2003-03-17 - 14:32 - Endlich Montag!

Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich mich das letzte Mal so gefreut habe, endlich ein Wochenende �berstanden zu haben und wieder in gewohnter Routine am Schreibtisch sitzen zu k�nnen. Dabei barg das Wochenende keineswegs unangenehme �berraschungen.

Ganz im Gegenteil. Ich hatte mich ganz besonders darauf gefreut. Keine Verabredungen, keine Arbeit, ein ganzes Wochenende mit mir allein in Hamburg. Ich wollte mich endlich mal wieder treiben lassen, ganz spontan entscheiden, was ich tun wollte, nur nach dem Lust-Prinzip leben, die ersten Sonnenstrahlen genie�en.

Aber ich habe mir mal wieder sehr geschickt selbst ein Bein gestellt (darin bin ich wirklich gut, oh ja). Normalerweise kann ich sehr gut mit mir allein sein, gerne auch mal wochenlang an der Nordsee. Mir wird eher mal der Trubel diverser Parties und Verabredungen zuviel. Aber an diesem Wochenende ging ich mir ganz kolossal selbst auf die Nerven - und ich kann nicht mal jemandem die Schuld geben (das Leben ist ungerecht, ich wei�).

Allenfalls k�nnte ich mich noch dar�ber beschweren, da� nicht nur ich die ersten Fr�hlingstage genie�en wollte, sondern da� sich zusammen mit mir wahre V�lkerwanderungsstr�me an der Alster entlang schoben. Die Schlangen an den Eisbuden waren l�nger als bei der Neuerscheinung von Harry Potter, allerhand B-Prominenz f�hrte das Gesicht aus, wurde aber geflissentlich ignoriert (alles andere w�re �u�erst unhanseatisch), und auf Jacken konnte man schon aufgrund der Reibungsw�rme zwischen den zahllosen K�rpern verzichten. Auch das chinesische Regime h�tte eine Demonstration kollektiver Fr�hlingsfreude nicht besser inszenieren k�nnen.

Keine guten Voraussetzungen also, um einen hektischen Hund auszuf�hren und sich in kontemplativer Ruhe dem ersten warmen Lufthauch hinzugeben. Also zur�ck ins Bett. Aber auch Schlafen erwies sich als keine geeignete Alternative, denn je l�nger ich schlief, desto tr�ger und m�der wurde ich. Au�erdem mi�fiel mein Mittagsschlaf ganz offensichtlich dem kleinen Monster, denn er hatte w�hrenddessen den gro�en Topf meines Drachenbaumes zur H�lfte umgegraben und die Erde sorgsam im ganzen Wohnzimmer verteilt, um anschlie�end dem Telefonkabel mit seinen Rei�z�hnen zu Leibe zu r�cken.

Prima, in meinem Wohnzimmer sah es also �hnlich aus wie an der Alster (minus die Menschenmassen, aber leider auch minus den Eismann), zu den verschiedenen Pers�nlichkeiten meines gest�rten Hundes konnte ich eine Art Nagetier hinzuf�gen und mein Erdbeereis-Bacio hatte ich noch immer nicht bekommen.

Zu allem �berflu� wurde mir dann freundlich-nichtssagend per Mail mitgeteilt, da� ich mal wieder in einem Literaturwettbewerb gescheitert und nicht unter die letzten zehn gekommen war. Und das mit einer Geschichte, mit der ich selbst zur Abwechslung mal recht zufrieden war. Aber ich m�ge doch bitte weiterschreiben. Klar. Am besten sofort.

Aber als ich mich soeben dazu aufgerafft hatte, es zur Abwechslung mal bei einem Wettbewerb f�r die "schlechteste Geschichte" zu probieren, mu�te ich feststellen, da� die Teilnahme �sterreichischen Staatsb�rgern vorbehalten ist. Haben die etwa Angst vor der �berm��igen Konkurrenz schlechter Schreiber aus Deutschland? Und warum gibt es keinen Preis f�r Beharrlichkeit im Mittelma�?

Also sah ich keinen anderen Ausweg, als dem Hund ein Kilo Karotten zur Befriedigung seines Nagetriebes zu �berlassen und mich statt dessen mit einem Liter Eis von der Tankstelle und einem Stapel frischgelieferter B�cher auf dem Sofa von mir selbst abzulenken. Aber das nagende Gef�hl der Unzufriedenheit mit sich selbst hatte sich bereits irgendwo im Hinterkopf festgefressen.

Kein gutes Wochenende also f�r Amateur-Dichter-und-Denker. Vielleicht h�tte ich es doch lieber wieder mal mit Sex, Drugs and Rock'n'Roll versuchen sollen. Watch me come undone ...

Aber heute ist zum Gl�ck wieder Montag, der Schreibtisch mein, die schmerzlich vermi�te Selbstironie ist aus dem Urlaub zur�ck, der Fr�hling bleibt uns erhalten und die Alster geh�rt wieder mir - ach ja, und einem Heer arbeitsloser Medienschaffender.

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Endlich Montag! 2003-03-17 14:32 Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich mich das letzte Mal so gefreut habe, endlich ein Wochenende �berstanden zu haben und wieder in gewohnter Routine am Schreibtisch sitzen zu k�nnen. Dabei barg das Wochenende keineswegs unangenehme �berraschungen.

Ganz im Gegenteil. Ich hatte mich ganz besonders darauf gefreut. Keine Verabredungen, keine Arbeit, ein ganzes Wochenende mit mir allein in Hamburg. Ich wollte mich endlich mal wieder treiben lassen, ganz spontan entscheiden, was ich tun wollte, nur nach dem Lust-Prinzip leben, die ersten Sonnenstrahlen genie�en.

Aber ich habe mir mal wieder sehr geschickt selbst ein Bein gestellt (darin bin ich wirklich gut, oh ja). Normalerweise kann ich sehr gut mit mir allein sein, gerne auch mal wochenlang an der Nordsee. Mir wird eher mal der Trubel diverser Parties und Verabredungen zuviel. Aber an diesem Wochenende ging ich mir ganz kolossal selbst auf die Nerven - und ich kann nicht mal jemandem die Schuld geben (das Leben ist ungerecht, ich wei�).

Allenfalls k�nnte ich mich noch dar�ber beschweren, da� nicht nur ich die ersten Fr�hlingstage genie�en wollte, sondern da� sich zusammen mit mir wahre V�lkerwanderungsstr�me an der Alster entlang schoben. Die Schlangen an den Eisbuden waren l�nger als bei der Neuerscheinung von Harry Potter, allerhand B-Prominenz f�hrte das Gesicht aus, wurde aber geflissentlich ignoriert (alles andere w�re �u�erst unhanseatisch), und auf Jacken konnte man schon aufgrund der Reibungsw�rme zwischen den zahllosen K�rpern verzichten. Auch das chinesische Regime h�tte eine Demonstration kollektiver Fr�hlingsfreude nicht besser inszenieren k�nnen.

Keine guten Voraussetzungen also, um einen hektischen Hund auszuf�hren und sich in kontemplativer Ruhe dem ersten warmen Lufthauch hinzugeben. Also zur�ck ins Bett. Aber auch Schlafen erwies sich als keine geeignete Alternative, denn je l�nger ich schlief, desto tr�ger und m�der wurde ich. Au�erdem mi�fiel mein Mittagsschlaf ganz offensichtlich dem kleinen Monster, denn er hatte w�hrenddessen den gro�en Topf meines Drachenbaumes zur H�lfte umgegraben und die Erde sorgsam im ganzen Wohnzimmer verteilt, um anschlie�end dem Telefonkabel mit seinen Rei�z�hnen zu Leibe zu r�cken.

Prima, in meinem Wohnzimmer sah es also �hnlich aus wie an der Alster (minus die Menschenmassen, aber leider auch minus den Eismann), zu den verschiedenen Pers�nlichkeiten meines gest�rten Hundes konnte ich eine Art Nagetier hinzuf�gen und mein Erdbeereis-Bacio hatte ich noch immer nicht bekommen.

Zu allem �berflu� wurde mir dann freundlich-nichtssagend per Mail mitgeteilt, da� ich mal wieder in einem Literaturwettbewerb gescheitert und nicht unter die letzten zehn gekommen war. Und das mit einer Geschichte, mit der ich selbst zur Abwechslung mal recht zufrieden war. Aber ich m�ge doch bitte weiterschreiben. Klar. Am besten sofort.

Aber als ich mich soeben dazu aufgerafft hatte, es zur Abwechslung mal bei einem Wettbewerb f�r die "schlechteste Geschichte" zu probieren, mu�te ich feststellen, da� die Teilnahme �sterreichischen Staatsb�rgern vorbehalten ist. Haben die etwa Angst vor der �berm��igen Konkurrenz schlechter Schreiber aus Deutschland? Und warum gibt es keinen Preis f�r Beharrlichkeit im Mittelma�?

Also sah ich keinen anderen Ausweg, als dem Hund ein Kilo Karotten zur Befriedigung seines Nagetriebes zu �berlassen und mich statt dessen mit einem Liter Eis von der Tankstelle und einem Stapel frischgelieferter B�cher auf dem Sofa von mir selbst abzulenken. Aber das nagende Gef�hl der Unzufriedenheit mit sich selbst hatte sich bereits irgendwo im Hinterkopf festgefressen.

Kein gutes Wochenende also f�r Amateur-Dichter-und-Denker. Vielleicht h�tte ich es doch lieber wieder mal mit Sex, Drugs and Rock'n'Roll versuchen sollen. Watch me come undone ...

Aber heute ist zum Gl�ck wieder Montag, der Schreibtisch mein, die schmerzlich vermi�te Selbstironie ist aus dem Urlaub zur�ck, der Fr�hling bleibt uns erhalten und die Alster geh�rt wieder mir - ach ja, und einem Heer arbeitsloser Medienschaffender.