2003-01-24 - 14:25 - Verliebt, verlobt, ...

Die erste Heirats-Welle ergriff mein weiteres Umfeld bereits vor einigen Jahren. Die meisten der Paare sind dann ziemlich nahtlos und mit pr�chtigem Erfolg in die Reproduktionsphase �bergegangen. Sabine erwartet ihr erstes Kind im M�rz, und der Sohn meiner Nachbarn etwa bollert grad unten vergn�gt mit den knubbeligen F��en, nachdem er mir gestern zur Begr��ung sein Mittagessen auf den Pulli gespuckt hat.

Offensichtlich sind jetzt schon die n�chsten alltagserprobten Paare bereit f�r die Ehe (w�hrend ich noch sehr ernsthaft dar�ber nachdenke, ob es nicht sinnvoller ist, sich einen Hund anstelle eines Mannes als Mitbewohner zuzulegen). Denn soeben haben sich zu meiner gro�en Freude Maximilian und Maret (genau, die leichtbekleidete Blondine mit Martini) verlobt. Ganz herzlichen Gl�ckwunsch und einen Tusch!

Bei der anstehenden Hochzeit habe ich zudem die gro�e Ehre, zum ersten Mal in meinem Leben als Trauzeugin zu fungieren (nachdem ich in meinen ganz fr�hen Tagen als Blumenm�dchen und Schleppen-Tr�gerin �ben konnte). Man wei� diese Situation aber nur so richtig zu w�rdigen, wenn man die Begleitumst�nde kennt.

Maximilian und mich verbindet n�mlich eine sehr intensive, innige Freundschaft, die so manch andere Lebenspartnerin sicherlich l�ngst in den Wahnsinn getrieben h�tte und in unserem Umfeld immer wieder mal Anla� zu w�sten Spekulationen bietet. Die meisten Frauen w�rden mich wohl eher nach Sibirien verbannen oder direkt erschie�en, nicht aber zur Trauzeugin berufen.

Aber zum Gl�ck verstehen auch Maret und ich uns ganz hervorragend. Und an die mitleidigen Blicke und vermeintlich guten Ratschl�ge verschiedener Au�enstehender, denen unsere Dreiecks-Freundschaft so gar nicht ins Weltbild passen will, hat sie sich l�ngst gew�hnt.

Jetzt hoffe ich nur, da� diese Hochzeit ausnahmsweise mal ohne gr��ere Zwischenf�lle �ber die B�hne geht. Die letzte Hochzeit h�tte ich beispielsweise beinahe ganz verpa�t, da die Einladung irgendwo in der Post verlorengegangen war. Meine Freundin Julia machte sich �ber die nicht erfolgte R�ckmeldung allerdings keine gro�en Gedanken. Sie ging, v�llig zurecht, davon aus, da� ich ihre Hochzeit auf keinen Fall verpassen wollen w�rde.

Ich wu�te allerdings auch 18 Stunden vor der geplanten kirchlichen Trauung noch nichts von dem gro�en Ereignis, sondern sa� friedlich an meinem Schreibtisch, als ich eine sonderbare SMS erhielt: "Ich hoffe, es ist ok, wenn Du morgen in der Kirche die F�rbitten liest. Lieben Gru�, Julia"

Ich ging davon aus, sie h�tte mir die SMS nur versehentlich geschickt, da meine bisherige Planung f�r den Samstag keine Kirchenbesuche irgendwo im M�nsterland einschlo�. Trotzdem lie� mir die sonderbare Botschaft keine Ruhe, und ich rief Julia irgendwann am Freitag abend an.

Lyssa: "Hallo Julia. Du hast mir da wohl f�lschlich eine SMS geschickt. Irgendwas mit F�rbitten in einer Kirche morgen."

Julia (leicht gestre�t, aber noch gutgelaunt): "Ja, genau. Ich dachte, du w�rdest sicherlich die F�rbitten �bernehmen. Keine Sorge, geschrieben sind sie nat�rlich schon."

Lyssa (jetzt wirklich irritiert): "Welche F�rbitten? Und in welcher Kirche? Wovon reden wir hier eigentlich?"

Julia (indigniert): "Von der Hochzeit nat�rlich!"

Lyssa (allm�hlich verzweifelt): "Von welcher Hochzeit denn?"

Julia (jetzt ziemlich b�se): "Na von meiner nat�rlich!" Unz�hlige Ausrufezeichen in der Stimme ...

Es dauerte eine Weile, bis uns beiden klar wurde, da� ich tats�chlich aufgrund eines Irrtums fast ihre Hochzeit verpa�t und einen sehr unterhaltsamen Tischherrn sich selbst �berlassen h�tte. So aber blieb mir noch eine ganze Nacht, mein Lieblingsseidenkleid per Hand zu waschen, trocken zu f�nen, meine anderen Termine f�r Samstag abzusagen, ein Ersatzauto f�r meinen fahrunwilligen Golf aufzutreiben und zu einem Wasserschlo� irgendwo im letzten Winkel des M�nsterlandes zu gelangen.

Ich hoffe inst�ndig, da� M & M in Hamburg heiraten und sich im Zweifel rechtzeitig nach dem Verbleib ihrer Trauzeugin erkundigen.

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Verliebt, verlobt, ... 2003-01-24 14:25 Die erste Heirats-Welle ergriff mein weiteres Umfeld bereits vor einigen Jahren. Die meisten der Paare sind dann ziemlich nahtlos und mit pr�chtigem Erfolg in die Reproduktionsphase �bergegangen. Sabine erwartet ihr erstes Kind im M�rz, und der Sohn meiner Nachbarn etwa bollert grad unten vergn�gt mit den knubbeligen F��en, nachdem er mir gestern zur Begr��ung sein Mittagessen auf den Pulli gespuckt hat.

Offensichtlich sind jetzt schon die n�chsten alltagserprobten Paare bereit f�r die Ehe (w�hrend ich noch sehr ernsthaft dar�ber nachdenke, ob es nicht sinnvoller ist, sich einen Hund anstelle eines Mannes als Mitbewohner zuzulegen). Denn soeben haben sich zu meiner gro�en Freude Maximilian und Maret (genau, die leichtbekleidete Blondine mit Martini) verlobt. Ganz herzlichen Gl�ckwunsch und einen Tusch!

Bei der anstehenden Hochzeit habe ich zudem die gro�e Ehre, zum ersten Mal in meinem Leben als Trauzeugin zu fungieren (nachdem ich in meinen ganz fr�hen Tagen als Blumenm�dchen und Schleppen-Tr�gerin �ben konnte). Man wei� diese Situation aber nur so richtig zu w�rdigen, wenn man die Begleitumst�nde kennt.

Maximilian und mich verbindet n�mlich eine sehr intensive, innige Freundschaft, die so manch andere Lebenspartnerin sicherlich l�ngst in den Wahnsinn getrieben h�tte und in unserem Umfeld immer wieder mal Anla� zu w�sten Spekulationen bietet. Die meisten Frauen w�rden mich wohl eher nach Sibirien verbannen oder direkt erschie�en, nicht aber zur Trauzeugin berufen.

Aber zum Gl�ck verstehen auch Maret und ich uns ganz hervorragend. Und an die mitleidigen Blicke und vermeintlich guten Ratschl�ge verschiedener Au�enstehender, denen unsere Dreiecks-Freundschaft so gar nicht ins Weltbild passen will, hat sie sich l�ngst gew�hnt.

Jetzt hoffe ich nur, da� diese Hochzeit ausnahmsweise mal ohne gr��ere Zwischenf�lle �ber die B�hne geht. Die letzte Hochzeit h�tte ich beispielsweise beinahe ganz verpa�t, da die Einladung irgendwo in der Post verlorengegangen war. Meine Freundin Julia machte sich �ber die nicht erfolgte R�ckmeldung allerdings keine gro�en Gedanken. Sie ging, v�llig zurecht, davon aus, da� ich ihre Hochzeit auf keinen Fall verpassen wollen w�rde.

Ich wu�te allerdings auch 18 Stunden vor der geplanten kirchlichen Trauung noch nichts von dem gro�en Ereignis, sondern sa� friedlich an meinem Schreibtisch, als ich eine sonderbare SMS erhielt: "Ich hoffe, es ist ok, wenn Du morgen in der Kirche die F�rbitten liest. Lieben Gru�, Julia"

Ich ging davon aus, sie h�tte mir die SMS nur versehentlich geschickt, da meine bisherige Planung f�r den Samstag keine Kirchenbesuche irgendwo im M�nsterland einschlo�. Trotzdem lie� mir die sonderbare Botschaft keine Ruhe, und ich rief Julia irgendwann am Freitag abend an.

Lyssa: "Hallo Julia. Du hast mir da wohl f�lschlich eine SMS geschickt. Irgendwas mit F�rbitten in einer Kirche morgen."

Julia (leicht gestre�t, aber noch gutgelaunt): "Ja, genau. Ich dachte, du w�rdest sicherlich die F�rbitten �bernehmen. Keine Sorge, geschrieben sind sie nat�rlich schon."

Lyssa (jetzt wirklich irritiert): "Welche F�rbitten? Und in welcher Kirche? Wovon reden wir hier eigentlich?"

Julia (indigniert): "Von der Hochzeit nat�rlich!"

Lyssa (allm�hlich verzweifelt): "Von welcher Hochzeit denn?"

Julia (jetzt ziemlich b�se): "Na von meiner nat�rlich!" Unz�hlige Ausrufezeichen in der Stimme ...

Es dauerte eine Weile, bis uns beiden klar wurde, da� ich tats�chlich aufgrund eines Irrtums fast ihre Hochzeit verpa�t und einen sehr unterhaltsamen Tischherrn sich selbst �berlassen h�tte. So aber blieb mir noch eine ganze Nacht, mein Lieblingsseidenkleid per Hand zu waschen, trocken zu f�nen, meine anderen Termine f�r Samstag abzusagen, ein Ersatzauto f�r meinen fahrunwilligen Golf aufzutreiben und zu einem Wasserschlo� irgendwo im letzten Winkel des M�nsterlandes zu gelangen.

Ich hoffe inst�ndig, da� M & M in Hamburg heiraten und sich im Zweifel rechtzeitig nach dem Verbleib ihrer Trauzeugin erkundigen.