2002-12-03 - 13:45 - Plakate hoch, Sie sind umzingelt!

Ich hatte ja erst k�rzlich �ber den Belagerungszustand aufgrund der verh�rteten Fronten in den Hamburger Stammeskriegen berichtet. Da unser Innensenator aber in der Zwischenzeit alles Menschenm�gliche unternimmt, um noch mehr Menschen gegen sich aufzubringen und die zerstrittene Linke wieder zu vereinen, bekommt die Belagerung bestimmter Stadtteile allm�hlich den Charakter einer Dauereinrichtung.

Allerdings bekomme ich davon hier an meinem Schreibtisch und in der relativen Abgeschirmtheit der Alsteridylle meist wenig mit. Da sich hier in der Nachbarschaft die meisten Konsulate angesiedelt haben, m�chte die Stadt Demonstrationen tunlichst vermeiden. Das "Kleine Wei�e Haus" steht ohnehin unter Dauerbewachung, der Stra�enabschnitt an der Alster ist seit weit �ber einem Jahr durchgehend gesperrt, und vor dem britischen Konsulat sieht es nicht viel anders aus.

Bei der Vielzahl an Demonstrationen nimmt sich die �rtliche Presse auch nicht mehr jeder einzelnen ausf�hrlich an, so da� ich oft gar nicht mitbekomme, wenn wieder demonstriert wird (gestern zum 18. Mal). Sonst w�re ich gestern abend auch kaum mit dem Auto in die Schanze gefahren (das von den Demonstrationen am meisten betroffene Wohnviertel um die Schanzenstra�e herum).

So aber parkte ich den armen Bob in der Schanzenstra�e und ging ins Caf� Noodles, weil es dort die beste Tomatensuppe Hamburgs gibt. Anschlie�end bummelte ich noch frierend eine Runde �ber den Winter-Dom (f�r Nicht-Nordlichter: das gr��te Kirmes-Volksfest des Nordens), um meinem K�rper v�llig �berfl�ssige Kohlehydrate in Form von Liebes�pfeln und Weintrauben in Schokolade zuzuf�hren.

Nicht beachtet hatte ich dabei au�erdem, da� an diesem Abend direkt hinter dem Dom St. Pauli spielen und wieder mal verlieren w�rde. Als ich zum Dom kam, wirkte daher das Polizeiaufgebot auch so, als h�tte Pr�sident Bush verk�ndet, dort gleich eine Runde mit Saddam Hussein um die Wette Joggen zu wollen.

So aber konnten sich angetrunkene St. Pauli-Fans ganz wunderbar zu den wartenden Demonstranten gesellen und die Zahl der Teilnehmer erheblich in die H�he treiben. Denn nat�rlich wollte sich dieses Spektakel niemand entgehen lassen.

Als ich dann meine Zucker- und Geisterbahnkonsumrunde erfolgreich beendet hatte, war die Demonstration bereits lautstark im Gange. Das Szenario glich dem k�rzlich beschriebenen fast bis ins kleinste Detail. Skandierende Demonstranten mit Plakaten auf der einen, gepanzerte Polizisten mit Wasserwerfern und R�umfahrzeugen auf der anderen Seite.

Nur hatte ich dieses Mal keine Lust, stundenlang in der K�lte rumzustehen und die Entwicklung zu beobachten (und war mit kurzem Rock auch nicht grad frosttauglich ausger�stet). Aber leider hatte ich dabei meine Rechnung ohne die Polizei gemacht. Die schickte die Demonstranten n�mlich prompt von der Feld- in die Schanzenstra�e und riegelte damit zugleich mein Auto und meinen Heimweg ab.

Also blieb mir gar nichts anderes �brig, als langsam mit der Demo mitzulaufen und mich so allm�hlich meinem Auto zu n�hern (das mittlerweile ziemlich abgeh�rtet in solchen Dingen ist, hat es doch Kurdenproteste, Krawalle zum 1. Mai und das hier unversehrt �berstanden - es bew�hrt sich, ein unscheinbares Gef�hrt zu besitzen).

Und wieder hab ich mich die meiste Zeit vor allem dar�ber ge�rgert, da� ich keine Kamera zur Hand hatte, um Euch auch visuell an den Eindr�cken teilhaben zu lassen. Gl�cklicherweise sind professionelle Demo-Teilnehmer aber heutzutage wesentlich besser ausger�stet als ich. Und daher fand ich gleich heute morgen bereits die ersten digitalen Aufnahmen von den gestrigen Ereignissen f�r Euch im Netz (�hm, es empfiehlt sich bei Indymedia �brigens, das Augenmerk eher auf die Bilder als auf den Text zu legen).

Wom�glich sollte ich doch allm�hlich mal �ber die Anschaffung einer Digitalkamera nachdenken, um Euch k�nftig selbst mit dem passenden Bildmaterial versorgen zu k�nnen (vielleicht gr�nde ich dann im Rahmen des grassierenden Ich-AG-Wahns gleich meine eigene Ein-Frau-Presseagentur ;-)).

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Plakate hoch, Sie sind umzingelt! 2002-12-03 13:45 Ich hatte ja erst k�rzlich �ber den Belagerungszustand aufgrund der verh�rteten Fronten in den Hamburger Stammeskriegen berichtet. Da unser Innensenator aber in der Zwischenzeit alles Menschenm�gliche unternimmt, um noch mehr Menschen gegen sich aufzubringen und die zerstrittene Linke wieder zu vereinen, bekommt die Belagerung bestimmter Stadtteile allm�hlich den Charakter einer Dauereinrichtung.

Allerdings bekomme ich davon hier an meinem Schreibtisch und in der relativen Abgeschirmtheit der Alsteridylle meist wenig mit. Da sich hier in der Nachbarschaft die meisten Konsulate angesiedelt haben, m�chte die Stadt Demonstrationen tunlichst vermeiden. Das "Kleine Wei�e Haus" steht ohnehin unter Dauerbewachung, der Stra�enabschnitt an der Alster ist seit weit �ber einem Jahr durchgehend gesperrt, und vor dem britischen Konsulat sieht es nicht viel anders aus.

Bei der Vielzahl an Demonstrationen nimmt sich die �rtliche Presse auch nicht mehr jeder einzelnen ausf�hrlich an, so da� ich oft gar nicht mitbekomme, wenn wieder demonstriert wird (gestern zum 18. Mal). Sonst w�re ich gestern abend auch kaum mit dem Auto in die Schanze gefahren (das von den Demonstrationen am meisten betroffene Wohnviertel um die Schanzenstra�e herum).

So aber parkte ich den armen Bob in der Schanzenstra�e und ging ins Caf� Noodles, weil es dort die beste Tomatensuppe Hamburgs gibt. Anschlie�end bummelte ich noch frierend eine Runde �ber den Winter-Dom (f�r Nicht-Nordlichter: das gr��te Kirmes-Volksfest des Nordens), um meinem K�rper v�llig �berfl�ssige Kohlehydrate in Form von Liebes�pfeln und Weintrauben in Schokolade zuzuf�hren.

Nicht beachtet hatte ich dabei au�erdem, da� an diesem Abend direkt hinter dem Dom St. Pauli spielen und wieder mal verlieren w�rde. Als ich zum Dom kam, wirkte daher das Polizeiaufgebot auch so, als h�tte Pr�sident Bush verk�ndet, dort gleich eine Runde mit Saddam Hussein um die Wette Joggen zu wollen.

So aber konnten sich angetrunkene St. Pauli-Fans ganz wunderbar zu den wartenden Demonstranten gesellen und die Zahl der Teilnehmer erheblich in die H�he treiben. Denn nat�rlich wollte sich dieses Spektakel niemand entgehen lassen.

Als ich dann meine Zucker- und Geisterbahnkonsumrunde erfolgreich beendet hatte, war die Demonstration bereits lautstark im Gange. Das Szenario glich dem k�rzlich beschriebenen fast bis ins kleinste Detail. Skandierende Demonstranten mit Plakaten auf der einen, gepanzerte Polizisten mit Wasserwerfern und R�umfahrzeugen auf der anderen Seite.

Nur hatte ich dieses Mal keine Lust, stundenlang in der K�lte rumzustehen und die Entwicklung zu beobachten (und war mit kurzem Rock auch nicht grad frosttauglich ausger�stet). Aber leider hatte ich dabei meine Rechnung ohne die Polizei gemacht. Die schickte die Demonstranten n�mlich prompt von der Feld- in die Schanzenstra�e und riegelte damit zugleich mein Auto und meinen Heimweg ab.

Also blieb mir gar nichts anderes �brig, als langsam mit der Demo mitzulaufen und mich so allm�hlich meinem Auto zu n�hern (das mittlerweile ziemlich abgeh�rtet in solchen Dingen ist, hat es doch Kurdenproteste, Krawalle zum 1. Mai und das hier unversehrt �berstanden - es bew�hrt sich, ein unscheinbares Gef�hrt zu besitzen).

Und wieder hab ich mich die meiste Zeit vor allem dar�ber ge�rgert, da� ich keine Kamera zur Hand hatte, um Euch auch visuell an den Eindr�cken teilhaben zu lassen. Gl�cklicherweise sind professionelle Demo-Teilnehmer aber heutzutage wesentlich besser ausger�stet als ich. Und daher fand ich gleich heute morgen bereits die ersten digitalen Aufnahmen von den gestrigen Ereignissen f�r Euch im Netz (�hm, es empfiehlt sich bei Indymedia �brigens, das Augenmerk eher auf die Bilder als auf den Text zu legen).

Wom�glich sollte ich doch allm�hlich mal �ber die Anschaffung einer Digitalkamera nachdenken, um Euch k�nftig selbst mit dem passenden Bildmaterial versorgen zu k�nnen (vielleicht gr�nde ich dann im Rahmen des grassierenden Ich-AG-Wahns gleich meine eigene Ein-Frau-Presseagentur ;-)).