2002-11-05 - 21:12 - Die Venus in der Badewanne

Moderne Gro�stadtsingles sind eine sehr interessante Spezies, deren Beobachtung immer wieder �berraschendes ans Tageslicht bringt. Ja genau, willkommen zu einer weiteren Folge von "Unterwegs im Gro�stadtdschungel mit Lyssa, Amateur-Ethnologin".

Heute widmen wir uns der stetig wachsenden Gattung von Singles um die Drei�ig in ihrer besonderen Form als WG-Bewohner. Doch, tats�chlich, es gibt auch etliche Menschen um die Drei�ig, die noch oder schon wieder in Wohngemeinschaften leben. Meine Mutter h�lt das zwar f�r einen �u�erst dubiosen Vorgang und wittert allerlei Anr�chiges dahinter, aber ich glaube, es handelt sich dabei um einen Trend.

Gro�stadtsingles schaffen sich in Ermangelung selbst produzierter Kleinfamilien ihre eigenen kleinen Ersatzfamilien in Form eines sehr engen Freundeskreises. Warum dann nicht bei Bedarf auch gleich unter ein Dach ziehen? (Na gut, vielleicht ist das auch reines Wunschdenken meinerseits. Schlie�lich baue ich darauf, da� ich eines Tages Marcs Dachkammer bewohnen darf, wenn dieser als erfolgreicher Rechtsanwalt ein Alsterdomizil sein eigen nennt, w�hrend ich mein Dasein als hungernde Schriftstellerin friste.)

Mein aktuelles "Studienobjekt" ist die WG des ohnehin recht omin�sen Herrn Schulte. Dieser ist notorischer Junggeselle, der trotzdem die Gesellschaft eines gemeinsamen Haushaltes sch�tzt. Er lebt daher zusammen mit seiner besten Freundin Sandra, die ihrerseits immerhin mal einen Versuch der Familiengr�ndung gestartet hat, aber nun kinderlos geschieden ist.

Dritter im Bunde ist ein ebenfalls frisch geschiedener Feuerwehrmann aus dem Bekanntenkreis der beiden. Ach ja, nat�rlich darf man bei dieser Aufz�hlung nicht Ben, den Labrador von Sandra vergessen, der die gesamte WG mit seinem Bewegungsdrang gut auf Trab h�lt, und den jeder Bewerber auf dem Weg zu Sandra zun�chst mal erobern mu�.

Die hausinternen Abl�ufe und Rituale entsprechen sehr den Lebensumst�nden der einzelnen Bewohner und m�ssen auf einen passionierten Alleinwohner wie mich zwangsl�ufig fremd wirken. So k�me ich etwa nie auf die Idee, halbnackt durch die Wohnung zu laufen, wenn die Gefahr best�nde, dabei wildfremden Menschen zu begegnen.

In dieser WG scheint das aber durchaus �blich zu sein, denn als ich Herrn Schulte das erste Mal zuhause besuchte, wurde mir beil�ufig eine hinrei�ende Blondine vorgestellt, die au�er einem winzigen Tanga und frischem Nagellack rein gar nichts trug: Sandra. (Ich war nat�rlich von der Vorstellung begeistert. Aber denkt jetzt nicht, ich h�tte �berwiegend minimal bekleidete Blondinen in meinem Umfeld, leider nicht.)

Genauso unverklemmt wird die Benutzung des Badezimmers gehandhabt, f�r das es zwar einen Schl�ssel gibt, den aber offensichtlich nur etwas reserviertere G�ste wie meine Wenigkeit benutzen. Bei meinem zweiten Besuch begegnete ich erneut einer ziemlich unbekleideten Sandra, die schaumgekr�nt in der Badewanne lag und dort huldvoll mit den Zehen wackelnd Audienzen gew�hrte (die anderen sa�en vor der Wanne, und man diskutierte diverse Interna).

Nat�rlich ist jeder auch bestens �ber das aktuelle Sexual- und Beziehungsleben des jeweiligen Mitbewohners informiert. Schlie�lich kann man die letzte Eroberung h�ufig genug mehr oder minder bekleidet am Fr�hst�ckstisch begutachten - sofern man nicht eh l�ngst ins Schlafzimmer des Mitwohnenden gestapft ist, um irgendwelche dringlichen Fragen zu stellen und dabei einen pr�fenden Blick auf den Beischlafenden zu werfen.

Aber bevor Ihr mich jetzt mit Anfragen �berh�uft: Nein, in absehbarer Zeit wird dort wohl kein Zimmer frei werden. Den Kontakt mit der entz�ckenden, zehenwackelnden Blondine vermittle ich trotzdem gern. Tut mir nur einen Gefallen und versteckt vor dem ersten Date den Laufstall ;-)

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Die Venus in der Badewanne 2002-11-05 21:12 Moderne Gro�stadtsingles sind eine sehr interessante Spezies, deren Beobachtung immer wieder �berraschendes ans Tageslicht bringt. Ja genau, willkommen zu einer weiteren Folge von "Unterwegs im Gro�stadtdschungel mit Lyssa, Amateur-Ethnologin".

Heute widmen wir uns der stetig wachsenden Gattung von Singles um die Drei�ig in ihrer besonderen Form als WG-Bewohner. Doch, tats�chlich, es gibt auch etliche Menschen um die Drei�ig, die noch oder schon wieder in Wohngemeinschaften leben. Meine Mutter h�lt das zwar f�r einen �u�erst dubiosen Vorgang und wittert allerlei Anr�chiges dahinter, aber ich glaube, es handelt sich dabei um einen Trend.

Gro�stadtsingles schaffen sich in Ermangelung selbst produzierter Kleinfamilien ihre eigenen kleinen Ersatzfamilien in Form eines sehr engen Freundeskreises. Warum dann nicht bei Bedarf auch gleich unter ein Dach ziehen? (Na gut, vielleicht ist das auch reines Wunschdenken meinerseits. Schlie�lich baue ich darauf, da� ich eines Tages Marcs Dachkammer bewohnen darf, wenn dieser als erfolgreicher Rechtsanwalt ein Alsterdomizil sein eigen nennt, w�hrend ich mein Dasein als hungernde Schriftstellerin friste.)

Mein aktuelles "Studienobjekt" ist die WG des ohnehin recht omin�sen Herrn Schulte. Dieser ist notorischer Junggeselle, der trotzdem die Gesellschaft eines gemeinsamen Haushaltes sch�tzt. Er lebt daher zusammen mit seiner besten Freundin Sandra, die ihrerseits immerhin mal einen Versuch der Familiengr�ndung gestartet hat, aber nun kinderlos geschieden ist.

Dritter im Bunde ist ein ebenfalls frisch geschiedener Feuerwehrmann aus dem Bekanntenkreis der beiden. Ach ja, nat�rlich darf man bei dieser Aufz�hlung nicht Ben, den Labrador von Sandra vergessen, der die gesamte WG mit seinem Bewegungsdrang gut auf Trab h�lt, und den jeder Bewerber auf dem Weg zu Sandra zun�chst mal erobern mu�.

Die hausinternen Abl�ufe und Rituale entsprechen sehr den Lebensumst�nden der einzelnen Bewohner und m�ssen auf einen passionierten Alleinwohner wie mich zwangsl�ufig fremd wirken. So k�me ich etwa nie auf die Idee, halbnackt durch die Wohnung zu laufen, wenn die Gefahr best�nde, dabei wildfremden Menschen zu begegnen.

In dieser WG scheint das aber durchaus �blich zu sein, denn als ich Herrn Schulte das erste Mal zuhause besuchte, wurde mir beil�ufig eine hinrei�ende Blondine vorgestellt, die au�er einem winzigen Tanga und frischem Nagellack rein gar nichts trug: Sandra. (Ich war nat�rlich von der Vorstellung begeistert. Aber denkt jetzt nicht, ich h�tte �berwiegend minimal bekleidete Blondinen in meinem Umfeld, leider nicht.)

Genauso unverklemmt wird die Benutzung des Badezimmers gehandhabt, f�r das es zwar einen Schl�ssel gibt, den aber offensichtlich nur etwas reserviertere G�ste wie meine Wenigkeit benutzen. Bei meinem zweiten Besuch begegnete ich erneut einer ziemlich unbekleideten Sandra, die schaumgekr�nt in der Badewanne lag und dort huldvoll mit den Zehen wackelnd Audienzen gew�hrte (die anderen sa�en vor der Wanne, und man diskutierte diverse Interna).

Nat�rlich ist jeder auch bestens �ber das aktuelle Sexual- und Beziehungsleben des jeweiligen Mitbewohners informiert. Schlie�lich kann man die letzte Eroberung h�ufig genug mehr oder minder bekleidet am Fr�hst�ckstisch begutachten - sofern man nicht eh l�ngst ins Schlafzimmer des Mitwohnenden gestapft ist, um irgendwelche dringlichen Fragen zu stellen und dabei einen pr�fenden Blick auf den Beischlafenden zu werfen.

Aber bevor Ihr mich jetzt mit Anfragen �berh�uft: Nein, in absehbarer Zeit wird dort wohl kein Zimmer frei werden. Den Kontakt mit der entz�ckenden, zehenwackelnden Blondine vermittle ich trotzdem gern. Tut mir nur einen Gefallen und versteckt vor dem ersten Date den Laufstall ;-)