2002-05-07 - 10:34 a.m. - Ernstere T�ne

Entgegen sonstiger Gewohnheit kann ich mir heute einen eher politischen Kommentar nicht verkneifen. Die Nachricht vom erfolgreichen Attentat auf Pim Fortuyn gestern abend traf mich n�mlich wie ein Hammerschlag. In was f�r Zeiten leben wir? Mord ist doch keine legitime Form der politischen Auseinandersetzung. Ich wei�, wenn so etwas in Afrika passiert, ist uns das allenfalls ein Achselzucken wert, weil es dort leider mit unsch�ner Regelm��igkeit dazu kommt, aber bei uns ...

Nart�rlich waren Fortuyns Ansichten weitestgehend unter aller W�rde, schlichtweg widerw�rtig, der Mann als Regierungsmitglied einfach eine Horrorvision und sein kometenhafter Aufstieg mehr als nur ein bedenklicher Indikator einer aktuellen europ�ischen Stimmungslage. Und ja, ich habe inst�ndig gehofft, da� sich die Wahlprognosen nicht best�tigen, und er entgegen aller Vorhersagen bei der Wahl grandios scheitern m�ge. Aber, und hier stelle man sich bitte ein fettes, doppelt unterstrichenes Aber in Schriftgr��e 36 vor, das haben die W�hler an der Wahlurne zu entscheiden (auch wenn ich oft nur wenig Vertrauen in sie habe) und nicht einzelne Irre mit ihrer Heimkollektion an T�tungswerkzeug. Daf�r haben unsere Vorv�ter lange gek�mpft und immer wieder um winzige Details einer m�glichst stabilen demokratischen Grundordnung gerungen. Meinungsdifferenzen d�rfen auf keinen Fall mehr per Faustrecht entschieden werden. Ihr merkt schon, auch wenn ich oft genug mit den Ergebnissen eines demokratischen Entscheidungsprozesses nicht gl�cklich bin, so bin ich doch leidenschaftliche Verfechterin unserer Demokratie. Und auch wenn das jetzt sehr pathetisch klingt, der Tod Fortuyns (und ja, seine politischen Ansichten waren mir zuwider) hat mich wirklich getroffen.

Doch leider schien ich damit in meinem Umfeld zun�chst die Einzige zu sein. Q war grad bei mir und kommentierte das ganze lapidar damit, da� es auch Falschere h�tte treffen k�nnen, und so schlimm sei es nun auch nicht. Das Ganze wurde unterstrichen von diesem widerlichen "Ich bin ja so ein cooler, abgekl�rter Medienfuzzi, den nichts mehr betrifft, und der l�ngst �ber dem banalen Weltgeschehen steht"-Tonfall, der mich eh binnen weniger Sekunden zur Raserei treiben kann. Ich finde es n�mlich nicht im geringsten cool, m�glichst abgebr�ht und unber�hrt durch die Welt zu laufen, im Gegenteil, ich finde es ausgesprochen armselig. Au�erdem ist Q eh nicht so, sondern w�re es nur gerne. Also haben wir uns noch munter eine Weile gestritten, bis ich mich schlie�lich in mein Arbeitszimmer verkr�melt habe (dieser kleine Raum, vollgestellt mit �berquellenden Regalen, hat so etwas beruhigend Zeitloses, ein echtes Studierzimmer eben).

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Ernstere T�ne 2002-05-07 10:34 a.m. Entgegen sonstiger Gewohnheit kann ich mir heute einen eher politischen Kommentar nicht verkneifen. Die Nachricht vom erfolgreichen Attentat auf Pim Fortuyn gestern abend traf mich n�mlich wie ein Hammerschlag. In was f�r Zeiten leben wir? Mord ist doch keine legitime Form der politischen Auseinandersetzung. Ich wei�, wenn so etwas in Afrika passiert, ist uns das allenfalls ein Achselzucken wert, weil es dort leider mit unsch�ner Regelm��igkeit dazu kommt, aber bei uns ...

Nart�rlich waren Fortuyns Ansichten weitestgehend unter aller W�rde, schlichtweg widerw�rtig, der Mann als Regierungsmitglied einfach eine Horrorvision und sein kometenhafter Aufstieg mehr als nur ein bedenklicher Indikator einer aktuellen europ�ischen Stimmungslage. Und ja, ich habe inst�ndig gehofft, da� sich die Wahlprognosen nicht best�tigen, und er entgegen aller Vorhersagen bei der Wahl grandios scheitern m�ge. Aber, und hier stelle man sich bitte ein fettes, doppelt unterstrichenes Aber in Schriftgr��e 36 vor, das haben die W�hler an der Wahlurne zu entscheiden (auch wenn ich oft nur wenig Vertrauen in sie habe) und nicht einzelne Irre mit ihrer Heimkollektion an T�tungswerkzeug. Daf�r haben unsere Vorv�ter lange gek�mpft und immer wieder um winzige Details einer m�glichst stabilen demokratischen Grundordnung gerungen. Meinungsdifferenzen d�rfen auf keinen Fall mehr per Faustrecht entschieden werden. Ihr merkt schon, auch wenn ich oft genug mit den Ergebnissen eines demokratischen Entscheidungsprozesses nicht gl�cklich bin, so bin ich doch leidenschaftliche Verfechterin unserer Demokratie. Und auch wenn das jetzt sehr pathetisch klingt, der Tod Fortuyns (und ja, seine politischen Ansichten waren mir zuwider) hat mich wirklich getroffen.

Doch leider schien ich damit in meinem Umfeld zun�chst die Einzige zu sein. Q war grad bei mir und kommentierte das ganze lapidar damit, da� es auch Falschere h�tte treffen k�nnen, und so schlimm sei es nun auch nicht. Das Ganze wurde unterstrichen von diesem widerlichen "Ich bin ja so ein cooler, abgekl�rter Medienfuzzi, den nichts mehr betrifft, und der l�ngst �ber dem banalen Weltgeschehen steht"-Tonfall, der mich eh binnen weniger Sekunden zur Raserei treiben kann. Ich finde es n�mlich nicht im geringsten cool, m�glichst abgebr�ht und unber�hrt durch die Welt zu laufen, im Gegenteil, ich finde es ausgesprochen armselig. Au�erdem ist Q eh nicht so, sondern w�re es nur gerne. Also haben wir uns noch munter eine Weile gestritten, bis ich mich schlie�lich in mein Arbeitszimmer verkr�melt habe (dieser kleine Raum, vollgestellt mit �berquellenden Regalen, hat so etwas beruhigend Zeitloses, ein echtes Studierzimmer eben).