2003-04-04 - 18:40 - St. Petersburg bei Nacht

Bei Nacht aendert die Stadt ihr Gesicht, vor allem wenn man sich abseits der Hauptstrassen bewegt. Bis etwa zehn Uhr abends hat der Himmel noch ein tiefes Rest-Nacht-Blau, das beharrlich ueber den alten Haeusern haengen bleibt. Entlang der grossen Strassen haben auch nachts um drei Uhr noch kleine Supermaerkte geoeffnet und an jeder Ecke trifft man Fussgaenger.

Die kleinen, vereisten Seitenstrassen aber werden dunkel und unheimlich still. Vor allem die Gegend um unser (wirklich angenehmes) Hotel wirkt voellig veraendert. Tagsueber blickt man einfach nur auf tote Fassaden und Ruinen, nachts aber wirkt die Gegend wie nach einem Bombenabwurf.

Es gibt kaum Strassenbeleuchtung, von einem intakten Strassenbelag ganz zu schweigen, hier und da steht ein ausgebranntes und gepluendertes Autowrack, das ganz allmaehlich vom gnaedig rieselnden Schnee bedeckt wird. Menschen sieht man kaum noch, und wenn, dann sitzen sie in Autos mit laufendem Motor am Strassenrand und warten. Scheinbar endlos - bis dann ploetzlich ein zweites Auto ohne Licht kommt und neben dem ersten haelt. Man tauscht schnell etwas durch die geoeffneten Fenster und faehrt wieder davon.

Viel haeufiger jedoch trifft man auf groessere Rudel von Strassenhunden, die sich selbst Gassi fuehren und die Einsamkeit der Nacht dazu nutzen, ungestoert nach Futter zu suchen. Und das scheinbar mit Erfolg, wie sonst koennten sie die strengen Winter ueberleben.

Eine Frage, die sich auch angesichts der vielen, vor allem alten Menschen stellt, die man bettelnd mit geschwollenen Beinen und in etliche Kleiderschichten gehuellt vor den Kirchen antrifft.

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St. Petersburg bei Nacht 2003-04-04 18:40 Bei Nacht aendert die Stadt ihr Gesicht, vor allem wenn man sich abseits der Hauptstrassen bewegt. Bis etwa zehn Uhr abends hat der Himmel noch ein tiefes Rest-Nacht-Blau, das beharrlich ueber den alten Haeusern haengen bleibt. Entlang der grossen Strassen haben auch nachts um drei Uhr noch kleine Supermaerkte geoeffnet und an jeder Ecke trifft man Fussgaenger.

Die kleinen, vereisten Seitenstrassen aber werden dunkel und unheimlich still. Vor allem die Gegend um unser (wirklich angenehmes) Hotel wirkt voellig veraendert. Tagsueber blickt man einfach nur auf tote Fassaden und Ruinen, nachts aber wirkt die Gegend wie nach einem Bombenabwurf.

Es gibt kaum Strassenbeleuchtung, von einem intakten Strassenbelag ganz zu schweigen, hier und da steht ein ausgebranntes und gepluendertes Autowrack, das ganz allmaehlich vom gnaedig rieselnden Schnee bedeckt wird. Menschen sieht man kaum noch, und wenn, dann sitzen sie in Autos mit laufendem Motor am Strassenrand und warten. Scheinbar endlos - bis dann ploetzlich ein zweites Auto ohne Licht kommt und neben dem ersten haelt. Man tauscht schnell etwas durch die geoeffneten Fenster und faehrt wieder davon.

Viel haeufiger jedoch trifft man auf groessere Rudel von Strassenhunden, die sich selbst Gassi fuehren und die Einsamkeit der Nacht dazu nutzen, ungestoert nach Futter zu suchen. Und das scheinbar mit Erfolg, wie sonst koennten sie die strengen Winter ueberleben.

Eine Frage, die sich auch angesichts der vielen, vor allem alten Menschen stellt, die man bettelnd mit geschwollenen Beinen und in etliche Kleiderschichten gehuellt vor den Kirchen antrifft.