2002-10-29 - 09:55 - Ein Reisender mit Mission

Manchmal habe ich das Gef�hl, da� schwule Sexualit�t noch weitaus kompliziertere und abenteuerlichere Formen annimmt, als man das gemeinhin von Heteros kennt. Vielleicht h�ngt diese Beobachtung aber auch sehr mit meinem speziellen Umfeld zusammen, in dem sich schwulen Freunde immer wieder in erheiternde Abenteuer st�rzen, w�hrend der Rest zu monogamer Langzeitpaarbildung neigt.

So hat beispielsweise Patrick, ein Bekannter von Marc und mir, ein absolutes Faible daf�r, Internet-Bekanntschaften zu schlie�en. Soweit noch nicht verwunderlich. Wir haben schlie�lich alle mal den einen oder anderen interessanten Menschen pers�nlich getroffen, den wir vorher irgendwo aus den Untiefen des Netzes gefischt hatten (ich hab z.B. Kim nach der Lekt�re ihres Tagebuchs recht spontan zum Essen getroffen).

Aber Patrick legt dabei keinen gesteigerten Wert auf eine l�ngere Kennenlernphase online, so quasi als Vorspiel. Er will nur kurz ein paar �u�ere Daten mit dem Unbekannten abgleichen und dann direkt vor Ort zum Angriff �bergehen. Zu diesem Zweck scheut er auch kaum Kosten und M�hen, um ans Ziel seiner W�nsche zu gelangen.

Sein letzter Ausflug dieser Art f�hrte ihn von Hamburg nach Bremen. Dabei hatte er von dem jungen Mann, den er mit seiner Gunst zu begl�cken gedachte, grad mal den Vornamen, die Handynummer und eine Adresse in einem eher dubiosen Viertel von Bremen, das anst�ndigere B�rger als er wohl lieber meiden w�rden.

Geplant war dann nur, da� Patrick kurz auf dem Handy durchklingeln sollte, sobald er das Haus erreicht hatte, und der Unbekannte ihm die T�r �ffnen und das korrekte Stockwerk durchsagen w�rde. Patrick w�rde dann einem edlen Ritter gleich die dunkle Burg st�rmen, das sch�chterne Burgfr�ulein, �hm, den unbekannten J�ngling an seine Brust und wei�-der-Teufel-wohin dr�cken und den Rest des Abends in trauter Zweisamkeit verbringen.

Als er mir jedoch kurz vor der Fahrt mit ungebremster Begeisterung davon erz�hlte, spielten sich in meinem Kopf sofort gruselige Szenarien ab. Patrick in einer versifften Wohnung gefesselt, von ungewaschenen M�nnern grausam im Rudel mi�braucht, ausgeraubt, bewu�tlos geschlagen ... Ich war, kurz gesagt, Opfer meiner typisch weiblichen Vorsicht und einem �berma� an Akte-XY-Konsum geworden.

Patrick lie� sich jedoch nat�rlich von seinen gewagten Pl�nen nicht abbringen. Die Hormone hatten den Verstand l�ngst aus dem Rennen geschlagen. Aber immerhin konnte ich ihm das Versprechen abringen, sich zu einer vereinbarten Uhrzeit per Handy bei mir zu melden und im Notfall einen bestimmten Code zu gebrauchen.

Er fuhr also frohgemut los und rief noch mal kurz an, als er endlich vor dem Haus stand. Diesmal allerdings schon wesentlich kleinlauter, denn der Schuppen schien wirklich nicht grad die Erf�llung all seiner feuchten Tr�ume zu sein. Aber es sollte noch schlimmer kommen ...

Er rief mich n�mlich schon f�nf Minuten sp�ter und nicht etwa zum vereinbarten Zeitpunkt wieder an - also ungef�hr genau so lange, wie ein Mann braucht, um vier Stockwerke empor zueilen, einen Blick auf die vermeintliche Troph�e zu werfen und den gleichen Weg entsetzt wieder hinabzueilen.

Denn genauso wie das Haus, erwies sich auch das vermeintliche Objekt der Begierde keinesfalls als geeignetes Feucht-Traum-Realisierungs-Material. Eine genaue Beschreibung war nicht zu erlangen, aber der Mann mu� in etwa dem Zustand des Hauses entsprochen und damit Patrick unmittelbar in die Flucht getrieben haben.

Ok, nennt mich meinetwegen spie�ig, aber ich kann mir unm�glich ausmalen zu einem solchen Date zu fahren, einen kurzen, pr�fenden Blick auf einen Unbekannten zu werfen und dann freundlich nickend einfach wieder zu verschwinden: "Nein danke, aber Sie sind doch nicht ganz das, was ich mir als, r�usper, fickbar vorstelle." No way!

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Ein Reisender mit Mission 2002-10-29 09:55 Manchmal habe ich das Gef�hl, da� schwule Sexualit�t noch weitaus kompliziertere und abenteuerlichere Formen annimmt, als man das gemeinhin von Heteros kennt. Vielleicht h�ngt diese Beobachtung aber auch sehr mit meinem speziellen Umfeld zusammen, in dem sich schwulen Freunde immer wieder in erheiternde Abenteuer st�rzen, w�hrend der Rest zu monogamer Langzeitpaarbildung neigt.

So hat beispielsweise Patrick, ein Bekannter von Marc und mir, ein absolutes Faible daf�r, Internet-Bekanntschaften zu schlie�en. Soweit noch nicht verwunderlich. Wir haben schlie�lich alle mal den einen oder anderen interessanten Menschen pers�nlich getroffen, den wir vorher irgendwo aus den Untiefen des Netzes gefischt hatten (ich hab z.B. Kim nach der Lekt�re ihres Tagebuchs recht spontan zum Essen getroffen).

Aber Patrick legt dabei keinen gesteigerten Wert auf eine l�ngere Kennenlernphase online, so quasi als Vorspiel. Er will nur kurz ein paar �u�ere Daten mit dem Unbekannten abgleichen und dann direkt vor Ort zum Angriff �bergehen. Zu diesem Zweck scheut er auch kaum Kosten und M�hen, um ans Ziel seiner W�nsche zu gelangen.

Sein letzter Ausflug dieser Art f�hrte ihn von Hamburg nach Bremen. Dabei hatte er von dem jungen Mann, den er mit seiner Gunst zu begl�cken gedachte, grad mal den Vornamen, die Handynummer und eine Adresse in einem eher dubiosen Viertel von Bremen, das anst�ndigere B�rger als er wohl lieber meiden w�rden.

Geplant war dann nur, da� Patrick kurz auf dem Handy durchklingeln sollte, sobald er das Haus erreicht hatte, und der Unbekannte ihm die T�r �ffnen und das korrekte Stockwerk durchsagen w�rde. Patrick w�rde dann einem edlen Ritter gleich die dunkle Burg st�rmen, das sch�chterne Burgfr�ulein, �hm, den unbekannten J�ngling an seine Brust und wei�-der-Teufel-wohin dr�cken und den Rest des Abends in trauter Zweisamkeit verbringen.

Als er mir jedoch kurz vor der Fahrt mit ungebremster Begeisterung davon erz�hlte, spielten sich in meinem Kopf sofort gruselige Szenarien ab. Patrick in einer versifften Wohnung gefesselt, von ungewaschenen M�nnern grausam im Rudel mi�braucht, ausgeraubt, bewu�tlos geschlagen ... Ich war, kurz gesagt, Opfer meiner typisch weiblichen Vorsicht und einem �berma� an Akte-XY-Konsum geworden.

Patrick lie� sich jedoch nat�rlich von seinen gewagten Pl�nen nicht abbringen. Die Hormone hatten den Verstand l�ngst aus dem Rennen geschlagen. Aber immerhin konnte ich ihm das Versprechen abringen, sich zu einer vereinbarten Uhrzeit per Handy bei mir zu melden und im Notfall einen bestimmten Code zu gebrauchen.

Er fuhr also frohgemut los und rief noch mal kurz an, als er endlich vor dem Haus stand. Diesmal allerdings schon wesentlich kleinlauter, denn der Schuppen schien wirklich nicht grad die Erf�llung all seiner feuchten Tr�ume zu sein. Aber es sollte noch schlimmer kommen ...

Er rief mich n�mlich schon f�nf Minuten sp�ter und nicht etwa zum vereinbarten Zeitpunkt wieder an - also ungef�hr genau so lange, wie ein Mann braucht, um vier Stockwerke empor zueilen, einen Blick auf die vermeintliche Troph�e zu werfen und den gleichen Weg entsetzt wieder hinabzueilen.

Denn genauso wie das Haus, erwies sich auch das vermeintliche Objekt der Begierde keinesfalls als geeignetes Feucht-Traum-Realisierungs-Material. Eine genaue Beschreibung war nicht zu erlangen, aber der Mann mu� in etwa dem Zustand des Hauses entsprochen und damit Patrick unmittelbar in die Flucht getrieben haben.

Ok, nennt mich meinetwegen spie�ig, aber ich kann mir unm�glich ausmalen zu einem solchen Date zu fahren, einen kurzen, pr�fenden Blick auf einen Unbekannten zu werfen und dann freundlich nickend einfach wieder zu verschwinden: "Nein danke, aber Sie sind doch nicht ganz das, was ich mir als, r�usper, fickbar vorstelle." No way!