2003-03-18 - 23:58 - Moonstruck

Ich habe eben noch eine sp�te Runde mit dem Hund unter dem sch�nsten Vollmond gedreht. Da ich eh nicht schlafen konnte, hab ich mir anschlie�end einen Tee gekocht, mich in eine alte Decke gewickelt und nebst Hund vor dem Haus auf die Treppe gesetzt. Gemeinsam haben wir dann den Mond mit seiner leuchtenden Korona darum bewundert (auf rituelles Geheule mu�ten wir mit R�cksicht auf die Nachbarn verzichten).

Es ist schade, wenngleich auch kein Wunder, wie wenig man im normalen (Gro�stadt-)Leben Dinge wie Mondphasen zur Kenntnis nimmt, schlie�lich sind wir schon sehr lange nicht mehr auf nat�rliche Lichtquellen angewiesen.

Keine Sorge, jetzt folgt kein beseeltes Pl�doyer f�r Dinge wie Mondphasen-Di�t oder Empf�ngnisverh�tung nach dem Mond. Vielmehr folgen jetzt h�chst nostalgische Ausfl�ge in meine "afrikanische Zeit".

Im Norden Namibias, weit drau�en im kargen Buschland, wo ich gearbeitet habe, gibt es n�mlich keine Stromversorgung, von regul�rer Stra�enbeleuchtung ganz zu schweigen (wozu auch, schlie�lich w�rden die wenigsten "Pads" unseren Vorstellungen von Stra�e gen�gen). Man sitzt also auf seiner Farm irgendwo in der Einsamkeit des weiten Landes und schmei�t den Generator an, wenn man denn mal unbedingt Strom braucht.

Das ist allerdings ein recht teures und l�rmiges Vergn�gen, was man sich h�chstens mal zwei Stunden pro Tag g�nnt. Und da es abends aufgrund der �quatorn�he auch in den Sommermonaten sp�testens um halb acht dunkel wird, verbringt man nicht gerade wenig Zeit mit Kerzen und �llampen (alle B�cher, die ich in der Zeit gelesen habe, weisen irgendwo Wachs- oder Ru�flecken auf).

Und pl�tzlich bekommen Mondphasen eine ganz neue Bedeutung. Der Vollmond, den man hier in der ewig beleuchteten Stadt h�chstens mal nebenbei bemerkt, gibt dort so viel Licht, das man nachts sogar noch eine kleine Wanderung durch den Busch unternehmen k�nnte (sofern man denn unbedingt eine Kollision mit �bellaunigen Warzenschweinen riskieren wollte).

Dagegen ist es �u�erst unerquicklich, in stockfinsteren Neumondn�chten blind nach den Streichh�lzern zu tasten, um zun�chst eine Kerze anzuz�nden, bevor man mal eben ins Bad schlurft (ich habe bei den ersten Versuchen im schlaftrunkenen Zustand regelm��ig einige Haarstr�hnen eingeb��t). Im absoluten Dunkel Richtung Toilette zu tasten ist allerdings noch unangenehmer, da man nie wei�, was einem unterwegs so begegnet. (Unser Python war da noch eine harmlosere Variante der heimischen Fauna, der schlief eh meist friedlich im Waschbecken, weitaus leidiger konnten Begegnungen mit Skorpionen werden.)

Man lernt den Mond dort wirklich lieben und freut sich nach kurzer Zeit schon auf die n�chsten Vollmondn�chte. Obwohl der Sternenhimmel, der in seiner unglaublichen Pracht mit unserer Version hier nicht zu vergleichen ist, bei Neumond daf�r viel, viel sch�ner ist. Denn der Vollmond strahlt so hell, da� er einen gro�en Teil der ihn umgebenden Sterne einfach ausblendet.

In N�chten wie dieser �berf�llt mich wirklich Sehnsucht nach Afrika (vielleicht auch nur nach meiner Zeit dort, so genau mag ich das heute nicht mehr untersuchen). Nach dem einfacheren Leben dort ohne Informations�berflu�, ohne Modediktat und Konsumrausch, ohne M�glichkeit, sich st�ndig erfolgreich von sich selbst abzulenken (Hilfe, ich sollte diesen Eintrag beenden, ich klinge wie eine Mischung aus meiner Oma und einer �ko-Kommunardin aus dem Wendtland).

Vielleicht ist auch nur die Vorstellung verlockend, an einem Ort zu leben, der so weit von der restlichen Welt entfernt und obendrein atemberaubend sch�n ist, da� sogar Dinge wie der bevorstehende Irak-Krieg fast nur eine Randnotiz sind. Man m��te nicht schon morgens beim Kaffee versuchen, die Welt zu verstehen und sich aus all dem Wust subjektiver Informationen eine eigene Meinung zu zimmern.

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Moonstruck 2003-03-18 23:58 Ich habe eben noch eine sp�te Runde mit dem Hund unter dem sch�nsten Vollmond gedreht. Da ich eh nicht schlafen konnte, hab ich mir anschlie�end einen Tee gekocht, mich in eine alte Decke gewickelt und nebst Hund vor dem Haus auf die Treppe gesetzt. Gemeinsam haben wir dann den Mond mit seiner leuchtenden Korona darum bewundert (auf rituelles Geheule mu�ten wir mit R�cksicht auf die Nachbarn verzichten).

Es ist schade, wenngleich auch kein Wunder, wie wenig man im normalen (Gro�stadt-)Leben Dinge wie Mondphasen zur Kenntnis nimmt, schlie�lich sind wir schon sehr lange nicht mehr auf nat�rliche Lichtquellen angewiesen.

Keine Sorge, jetzt folgt kein beseeltes Pl�doyer f�r Dinge wie Mondphasen-Di�t oder Empf�ngnisverh�tung nach dem Mond. Vielmehr folgen jetzt h�chst nostalgische Ausfl�ge in meine "afrikanische Zeit".

Im Norden Namibias, weit drau�en im kargen Buschland, wo ich gearbeitet habe, gibt es n�mlich keine Stromversorgung, von regul�rer Stra�enbeleuchtung ganz zu schweigen (wozu auch, schlie�lich w�rden die wenigsten "Pads" unseren Vorstellungen von Stra�e gen�gen). Man sitzt also auf seiner Farm irgendwo in der Einsamkeit des weiten Landes und schmei�t den Generator an, wenn man denn mal unbedingt Strom braucht.

Das ist allerdings ein recht teures und l�rmiges Vergn�gen, was man sich h�chstens mal zwei Stunden pro Tag g�nnt. Und da es abends aufgrund der �quatorn�he auch in den Sommermonaten sp�testens um halb acht dunkel wird, verbringt man nicht gerade wenig Zeit mit Kerzen und �llampen (alle B�cher, die ich in der Zeit gelesen habe, weisen irgendwo Wachs- oder Ru�flecken auf).

Und pl�tzlich bekommen Mondphasen eine ganz neue Bedeutung. Der Vollmond, den man hier in der ewig beleuchteten Stadt h�chstens mal nebenbei bemerkt, gibt dort so viel Licht, das man nachts sogar noch eine kleine Wanderung durch den Busch unternehmen k�nnte (sofern man denn unbedingt eine Kollision mit �bellaunigen Warzenschweinen riskieren wollte).

Dagegen ist es �u�erst unerquicklich, in stockfinsteren Neumondn�chten blind nach den Streichh�lzern zu tasten, um zun�chst eine Kerze anzuz�nden, bevor man mal eben ins Bad schlurft (ich habe bei den ersten Versuchen im schlaftrunkenen Zustand regelm��ig einige Haarstr�hnen eingeb��t). Im absoluten Dunkel Richtung Toilette zu tasten ist allerdings noch unangenehmer, da man nie wei�, was einem unterwegs so begegnet. (Unser Python war da noch eine harmlosere Variante der heimischen Fauna, der schlief eh meist friedlich im Waschbecken, weitaus leidiger konnten Begegnungen mit Skorpionen werden.)

Man lernt den Mond dort wirklich lieben und freut sich nach kurzer Zeit schon auf die n�chsten Vollmondn�chte. Obwohl der Sternenhimmel, der in seiner unglaublichen Pracht mit unserer Version hier nicht zu vergleichen ist, bei Neumond daf�r viel, viel sch�ner ist. Denn der Vollmond strahlt so hell, da� er einen gro�en Teil der ihn umgebenden Sterne einfach ausblendet.

In N�chten wie dieser �berf�llt mich wirklich Sehnsucht nach Afrika (vielleicht auch nur nach meiner Zeit dort, so genau mag ich das heute nicht mehr untersuchen). Nach dem einfacheren Leben dort ohne Informations�berflu�, ohne Modediktat und Konsumrausch, ohne M�glichkeit, sich st�ndig erfolgreich von sich selbst abzulenken (Hilfe, ich sollte diesen Eintrag beenden, ich klinge wie eine Mischung aus meiner Oma und einer �ko-Kommunardin aus dem Wendtland).

Vielleicht ist auch nur die Vorstellung verlockend, an einem Ort zu leben, der so weit von der restlichen Welt entfernt und obendrein atemberaubend sch�n ist, da� sogar Dinge wie der bevorstehende Irak-Krieg fast nur eine Randnotiz sind. Man m��te nicht schon morgens beim Kaffee versuchen, die Welt zu verstehen und sich aus all dem Wust subjektiver Informationen eine eigene Meinung zu zimmern.