2002-10-13 - 22:50 - Huch, eine "sie" in Marcs Bett

Es gibt Tage, an denen sich gewisse Einrichtungsfinessen bitterlich r�chen. So ist z.B. mein bodenlanger Spiegel im Flur ein echter Segen, wenn ich abend vorm Ausgehen (also nach aufwendigen Versch�nerungsaktionen) einen letzten pr�fenden Blick auf mein �u�eres werfen m�chte. Ich kann mich dann in voller L�nge und gut ausgeleuchtet betrachten.

Der gleiche Spiegel erweist sich jedoch als Teufelswerkzeug, wenn man an einem Sonntag morgen, von einer schlaflosen Erk�ltungsnacht gezeichnet, mehr aus dem Schlafzimmer gekrochen denn gelaufen kommt und dennoch als erstes unweigerlich mit seinem grauenerregenden Spiegelbild konfrontiert wird (kein Wunder, da� ich nachts von scheu�lichen Monstern tr�ume).

Maximilian behauptet zwar, da� ich in krankem Zustand viel sch�ner aussehe (er hat sich sogar zu einem sehr zweifelhaften Kompliment hinrei�en lassen, das wohl noch nicht so viele Frauen geh�rt haben d�rften: "Du w�rest mit Sicherheit die sch�nste Leiche, ganz �berirdisch sch�n geradezu."), aber ich kann seit heute morgen mit Fug und Recht behaupten, da� ich an solchen Tagen schauderhaft aussehe.

Das Schlimmste ist aber, da� ich ausgerechnet heute einen jener wirklich seltenen Tage hatte, an denen ich unbedingt sofort von liebenden Menschen umsorgt und gepflegt werden wollte. Und nat�rlich war ausgerechnet heute niemand dieser Menschen verf�gbar, und ich sa� allein auf meinem Sofa, f�hlte mich vernachl�ssigt und vereinsamt (keine Sorge, der Zustand entspricht keinesfalls der Realit�t und lie� auch schnell wieder nach).

Q ist zwar grad in Hamburg, sitzt aber selbst pflegebed�rftig auf dem Sofa, da er den Kampf mit einer K�penicker Gehwegplatte mit einem enorm geschwollenen, schmerzenden Kn�chel bezahlt hat (das ist allerdings nicht weiter verwunderlich, da Q der einzige mir bekannte Mensch ist, der es auch auf gerader, hindernisfreier Strecke schafft, sich Kn�chel, Schien- und Wadenbein zu brechen sowie alle B�nder zu rei�en).

Marc und Frank sind noch an ihren jeweiligen Urlaubsorten, meine Freundin Kerstin in famili�ren Angelegenheiten unterwegs, Sabine tr�gt die k�nftige Familie grad aus, Maximilian hatte selbst eine schniefende Freundin im Bett, und vom omin�sen, aber durchaus pflegewilligen Herrn Schulte trennten mich gut 400 km. Nachdem mich nicht mal die bunte Sonntagsausgabe der FAZ mit meinem Schicksal vers�hnen konnte, blieb mir nur der Griff zum Telefon: ein Ferngespr�ch nach Mykonos, bitte.

Ich hoffte auf erheiternde M�nnergeschichten aus Marcs schwulem Urlaubsparadies (was, Ihr kennt Ralf K�nig nicht?), und das Telefonat begann schon vielversprechend. Ich mu�te den armen Mann n�mlich gegen Mittag aus dem Schlaf klingeln, was nur bedeuten konnte, da� er eine lange, hoffentlich aufregende Nacht hinter sich hatte. Ich rieb mir also freudig die H�nde und wollte grad mit meiner inquisitorischen Fragestunde beginnen, als ein gellender Schrei das Gespr�ch unterbrach.

Marc hatte den ersch�tternden Schrei ausgesto�en und kreischte nun reichlich wirres Zeug: "Da, da ... etwas in meinem Bett ... Hiiiilfe!" Wildes Geraschel mit dem Bettzeug. "Was macht die denn in meinem Bett? Wo kommt die her? Hiiiiilfeee!"

Ha, wenn das nicht nach heiteren Neuigkeiten klang. Aber halt, "die"? Wer bitte soll "die" sein? Und was macht eine "die" in Marcs Bett? Mein bester schwuler Freund hat seit einer traumatisierenden Erfahrung mit einer Heileurythmistin und wollenen Unterleibchen, von denen noch zu berichten sein wird, kein weibliches Wesen mehr in sein Bett gelassen.

Man h�rte weiteres Geraschel, noch mehr Gekreische und Gefauche und dann einen lauten Plumps, auf den das Schlie�en des Fensters folgte. Wie sich herausstellte, hatte Marc aber keine fremde Frau, sondern die hoteleigene Katze friedlich schlafend in seinem Bett gefunden und nach einem kurzen Ringkampf unsanft durch das Fenster wieder hinaus an die frische Luft bef�rdert (er reagiert auf Katzen noch allergischer als auf paarungswillige Frauen).

Das war zwar nicht ganz die Nachricht, die ich zu h�ren gehofft hatte, aber ich f�hlte mich gleich aufgeheitert und aus meinem elenden Selbstmitleid gerissen (was nicht hei�en soll, da� ich statt meiner jetzt Marc bemitleiden w�rde). Kleine schmutzige Geschichten �ber hei�en M�nnersex h�rt man in meinem munteren Umfeld immer wieder mal, aber ein ungebetener, pelziger und obendrein noch weiblicher Gast in Marcs Bett ist doch ein echtes Novum.

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Huch, eine "sie" in Marcs Bett 2002-10-13 22:50 Es gibt Tage, an denen sich gewisse Einrichtungsfinessen bitterlich r�chen. So ist z.B. mein bodenlanger Spiegel im Flur ein echter Segen, wenn ich abend vorm Ausgehen (also nach aufwendigen Versch�nerungsaktionen) einen letzten pr�fenden Blick auf mein �u�eres werfen m�chte. Ich kann mich dann in voller L�nge und gut ausgeleuchtet betrachten.

Der gleiche Spiegel erweist sich jedoch als Teufelswerkzeug, wenn man an einem Sonntag morgen, von einer schlaflosen Erk�ltungsnacht gezeichnet, mehr aus dem Schlafzimmer gekrochen denn gelaufen kommt und dennoch als erstes unweigerlich mit seinem grauenerregenden Spiegelbild konfrontiert wird (kein Wunder, da� ich nachts von scheu�lichen Monstern tr�ume).

Maximilian behauptet zwar, da� ich in krankem Zustand viel sch�ner aussehe (er hat sich sogar zu einem sehr zweifelhaften Kompliment hinrei�en lassen, das wohl noch nicht so viele Frauen geh�rt haben d�rften: "Du w�rest mit Sicherheit die sch�nste Leiche, ganz �berirdisch sch�n geradezu."), aber ich kann seit heute morgen mit Fug und Recht behaupten, da� ich an solchen Tagen schauderhaft aussehe.

Das Schlimmste ist aber, da� ich ausgerechnet heute einen jener wirklich seltenen Tage hatte, an denen ich unbedingt sofort von liebenden Menschen umsorgt und gepflegt werden wollte. Und nat�rlich war ausgerechnet heute niemand dieser Menschen verf�gbar, und ich sa� allein auf meinem Sofa, f�hlte mich vernachl�ssigt und vereinsamt (keine Sorge, der Zustand entspricht keinesfalls der Realit�t und lie� auch schnell wieder nach).

Q ist zwar grad in Hamburg, sitzt aber selbst pflegebed�rftig auf dem Sofa, da er den Kampf mit einer K�penicker Gehwegplatte mit einem enorm geschwollenen, schmerzenden Kn�chel bezahlt hat (das ist allerdings nicht weiter verwunderlich, da Q der einzige mir bekannte Mensch ist, der es auch auf gerader, hindernisfreier Strecke schafft, sich Kn�chel, Schien- und Wadenbein zu brechen sowie alle B�nder zu rei�en).

Marc und Frank sind noch an ihren jeweiligen Urlaubsorten, meine Freundin Kerstin in famili�ren Angelegenheiten unterwegs, Sabine tr�gt die k�nftige Familie grad aus, Maximilian hatte selbst eine schniefende Freundin im Bett, und vom omin�sen, aber durchaus pflegewilligen Herrn Schulte trennten mich gut 400 km. Nachdem mich nicht mal die bunte Sonntagsausgabe der FAZ mit meinem Schicksal vers�hnen konnte, blieb mir nur der Griff zum Telefon: ein Ferngespr�ch nach Mykonos, bitte.

Ich hoffte auf erheiternde M�nnergeschichten aus Marcs schwulem Urlaubsparadies (was, Ihr kennt Ralf K�nig nicht?), und das Telefonat begann schon vielversprechend. Ich mu�te den armen Mann n�mlich gegen Mittag aus dem Schlaf klingeln, was nur bedeuten konnte, da� er eine lange, hoffentlich aufregende Nacht hinter sich hatte. Ich rieb mir also freudig die H�nde und wollte grad mit meiner inquisitorischen Fragestunde beginnen, als ein gellender Schrei das Gespr�ch unterbrach.

Marc hatte den ersch�tternden Schrei ausgesto�en und kreischte nun reichlich wirres Zeug: "Da, da ... etwas in meinem Bett ... Hiiiilfe!" Wildes Geraschel mit dem Bettzeug. "Was macht die denn in meinem Bett? Wo kommt die her? Hiiiiilfeee!"

Ha, wenn das nicht nach heiteren Neuigkeiten klang. Aber halt, "die"? Wer bitte soll "die" sein? Und was macht eine "die" in Marcs Bett? Mein bester schwuler Freund hat seit einer traumatisierenden Erfahrung mit einer Heileurythmistin und wollenen Unterleibchen, von denen noch zu berichten sein wird, kein weibliches Wesen mehr in sein Bett gelassen.

Man h�rte weiteres Geraschel, noch mehr Gekreische und Gefauche und dann einen lauten Plumps, auf den das Schlie�en des Fensters folgte. Wie sich herausstellte, hatte Marc aber keine fremde Frau, sondern die hoteleigene Katze friedlich schlafend in seinem Bett gefunden und nach einem kurzen Ringkampf unsanft durch das Fenster wieder hinaus an die frische Luft bef�rdert (er reagiert auf Katzen noch allergischer als auf paarungswillige Frauen).

Das war zwar nicht ganz die Nachricht, die ich zu h�ren gehofft hatte, aber ich f�hlte mich gleich aufgeheitert und aus meinem elenden Selbstmitleid gerissen (was nicht hei�en soll, da� ich statt meiner jetzt Marc bemitleiden w�rde). Kleine schmutzige Geschichten �ber hei�en M�nnersex h�rt man in meinem munteren Umfeld immer wieder mal, aber ein ungebetener, pelziger und obendrein noch weiblicher Gast in Marcs Bett ist doch ein echtes Novum.