2002-12-17 - 02:43 - Dashing through the snow ...

Ich leide heute an einem sonderbaren Anfall von Schlaflosigkeit, nachdem ich den ganzen Tag �ber nur mit M�he die Augen offen halten konnte. Klar. Auch lesen ist keine Alternative. Ich habe mir zwar grad einen riesigen Stapel neuer B�cher gekauft, so da� es an Lekt�re nicht mangelt. Ich w�rde ja auch gerne, kann mich aber so gar nicht entscheiden, in welche Welt ich nun zuerst eintauchen m�chte.

Zum Gl�ck ist der Hund aber auch ohne akuten Harndrang stets zu n�chtlichen Abenteuern in der gro�en Stadt aufgelegt, also machen wir uns auf zu einem kleinen Spaziergang. Besser als Wiederholungen von Barbara Salesch & Co. ist das allemal.

Und, oh Wunder, es hat tats�chlich geschneit. Nat�rlich nicht �berm��ig, das w�re auch zuviel verlangt von den typisch hanseatischen Witterungsbedingungen. Aber immerhin sind die Stra�en, B�rgersteige und Vorg�rten mit einer gleichm��igen wei�en Schicht bedeckt.

Der Schnee kann auch erst in den letzten zwei Stunden gefallen sein, w�hrend ich mich schlaflos im Bett w�lzte und der Hund die vereinzelten Sp�theimkehrer im Treppenhaus verbellte. Fast �berall auf den B�rgersteigen ist der Schnee noch g�nzlich unber�hrt.

Einzelne Eiskristalle reflektieren das Licht der Stra�enlaternen und lassen den Weg wie einen diamantges�umten Pfad erscheinen. Vielleicht schlafe ich auch l�ngst und tr�ume nur? Eigentlich ist es viel zu sch�n f�r die Gro�stadtrealit�t.

Au�er mir und einigen fluchenden Taxi-Fahrern ist niemand unterwegs, hintern allen Fenstern nur Dunkelheit und Stille. Der Schnee l��t nicht nur die sonst so grauen Stra�en verf�hrerisch glitzern, er d�mpft auch jegliches Ger�usch und verwandelt selbst eine Millionenstadt in einen Ort der Ruhe.

Einzig einige Weihnachtsm�nner beobachten uns und zwinkern mir zu, w�hrend sie an den Fassaden der Kaufmannsvillen kleben. Kletternde Weihnachtsm�nner an Fassaden zu befestigen scheint der neueste Trend hier zu sein. Und das ausgerechnet in einer Gegend, die sonst eher durch dezenten, stilvollen Weihnachtsschmuck besticht.

Aber in diesem Jahr sieht es aus, als h�tte die Gilde der Fassadenkletterer eine Marketing-Initiative gestartet, um endlich mehr Verst�ndnis f�r ihre zweifelhafte Art des Broterwerbs zu ernten. Vielleicht lautet aber das Motto auch blo� "bad taste christmas", und ich habe schlicht die Ank�ndigung �bersehen.

Der Hund, blinkend vorneweg, und ich hinterlassen also tapsend erste Spuren in der unverhofften Pracht, die sich sp�testens morgen fr�h zu Arbeitsbeginn in tr�bselige Matschreste verwandelt haben wird. Aber egal, jetzt ist noch alles Neuland, und wir sind seine Eroberer.

Binnen weniger Minuten verwandle ich mich von einer sorgenvollen, schlaflosen Erwachsenen in ein kleines Kind. Schnee hat diesen Effekt auf mich. Ich lasse den Schnee von Hecken und B�schen auf den ahnungslosen Hund rieseln, der wild im Kreis herumspringt und vergeblich nach dem wei�en Pulver schnappt.

Wir toben �ber eine gro�e Wiese, hinterlassen Trampelpfade die einer ganzen Schulklasse zur Ehre gereicht h�tten und am�sieren uns k�niglich. Nur ein Adler gelingt mir einfach nicht. Der Schnee ist eigentlich auch noch zu d�rftig f�r derartige Vergn�gungen. Au�erdem springt der Hund begeistert auf mich zu und versucht mir das Gesicht zu lecken, sobald ich Anstalten mache, mich im Schnee niederzulassen.

Jetzt sind wir angenehm ersch�pft wieder in der warmen, nach Zimt und Orangen duftenden Wohnung. Der Hund liegt unter dem Schreibtisch und bet�tigt sich als Fu�w�rmer. Mein Becher hei�er Milch (noch so eine kindliche Anwandlung) ist leer, die ersehnte Bettschwere endlich vorhanden, und ich w�nsche Euch allen eine ruhige Nacht.

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Dashing through the snow ... 2002-12-17 02:43 Ich leide heute an einem sonderbaren Anfall von Schlaflosigkeit, nachdem ich den ganzen Tag �ber nur mit M�he die Augen offen halten konnte. Klar. Auch lesen ist keine Alternative. Ich habe mir zwar grad einen riesigen Stapel neuer B�cher gekauft, so da� es an Lekt�re nicht mangelt. Ich w�rde ja auch gerne, kann mich aber so gar nicht entscheiden, in welche Welt ich nun zuerst eintauchen m�chte.

Zum Gl�ck ist der Hund aber auch ohne akuten Harndrang stets zu n�chtlichen Abenteuern in der gro�en Stadt aufgelegt, also machen wir uns auf zu einem kleinen Spaziergang. Besser als Wiederholungen von Barbara Salesch & Co. ist das allemal.

Und, oh Wunder, es hat tats�chlich geschneit. Nat�rlich nicht �berm��ig, das w�re auch zuviel verlangt von den typisch hanseatischen Witterungsbedingungen. Aber immerhin sind die Stra�en, B�rgersteige und Vorg�rten mit einer gleichm��igen wei�en Schicht bedeckt.

Der Schnee kann auch erst in den letzten zwei Stunden gefallen sein, w�hrend ich mich schlaflos im Bett w�lzte und der Hund die vereinzelten Sp�theimkehrer im Treppenhaus verbellte. Fast �berall auf den B�rgersteigen ist der Schnee noch g�nzlich unber�hrt.

Einzelne Eiskristalle reflektieren das Licht der Stra�enlaternen und lassen den Weg wie einen diamantges�umten Pfad erscheinen. Vielleicht schlafe ich auch l�ngst und tr�ume nur? Eigentlich ist es viel zu sch�n f�r die Gro�stadtrealit�t.

Au�er mir und einigen fluchenden Taxi-Fahrern ist niemand unterwegs, hintern allen Fenstern nur Dunkelheit und Stille. Der Schnee l��t nicht nur die sonst so grauen Stra�en verf�hrerisch glitzern, er d�mpft auch jegliches Ger�usch und verwandelt selbst eine Millionenstadt in einen Ort der Ruhe.

Einzig einige Weihnachtsm�nner beobachten uns und zwinkern mir zu, w�hrend sie an den Fassaden der Kaufmannsvillen kleben. Kletternde Weihnachtsm�nner an Fassaden zu befestigen scheint der neueste Trend hier zu sein. Und das ausgerechnet in einer Gegend, die sonst eher durch dezenten, stilvollen Weihnachtsschmuck besticht.

Aber in diesem Jahr sieht es aus, als h�tte die Gilde der Fassadenkletterer eine Marketing-Initiative gestartet, um endlich mehr Verst�ndnis f�r ihre zweifelhafte Art des Broterwerbs zu ernten. Vielleicht lautet aber das Motto auch blo� "bad taste christmas", und ich habe schlicht die Ank�ndigung �bersehen.

Der Hund, blinkend vorneweg, und ich hinterlassen also tapsend erste Spuren in der unverhofften Pracht, die sich sp�testens morgen fr�h zu Arbeitsbeginn in tr�bselige Matschreste verwandelt haben wird. Aber egal, jetzt ist noch alles Neuland, und wir sind seine Eroberer.

Binnen weniger Minuten verwandle ich mich von einer sorgenvollen, schlaflosen Erwachsenen in ein kleines Kind. Schnee hat diesen Effekt auf mich. Ich lasse den Schnee von Hecken und B�schen auf den ahnungslosen Hund rieseln, der wild im Kreis herumspringt und vergeblich nach dem wei�en Pulver schnappt.

Wir toben �ber eine gro�e Wiese, hinterlassen Trampelpfade die einer ganzen Schulklasse zur Ehre gereicht h�tten und am�sieren uns k�niglich. Nur ein Adler gelingt mir einfach nicht. Der Schnee ist eigentlich auch noch zu d�rftig f�r derartige Vergn�gungen. Au�erdem springt der Hund begeistert auf mich zu und versucht mir das Gesicht zu lecken, sobald ich Anstalten mache, mich im Schnee niederzulassen.

Jetzt sind wir angenehm ersch�pft wieder in der warmen, nach Zimt und Orangen duftenden Wohnung. Der Hund liegt unter dem Schreibtisch und bet�tigt sich als Fu�w�rmer. Mein Becher hei�er Milch (noch so eine kindliche Anwandlung) ist leer, die ersehnte Bettschwere endlich vorhanden, und ich w�nsche Euch allen eine ruhige Nacht.