2002-05-18 - 11:07 a.m. - Morgenstund hat zuviel im Mund

An dieser Stelle mu� ich wohl bekennen, da� ich offensichtlich zu viel Zeit an meinem Schreibtisch und damit auch allein in meinen vier W�nden verbringe. Vorbei die Zeiten, als ich noch n�chtelang um die H�user zog, mein Lieblingscaf� zugleich mein zweites Wohnzimmer war und ich endlos mit Freundinnen �ber Gott und die Welt tratschte. Aber gelegentlich r�cht es sich, wenn man seine Lebensgewohnheiten radikal �ndert. Und mir scheint man den fehlenden sozialen Ausgleich zum Schreibtischgehocke mittlerweile anzusehen.

Wie sonst ist zu erkl�ren, da� sich mein zwar �beraus netter, aber mir ansonsten g�nzlich unbekannter Zeitungsh�ndler (ich wei� nicht mal, wie er hei�t) heute morgen um 7:30 Uhr (ja, Ihr habt richtig gelesen!) bem��igt f�hlte, mir seinen gesamten Liebeskummer vor die F��e zu sch�tten? Kaum hatte ich den winzigen Laden betreten, setzte er eine Verschw�rermiene auf, trat n�her an mich heran und erz�hlte mir dann eine herzzerrei�ende Geschichte von seiner Freundin, die ihn verlassen hat, weil er nicht genug Geld verdient und die sich jetzt einen reichen G�nner suchen will. Von seiner Frau, die sich hinsichtlich des Unterhaltes einfach nicht g�tlich einigen will, ihn jetzt zu verklagen gedenkt und au�erdem das alleinige Sorgerecht f�rs Kind haben will.

Es wird wohl an der fr�hen Stunde und der mangelnden Koffein-S�ttigung im Blut gelegen haben, da� ich der Geschichte nicht so recht zu folgen vermochte und auch die einzelnen Akteure des kleinen Dramas unklar blieben. Aber ich habe mir immerhin gr��te M�he gegeben, meinen Dr.-Ruth-Blick aufzusetzen und in ma�vollen Abst�nden interessiert-betroffen mit dem Kopf zu nicken und "hmmm" zu murmeln. Nicht sehr aufrichtig, ich wei�, aber es scheint gewirkt zu haben.

Trotzdem war ich froh, als ich wieder im sicheren Hafen meiner Wohnung gelandet war, wo mich niemand mehr zu fr�hmorgendlichen Konversationen zwingen (ich brauche morgens meine Zeitung und meinen Kaffee, aber keine Unterhaltung), und ich mich der Welt in Ruhe via FAZ n�hern konnte. Das war heute �brigens ein ganz besonderes Vergn�gen, da ich in den letzten Tagen endlich den l�ngst �berf�lligen Fr�hjahrsputz erledigt habe, im Verlaufe dessen ich mich in einen wahren Rausch gearbeitet habe. Ich habe endlich mal wieder jede Schublade umgekippt und durchsortiert, Altkleider ausgemistet und jede noch so dunkle Ecke erfolgreich nach �berfl�ssigem durchforstet. Jetzt strahlt alles wieder, der frische Flieder auf der Fensterbank bet�rt die Sinne und ich f�hle mich wieder so wohl in meiner Burg, da� die Welt gerne noch ein paar Tage warten kann.

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Morgenstund hat zuviel im Mund 2002-05-18 11:07 a.m. An dieser Stelle mu� ich wohl bekennen, da� ich offensichtlich zu viel Zeit an meinem Schreibtisch und damit auch allein in meinen vier W�nden verbringe. Vorbei die Zeiten, als ich noch n�chtelang um die H�user zog, mein Lieblingscaf� zugleich mein zweites Wohnzimmer war und ich endlos mit Freundinnen �ber Gott und die Welt tratschte. Aber gelegentlich r�cht es sich, wenn man seine Lebensgewohnheiten radikal �ndert. Und mir scheint man den fehlenden sozialen Ausgleich zum Schreibtischgehocke mittlerweile anzusehen.

Wie sonst ist zu erkl�ren, da� sich mein zwar �beraus netter, aber mir ansonsten g�nzlich unbekannter Zeitungsh�ndler (ich wei� nicht mal, wie er hei�t) heute morgen um 7:30 Uhr (ja, Ihr habt richtig gelesen!) bem��igt f�hlte, mir seinen gesamten Liebeskummer vor die F��e zu sch�tten? Kaum hatte ich den winzigen Laden betreten, setzte er eine Verschw�rermiene auf, trat n�her an mich heran und erz�hlte mir dann eine herzzerrei�ende Geschichte von seiner Freundin, die ihn verlassen hat, weil er nicht genug Geld verdient und die sich jetzt einen reichen G�nner suchen will. Von seiner Frau, die sich hinsichtlich des Unterhaltes einfach nicht g�tlich einigen will, ihn jetzt zu verklagen gedenkt und au�erdem das alleinige Sorgerecht f�rs Kind haben will.

Es wird wohl an der fr�hen Stunde und der mangelnden Koffein-S�ttigung im Blut gelegen haben, da� ich der Geschichte nicht so recht zu folgen vermochte und auch die einzelnen Akteure des kleinen Dramas unklar blieben. Aber ich habe mir immerhin gr��te M�he gegeben, meinen Dr.-Ruth-Blick aufzusetzen und in ma�vollen Abst�nden interessiert-betroffen mit dem Kopf zu nicken und "hmmm" zu murmeln. Nicht sehr aufrichtig, ich wei�, aber es scheint gewirkt zu haben.

Trotzdem war ich froh, als ich wieder im sicheren Hafen meiner Wohnung gelandet war, wo mich niemand mehr zu fr�hmorgendlichen Konversationen zwingen (ich brauche morgens meine Zeitung und meinen Kaffee, aber keine Unterhaltung), und ich mich der Welt in Ruhe via FAZ n�hern konnte. Das war heute �brigens ein ganz besonderes Vergn�gen, da ich in den letzten Tagen endlich den l�ngst �berf�lligen Fr�hjahrsputz erledigt habe, im Verlaufe dessen ich mich in einen wahren Rausch gearbeitet habe. Ich habe endlich mal wieder jede Schublade umgekippt und durchsortiert, Altkleider ausgemistet und jede noch so dunkle Ecke erfolgreich nach �berfl�ssigem durchforstet. Jetzt strahlt alles wieder, der frische Flieder auf der Fensterbank bet�rt die Sinne und ich f�hle mich wieder so wohl in meiner Burg, da� die Welt gerne noch ein paar Tage warten kann.