2003-05-22 - 18:01 - Jack-in-the-box

Was bitte geht in einem Mann vor, der etwa f�nf Jahre nach der Trennung beschlie�t, seiner ach-so-geliebten Ex-Freundin einen unglaublich emotionalen Herz-Schmerz-Brief zu schreiben, obwohl sie vorher jahrelang sowohl seine Weihnachtskarten als auch die Geburtstagsmails und alle sonstigen sporadischen Lebenszeichen tunlichst ignoriert hat? Reichen derartig subtile Hinweise neuerdings nicht mehr?

Die greifbaren "�berreste" dieser eher-Aff�re-als-Beziehung ruhen l�ngst in einer angestaubten Kiste im hintersten Winkel meiner �berf�llten Dachbodenkammer, die emotionalen Wunden waren erschreckend schnell verheilt, und das Leben hat auch ohne ihn einfach so weiter seinen Gang genommen.

Es sind andere Menschen aufgetaucht, die mir emotional weit mehr gegeben haben, die tiefere und sch�nere Spuren hinterlassen haben. Menschen, die nicht einfach nur so durch mein Leben getrampelt sind, wie es ihnen grad beliebte. Warum also sollte ich jetzt pl�tzlich alte Kontakte wiederbeleben, die mir in den letzten f�nf Jahren nicht mal f�nf Minuten gefehlt haben, die nur noch als verschwommene Gesichter einer l�ngst abgeschlossenen Lebensphase gelegentlich mal wieder an die gedankliche Oberfl�che gesp�lt werden?

Was erhofft sich jemand davon, wenn er f�nf Jahre sp�ter bekennt, was f�r ein Idiot er doch war, wie egoistisch und unsensibel, wie gedankenlos? Erhofft er sich Absolution? Da bin ich wahrlich die falsche Anlaufstelle. F�r so etwas gibt es diese netten z�libat�ren Herren in Schwarz oder bestimmt auch irgendwelche M�nnerselbsthilfegruppen, nicht aber eine vermeintlich geduldige Ex. Er wird das wohl oder �bel mit sich selbst ausmachen m�ssen (ich glaube, auch so etwas f�llt in die unendliche Kategorie des Erwachsenwerdens.)

Ich bin auch keine Sozialarbeiterin oder Therapeutin, bei der man sich einfach einen Termin zum Ausheulen und H�ndchenhalten geben lassen kann. Wenn ich so etwas tue, dann halte ich doch lieber H�nde, die mir wesentlich n�her stehen.

Er m�chte sich daf�r entschuldigen, schreibt er, da� er damals einfach so ignorant �ber mich und meine Gef�hle hinweggegangen ist. Aber merkt er nicht, da� er gerade genau dasselbe schon wieder versucht? Wieder mal will er einfach dann mit seinem B�ndel auftauchen, wenn es ihm grad in den Kram pa�t. Sorry hon, this life is private property, no trespassing.

Aber eine erstaunliche Erkenntnis bringt diese kurze Episode mit sich. Direkt nach der Trennung habe ich mir gew�nscht, er w�rde seine Fehler (bitte keine Mails dar�ber, da� ich sicherlich auch gen�gend gemacht habe, das wei� ich selbst) einsehen, bekennen und reum�tig angekrochen kommen. Der Triumph (und ja, auch die billige Rache) sollten mein sein. Heute aber w�rde ich auf all die Bekenntnisse lieber verzichten. Sp�te Reue hinterl��t nur einen schalen Nachgeschmack, der sich nicht ganz so einfach auf den Dachboden verbannen l��t wie andere Hinterlassenschaften.

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Jack-in-the-box 2003-05-22 18:01 Was bitte geht in einem Mann vor, der etwa f�nf Jahre nach der Trennung beschlie�t, seiner ach-so-geliebten Ex-Freundin einen unglaublich emotionalen Herz-Schmerz-Brief zu schreiben, obwohl sie vorher jahrelang sowohl seine Weihnachtskarten als auch die Geburtstagsmails und alle sonstigen sporadischen Lebenszeichen tunlichst ignoriert hat? Reichen derartig subtile Hinweise neuerdings nicht mehr?

Die greifbaren "�berreste" dieser eher-Aff�re-als-Beziehung ruhen l�ngst in einer angestaubten Kiste im hintersten Winkel meiner �berf�llten Dachbodenkammer, die emotionalen Wunden waren erschreckend schnell verheilt, und das Leben hat auch ohne ihn einfach so weiter seinen Gang genommen.

Es sind andere Menschen aufgetaucht, die mir emotional weit mehr gegeben haben, die tiefere und sch�nere Spuren hinterlassen haben. Menschen, die nicht einfach nur so durch mein Leben getrampelt sind, wie es ihnen grad beliebte. Warum also sollte ich jetzt pl�tzlich alte Kontakte wiederbeleben, die mir in den letzten f�nf Jahren nicht mal f�nf Minuten gefehlt haben, die nur noch als verschwommene Gesichter einer l�ngst abgeschlossenen Lebensphase gelegentlich mal wieder an die gedankliche Oberfl�che gesp�lt werden?

Was erhofft sich jemand davon, wenn er f�nf Jahre sp�ter bekennt, was f�r ein Idiot er doch war, wie egoistisch und unsensibel, wie gedankenlos? Erhofft er sich Absolution? Da bin ich wahrlich die falsche Anlaufstelle. F�r so etwas gibt es diese netten z�libat�ren Herren in Schwarz oder bestimmt auch irgendwelche M�nnerselbsthilfegruppen, nicht aber eine vermeintlich geduldige Ex. Er wird das wohl oder �bel mit sich selbst ausmachen m�ssen (ich glaube, auch so etwas f�llt in die unendliche Kategorie des Erwachsenwerdens.)

Ich bin auch keine Sozialarbeiterin oder Therapeutin, bei der man sich einfach einen Termin zum Ausheulen und H�ndchenhalten geben lassen kann. Wenn ich so etwas tue, dann halte ich doch lieber H�nde, die mir wesentlich n�her stehen.

Er m�chte sich daf�r entschuldigen, schreibt er, da� er damals einfach so ignorant �ber mich und meine Gef�hle hinweggegangen ist. Aber merkt er nicht, da� er gerade genau dasselbe schon wieder versucht? Wieder mal will er einfach dann mit seinem B�ndel auftauchen, wenn es ihm grad in den Kram pa�t. Sorry hon, this life is private property, no trespassing.

Aber eine erstaunliche Erkenntnis bringt diese kurze Episode mit sich. Direkt nach der Trennung habe ich mir gew�nscht, er w�rde seine Fehler (bitte keine Mails dar�ber, da� ich sicherlich auch gen�gend gemacht habe, das wei� ich selbst) einsehen, bekennen und reum�tig angekrochen kommen. Der Triumph (und ja, auch die billige Rache) sollten mein sein. Heute aber w�rde ich auf all die Bekenntnisse lieber verzichten. Sp�te Reue hinterl��t nur einen schalen Nachgeschmack, der sich nicht ganz so einfach auf den Dachboden verbannen l��t wie andere Hinterlassenschaften.