Das Problem war, da� derjenige, dem der Blowjob zuteil wurde, leider erst 14 Jahre alt war. Die Zeitungen schrieben immer etwas von "fast 15", aber auch fast 15 ist eben 14 und damit vor dem Gesetz zu jung f�r derartige Vergn�gungen. Eine Einwilligung in das muntere Treiben ist in dem Alter zun�chst mal v�llig irrelevant.

Matthew Limon wurde daraufhin zu einer Gef�ngnisstrafe von etwas �ber 17 Jahren verurteilt. Das erscheint sehr hoch, aber in Kansas nimmt man die Aufgabe, Kinder vor sexuellen �bergriffen Erwachsener zu sch�tzen, sehr ernst. Dagegen l��t sich prinzipiell auch nicht viel einwenden. G�be es nicht diese kleine Zusatzregelung mit dem unschuldigen K�rzel "K.S.A. 2002 Supp. 21-3522".

Dahinter verbirgt sich das sogenannte "Romeo und Julia Gesetz", das jugendliche Liebhaber vor Kriminalisierung sch�tzen soll. Wenn also zwischen den Beteiligten nicht mehr als vier Jahre Altersunterschied liegen, kann der Erwachsene f�r h�chstens 15 Monate ins Gef�ngnis geschickt werden. Sofern, und hier lauert der fette Haken, sofern die Liebenden gottgef�lligen heterosexuellen Geschlechtsverkehr praktizieren. Keine Gnade f�r Romeo & Romeo.

So entschied das zust�ndige Gericht im Jahr 2000 und genau das best�tigte 2002 auch das daraufhin angerufene Berufungsgericht. 2003 erkl�rte dann der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten Gesetze f�r unzul�ssig, die Unterschiede zwischen hetero- und homosexuellem Sex machen und letzteren unter Strafe stellen. Dabei forderte das Gericht Kansas ausdr�cklich auf, den Fall Limon im Hinblick auf die ge�nderte Rechtslage erneut zu beurteilen.

Das hat das Berufungsgericht am 30. Januar nun getan und ist dabei zu dem Ergebnis gelangt, da� das Urteil weiterhin Bestand hat. Denn, so die Mehrheit der Richter, zuallererst bezieht sich die Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofes nur auf gleichgeschlechtlichen Verkehr unter Erwachsenen und ist somit nicht weiter von Bedeutung f�r den Fall Limon.

Au�erdem hat nach der Ansicht der Richter der Staat Kansas sehr wohl das Recht, Schwule in dieser Form zu diskriminieren. Ganz abgesehen davon, da� schwuler Sex mit gr��eren Gesundheitsrisiken verbunden ist und man schon allein deshalb sein Wahlvolk davor sch�tzen sollte, dient diese Diskriminierung in erster Linie dem Schutz und der Erhaltung traditioneller, biblisch inspirierter Sexualmoral.

Und von dieser Sexualmoral h�ngt laut Urteil schlie�lich der Fortbestand der Menschheit ab, denn homosexueller Geschlechtsverkehr f�hrt bekanntlich nicht zur Fortpflanzung. Und es ist traditionell die Aufgabe einer jeden Regierung, das Institut der Ehe zu sch�tzen und die Fortpflanzung ihrer Untergebenen besonders zu f�rdern, denn, so f�hren die Richter weiter aus, das �berleben einer Gesellschaft h�ngt davon ab, da� ihr auf diesem Weg neue Arbeiter, Soldaten und andere n�tzliche Mitglieder zugef�hrt werden.

Danke, Richter Green und Malone, f�r die Rettung der Menschheit. Pech f�r dich, Matthew Limon. Vielleicht verhilft dir dein Gef�ngnisaufenthalt zu Reue und Einsicht und wenn du mit 35 entlassen wirst, sind dir zwar viele Chancen im Leben genommen worden, aber immerhin kannst du dich dann noch fortpflanzen.

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