2003-01-05 - 15:57 - Im Westen nichts Neues

Herzlich willkommen im Jahr 2003! Na gut, es ist schon ein paar Tage alt und schleppt sich bislang eher tr�ge dahin. Daf�r kann man sich beruhigt zur�cklehnen mit dem sicheren Gef�hl, da� sich �ber Nacht nichts ge�ndert hat.

Ganz im Gegenteil. Wir verharren alle tapfer weiter in unseren alten Mechanismen und Beziehungsstrukturen. Genauso wie wir uns von scheinbar irreversibler Dynamik durchs Leben schubsen lassen.

Wir laufen in all unseren Beziehungen an immer derselben Stelle vor die immergleiche Wand und baden uns dann auch noch ausgiebig in Selbstmitleid. Ja, das Leben ist wirklich hart und ungerecht.

Aber anstatt uns Gedanken �ber diesen Proze� zu machen und was wir selbst dazu beitragen, oder gar dar�ber, wie wir diesen Kreislauf durchbrechen k�nnen, reiben wir uns erstaunt den schmerzenden Kopf, trocknen unsere Tr�nchen und nehmen erneut Anlauf.

Warum ich heute so biestig gestimmt bin? Ich hatte in den letzten Tagen ausgiebig Gelegenheit, unterschiedliche Menschen (mich selbst leider nicht ausgenommen), ihre ruin�sen Mechanismen und verkorksten Verhaltensmuster zu studieren. Und siehe da, es hat sich in den letzten Jahren rein gar nichts daran ge�ndert - bei den meisten zumindest nicht.

Irgendwie scheinen wir alle zu vergessen, da� unsere Freiheit eine der wichtigsten und zugleich kompliziertesten Dinge im Leben ist. Und mit Freiheit meine ich keinesfalls die freie Wahl des Wohnortes oder Arbeitsplatzes, nichts was sich in Maastrichter Vertr�gen finden lie�e. Auch nicht die Freiheit, die eine gewisse finanzielle Unabh�ngigkeit uns verschaffen kann.

Das ist nat�rlich alles sehr erstrebenswert, aber noch wichtiger erscheint mir eine gewisse geistige und seelische Freiheit. Die Freiheit eben, die man sich m�hsam erarbeiten kann, indem man sein eigenes Leben kritisch unter die Lupe nimmt, seine eigenen Muster verstehen lernt und m�gliche ungesunde Strukturen erkennt.

Das, was man gewinnt, wenn man eben bereit ist, sein eigenes Leben aktiv zu ver�ndern, Beziehungen zu gestalten anstatt sich immer nur treiben zu lassen und in einem Sumpf aus Selbstmitleid zu versinken. Nat�rlich ist das leichter gesagt als getan, und nat�rlich macht das nur sehr begrenzt Spa�. Aber mir zumindest scheint es die M�he wirklich wert zu sein.

Ich habe keine Lust, die n�chsten 30 und mehr Jahre die gleichen Fehler zu machen, mich �ber die gleichen Dinge zu �rgern oder mich immer wieder am selben Punkt verletzen zu lassen, um anschlie�end klagend meine Wunden zu lecken.

Und nein, ich glaube auch nicht, da� mit der n�chsten Partnerschaft, der n�chsten Freundschaft oder einer anderen Verwandtschaft alles so viel einfacher und besser w�re. Zumindest dann nicht, wenn man selbst immer gleich bleibt und sich beharrlich weigert, aus seinen Aktionen zu lernen.

Eine entfernte Bekannte von mir ist ein Paradebeispiel daf�r. Sie ist hervorragend ausgebildet, hat beneidenswerte F�higkeiten, kann hervorragend organisieren, hat bereits in verschiedenen Bereichen gearbeitet, ist einigerma�en gesund, sieht gut aus, hat Freunde, kein Problem damit, m�nnliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Trotz allem l�uft sie herum wie das personifizierte Ungl�ck. Sie besteht darauf, ungl�cklich in einem Beruf zu arbeiten, der ihr keinen Spa� macht, obwohl sie auch noch auf ganz anderen Gebieten F�higkeiten besitzt und sich etwa auch jederzeit selbst�ndig machen k�nnte. Niemand ist finanziell an sie gebunden, sie mu� niemanden au�er sich selbst ern�hren, k�nnte also auch sofort ein gewisses Risiko eingehen.

Sie wechselt die M�nner nahezu monatlich, was nat�rlich immer mit gro�em Elend einhergeht. Aber daran sind selbstverst�ndlich immer nur die schlechten M�nner schuld, die in diesem oder jenem Bereich einfach zu viele M�ngel aufweisen. Der perfekte Mann weigert sich beharrlich, aus seinem Loch zu krabbeln und bei ihr anzuklopfen.

Entweder kleidet er sich falsch, hat den falschen Job oder nicht genug Geld, oder aber er k�mmert sich nicht aufopfernd genug oder wei�derteufelwas. Egal was es ist, sie hat sicher keinen Anteil daran. Schuld sind immer nur die anderen. Und die Welt ist schlecht und gemein. Und �berhaupt!

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Im Westen nichts Neues 2003-01-05 15:57 Herzlich willkommen im Jahr 2003! Na gut, es ist schon ein paar Tage alt und schleppt sich bislang eher tr�ge dahin. Daf�r kann man sich beruhigt zur�cklehnen mit dem sicheren Gef�hl, da� sich �ber Nacht nichts ge�ndert hat.

Ganz im Gegenteil. Wir verharren alle tapfer weiter in unseren alten Mechanismen und Beziehungsstrukturen. Genauso wie wir uns von scheinbar irreversibler Dynamik durchs Leben schubsen lassen.

Wir laufen in all unseren Beziehungen an immer derselben Stelle vor die immergleiche Wand und baden uns dann auch noch ausgiebig in Selbstmitleid. Ja, das Leben ist wirklich hart und ungerecht.

Aber anstatt uns Gedanken �ber diesen Proze� zu machen und was wir selbst dazu beitragen, oder gar dar�ber, wie wir diesen Kreislauf durchbrechen k�nnen, reiben wir uns erstaunt den schmerzenden Kopf, trocknen unsere Tr�nchen und nehmen erneut Anlauf.

Warum ich heute so biestig gestimmt bin? Ich hatte in den letzten Tagen ausgiebig Gelegenheit, unterschiedliche Menschen (mich selbst leider nicht ausgenommen), ihre ruin�sen Mechanismen und verkorksten Verhaltensmuster zu studieren. Und siehe da, es hat sich in den letzten Jahren rein gar nichts daran ge�ndert - bei den meisten zumindest nicht.

Irgendwie scheinen wir alle zu vergessen, da� unsere Freiheit eine der wichtigsten und zugleich kompliziertesten Dinge im Leben ist. Und mit Freiheit meine ich keinesfalls die freie Wahl des Wohnortes oder Arbeitsplatzes, nichts was sich in Maastrichter Vertr�gen finden lie�e. Auch nicht die Freiheit, die eine gewisse finanzielle Unabh�ngigkeit uns verschaffen kann.

Das ist nat�rlich alles sehr erstrebenswert, aber noch wichtiger erscheint mir eine gewisse geistige und seelische Freiheit. Die Freiheit eben, die man sich m�hsam erarbeiten kann, indem man sein eigenes Leben kritisch unter die Lupe nimmt, seine eigenen Muster verstehen lernt und m�gliche ungesunde Strukturen erkennt.

Das, was man gewinnt, wenn man eben bereit ist, sein eigenes Leben aktiv zu ver�ndern, Beziehungen zu gestalten anstatt sich immer nur treiben zu lassen und in einem Sumpf aus Selbstmitleid zu versinken. Nat�rlich ist das leichter gesagt als getan, und nat�rlich macht das nur sehr begrenzt Spa�. Aber mir zumindest scheint es die M�he wirklich wert zu sein.

Ich habe keine Lust, die n�chsten 30 und mehr Jahre die gleichen Fehler zu machen, mich �ber die gleichen Dinge zu �rgern oder mich immer wieder am selben Punkt verletzen zu lassen, um anschlie�end klagend meine Wunden zu lecken.

Und nein, ich glaube auch nicht, da� mit der n�chsten Partnerschaft, der n�chsten Freundschaft oder einer anderen Verwandtschaft alles so viel einfacher und besser w�re. Zumindest dann nicht, wenn man selbst immer gleich bleibt und sich beharrlich weigert, aus seinen Aktionen zu lernen.

Eine entfernte Bekannte von mir ist ein Paradebeispiel daf�r. Sie ist hervorragend ausgebildet, hat beneidenswerte F�higkeiten, kann hervorragend organisieren, hat bereits in verschiedenen Bereichen gearbeitet, ist einigerma�en gesund, sieht gut aus, hat Freunde, kein Problem damit, m�nnliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Trotz allem l�uft sie herum wie das personifizierte Ungl�ck. Sie besteht darauf, ungl�cklich in einem Beruf zu arbeiten, der ihr keinen Spa� macht, obwohl sie auch noch auf ganz anderen Gebieten F�higkeiten besitzt und sich etwa auch jederzeit selbst�ndig machen k�nnte. Niemand ist finanziell an sie gebunden, sie mu� niemanden au�er sich selbst ern�hren, k�nnte also auch sofort ein gewisses Risiko eingehen.

Sie wechselt die M�nner nahezu monatlich, was nat�rlich immer mit gro�em Elend einhergeht. Aber daran sind selbstverst�ndlich immer nur die schlechten M�nner schuld, die in diesem oder jenem Bereich einfach zu viele M�ngel aufweisen. Der perfekte Mann weigert sich beharrlich, aus seinem Loch zu krabbeln und bei ihr anzuklopfen.

Entweder kleidet er sich falsch, hat den falschen Job oder nicht genug Geld, oder aber er k�mmert sich nicht aufopfernd genug oder wei�derteufelwas. Egal was es ist, sie hat sicher keinen Anteil daran. Schuld sind immer nur die anderen. Und die Welt ist schlecht und gemein. Und �berhaupt!