2002-11-16 - 23:50 - Pizza statt Sex mit John Cleese

Ok, allzu weit habe ich mich heute nicht in die tr�be Welt hinausgewagt, so da� Ihr weiterhin mit meinem ureigenen Irrsinn vorlieb nehmen m��t. Daf�r habe ich eines der entscheidenden R�tsel dieser Nachbarschaft gel�st: Ich wei� jetzt, warum mein Nachbar �ber mir glaubt, uns alle an seinem regen Sexualleben teilhaben lassen zu m�ssen.

Es handelt sich dabei keineswegs um eine Demonstration seiner Potenz oder seiner besonderen Fertigkeiten. Nein, er hat schlichtweg den falschen Ratgeber gelesen.

Ich stattete ihm heute einen kurzen Besuch ab, um mir einige Kaffeefilter zu leihen (ohne gute Filter wird auch der beste Kaffee von Burg nicht schmecken - glaubt mir, das mit dem Klopapier funktioniert nur im Film) und entdeckte bei der Gelegenheit ein Machwerk in seinem Regal mit dem vielversprechenden Titel "365 Sex Tipps".

Da an regnerischen Novembertagen Aufheiterung nicht schaden kann, bat ich ihn, mir neben den Filtern auch noch das Buch zu leihen. Kurze Zeit sp�ter sa� ich in eine Decke gekuschelt und mit frischem Kaffee versorgt auf dem heimischen Sofa - und bekam mehr Erheiterndes serviert, als ich mir beim Anblick des Buches h�tte vorstellen k�nnen.

Wenn Ihr ein wirklich erf�lltes Sexualleben haben wollt, dann folgt Euren Instinkten und lernt, Eure W�nsche und Bed�rfnisse zu artikulieren, aber la�t blo� die Finger von diesem Buch (sprach Lyssa aka Erika Berger und lie� sich wieder auf ihr rotes Sofa fallen). Wenn Ihr aber mal wieder herzhaft lachen und dabei gr�ndlich die Bauchmuskulatur trainieren wollt, dann riskiert ruhig einen Blick.

In diesem Buch wimmelt es neben Allgemeinpl�tzen ("Verteilen Sie doch mal ein paar Kissen auf dem Bett. Das schafft eine anregende Atmosph�re." - "Sparen Sie nicht an Streicheleinheiten.") von allerhand lustigen Stellungsbezeichnungen, die mich zu wilden Assoziationen, aber gewi� nicht zu wildem Sex anregen.

Da gibt es "Hektors Pferd", das dann vermutlich vor die "Postkutsche" gespannt wird, um in der "Aufschrei-Stellung" (irgendwas mit Ellenbogen, klang zumindest glaubhaft nach schmerzhaftem Aufschrei) "fliegende Seem�wen" zu vertreiben, die grad auf der Jagd nach "zwei Fischen" waren.

Mein Nachbar scheint neben einer ausgepr�gten Vorliebe f�r die Aufschrei-Stellung leider vor allem Tip 52 zu ber�cksichtigen: "Lassen Sie Ihrer Stimme freien Lauf und versuchen Sie nicht, Ihr Seufzen oder Schreien zu unterdr�cken. Das wird nicht nur Ihnen, sondern auch Ihrer Partnerin ein tieferes sexuelles Empfinden erm�glichen."

Allerdings haben die Autoren hier den elementar wichtigen zweiten Teil des Tips einfach unterschlagen. Aber keine Sorge, ich reiche ihn nach: "Zugleich wird Ihren Altbau-Nachbarn eine eindrucksvolle akustische Teilhabe an Ihrem empfindungsreichen Liebesleben erm�glicht. Den Erfolg Ihrer n�chtlichen Aktionen k�nnen Sie sofort am n�chsten Morgen bei Begegnungen im Treppenhaus an der Tiefe der nachbarlichen Augenringe messen."

Aber auch andere Tips trugen nicht grad zu einer Steigerung meiner Vorfreude auf kommende sexuelle Erlebnisse bei. So besch�ftigt sich Tip 103 mit Verf�hrung durch Sprache beim Liebesakt. Keine schlechte Sache ... aber warum die Autoren dabei ausgerechnet auf eine Szene mit John Cleese in "Ein Fisch namens Wanda" verweisen m�ssen, wird mir auf ewig ein R�tsel bleiben. Es gibt so viele erotische Schauspieler, aber John Cleese inspiriert mich nun wirklich nicht zu kleinen, schmutzigen Phantasien am Samstag nachmittag. Irgendwelche Cleese-Groupies unter uns?

Nachdr�cklich gewarnt werden mu� auch vor der Befolgung von Tip 18, zumindest sofern man kein eigenes Haus besitzt. "�berraschen Sie Ihren Partner doch einmal, indem Sie ihn nur mit verf�hrerischen Dessous bekleidet an der T�r empfangen."

Tja, das hab ich vor geraumer Zeit tats�chlich mal ausprobiert. Nur leider hatte mich niemand darauf vorbereitet, da� der Pizzabote auf dem Weg zu den Nachbarn noch vor dem Objekt meiner Begierde die Treppe hochstapfen w�rde. Der �berforderte Bote zerquetschte vor Aufregung die halbe Pizza in den nerv�sen H�nden, ich pa�te mich farblich sofort den dunkelroten Dessous an, und der eigentlich Adressat dieser �berraschung starb vor Lachen �ber die ganze Situation noch auf der Treppe fast an einem Herzinfarkt. Nur Sex hatten wir an diesem Abend keinen mehr ...

0 Zwischenrufe

Prev, Next

Schon gelesen?

2004-03-11 - Umzug!

2004-03-09 - Wenn man sie nur lie�e ...

2004-03-08 - C.

2004-03-05 - Brot, so oder so

2004-03-04 - Aus die Maus

hosted by DiaryLand.com

Pizza statt Sex mit John Cleese 2002-11-16 23:50 Ok, allzu weit habe ich mich heute nicht in die tr�be Welt hinausgewagt, so da� Ihr weiterhin mit meinem ureigenen Irrsinn vorlieb nehmen m��t. Daf�r habe ich eines der entscheidenden R�tsel dieser Nachbarschaft gel�st: Ich wei� jetzt, warum mein Nachbar �ber mir glaubt, uns alle an seinem regen Sexualleben teilhaben lassen zu m�ssen.

Es handelt sich dabei keineswegs um eine Demonstration seiner Potenz oder seiner besonderen Fertigkeiten. Nein, er hat schlichtweg den falschen Ratgeber gelesen.

Ich stattete ihm heute einen kurzen Besuch ab, um mir einige Kaffeefilter zu leihen (ohne gute Filter wird auch der beste Kaffee von Burg nicht schmecken - glaubt mir, das mit dem Klopapier funktioniert nur im Film) und entdeckte bei der Gelegenheit ein Machwerk in seinem Regal mit dem vielversprechenden Titel "365 Sex Tipps".

Da an regnerischen Novembertagen Aufheiterung nicht schaden kann, bat ich ihn, mir neben den Filtern auch noch das Buch zu leihen. Kurze Zeit sp�ter sa� ich in eine Decke gekuschelt und mit frischem Kaffee versorgt auf dem heimischen Sofa - und bekam mehr Erheiterndes serviert, als ich mir beim Anblick des Buches h�tte vorstellen k�nnen.

Wenn Ihr ein wirklich erf�lltes Sexualleben haben wollt, dann folgt Euren Instinkten und lernt, Eure W�nsche und Bed�rfnisse zu artikulieren, aber la�t blo� die Finger von diesem Buch (sprach Lyssa aka Erika Berger und lie� sich wieder auf ihr rotes Sofa fallen). Wenn Ihr aber mal wieder herzhaft lachen und dabei gr�ndlich die Bauchmuskulatur trainieren wollt, dann riskiert ruhig einen Blick.

In diesem Buch wimmelt es neben Allgemeinpl�tzen ("Verteilen Sie doch mal ein paar Kissen auf dem Bett. Das schafft eine anregende Atmosph�re." - "Sparen Sie nicht an Streicheleinheiten.") von allerhand lustigen Stellungsbezeichnungen, die mich zu wilden Assoziationen, aber gewi� nicht zu wildem Sex anregen.

Da gibt es "Hektors Pferd", das dann vermutlich vor die "Postkutsche" gespannt wird, um in der "Aufschrei-Stellung" (irgendwas mit Ellenbogen, klang zumindest glaubhaft nach schmerzhaftem Aufschrei) "fliegende Seem�wen" zu vertreiben, die grad auf der Jagd nach "zwei Fischen" waren.

Mein Nachbar scheint neben einer ausgepr�gten Vorliebe f�r die Aufschrei-Stellung leider vor allem Tip 52 zu ber�cksichtigen: "Lassen Sie Ihrer Stimme freien Lauf und versuchen Sie nicht, Ihr Seufzen oder Schreien zu unterdr�cken. Das wird nicht nur Ihnen, sondern auch Ihrer Partnerin ein tieferes sexuelles Empfinden erm�glichen."

Allerdings haben die Autoren hier den elementar wichtigen zweiten Teil des Tips einfach unterschlagen. Aber keine Sorge, ich reiche ihn nach: "Zugleich wird Ihren Altbau-Nachbarn eine eindrucksvolle akustische Teilhabe an Ihrem empfindungsreichen Liebesleben erm�glicht. Den Erfolg Ihrer n�chtlichen Aktionen k�nnen Sie sofort am n�chsten Morgen bei Begegnungen im Treppenhaus an der Tiefe der nachbarlichen Augenringe messen."

Aber auch andere Tips trugen nicht grad zu einer Steigerung meiner Vorfreude auf kommende sexuelle Erlebnisse bei. So besch�ftigt sich Tip 103 mit Verf�hrung durch Sprache beim Liebesakt. Keine schlechte Sache ... aber warum die Autoren dabei ausgerechnet auf eine Szene mit John Cleese in "Ein Fisch namens Wanda" verweisen m�ssen, wird mir auf ewig ein R�tsel bleiben. Es gibt so viele erotische Schauspieler, aber John Cleese inspiriert mich nun wirklich nicht zu kleinen, schmutzigen Phantasien am Samstag nachmittag. Irgendwelche Cleese-Groupies unter uns?

Nachdr�cklich gewarnt werden mu� auch vor der Befolgung von Tip 18, zumindest sofern man kein eigenes Haus besitzt. "�berraschen Sie Ihren Partner doch einmal, indem Sie ihn nur mit verf�hrerischen Dessous bekleidet an der T�r empfangen."

Tja, das hab ich vor geraumer Zeit tats�chlich mal ausprobiert. Nur leider hatte mich niemand darauf vorbereitet, da� der Pizzabote auf dem Weg zu den Nachbarn noch vor dem Objekt meiner Begierde die Treppe hochstapfen w�rde. Der �berforderte Bote zerquetschte vor Aufregung die halbe Pizza in den nerv�sen H�nden, ich pa�te mich farblich sofort den dunkelroten Dessous an, und der eigentlich Adressat dieser �berraschung starb vor Lachen �ber die ganze Situation noch auf der Treppe fast an einem Herzinfarkt. Nur Sex hatten wir an diesem Abend keinen mehr ...