2002-11-30 - 21:10 - Der Tiger an mir

Heute war wirklich nicht mein Tag. Erst verschlafe ich, und dann mu� trotzdem ein wichtiger Teil von mir noch im Bett geblieben sein. Ich lief v�llig desorientiert und unmotiviert durch die Gegend. Nicht mal erh�hte Koffein-Dosen konnte Abhilfe schaffen.

Vermutlich h�tte ich gar nicht erst meine Wohnung verlassen sollen, aber ich wollte zumindest meine Weihnachts-Deko vom Dachboden holen. Ich dekoriere meine Wohnung n�mlich wirklich mit dem gr��ten Vergn�gen (ja, ja, ich bin bekennender Weihnachts-Fetischist, all die Kerzen, goldenen Lichter, dazu Glitzergold, viel kr�ftiges Rot und Tannengr�n, herrlich) und hoffte so auf neuen Schwung.

Ich hatte grad die Wohnungst�r hinter mir zugezogen, als mich das ungute Gef�hl beschlich, da� irgendwas nicht stimmte. Aber was? Ich hatte den Schl�ssel zur Bodent�r, den zu meiner Bodenkammer in der Hand und die Wohnungst�r war zu. Nur leider steckte ausgerechnet der Schl�ssel zur Wohnung auf der falschen Seite der fest verschlossenen T�r.

Drinnen spielte die Stereo-Anlage Kosheen, und das Telefon klingelte, aber ich hatte mich unwiderruflich ausgeschlossen. Aber zum Gl�ck haben die netten Nachbarn unter mir ja auch einen Schl�ssel zu meiner Wohnung, eben f�r solche Notf�lle (auch wenn dieser Notfall noch nie zuvor eingetreten ist, niemals).

Traurig nur, da� meine Nachbarn nicht zu Hause waren, und ich mich schwach erinnern konnte, etwas von einem Wochenende in Kiel geh�rt zu haben.

Doch damit nicht genug. Ich hatte nicht mal feste Schuhe an, sondern stapfte in meinen hei�geliebten Puschen in der Form eines Tigerkopfes durch die Gegend (hey, normalerweise trifft man nie jemanden auf dem Dachboden, die Tigerpuschen w�ren also mein Geheimnis geblieben). So konnte ich eigentlich nicht mal vor die T�r gehen, um Hilfe zu holen.

Aber es half nichts. Ich mu�te samt Tigerpuschen drei H�user weiterschlurfen, um zumindest Lilo, die Mutter meiner Nachbarn zu erreichen. Lilo hat nat�rlich einen Schl�ssel zur Wohnung ihrer Tochter, und ich hoffte, so an meinen eigenen Schl�ssel zu kommen.

Alle, die mich drau�en sahen, starrten entgeistert auf meine Tigerpuschen, w�hrend ihre Gedanken in kleinen, rosafarbenen Sprechblasen gen Himmel stiegen: "Ich hab's ja immer gewu�t, die ist v�llig irre." - "Das arme Ding, so jung und schon reif f�r die Geschlossene."

Aber egal, Lilo war meine letzte Rettung, Tigerpuschen hin oder her. Sie versorgte mich auch gleich mit Kaffee und Keksen und dr�ckte mir dann den Schl�ssel zur Wohnung ihrer Tochter in die Hand.

Dort hing dann auch alles M�gliche am Schl�sselbrett, von Babyschnullern �ber Sonnenbrillen bis hin zu Gummiflederm�usen, aber leider nichts, was auch nur im entferntesten wie mein Ersatzschl�ssel aussah (der andere Ersatzschl�ssel haust �brigens mit Q in Berlin, auch sehr sinnvoll in so einer Situation).

Ich tigerte also zur�ck zu Lilo, um nun endg�ltig mein Weihnachtsgeld dem Schl�sseldienst in den Rachen zu werfen und schwor mir, als Strafe die n�chsten drei Wochen rote Weihnachtsbaum-Kugeln als Ohrringe zu tragen.

Aber man sollte charmante �ltere Katzenbesitzerinnen nicht untersch�tzen. Lilo zwinkerte mir verschw�rerisch zu, ging mit zur�ck zu meiner Wohnung und machte sich mit einigen kleinen Metallst�bchen an meiner T�r zu schaffen. Und siehe da, sie konnte tats�chlich meine Wohnungst�r knacken. Unfa�bar! Und was f�r ein Segen!

Jetzt sitze ich also wieder wohlig in meiner nunmehr auf weihnachtlichen Hochglanz polierten Wohnung (nicht zuletzt dank Maximilians treuer Unterst�tzung, der sich beim Versuch, einen Nagel f�r den Mistelzweig einzuschlagen, fast den Finger amputiert h�tte), werde aber gleich endg�ltig die Tigerpuschen gegen High Heels tauschen m�ssen.

Marc, Frank und ich gehen n�mlich gleich zu Red, Hot and Dance, der riesigen Benefiz-Party von Big Spender anl��lich des morgigen Welt-Aids-Tages (mehr dazu morgen). Und zu meinem schicken neuen Korsett im Schotten-Karo-Look passen die Tigerpuschen nun noch weniger als heute morgen.

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Der Tiger an mir 2002-11-30 21:10 Heute war wirklich nicht mein Tag. Erst verschlafe ich, und dann mu� trotzdem ein wichtiger Teil von mir noch im Bett geblieben sein. Ich lief v�llig desorientiert und unmotiviert durch die Gegend. Nicht mal erh�hte Koffein-Dosen konnte Abhilfe schaffen.

Vermutlich h�tte ich gar nicht erst meine Wohnung verlassen sollen, aber ich wollte zumindest meine Weihnachts-Deko vom Dachboden holen. Ich dekoriere meine Wohnung n�mlich wirklich mit dem gr��ten Vergn�gen (ja, ja, ich bin bekennender Weihnachts-Fetischist, all die Kerzen, goldenen Lichter, dazu Glitzergold, viel kr�ftiges Rot und Tannengr�n, herrlich) und hoffte so auf neuen Schwung.

Ich hatte grad die Wohnungst�r hinter mir zugezogen, als mich das ungute Gef�hl beschlich, da� irgendwas nicht stimmte. Aber was? Ich hatte den Schl�ssel zur Bodent�r, den zu meiner Bodenkammer in der Hand und die Wohnungst�r war zu. Nur leider steckte ausgerechnet der Schl�ssel zur Wohnung auf der falschen Seite der fest verschlossenen T�r.

Drinnen spielte die Stereo-Anlage Kosheen, und das Telefon klingelte, aber ich hatte mich unwiderruflich ausgeschlossen. Aber zum Gl�ck haben die netten Nachbarn unter mir ja auch einen Schl�ssel zu meiner Wohnung, eben f�r solche Notf�lle (auch wenn dieser Notfall noch nie zuvor eingetreten ist, niemals).

Traurig nur, da� meine Nachbarn nicht zu Hause waren, und ich mich schwach erinnern konnte, etwas von einem Wochenende in Kiel geh�rt zu haben.

Doch damit nicht genug. Ich hatte nicht mal feste Schuhe an, sondern stapfte in meinen hei�geliebten Puschen in der Form eines Tigerkopfes durch die Gegend (hey, normalerweise trifft man nie jemanden auf dem Dachboden, die Tigerpuschen w�ren also mein Geheimnis geblieben). So konnte ich eigentlich nicht mal vor die T�r gehen, um Hilfe zu holen.

Aber es half nichts. Ich mu�te samt Tigerpuschen drei H�user weiterschlurfen, um zumindest Lilo, die Mutter meiner Nachbarn zu erreichen. Lilo hat nat�rlich einen Schl�ssel zur Wohnung ihrer Tochter, und ich hoffte, so an meinen eigenen Schl�ssel zu kommen.

Alle, die mich drau�en sahen, starrten entgeistert auf meine Tigerpuschen, w�hrend ihre Gedanken in kleinen, rosafarbenen Sprechblasen gen Himmel stiegen: "Ich hab's ja immer gewu�t, die ist v�llig irre." - "Das arme Ding, so jung und schon reif f�r die Geschlossene."

Aber egal, Lilo war meine letzte Rettung, Tigerpuschen hin oder her. Sie versorgte mich auch gleich mit Kaffee und Keksen und dr�ckte mir dann den Schl�ssel zur Wohnung ihrer Tochter in die Hand.

Dort hing dann auch alles M�gliche am Schl�sselbrett, von Babyschnullern �ber Sonnenbrillen bis hin zu Gummiflederm�usen, aber leider nichts, was auch nur im entferntesten wie mein Ersatzschl�ssel aussah (der andere Ersatzschl�ssel haust �brigens mit Q in Berlin, auch sehr sinnvoll in so einer Situation).

Ich tigerte also zur�ck zu Lilo, um nun endg�ltig mein Weihnachtsgeld dem Schl�sseldienst in den Rachen zu werfen und schwor mir, als Strafe die n�chsten drei Wochen rote Weihnachtsbaum-Kugeln als Ohrringe zu tragen.

Aber man sollte charmante �ltere Katzenbesitzerinnen nicht untersch�tzen. Lilo zwinkerte mir verschw�rerisch zu, ging mit zur�ck zu meiner Wohnung und machte sich mit einigen kleinen Metallst�bchen an meiner T�r zu schaffen. Und siehe da, sie konnte tats�chlich meine Wohnungst�r knacken. Unfa�bar! Und was f�r ein Segen!

Jetzt sitze ich also wieder wohlig in meiner nunmehr auf weihnachtlichen Hochglanz polierten Wohnung (nicht zuletzt dank Maximilians treuer Unterst�tzung, der sich beim Versuch, einen Nagel f�r den Mistelzweig einzuschlagen, fast den Finger amputiert h�tte), werde aber gleich endg�ltig die Tigerpuschen gegen High Heels tauschen m�ssen.

Marc, Frank und ich gehen n�mlich gleich zu Red, Hot and Dance, der riesigen Benefiz-Party von Big Spender anl��lich des morgigen Welt-Aids-Tages (mehr dazu morgen). Und zu meinem schicken neuen Korsett im Schotten-Karo-Look passen die Tigerpuschen nun noch weniger als heute morgen.