2002-12-21 - 19:44 - Bitte pinkeln Sie jetzt

Obwohl ich sonst bekennende Anh�ngerin vorweihnachtlicher Freuden bin - Mistelzweige, Kerzen, Deko, hei�e Maronen, Kinder in der Innenstadt, die grottenschlecht Blockfl�te spielen - mu� ich zugeben, da� selbst mir die allgemeine Hektik und �bellaunigkeit allm�hlich gewaltig auf die Nerven geht.

Ich wartete gestern geduldig in einer Schlange vor dem Geldautomaten, als mir der bislang �belste Fall von PWS* begegnete. In letzter Sekunde, ich z�ckte grad meine Karte, rauschte eine teuer frisierte Blondine im Nerzmantel an mir vorbei und schubste mich rabiat zur Seite. Als ich es wagte, sie �ber Wartenschlangen und deren Funktionsweise aufzukl�ren, drehte sie sich um, bleckte die frisch gebleichten Z�hne und fauchte: "Nun halt mal die Klappe und stell dich nicht so an."

Na gut, vielleicht haben der Rest der Welt und ich einfach recht unterschiedliche Vorstellungen davon, wie ein friedliches und besinnliches Weihnachtsfest auszusehen hat. Aber zum Gl�ck gibt es auch noch freundliche Menschen, die auch vor ungew�hnlichen Hilfsaktionen nicht zur�ckschrecken.

Als ich n�mlich sp�ter am Abend zu einer Geburtstagsfeier fahren wollte, wie �blich ohnehin sp�t dran war und noch diverse Besorgungen auf dem Weg zu erledigen hatte, mu�te ich feststellen, da� das T�rschlo� zu meinem Auto zugefroren war.

Enteiser hatte ich nat�rlich nicht griffbereit. Ich wei� nur noch, da� ich ihn im Fr�hjahr zusammen mit dem weihnachtlichen Geschenkpapier verstaut habe, damit er mir w�hrend des Sommers nicht st�ndig irgendwo vor die F��e f�llt. Unn�tig zu erw�hnen, da� auch das Geschenkpapier wohl erst irgendwann beim n�chsten Umzug wieder auftauchen wird.

Das Auto blieb also fest verschlossen, und au�er mir befand sich nur noch ein kleiner Trupp Bauarbeiter in der stillen Seitenstra�e. Die M�nner packten selbst grad zusammen und hatten leider auch kein Enteisungsspray oder �hnliches zur Hand.

Da stand ich nun fluchend in der K�lte, den rotblinkenden Hund als Rentier-Imitator in der einen, das Geschenk in der anderen Hand. Eine verzweifelt-komische und �u�erst ungeb�hrlich fluchende Variante des klassischen Weihnachtsmannes.

Als ich grad aufgeben und den Rest des Abends auf dem Sofa verbringen wollte, fiel mir wieder ein, was Herr Schulte k�rzlich �ber die Vorteile des Lebens als Mann gesagt hatte. Man br�uchte keinen Enteiser, so referierte er, sondern k�nnte im Zweifel einfach selbst gegen das T�rschlo� pinkeln. Unkonventionell, aber wirkungsvoll.

Damals habe ich sch�big gelacht, gestern vermi�te ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Mann an meiner Seite. Schlie�lich w�rde der Dackel mir wohl kaum den Gefallen tun und auf Kommando pinkeln, wenn ich ihn vor der T�r hin- und herschwenkte.

Was blieb mir also anderes �brig, als erneut zu den Bauleuten zu stapfen und sie, jetzt rot mit dem Hund um die Wette leuchtend, freundlich um eine Urinspende zu bitten. Nat�rlich starrten sie mich an, als h�tte ich zuviel Gl�hwein intus oder w�rde gleich mein RTL-Kamerateam hinter der Mauer hervorholen.

Aber schlie�lich fand sich ein williger Retter in der Not, der "mu� eh mal pinkeln" murmelte und mich unter dem Gejohle seiner Kumpels zum Auto begleitete. Und dann pinkelte er tats�chlich ziemlich zielgenau auf das T�rschlo�, w�hrend ich betont uninteressiert auf meine Stiefelspitzen starrte.

Er wischte die Reste des Naturenteisers sogar noch h�flich mit einem Taschentuch weg und schlo� mir dann den Wagen auf. Erst als ich bereits hinter dem Steuer sa�, Hund und Geschenk sicher verstaut waren, sagte er: "Wissen Sie, an Ihrer Stelle w�rde ich es beim n�chsten Mal erst mit einem Feuerzeug probieren." Sprach's, schenkte mir ein Feuerzeug und winkte freundlich zum Abschied.

Kennt jemand noch eine bessere Methode, sich �ffentlich komplett l�cherlich zu machen? Das mit dem Feuerzeug h�tten Sie ruhig auch erw�hnen k�nnen, Herr Schulte, Sie elender Nichtraucher!

* pr�-weihnachtliches Syndrom

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Bitte pinkeln Sie jetzt 2002-12-21 19:44 Obwohl ich sonst bekennende Anh�ngerin vorweihnachtlicher Freuden bin - Mistelzweige, Kerzen, Deko, hei�e Maronen, Kinder in der Innenstadt, die grottenschlecht Blockfl�te spielen - mu� ich zugeben, da� selbst mir die allgemeine Hektik und �bellaunigkeit allm�hlich gewaltig auf die Nerven geht.

Ich wartete gestern geduldig in einer Schlange vor dem Geldautomaten, als mir der bislang �belste Fall von PWS* begegnete. In letzter Sekunde, ich z�ckte grad meine Karte, rauschte eine teuer frisierte Blondine im Nerzmantel an mir vorbei und schubste mich rabiat zur Seite. Als ich es wagte, sie �ber Wartenschlangen und deren Funktionsweise aufzukl�ren, drehte sie sich um, bleckte die frisch gebleichten Z�hne und fauchte: "Nun halt mal die Klappe und stell dich nicht so an."

Na gut, vielleicht haben der Rest der Welt und ich einfach recht unterschiedliche Vorstellungen davon, wie ein friedliches und besinnliches Weihnachtsfest auszusehen hat. Aber zum Gl�ck gibt es auch noch freundliche Menschen, die auch vor ungew�hnlichen Hilfsaktionen nicht zur�ckschrecken.

Als ich n�mlich sp�ter am Abend zu einer Geburtstagsfeier fahren wollte, wie �blich ohnehin sp�t dran war und noch diverse Besorgungen auf dem Weg zu erledigen hatte, mu�te ich feststellen, da� das T�rschlo� zu meinem Auto zugefroren war.

Enteiser hatte ich nat�rlich nicht griffbereit. Ich wei� nur noch, da� ich ihn im Fr�hjahr zusammen mit dem weihnachtlichen Geschenkpapier verstaut habe, damit er mir w�hrend des Sommers nicht st�ndig irgendwo vor die F��e f�llt. Unn�tig zu erw�hnen, da� auch das Geschenkpapier wohl erst irgendwann beim n�chsten Umzug wieder auftauchen wird.

Das Auto blieb also fest verschlossen, und au�er mir befand sich nur noch ein kleiner Trupp Bauarbeiter in der stillen Seitenstra�e. Die M�nner packten selbst grad zusammen und hatten leider auch kein Enteisungsspray oder �hnliches zur Hand.

Da stand ich nun fluchend in der K�lte, den rotblinkenden Hund als Rentier-Imitator in der einen, das Geschenk in der anderen Hand. Eine verzweifelt-komische und �u�erst ungeb�hrlich fluchende Variante des klassischen Weihnachtsmannes.

Als ich grad aufgeben und den Rest des Abends auf dem Sofa verbringen wollte, fiel mir wieder ein, was Herr Schulte k�rzlich �ber die Vorteile des Lebens als Mann gesagt hatte. Man br�uchte keinen Enteiser, so referierte er, sondern k�nnte im Zweifel einfach selbst gegen das T�rschlo� pinkeln. Unkonventionell, aber wirkungsvoll.

Damals habe ich sch�big gelacht, gestern vermi�te ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Mann an meiner Seite. Schlie�lich w�rde der Dackel mir wohl kaum den Gefallen tun und auf Kommando pinkeln, wenn ich ihn vor der T�r hin- und herschwenkte.

Was blieb mir also anderes �brig, als erneut zu den Bauleuten zu stapfen und sie, jetzt rot mit dem Hund um die Wette leuchtend, freundlich um eine Urinspende zu bitten. Nat�rlich starrten sie mich an, als h�tte ich zuviel Gl�hwein intus oder w�rde gleich mein RTL-Kamerateam hinter der Mauer hervorholen.

Aber schlie�lich fand sich ein williger Retter in der Not, der "mu� eh mal pinkeln" murmelte und mich unter dem Gejohle seiner Kumpels zum Auto begleitete. Und dann pinkelte er tats�chlich ziemlich zielgenau auf das T�rschlo�, w�hrend ich betont uninteressiert auf meine Stiefelspitzen starrte.

Er wischte die Reste des Naturenteisers sogar noch h�flich mit einem Taschentuch weg und schlo� mir dann den Wagen auf. Erst als ich bereits hinter dem Steuer sa�, Hund und Geschenk sicher verstaut waren, sagte er: "Wissen Sie, an Ihrer Stelle w�rde ich es beim n�chsten Mal erst mit einem Feuerzeug probieren." Sprach's, schenkte mir ein Feuerzeug und winkte freundlich zum Abschied.

Kennt jemand noch eine bessere Methode, sich �ffentlich komplett l�cherlich zu machen? Das mit dem Feuerzeug h�tten Sie ruhig auch erw�hnen k�nnen, Herr Schulte, Sie elender Nichtraucher!

* pr�-weihnachtliches Syndrom

Kaltmamsell - 2003-09-13 16:15:26
Sorry, Lyssa, ich wei�, dass ich mit meinem Kommentar ein paar Jahreszeiten zu sp�t dran bin. Aber ich lese Dein Blog halt ordentlich und chronologisch von hinten. Meine Bewunderung grenzt immer mehr an w�tenden Neid. Beim Lesen dieser Post musste ich jetzt aber derart lang, laut und hilflos lachen, sie dann meinem besorgt herbeigeeilten Mitbewohner vorlesen, dass ich Dir einfach nur noch gratulieren kann. Und danken f�r Deine M�he...
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Sorry, Lyssa, ich wei�, dass ich mit meinem Kommentar ein paar Jahreszeiten zu sp�t dran bin. Aber ich lese Dein Blog halt ordentlich und chronologisch von hinten. Meine Bewunderung grenzt immer mehr an w�tenden Neid. Beim Lesen dieser Post musste ich jetzt aber derart lang, laut und hilflos lachen, sie dann meinem besorgt herbeigeeilten Mitbewohner vorlesen, dass ich Dir einfach nur noch gratulieren kann. Und danken f�r Deine M�he... Lyssa - 2003-09-13 16:56:29
Bewunderung? Neid? Wof�r blo�, weil ich zu d�mlich bin Enteiser zur Hand zu haben? *g* Aber vielen Dank f�r das sch�ne Kompliment. Und danke f�r Deine M�he, den ganzen Kram jetzt auch noch zu lesen.
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Bewunderung? Neid? Wof�r blo�, weil ich zu d�mlich bin Enteiser zur Hand zu haben? *g* Aber vielen Dank f�r das sch�ne Kompliment. Und danke f�r Deine M�he, den ganzen Kram jetzt auch noch zu lesen.