2002-07-12 - 22:07 - Marc, der Alkohol und das Telefon

Nachdem ich ja bereits vor einiger Zeit �ber das Telefonverhalten einiger Mitmenschen, insbesondere Marc, berichtet hatte, sei mir auch hierzu ein kleiner Nachtrag gestattet. Marc genie�t sein Londoner Leben ja bekannterma�en in vollen Z�gen, und da kann es eben schon mal vorkommen, da� er mitten in der Nacht ziemlich alkoholisiert in der Stadt gesichtet wird. Dagegen w�re ja an sich noch nichts einzuwenden, wenn er nicht immer genau dann auf die glorreiche Idee verfallen w�rde, bei mir anzurufen.

Rechnet man die Zeitverschiebung von einer Stunde hinzu (die es bei uns bereits sp�ter ist), kann es gut sein, da� bei mir morgen zwischen vier und f�nf Uhr das Telefon klingelt. Ich schrecke dann meist auf und hebe ab, noch bevor ich so richtig wach bin, blo� um dann Marcs liebreizende Stimme zu vernehmen (die tags�ber durchaus wohlklingend ist, mitten in der Nacht aber ungef�hr so erw�nscht ist wie Keuchhustenattacken). Mein m�der Geist will dann meist noch nicht so recht arbeiten, und die Konversationen werden auch nicht unbedingt durch den Grad der Alkoholisierung und die dadurch verwaschene Sprache am anderen Ende der Leitung erleichtert.

Dementsprechend gestaltet sich das Ganze dann meist folgenderma�en: "rrrringgg" Ich hebe erschrocken ab und ringe mir mit geschlossenen Augen m�hsam ein gepre�tes "Hallo?" ab. Woraufhin Marc mir dann begeistert antwortet: "Hallo, ischbins (logisch, niemand sonst besitzt die Dreistigkeit, um die Zeit bei mir anzurufen), ischwolledir nur saaagen, da� isch dir ganz furschtbarvermissssse." Mein pers�nlicher Nebel lichtet sich langsam. "Das ist ja sch�n, kannst du mich nicht auch morgen noch vermissen?" - "Doooch, dassssu ich ja auch. Aber will doch jezzz middir telefonian." Aber ich will jetzt viel lieber schlafen und versuche, ihm genau das m�glichst freundlich zu vermitteln. Aber es ist zwecklos.

"Du kanns jezzz nochnich aufleegen, du bisssss meine besse Freundin und mussich ummich k�mmern." Genau das hoffe ich doch zu tun, indem ich ihn zu unser beider Wohl zum Auflegen und anschlie�enden Heimweg zu �berreden versuche. Aber damit erreichen wir erst denn entscheidende Punkt des Gespr�chs. "Isch weissaba nich mehr wo ich bin und woichhinmussss. Ich glaub *hicks*, ich glaub dassie Oxford Streeeet hier. Ich setz mich jezzz hier hin unddu hols michab." - "Marc, es ist mitten in der Nacht, uns trennen etliche Kilometer, ein ziemlich breiter Kanal, eine fremde W�hrung und die Monarchie." (Na gut, mir war in einem hinteren Teil meines schl�frigen Hirns schon klar, da� diese Aufz�hlung nur begrenzt sinnvoll war, aber das zu sortieren erschien mir zu kompliziert. Au�erdem war eh nicht zu erwarten, da� das meinem Gespr�chspartner ernstlich auffallen w�rde.)

"Abba du bisssoch meine bessse Freundin unnich vermisssich doch sooo sehr. Undu hasss ein Auddo. Also kannsu mich auch abholen. Ich sezzz mich jezzz hin un waaate (darauf ist ein ziemlich Gest�hne, gefolgt von einem lauten Plumps zu vernehmen). Oxford Street, weissu ja. Abba mach ssssnell." Allm�hlich werde ich immer wacher und damit auch wieder resoluter. Und irgendwie gelingt es mir dann auch, Marc zu einer Taxi-Fahrt ("abba du f�hrsss midd") und zum Ende des Telefonats zu �berreden ("ach, du bissss doof, jezzzz musssman doch nich schlaaafen").

W�re das eine einmalige Aktion geblieben, h�tte ich kein weiteres Wort dar�ber verloren und einfach taktvoll geschwiegen. Aber nachdem er mich gestern nun schon zum mindestens vierten Mal zu absolut unchristlicher Zeit aus dem Bett geklingelt hatte, stand mir heute morgen der Sinn nach einem kleinen Gegenschlag. Da pa�te es auch gut, da� ich um halb acht bereits ausreichend Kaffee getrunken und gro�e Teile der FAZ gelesen hatte und in blendender Laune war. Kurzentschlossen griff ich zum Telefon (man bedenke, da� es in London gerade mal halb sieben war), w�hlte seine Nummer und weckte ihn mit einem strahlenden: "Guten Morgen, Sweetheart, es verspricht ein wundervoller Sommertag zu werden, ich bin bester Laune und wollte das gerne mit dir teilen. H�chste Zeit aufzustehen also!"

Aber es war alles vergebens, er war einfach nicht so richtig zu wecken. Statt der erhofften Reaktion murmelte er einfach nur schlaftrunken "Hallo? Ach, immer diese schei� Spinner", ins Telefon und legte wieder auf. Aber damit nicht genug, er besa� selbst im Schlaf noch die Geistesgegenwart, das Handy ganz abzuschalten und weitere Attacken meinerseits damit vollst�ndig zu unterbinden. Und sp�ter behauptete er auch noch unverfroren, sich an absolut nichts erinnern zu k�nnen. Sweet dreams!

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Marc, der Alkohol und das Telefon 2002-07-12 22:07 Nachdem ich ja bereits vor einiger Zeit �ber das Telefonverhalten einiger Mitmenschen, insbesondere Marc, berichtet hatte, sei mir auch hierzu ein kleiner Nachtrag gestattet. Marc genie�t sein Londoner Leben ja bekannterma�en in vollen Z�gen, und da kann es eben schon mal vorkommen, da� er mitten in der Nacht ziemlich alkoholisiert in der Stadt gesichtet wird. Dagegen w�re ja an sich noch nichts einzuwenden, wenn er nicht immer genau dann auf die glorreiche Idee verfallen w�rde, bei mir anzurufen.

Rechnet man die Zeitverschiebung von einer Stunde hinzu (die es bei uns bereits sp�ter ist), kann es gut sein, da� bei mir morgen zwischen vier und f�nf Uhr das Telefon klingelt. Ich schrecke dann meist auf und hebe ab, noch bevor ich so richtig wach bin, blo� um dann Marcs liebreizende Stimme zu vernehmen (die tags�ber durchaus wohlklingend ist, mitten in der Nacht aber ungef�hr so erw�nscht ist wie Keuchhustenattacken). Mein m�der Geist will dann meist noch nicht so recht arbeiten, und die Konversationen werden auch nicht unbedingt durch den Grad der Alkoholisierung und die dadurch verwaschene Sprache am anderen Ende der Leitung erleichtert.

Dementsprechend gestaltet sich das Ganze dann meist folgenderma�en: "rrrringgg" Ich hebe erschrocken ab und ringe mir mit geschlossenen Augen m�hsam ein gepre�tes "Hallo?" ab. Woraufhin Marc mir dann begeistert antwortet: "Hallo, ischbins (logisch, niemand sonst besitzt die Dreistigkeit, um die Zeit bei mir anzurufen), ischwolledir nur saaagen, da� isch dir ganz furschtbarvermissssse." Mein pers�nlicher Nebel lichtet sich langsam. "Das ist ja sch�n, kannst du mich nicht auch morgen noch vermissen?" - "Doooch, dassssu ich ja auch. Aber will doch jezzz middir telefonian." Aber ich will jetzt viel lieber schlafen und versuche, ihm genau das m�glichst freundlich zu vermitteln. Aber es ist zwecklos.

"Du kanns jezzz nochnich aufleegen, du bisssss meine besse Freundin und mussich ummich k�mmern." Genau das hoffe ich doch zu tun, indem ich ihn zu unser beider Wohl zum Auflegen und anschlie�enden Heimweg zu �berreden versuche. Aber damit erreichen wir erst denn entscheidende Punkt des Gespr�chs. "Isch weissaba nich mehr wo ich bin und woichhinmussss. Ich glaub *hicks*, ich glaub dassie Oxford Streeeet hier. Ich setz mich jezzz hier hin unddu hols michab." - "Marc, es ist mitten in der Nacht, uns trennen etliche Kilometer, ein ziemlich breiter Kanal, eine fremde W�hrung und die Monarchie." (Na gut, mir war in einem hinteren Teil meines schl�frigen Hirns schon klar, da� diese Aufz�hlung nur begrenzt sinnvoll war, aber das zu sortieren erschien mir zu kompliziert. Au�erdem war eh nicht zu erwarten, da� das meinem Gespr�chspartner ernstlich auffallen w�rde.)

"Abba du bisssoch meine bessse Freundin unnich vermisssich doch sooo sehr. Undu hasss ein Auddo. Also kannsu mich auch abholen. Ich sezzz mich jezzz hin un waaate (darauf ist ein ziemlich Gest�hne, gefolgt von einem lauten Plumps zu vernehmen). Oxford Street, weissu ja. Abba mach ssssnell." Allm�hlich werde ich immer wacher und damit auch wieder resoluter. Und irgendwie gelingt es mir dann auch, Marc zu einer Taxi-Fahrt ("abba du f�hrsss midd") und zum Ende des Telefonats zu �berreden ("ach, du bissss doof, jezzzz musssman doch nich schlaaafen").

W�re das eine einmalige Aktion geblieben, h�tte ich kein weiteres Wort dar�ber verloren und einfach taktvoll geschwiegen. Aber nachdem er mich gestern nun schon zum mindestens vierten Mal zu absolut unchristlicher Zeit aus dem Bett geklingelt hatte, stand mir heute morgen der Sinn nach einem kleinen Gegenschlag. Da pa�te es auch gut, da� ich um halb acht bereits ausreichend Kaffee getrunken und gro�e Teile der FAZ gelesen hatte und in blendender Laune war. Kurzentschlossen griff ich zum Telefon (man bedenke, da� es in London gerade mal halb sieben war), w�hlte seine Nummer und weckte ihn mit einem strahlenden: "Guten Morgen, Sweetheart, es verspricht ein wundervoller Sommertag zu werden, ich bin bester Laune und wollte das gerne mit dir teilen. H�chste Zeit aufzustehen also!"

Aber es war alles vergebens, er war einfach nicht so richtig zu wecken. Statt der erhofften Reaktion murmelte er einfach nur schlaftrunken "Hallo? Ach, immer diese schei� Spinner", ins Telefon und legte wieder auf. Aber damit nicht genug, er besa� selbst im Schlaf noch die Geistesgegenwart, das Handy ganz abzuschalten und weitere Attacken meinerseits damit vollst�ndig zu unterbinden. Und sp�ter behauptete er auch noch unverfroren, sich an absolut nichts erinnern zu k�nnen. Sweet dreams!