2003-07-15 - 18:10 - Von Prostata bis Paruresis

Ich habe dank meines sehr von M�nnern gepr�gten Umfelds immer wieder mal die Gelegenheit, interessante M�nnergespr�che zu verfolgen. Dabei ist mir aufgefallen, da� wir allm�hlich scheinbar in ein Alter kommen, in dem es nicht mehr ungew�hnlich ist, k�rperliche Unp��lichkeiten zum Thema heiterer Partyrunden zu machen.

Auf dem Geburtstag meiner besten Freundin Kerstin verk�ndete einer der G�ste k�rzlich, er sei jetzt mit 35 zum ersten Mal in seinem Leben beim Urologen gewesen, um seine Prostata untersuchen zu lassen. Alles reine Vorsichtsma�nahme, nat�rlich. Die meisten der anwesenden M�nner nickten wissend.

Eine solche Offenheit bei diesem Thema war mir bislang fremd. Meine schwulen Freunde reden zwar h�ufig genug �ber ihre Prostata, aber da geht es naturgem�� weniger um m�gliche Beschwerden als vielmehr um den betr�chtlichen Lustgewinn, den dieses Organ bescheren kann (meist mit einem mitleidigen Blick in meine Richtung: "Ach, entschuldige, du wei�t ja gar nicht, was dir entgeht.").

Maximilian machte mich dann heute auf einen Bericht im Stern aufmerksam, der mich sofort an ein weiteres dieser aufschlu�reichen M�nnergespr�che erinnerte. Es ging dabei um das Thema "Pinkeln in Gegenwart anderer M�nner". Und zwar nicht als experimentelle Variante eines abwechslungsreiches Sexuallebens, sondern als m�gliche Alltagskomplikation, �ber die ich bislang noch nie nachgedacht hatte.

Aber als Frau kann man in �ffentlichen Bed�rfnisanstalten nat�rlich auch einfach die T�r hinter sich zuziehen (sofern man dabei nicht schon an der Klinke kleben bleibt) und so einen Rest an Privatsph�re wahren. Ich kenne zwar Frauen, denen es dann trotzdem noch unangenehm ist, sofern Dritte auf der anderen Seite der T�r zugegen sind (und es soll sogar Frauen geben, die ihre Toilette erst dann wieder verlassen, wenn alle anderen auch gegangen sind - viel Spa� im Kino w�nsche ich da). Aber ich habe noch keine kennengelernt, die deshalb komplett entsorgungsgehindert w�re.

Das scheint bei M�nnern ganz anders zu sein. Laut Stern sollen drei bis sieben Prozent aller M�nner an sogenannter "Paruresis" leiden, der Unf�higkeit sich auf �ffentlichen Toiletten zu erleichtern. Diese Zahl deckt sich ungef�hr mit einer spontanen Stichprobe im Freundeskreis (nein, ich habe nicht den ganzen Nachmittag telefoniert, das ist das Ergebnis des oben erw�hnten M�nnergespr�chs).

Einer der Anwesenden erz�hlte, da� er sich dar�ber nie Gedanken gemacht h�tte, bis ihn die �rztin bei der Tauglichkeitsuntersuchung genau danach gefragt h�tte. Fortan konnte er nicht mehr in Gegenwart anderer Menschen pinkeln. Ganze 16 Jahre lang nicht. Bis zu seiner ebenso spontanen Heilung.

Andere M�nner haben da offensichtlich weniger Gl�ck. Die m�ssen ihre St�rung beim Therapeuten behandeln lassen, der sie dann wom�glich freundlich dar�ber aufkl�ren wird, da� sie eigentlich nur Angst haben, beim Markieren ihres Reviers zu versagen. Aber nat�rlich kann der nette Onkel Doktor Abhilfe schaffen, und ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Heilung ist der "erfolgreiche Besuch des Urinals an der Seite des Therapeuten nach reichlichem Wassergenu�".

Zum Abschlu� d�rfen die Patienten dann angstfrei gemeinsam auf eine �ffentliche Toilette mit hohem Durchgangsverkehr (nein, keine Klappe) gehen und sich in Gesellschaft erleichtern.

Manchmal habe ich wirklich das Gef�hl, Gl�ck gehabt zu haben mit meinen sehr sozialkompatiblen St�rungen. Das Leben bleibt spannend.

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Von Prostata bis Paruresis 2003-07-15 18:10 Ich habe dank meines sehr von M�nnern gepr�gten Umfelds immer wieder mal die Gelegenheit, interessante M�nnergespr�che zu verfolgen. Dabei ist mir aufgefallen, da� wir allm�hlich scheinbar in ein Alter kommen, in dem es nicht mehr ungew�hnlich ist, k�rperliche Unp��lichkeiten zum Thema heiterer Partyrunden zu machen.

Auf dem Geburtstag meiner besten Freundin Kerstin verk�ndete einer der G�ste k�rzlich, er sei jetzt mit 35 zum ersten Mal in seinem Leben beim Urologen gewesen, um seine Prostata untersuchen zu lassen. Alles reine Vorsichtsma�nahme, nat�rlich. Die meisten der anwesenden M�nner nickten wissend.

Eine solche Offenheit bei diesem Thema war mir bislang fremd. Meine schwulen Freunde reden zwar h�ufig genug �ber ihre Prostata, aber da geht es naturgem�� weniger um m�gliche Beschwerden als vielmehr um den betr�chtlichen Lustgewinn, den dieses Organ bescheren kann (meist mit einem mitleidigen Blick in meine Richtung: "Ach, entschuldige, du wei�t ja gar nicht, was dir entgeht.").

Maximilian machte mich dann heute auf einen Bericht im Stern aufmerksam, der mich sofort an ein weiteres dieser aufschlu�reichen M�nnergespr�che erinnerte. Es ging dabei um das Thema "Pinkeln in Gegenwart anderer M�nner". Und zwar nicht als experimentelle Variante eines abwechslungsreiches Sexuallebens, sondern als m�gliche Alltagskomplikation, �ber die ich bislang noch nie nachgedacht hatte.

Aber als Frau kann man in �ffentlichen Bed�rfnisanstalten nat�rlich auch einfach die T�r hinter sich zuziehen (sofern man dabei nicht schon an der Klinke kleben bleibt) und so einen Rest an Privatsph�re wahren. Ich kenne zwar Frauen, denen es dann trotzdem noch unangenehm ist, sofern Dritte auf der anderen Seite der T�r zugegen sind (und es soll sogar Frauen geben, die ihre Toilette erst dann wieder verlassen, wenn alle anderen auch gegangen sind - viel Spa� im Kino w�nsche ich da). Aber ich habe noch keine kennengelernt, die deshalb komplett entsorgungsgehindert w�re.

Das scheint bei M�nnern ganz anders zu sein. Laut Stern sollen drei bis sieben Prozent aller M�nner an sogenannter "Paruresis" leiden, der Unf�higkeit sich auf �ffentlichen Toiletten zu erleichtern. Diese Zahl deckt sich ungef�hr mit einer spontanen Stichprobe im Freundeskreis (nein, ich habe nicht den ganzen Nachmittag telefoniert, das ist das Ergebnis des oben erw�hnten M�nnergespr�chs).

Einer der Anwesenden erz�hlte, da� er sich dar�ber nie Gedanken gemacht h�tte, bis ihn die �rztin bei der Tauglichkeitsuntersuchung genau danach gefragt h�tte. Fortan konnte er nicht mehr in Gegenwart anderer Menschen pinkeln. Ganze 16 Jahre lang nicht. Bis zu seiner ebenso spontanen Heilung.

Andere M�nner haben da offensichtlich weniger Gl�ck. Die m�ssen ihre St�rung beim Therapeuten behandeln lassen, der sie dann wom�glich freundlich dar�ber aufkl�ren wird, da� sie eigentlich nur Angst haben, beim Markieren ihres Reviers zu versagen. Aber nat�rlich kann der nette Onkel Doktor Abhilfe schaffen, und ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Heilung ist der "erfolgreiche Besuch des Urinals an der Seite des Therapeuten nach reichlichem Wassergenu�".

Zum Abschlu� d�rfen die Patienten dann angstfrei gemeinsam auf eine �ffentliche Toilette mit hohem Durchgangsverkehr (nein, keine Klappe) gehen und sich in Gesellschaft erleichtern.

Manchmal habe ich wirklich das Gef�hl, Gl�ck gehabt zu haben mit meinen sehr sozialkompatiblen St�rungen. Das Leben bleibt spannend.

Tommy - 2003-07-15 13:21:25
hehe, wusste gar nicht, dass es daf�r eine medizienische bezeichnung gibt. allerdings kann ich die genannten prozentzahlen nicht ganz nachvollziehen. vermutlich liegt wieder einmal die "dunkelziffer" derjenigen, die �ffentlich nicht k�nnen, wenn der nachbar die m�glichkeit hat, her�berzublinzeln, weitaus h�her.
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hehe, wusste gar nicht, dass es daf�r eine medizienische bezeichnung gibt. allerdings kann ich die genannten prozentzahlen nicht ganz nachvollziehen. vermutlich liegt wieder einmal die "dunkelziffer" derjenigen, die �ffentlich nicht k�nnen, wenn der nachbar die m�glichkeit hat, her�berzublinzeln, weitaus h�her. Andreas - 2003-07-15 15:09:51
mir ist mindestens eine frau bekannt die an paruresis leidet, d.h. oeffentliche toiletten grundsaetzlich ablehnt und im notfall nur kann wenn sie dort ganz allein ist.
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mir ist mindestens eine frau bekannt die an paruresis leidet, d.h. oeffentliche toiletten grundsaetzlich ablehnt und im notfall nur kann wenn sie dort ganz allein ist. Knut Budnase - 2003-07-15 22:44:37
�ha! Jetzt wird mir einiges klar! Wenn mein seltsamer Nachbar (um es einmal milde auszudr�cken) zur n�chtlichen Stunde und im stark angeheiterten Zustand zwischen seinen ergebnislosen Versuchen, das st�ndig fl�chtende Schl�sselloch der Haust�r zu treffen, die Laterne wieder einmal als �ffentliche Bed�rfnisanstalt mi�braucht, dann folgt er nur seinen in jedem Menschen schlummernden animalischen Trieben und m�chte ein deutliches Zeichen setzen, da� dies sein Revier ist :-)
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�ha! Jetzt wird mir einiges klar! Wenn mein seltsamer Nachbar (um es einmal milde auszudr�cken) zur n�chtlichen Stunde und im stark angeheiterten Zustand zwischen seinen ergebnislosen Versuchen, das st�ndig fl�chtende Schl�sselloch der Haust�r zu treffen, die Laterne wieder einmal als �ffentliche Bed�rfnisanstalt mi�braucht, dann folgt er nur seinen in jedem Menschen schlummernden animalischen Trieben und m�chte ein deutliches Zeichen setzen, da� dies sein Revier ist :-)