Es gibt Tage, an denen erreicht mein Produktivit�tslevel ungef�hr den einer Ophelia als Wasserleiche (nur mit dem Unterschied, da� sie zumindest noch als dramatisch sch�nes Objekt der Verehrung fungieren kann, was bei mir nicht zuletzt dank der zahllosen Pfotenabdr�cke auf meiner Uralt-Jeans gar nicht erst zur Debatte steht). Und Ophelia hatte immerhin Ruhe vor sich selbst, w�hrend ich mein g�nzlich unproduktives Selbst grad so gar nicht ausstehen kann.
Vielleicht k�nnte ich zumindest kurzfristig so tun, als sei meine Existenz eine reine Einbildung, aber sp�testens dann, wenn ich die h�heren Sph�ren dissoziativen Denkens erreicht habe, zwickt mich der Hund hinterlistig ins Bein und holt mich schmerzhaft in die graue Realit�t zur�ck. Vermutlich sind meine Hunderunden heute noch das Sinnvollste, was ich zustande gebracht habe.
Wenn ich wenigstens behaupten k�nnte, unglaublich tolle Dinge geschrieben oder zahllosen Menschen das Leben versch�nert zu haben, w�hrend ich str�flich soundsoviele dringende Pflichten vernachl�ssigte. Aber nein, auch mein kreativer Output gleicht an diesen Tag den B�rsengewinnen rosafarbiger Telefonanbieter.
Eines habe ich allerdings gelernt: Es ist an einem solchen Abend besser, fr�h ins Bett zu gehen oder sich in B�chern zu verlieren, als ausnahmsweise vor dem TV zu versacken (vor allem, wenn der fragliche Tag ein Donnerstag ist, an dem ausnahmslos schlechte deutsche Polizei-Serien laufen). Diese Form des Konsum steigert n�mlich so rein gar nicht das Wohlbefinden, sondern macht ausgesprochen b�sartig.
Meine schlechte Wahl des Tages fiel ausgerechnet auf "Die Sitte". Schon der Titel h�tte mich abschrecken sollen, aber was tut man nicht alles, um sich selbst zu entkommen. Da werden Frauen aus Saunaclubs "freigekauft", um anschlie�end anst�ndig geheiratet und sp�ter dann doch durch eine Verkettung �u�erst ungl�cklicher Umst�nde vom Nachbarn und der Schwiegermutter umgebracht zu werden.
Von den Akteuren sieht man fast immer nur eine Gesichtsh�lfte (die untere), da die andere im k�nstlerisch wertvollen Schattenspiel des dreivierteldunklen Verh�rzimmers verschwindet, und in der Dienststelle stehen immer irgendwelche mysteri�sen T�ren offen, aus denen - sicherlich ebenso k�nstlerisch wertvoll - grelles Licht f�llt, das wiederum dramatisch Schwarz-Wei�-Effekte schafft.
Der H�hepunkt aber sind die wirklich lebensnahen Dialoge. Da klingeln die Beamten (ausnahmsweise mal mit gut ausgeleuchteten Gesichtern) an der Haust�r einer vermeintlich unbescholtenen Familie, der Vater �ffnet die T�r und starrt die Ausweise der Ermittler in Zivil mi�trauisch an.
Vater: Wir haben Sie nicht gerufen.
Polizist: Wir kommen aber trotzdem.
Aha, w�re mir nie in den Sinn gekommen, aber deswegen werde ich vermutlich auch nicht gefragt, wenn es um Drehb�cher f�r Fernsehserien geht. Noch weniger w�re mir eingefallen, die Ank�ndigung (daf�r gibt's bestimmt auch einen coolen Fach-Denglisch-Ausdruck, der leider nur in meinem Passiv-Wortschatz vorhanden ist, hilf mir mal, Q) f�r die Folge der n�chsten Woche derart abzufassen: "Sie suchte die Liebe - und fand den Tod."
Wow, ein begnadetes Wortspiel (und man merkt ganz nebenbei nat�rlich sofort, da� es sich um Seitensprung-Agenturen oder �hnlich lasterhafte Unternehmungen handeln mu�) und nat�rlich sicherlich auch ... eben, k�nstlerisch wertvoll (anders als der heutige Eintrag, entschuldigt).
Aber hey, so schlecht scheint es mir doch nicht zu gehen. Immerhin �berwiegt mein Hang zu unberechtigter Arroganz und sinnloser Boshaftigkeit schon wieder locker mein Potential an Selbstmitleid. Morgen kehre ich also hoffentlich ohne Seerosen und in alter Form zur�ck. Gute Nacht!
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