2003-02-14 - 18:31 - Achtung, jetzt kommt ein Karton!

Das Leben eines Anwalts ist l�ngst nicht so glamour�s, wie naive Erstsemester annehmen m�gen. Meist sind zu viele Folgen "LA Law" und �hnliches an der v�llig verf�lschten Berufserwartung beteiligt. Gelegentlich aber erlebt man auch Szenen, die direkt aus "Ally McBeal" stammen k�nnten - nur leider bereitet das Referendariat selten angemessen auf derartige Gefahrenlagen vor.

Dementsprechend ahnungslos gutgelaunt fuhr Marc heute zu einem Ortstermin irgendwo im Umland. Sein Mandant hat dort eine Fabrik und sah sich gen�tigt, einer Flie�band-Mitarbeiterin zu k�ndigen, nachdem diese ihre Vorgesetzte niedergeboxt hatte. Nun aber klagte die Gek�ndigte gegen ihre Entlassung mit dem Argument, die b�se Vorgesetzte habe sie zuerst mit einem Karton geschlagen.

Da sich nun zwei recht unterschiedliche Aussagen sowie eine Frau ohne und eine mit H�matomen gegen�berstanden, sollte die Aussage der einzigen Augenzeugin entscheidend sein f�r den Ausgang des Prozesses. Diese Frau aber machte recht widerspr�chliche Angaben dar�ber, ob die Vorgesetzte die Arbeiterin mit dem Karton geschlagen oder aber nur aufmerksamkeitsheischend angestupst hatte.

Also blieb Marc nichts anderes �brig, als die Augenzeugin zur Vorbereitung auf den Proze� selbst zu vernehmen. Aber auch vor Ort konnte sie sich nicht recht entscheiden, wie fest die Vorgesetzte nun "gestupst" hatte. Und so kam Marc auf die glorreiche Idee, sich doch der Einfachheit halber von der Augenzeugin demonstrieren zu lassen, wie fest die Vorgesetzte zugeschlagen haben k�nnte.

Marc ging nat�rlich davon aus, da� dem Menschen eine nat�rliche Schlaghemmung innewohnt, die schon das Schlimmste verhindern wird. Au�erdem nahm er im Einklang mit seinem Mandanten an, die Vorgesetzte habe die sp�ter Boxende nur leicht mit dem Karton an der Schulter ber�hrt. Von Schl�gen auf den Kopf war bislang in keiner der Aussagen die Rede gewesen.

Die Augenzeugin nahm die Aufforderung aber offensichtlich zum Anla�, endlich mal ungestraft auf einem Mitglied der nicht eben beliebten Anwalts-Gilde herumzuh�mmern. Vielleicht hielt sie das Ganze auch nur f�r einen riesigen Spa�, wer wei�. Auf jeden Fall schlug sie Marc den Karton frohgemut mit aller Kraft auf den Kopf - nicht eben das Resultat, mit dem Marc gerechnet hatte.

Im wahrsten Sinne des Wortes reichlich angeschlagen erschien er anschlie�end vor Gericht und gewann entgegen aller Wahrscheinlichkeit tats�chlich den Proze�. Vermutlich war der Richter �ber alle Ma�en beeindruckt von seiner Aufopferungsbereitschaft im Dienste der Rechtsfindung.

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Achtung, jetzt kommt ein Karton! 2003-02-14 18:31 Das Leben eines Anwalts ist l�ngst nicht so glamour�s, wie naive Erstsemester annehmen m�gen. Meist sind zu viele Folgen "LA Law" und �hnliches an der v�llig verf�lschten Berufserwartung beteiligt. Gelegentlich aber erlebt man auch Szenen, die direkt aus "Ally McBeal" stammen k�nnten - nur leider bereitet das Referendariat selten angemessen auf derartige Gefahrenlagen vor.

Dementsprechend ahnungslos gutgelaunt fuhr Marc heute zu einem Ortstermin irgendwo im Umland. Sein Mandant hat dort eine Fabrik und sah sich gen�tigt, einer Flie�band-Mitarbeiterin zu k�ndigen, nachdem diese ihre Vorgesetzte niedergeboxt hatte. Nun aber klagte die Gek�ndigte gegen ihre Entlassung mit dem Argument, die b�se Vorgesetzte habe sie zuerst mit einem Karton geschlagen.

Da sich nun zwei recht unterschiedliche Aussagen sowie eine Frau ohne und eine mit H�matomen gegen�berstanden, sollte die Aussage der einzigen Augenzeugin entscheidend sein f�r den Ausgang des Prozesses. Diese Frau aber machte recht widerspr�chliche Angaben dar�ber, ob die Vorgesetzte die Arbeiterin mit dem Karton geschlagen oder aber nur aufmerksamkeitsheischend angestupst hatte.

Also blieb Marc nichts anderes �brig, als die Augenzeugin zur Vorbereitung auf den Proze� selbst zu vernehmen. Aber auch vor Ort konnte sie sich nicht recht entscheiden, wie fest die Vorgesetzte nun "gestupst" hatte. Und so kam Marc auf die glorreiche Idee, sich doch der Einfachheit halber von der Augenzeugin demonstrieren zu lassen, wie fest die Vorgesetzte zugeschlagen haben k�nnte.

Marc ging nat�rlich davon aus, da� dem Menschen eine nat�rliche Schlaghemmung innewohnt, die schon das Schlimmste verhindern wird. Au�erdem nahm er im Einklang mit seinem Mandanten an, die Vorgesetzte habe die sp�ter Boxende nur leicht mit dem Karton an der Schulter ber�hrt. Von Schl�gen auf den Kopf war bislang in keiner der Aussagen die Rede gewesen.

Die Augenzeugin nahm die Aufforderung aber offensichtlich zum Anla�, endlich mal ungestraft auf einem Mitglied der nicht eben beliebten Anwalts-Gilde herumzuh�mmern. Vielleicht hielt sie das Ganze auch nur f�r einen riesigen Spa�, wer wei�. Auf jeden Fall schlug sie Marc den Karton frohgemut mit aller Kraft auf den Kopf - nicht eben das Resultat, mit dem Marc gerechnet hatte.

Im wahrsten Sinne des Wortes reichlich angeschlagen erschien er anschlie�end vor Gericht und gewann entgegen aller Wahrscheinlichkeit tats�chlich den Proze�. Vermutlich war der Richter �ber alle Ma�en beeindruckt von seiner Aufopferungsbereitschaft im Dienste der Rechtsfindung.