2003-05-15 - 23:47 - Requiem f�r einen Briefkasten

Die Hamburger sind schon ein sonderbares V�lkchen. Sie w�hlen die Partei eines Mannes an die Regierung, der sich zu vorpolitischen Zeiten den Ruf eines extrem arbeitsunwilligen Richters mit eher fragw�rdigen Vorstellungen von Recht und Ordnung erworben hat. Und der, kaum da� er in Amt und W�rden (nun ja) ist, erst mal nach M�nchen fliegt, um dort in einen Becher zu pinkeln und den Vorwurf des �berm��igen Kokskonsums in Gesellschaft frisch gelackten Meisters aller Partyluder, Michael Ammer, auszur�umen.

Vom Vorwurf des Drogenkonsums befreit, hat er nichts Dringenderes auf seiner Agenda, als die offensichtlichen Konsumenten von Rauschmitteln aus der Bahnhofsgegend in die Randgebiete zu vertreiben, durch K�rzungen die Schlie�ung m�glichst vieler S�chtigen-Anlaufstellen zu bewirken und die Spritzen-Tausch-Programme im Knast einzustellen - ohne aber am grundlegenden Problem zu arbeiten.

Aber gut, ich schweife schon wieder ab, und bevor ich Schaum vorm Mund entwickle, kehre ich zum eigentlichen Thema zur�ck: die sonderbaren kulturellen Ausw�chse meiner Mitb�rger. Wichtiger als das tagespolitische Geschehen scheint ihnen n�mlich beispielsweise der optische Gesamteindruck dieser sch�nen Stadt zu sein. Und genau deshalb mu� nun schnell viel Geld aufgetrieben werden, damit unsere Ordnungsh�ter m�glichst bald das altbekannte Gr�n ablegen und in Blau unsere Stra�en vor den b�sen Buben sch�tzen k�nnen.

Mir w�rden die blauen Uniformen vermutlich auch besser gefallen, selbst wenn sie von einem Mann entworfen werden, dessen Namen ich immer noch eher mit formsch�nen Klosch�sseln verbinde (wichtig ist aber eigentlich nur, da� sie die Uniformfetischisten unter uns weiterhin gelegentlich durch das Tragen dieser martialischen Schutzpanzer-Outfits erfreuen). Trotzdem werde ich das Gef�hl nicht los, da� es eine nahezu endlose Liste weitaus dr�ngenderer Probleme in dieser Stadt gibt.

Wirklich emotional werden die Menschen hier aber sowieso erst, wenn sie Einschr�nkungen ihrer gewohnten Dienstleistungen hinnehmen m�ssen. Dann lassen sich sogar eher gem�tliche Einwohner "besserer" Viertel zu v�llig ungeahntem Aktionismus hinrei�en. So z.B., wenn die Post ihre w�sten Androhungen in die Tat umsetzt und die ersten Briefk�sten abbaut. Das kann man in Eppendorf (gegen�ber von Burg, der von mir so oft gepriesenen Kaffeer�sterei) nicht ohne Protest hinnehmen und stellt fix eine Art Mini-Mahnmal f�r den Briefkasten auf, der uns viel zu fr�h genommen wurde. Trauern Sie bitte jetzt:

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Requiem f�r einen Briefkasten 2003-05-15 23:47 Die Hamburger sind schon ein sonderbares V�lkchen. Sie w�hlen die Partei eines Mannes an die Regierung, der sich zu vorpolitischen Zeiten den Ruf eines extrem arbeitsunwilligen Richters mit eher fragw�rdigen Vorstellungen von Recht und Ordnung erworben hat. Und der, kaum da� er in Amt und W�rden (nun ja) ist, erst mal nach M�nchen fliegt, um dort in einen Becher zu pinkeln und den Vorwurf des �berm��igen Kokskonsums in Gesellschaft frisch gelackten Meisters aller Partyluder, Michael Ammer, auszur�umen.

Vom Vorwurf des Drogenkonsums befreit, hat er nichts Dringenderes auf seiner Agenda, als die offensichtlichen Konsumenten von Rauschmitteln aus der Bahnhofsgegend in die Randgebiete zu vertreiben, durch K�rzungen die Schlie�ung m�glichst vieler S�chtigen-Anlaufstellen zu bewirken und die Spritzen-Tausch-Programme im Knast einzustellen - ohne aber am grundlegenden Problem zu arbeiten.

Aber gut, ich schweife schon wieder ab, und bevor ich Schaum vorm Mund entwickle, kehre ich zum eigentlichen Thema zur�ck: die sonderbaren kulturellen Ausw�chse meiner Mitb�rger. Wichtiger als das tagespolitische Geschehen scheint ihnen n�mlich beispielsweise der optische Gesamteindruck dieser sch�nen Stadt zu sein. Und genau deshalb mu� nun schnell viel Geld aufgetrieben werden, damit unsere Ordnungsh�ter m�glichst bald das altbekannte Gr�n ablegen und in Blau unsere Stra�en vor den b�sen Buben sch�tzen k�nnen.

Mir w�rden die blauen Uniformen vermutlich auch besser gefallen, selbst wenn sie von einem Mann entworfen werden, dessen Namen ich immer noch eher mit formsch�nen Klosch�sseln verbinde (wichtig ist aber eigentlich nur, da� sie die Uniformfetischisten unter uns weiterhin gelegentlich durch das Tragen dieser martialischen Schutzpanzer-Outfits erfreuen). Trotzdem werde ich das Gef�hl nicht los, da� es eine nahezu endlose Liste weitaus dr�ngenderer Probleme in dieser Stadt gibt.

Wirklich emotional werden die Menschen hier aber sowieso erst, wenn sie Einschr�nkungen ihrer gewohnten Dienstleistungen hinnehmen m�ssen. Dann lassen sich sogar eher gem�tliche Einwohner "besserer" Viertel zu v�llig ungeahntem Aktionismus hinrei�en. So z.B., wenn die Post ihre w�sten Androhungen in die Tat umsetzt und die ersten Briefk�sten abbaut. Das kann man in Eppendorf (gegen�ber von Burg, der von mir so oft gepriesenen Kaffeer�sterei) nicht ohne Protest hinnehmen und stellt fix eine Art Mini-Mahnmal f�r den Briefkasten auf, der uns viel zu fr�h genommen wurde. Trauern Sie bitte jetzt: