2003-03-26 - 14:06 - Pyjama-Party mit Pantoffelhelden

Der Austausch der heimatlosen Handtaschen ist mittlerweile erfolgreich �ber die B�hne gegangen. Die zentnerschwere Tasche mit klebrigen Bonbons, zerkn�llten Quittungen und eselsohriger Lekt�re ist wieder in K�ln, und mein Sortiment aus Hundeleckerlis, Handschuhen und drop-dead-Lippenstiften steht wieder an seinem angestammten Platz. Zumindest dieser Teil der Identit�tssuche ist abgeschlossen.

Endlich habe ich auch meine Brille zur�ck und damit wieder einen klaren Ausblick auf meine Umgebung (nicht immer unbedingt von Vorteil) und den Fernseher, was zu der erstaunlichen Erkenntnis f�hrt, da� doch nicht die gesamte Irak-Berichterstattung aus Sandsturm-Bildern besteht.

Leider mu� noch festgehalten werden, da� die Wochenenden in letzter Zeit vor allem f�r mein ohnehin schon reichlich ramponiertes Auto zur Belastung werden. Seit dem letzten Wochenende gesellt sich zu der immer noch nicht wiederhergestellten Beulen-T�r ein langer Kratzer quer �ber die Motorhaube. Offensichtlich das Souvenir eines Schl�ssels oder �hnlich spitzen Gegenstandes.

Ich kann mich nur noch nicht so ganz entscheiden, ob ich mich dar�ber nun ma�los �rgern soll, oder ob man es nicht auch als weitere Tarnma�nahme betrachten kann, die geschickt vom High-Tech-Inneren meines satellitengesteuerten Pr�zisionsgef�hrts ablenkt. Unverst�ndlich bleibt allein, warum die Hamburger Polizei jugendliche Demonstranten mittels Wasserwerfer-Einsatz von der Schwelle des Amerikanischen Generalkonsulates sp�len, nicht aber ein paar Vandalen von ihrem n�chtlichen Feldzug abhalten kann.

Doch nicht nur Autokratzer (die fr�her erstinstanzlich gerne mal zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt wurden, als unser Innensenator sich noch vergeblich als Richter versuchte) sind in den noch immer reichlich frostigen Fr�hlingsn�chten unterwegs. Auch die ersten freundlichen Irren scheinen aus dem Winterschlaf erwacht zu sein.

Zumindest begegnete mir gestern bei der sp�tabendlichen Gassi-Runde in einer kleinen Seitenstra�e ein junger Mann, etwa Mitte Zwanzig. Das w�re nicht weiter erw�hnenswert, wenn er nicht ausgerechnet in einem gestreiften Pyjama mit Pantoffeln an den F��en durch die schmale Gasse geschlurft w�re.

Nun spricht das Tragen von Pantoffeln au�erhalb der eigenen vier W�nde noch nicht unbedingt gegen die Zurechnungsf�higkeit einer Person, aber er wirkte auch dar�ber hinaus reichlich desorientiert. Leider hab ich ihn erst recht sp�t gesehen, als ich mit Hund um die Ecke bog und dabei mit s��ester Sirenenstimme sagte: "Na komm, wir gehen jetzt nach Hause."

Nat�rlich war damit nur mein vierbeiniges Monster gemeint, aber der Pantoffelheld bezog die Aufforderung augenscheinlich auf sich. Er strahlte mich an, wackelte ein wenig mit dem Kopf und murmelte: "Oh ja, oh ja." Und egal was ich sagte, ich konnte das Mi�verst�ndnis nicht mehr aufkl�ren. Er folgte mir schlurfend und begl�ckt kopfwackelnd die Gasse hinunter.

Da meine Wohnung aber nun definitiv keinen Platz mehr f�r noch einen weiteren geretteten Heiminsassen bietet, blieb mir nichts anderes �brig, als die Polizei zu rufen und um baldiges Erscheinen zu bitten. Die Zeit bis dahin vertrieb ich uns mit heiteren Erz�hlungen aus dem Leben meines kleinen Monsters, war aber doch �ber alle Ma�en dankbar, als die Pyjama-Party endlich aufgel�st wurde.

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Pyjama-Party mit Pantoffelhelden 2003-03-26 14:06 Der Austausch der heimatlosen Handtaschen ist mittlerweile erfolgreich �ber die B�hne gegangen. Die zentnerschwere Tasche mit klebrigen Bonbons, zerkn�llten Quittungen und eselsohriger Lekt�re ist wieder in K�ln, und mein Sortiment aus Hundeleckerlis, Handschuhen und drop-dead-Lippenstiften steht wieder an seinem angestammten Platz. Zumindest dieser Teil der Identit�tssuche ist abgeschlossen.

Endlich habe ich auch meine Brille zur�ck und damit wieder einen klaren Ausblick auf meine Umgebung (nicht immer unbedingt von Vorteil) und den Fernseher, was zu der erstaunlichen Erkenntnis f�hrt, da� doch nicht die gesamte Irak-Berichterstattung aus Sandsturm-Bildern besteht.

Leider mu� noch festgehalten werden, da� die Wochenenden in letzter Zeit vor allem f�r mein ohnehin schon reichlich ramponiertes Auto zur Belastung werden. Seit dem letzten Wochenende gesellt sich zu der immer noch nicht wiederhergestellten Beulen-T�r ein langer Kratzer quer �ber die Motorhaube. Offensichtlich das Souvenir eines Schl�ssels oder �hnlich spitzen Gegenstandes.

Ich kann mich nur noch nicht so ganz entscheiden, ob ich mich dar�ber nun ma�los �rgern soll, oder ob man es nicht auch als weitere Tarnma�nahme betrachten kann, die geschickt vom High-Tech-Inneren meines satellitengesteuerten Pr�zisionsgef�hrts ablenkt. Unverst�ndlich bleibt allein, warum die Hamburger Polizei jugendliche Demonstranten mittels Wasserwerfer-Einsatz von der Schwelle des Amerikanischen Generalkonsulates sp�len, nicht aber ein paar Vandalen von ihrem n�chtlichen Feldzug abhalten kann.

Doch nicht nur Autokratzer (die fr�her erstinstanzlich gerne mal zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt wurden, als unser Innensenator sich noch vergeblich als Richter versuchte) sind in den noch immer reichlich frostigen Fr�hlingsn�chten unterwegs. Auch die ersten freundlichen Irren scheinen aus dem Winterschlaf erwacht zu sein.

Zumindest begegnete mir gestern bei der sp�tabendlichen Gassi-Runde in einer kleinen Seitenstra�e ein junger Mann, etwa Mitte Zwanzig. Das w�re nicht weiter erw�hnenswert, wenn er nicht ausgerechnet in einem gestreiften Pyjama mit Pantoffeln an den F��en durch die schmale Gasse geschlurft w�re.

Nun spricht das Tragen von Pantoffeln au�erhalb der eigenen vier W�nde noch nicht unbedingt gegen die Zurechnungsf�higkeit einer Person, aber er wirkte auch dar�ber hinaus reichlich desorientiert. Leider hab ich ihn erst recht sp�t gesehen, als ich mit Hund um die Ecke bog und dabei mit s��ester Sirenenstimme sagte: "Na komm, wir gehen jetzt nach Hause."

Nat�rlich war damit nur mein vierbeiniges Monster gemeint, aber der Pantoffelheld bezog die Aufforderung augenscheinlich auf sich. Er strahlte mich an, wackelte ein wenig mit dem Kopf und murmelte: "Oh ja, oh ja." Und egal was ich sagte, ich konnte das Mi�verst�ndnis nicht mehr aufkl�ren. Er folgte mir schlurfend und begl�ckt kopfwackelnd die Gasse hinunter.

Da meine Wohnung aber nun definitiv keinen Platz mehr f�r noch einen weiteren geretteten Heiminsassen bietet, blieb mir nichts anderes �brig, als die Polizei zu rufen und um baldiges Erscheinen zu bitten. Die Zeit bis dahin vertrieb ich uns mit heiteren Erz�hlungen aus dem Leben meines kleinen Monsters, war aber doch �ber alle Ma�en dankbar, als die Pyjama-Party endlich aufgel�st wurde.