2003-07-13 - 14:29 - Absurdes aus der Unterwelt - Teil 2

Ich hasse Vollmondn�chte. Nein, nicht wenn ich drau�en spazieren gehe, Wolkenfetzen vor dem Mond herziehen und man nicht sonderlich �berrascht w�re, im n�chsten Moment die n�lig-affektierte Stimme der Kunstlehrerin aus der 8. Klasse zu h�ren: "In diesem Bild Caspar David Friedrichs kommt besonders sein tiefes Naturempfinden ..."

Ich meine eher den Teil der Vollmondnacht, den ich damit verbringe, mich unruhig im Bett hin- und herzuw�lzen, bei jedem Ger�usch aus einem viel zu leichten D�mmerschlaf aufzuschrecken und mir abwechselnd zu w�nschen, tief und fest schlafen zu k�nnen oder aber endlich guten Gewissens aufstehen zu d�rfen.

Zum Gl�ck schlafwandle ich heute kaum noch, so da� mir der Schrecken beim Aufwachen au�erhalb meines Bettes erspart bleibt. Aber ich erinnere mich mit Grauen an eine Nacht, die ich bei meiner damals besten Schulfreundin verbrachte. Aus unerfindlichen Gr�nden, au�er man h�lt den Vollmond f�r einen legitimen Grund, bin ich im Schlaf aufgestanden und in eine winzige Abstellkammer gewandelt.

Dort bin ich dann schnurstracks mit der Nase voran gegen ein Regal gelaufen und vor Schmerzen aufgewacht. Leider war es in der Kammer stockfinster, und ich hatte nicht die geringste Ahnung wo ich mich befand. Ich wu�te nur, da� meine Nase f�rchterlich weh tat und mir eine warme, leicht metallisch schmeckende Fl�ssigkeit �bers Gesicht lief.

Beim Tasten nach einem Lichtschalter griff ich zuerst in etwas gro�es, sehr weiches, was sich sp�ter als ein Haufen Putzlappen entpuppen sollte. Die n�chsten Minuten habe ich mit panischem Schreien zugebracht, bis selbst die Oma wach war und sich die gesamte Familie erschrocken vor der kleinen Kammer versammelt hatte.

Aber heute bin ich offensichtlich zu faul f�r solche Exkursionen und beschr�nke mich daher meist darauf, allerhand wirres Zeug im Schlaf zu erz�hlen. Nat�rlich erfahre ich auch das nur, wenn jemand bei mir �bernachtet. Wie etwa Herr Schulte, den ich beim letzten Vollmond gebeten habe, er m�ge aufpassen und nicht in die Blutlache im Flur treten. Ich h�tte es noch nicht geschafft, den toten Mann zu entfernen, der in die Decke eingelassen wurde und von dort tropft.

Gestern nacht aber war ich allein im Bett, und so sah sich wohl der Hund gen�tigt, mir zu Hilfe zu eilen. Ich tr�umte, unser kleines Nordsee-Ferienhaus w�rde pl�tzlich mitten in New York stehen, was ich aber erst feststellte, als ich morgens zum B�cker gehen und Br�tchen kaufen wollte. Statt Br�tchen gab es �berall nur Bagels, was mir auch sehr recht gewesen w�re, aber leider wollten alle Dollar statt Euro von mir haben.

W�hrend ich noch verzweifelt versuchte, mein europ�isches Kleingeld einem B�cker aufzuschwatzen, sammelten sich auf allen Stra�en bedrohliche Menschenmassen, und die Polizei sperrte alle Stra�en ab. Jemand erkl�rte mir sehr gelassen, so als w�rde es sich um die Love-Parade handeln, es w�rde nun zu Rassenunruhen kommen.

Auf dem R�ckweg zum Ferienhaus brachen unglaubliche Tumulte los, die irgend jemand offensichtlich nutzte, um mich in eine alte Fabrikhalle zu verschleppen. Denn pl�tzlich sa� ich gefesselt auf einem Stuhl in dieser riesigen Halle mit kalter Beleuchtung inmitten von vielen anderen Frauen in einer �hnlich ungl�cklichen Lage.

Zwei wei�e M�nner waren eifrig damit besch�ftigt, die anderen Frauen aufzuschlitzen und bei lebendigem Leib auszuweiden, nachdem sie allerhand unsittliches Zeug mit ihnen getrieben hatten (offenbar ein ganz neues Konzept von Rassenunruhen, bei dem ausschlie�lich Menschen gleicher Hautfarbe damit besch�ftigt sind, sich gegenseitig abzuschlachten).

Als sie zu mir kamen, durfte ich zu meiner gro�en Freude meine Eingeweide behalten (wahrscheinlich waren sie nur an Gallen interessiert, und damit kann ich eh nicht mehr dienen). Statt dessen setzten sie mir einen Metallhelm auf den Kopf und bohrten mir spitze St�be durch die Sch�deldecke und die Ohren in mein Gehirn, was ziemlich unangenehm war.

Ob sie in meinem Hirn fanden, was sie suchten, erfuhr ich nicht mehr. Ich wachte schreiend auf und stellte entsetzt fest, da� sich tats�chlich etwas Spitzes pieksend in meine Ohren bohrte. Als ich versuchte, die St�be mit Gewalt aus meinen Ohren zu entfernen, h�rte ich pl�tzlich ein j�mmerliches Quietschen.

Der Hund hatte sich, vermutlich angelockt durch mein Jammern und St�hnen, auf meinem R�cken niedergelassen, seinen Kopf gegen meinen Hals gelehnt und die Pfoten sch�tzend an meinen Kopf gelegt. Und dabei bohrten sich nun seine kleinen Pfoten mit ziemlich spitzen Krallen in meine Ohren.

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Absurdes aus der Unterwelt - Teil 2 2003-07-13 14:29 Ich hasse Vollmondn�chte. Nein, nicht wenn ich drau�en spazieren gehe, Wolkenfetzen vor dem Mond herziehen und man nicht sonderlich �berrascht w�re, im n�chsten Moment die n�lig-affektierte Stimme der Kunstlehrerin aus der 8. Klasse zu h�ren: "In diesem Bild Caspar David Friedrichs kommt besonders sein tiefes Naturempfinden ..."

Ich meine eher den Teil der Vollmondnacht, den ich damit verbringe, mich unruhig im Bett hin- und herzuw�lzen, bei jedem Ger�usch aus einem viel zu leichten D�mmerschlaf aufzuschrecken und mir abwechselnd zu w�nschen, tief und fest schlafen zu k�nnen oder aber endlich guten Gewissens aufstehen zu d�rfen.

Zum Gl�ck schlafwandle ich heute kaum noch, so da� mir der Schrecken beim Aufwachen au�erhalb meines Bettes erspart bleibt. Aber ich erinnere mich mit Grauen an eine Nacht, die ich bei meiner damals besten Schulfreundin verbrachte. Aus unerfindlichen Gr�nden, au�er man h�lt den Vollmond f�r einen legitimen Grund, bin ich im Schlaf aufgestanden und in eine winzige Abstellkammer gewandelt.

Dort bin ich dann schnurstracks mit der Nase voran gegen ein Regal gelaufen und vor Schmerzen aufgewacht. Leider war es in der Kammer stockfinster, und ich hatte nicht die geringste Ahnung wo ich mich befand. Ich wu�te nur, da� meine Nase f�rchterlich weh tat und mir eine warme, leicht metallisch schmeckende Fl�ssigkeit �bers Gesicht lief.

Beim Tasten nach einem Lichtschalter griff ich zuerst in etwas gro�es, sehr weiches, was sich sp�ter als ein Haufen Putzlappen entpuppen sollte. Die n�chsten Minuten habe ich mit panischem Schreien zugebracht, bis selbst die Oma wach war und sich die gesamte Familie erschrocken vor der kleinen Kammer versammelt hatte.

Aber heute bin ich offensichtlich zu faul f�r solche Exkursionen und beschr�nke mich daher meist darauf, allerhand wirres Zeug im Schlaf zu erz�hlen. Nat�rlich erfahre ich auch das nur, wenn jemand bei mir �bernachtet. Wie etwa Herr Schulte, den ich beim letzten Vollmond gebeten habe, er m�ge aufpassen und nicht in die Blutlache im Flur treten. Ich h�tte es noch nicht geschafft, den toten Mann zu entfernen, der in die Decke eingelassen wurde und von dort tropft.

Gestern nacht aber war ich allein im Bett, und so sah sich wohl der Hund gen�tigt, mir zu Hilfe zu eilen. Ich tr�umte, unser kleines Nordsee-Ferienhaus w�rde pl�tzlich mitten in New York stehen, was ich aber erst feststellte, als ich morgens zum B�cker gehen und Br�tchen kaufen wollte. Statt Br�tchen gab es �berall nur Bagels, was mir auch sehr recht gewesen w�re, aber leider wollten alle Dollar statt Euro von mir haben.

W�hrend ich noch verzweifelt versuchte, mein europ�isches Kleingeld einem B�cker aufzuschwatzen, sammelten sich auf allen Stra�en bedrohliche Menschenmassen, und die Polizei sperrte alle Stra�en ab. Jemand erkl�rte mir sehr gelassen, so als w�rde es sich um die Love-Parade handeln, es w�rde nun zu Rassenunruhen kommen.

Auf dem R�ckweg zum Ferienhaus brachen unglaubliche Tumulte los, die irgend jemand offensichtlich nutzte, um mich in eine alte Fabrikhalle zu verschleppen. Denn pl�tzlich sa� ich gefesselt auf einem Stuhl in dieser riesigen Halle mit kalter Beleuchtung inmitten von vielen anderen Frauen in einer �hnlich ungl�cklichen Lage.

Zwei wei�e M�nner waren eifrig damit besch�ftigt, die anderen Frauen aufzuschlitzen und bei lebendigem Leib auszuweiden, nachdem sie allerhand unsittliches Zeug mit ihnen getrieben hatten (offenbar ein ganz neues Konzept von Rassenunruhen, bei dem ausschlie�lich Menschen gleicher Hautfarbe damit besch�ftigt sind, sich gegenseitig abzuschlachten).

Als sie zu mir kamen, durfte ich zu meiner gro�en Freude meine Eingeweide behalten (wahrscheinlich waren sie nur an Gallen interessiert, und damit kann ich eh nicht mehr dienen). Statt dessen setzten sie mir einen Metallhelm auf den Kopf und bohrten mir spitze St�be durch die Sch�deldecke und die Ohren in mein Gehirn, was ziemlich unangenehm war.

Ob sie in meinem Hirn fanden, was sie suchten, erfuhr ich nicht mehr. Ich wachte schreiend auf und stellte entsetzt fest, da� sich tats�chlich etwas Spitzes pieksend in meine Ohren bohrte. Als ich versuchte, die St�be mit Gewalt aus meinen Ohren zu entfernen, h�rte ich pl�tzlich ein j�mmerliches Quietschen.

Der Hund hatte sich, vermutlich angelockt durch mein Jammern und St�hnen, auf meinem R�cken niedergelassen, seinen Kopf gegen meinen Hals gelehnt und die Pfoten sch�tzend an meinen Kopf gelegt. Und dabei bohrten sich nun seine kleinen Pfoten mit ziemlich spitzen Krallen in meine Ohren.

Hans-Georg - 2003-07-13 09:19:56
Schon wieder ein Drehbuch - allerdings f�r einen Horrorfilm.
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Schon wieder ein Drehbuch - allerdings f�r einen Horrorfilm. Tommy - 2003-07-13 09:29:06
einfach nicht zu fassen
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einfach nicht zu fassen Chandler - 2003-07-13 20:23:10
oh Mann... vor lauter Lachen habe ich hier schon Tr�nen in den Augen! Echt unglaublich!
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oh Mann... vor lauter Lachen habe ich hier schon Tr�nen in den Augen! Echt unglaublich! van - 2003-07-14 01:29:47
zum gl�ck ist freud schon tot... ;)
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zum gl�ck ist freud schon tot... ;) Darla - 2003-07-14 02:53:23
Vielleicht solltest Du doch den Termin bei Deiner Therapeutin vorziehen......
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Vielleicht solltest Du doch den Termin bei Deiner Therapeutin vorziehen...... cerebus - 2003-07-14 06:48:14
"I have had a most rare vision. I have had a dream, past the wit of man to say what dream it was: man is but an ass, if he go about to expound this dream." Bizarre, bizarre! Liebe Gr��e, Cerebus
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"I have had a most rare vision. I have had a dream, past the wit of man to say what dream it was: man is but an ass, if he go about to expound this dream." Bizarre, bizarre! Liebe Gr��e, Cerebus