2003-07-22 - 17:19 - Falsche Verwandte und andere G�ste

Entschuldigt bitte die l�ngere Abwesenheit, aber unser Sommerfest hielt mich so sehr auf Trab (nun ja, eigentlich hielt mich vor allem meine Mutter auf Trab), da� mir einfach keine Zeit blieb, Euch weiterhin mit frischem Stoff aus dem famili�ren Chaos zu begl�cken. Ich bin zwar schon gestern nach Hamburg zur�ckgekehrt, da aber vor lauter M�digkeit fast direkt von der Haust�r aus ins Bett gefallen.

Man sollte zwar nicht annehmen, da� ein harmloses Sommerfest derartige Ersch�pfungszust�nde ausl�sen kann, aber die Kombination aus sehr vielen G�sten, dem vermutlich hei�esten Tag des Jahres, einer Mutter, die den kritischen Blick �ber den Brillenrand perfektioniert hat und etlichen �bernachtungsg�sten in bester Partylaune hat mich wirklich geschafft.

Wir fingen am Sonntag morgen gegen acht Uhr mit den letzten Vorbereitungen an. Als die ersten G�ste um elf eintrafen, gaben wir uns alle noch der tr�gerischen Hoffnung hin, die Hitze w�rde unsere Besucher sp�testens gegen drei zur�ck ins k�hlere Heim und zur wohlverdienten Siesta treiben (vermutlich hatte meine Mutter mit voller Absicht zu wenig Sonnenschirme organisiert).

Aber weit gefehlt. Vor sechs wollte kaum jemand das Feld r�umen, was nat�rlich f�r unsere Party sprach, f�r die Helfer aber auch entsprechend anstrengend war. Allerdings mu�te dann doch ein gro�er Teil der G�ste das Auto stehen lassen, und der Chef vom Catering-Service hatte sich bereits so gut am�siert, da� er von einem seiner Angestellten horizontal gelagert nach Hause gefahren werden mu�te.

Meine Eltern, selbst nicht unbedingt f�r ihre Abstinenz ber�hmt, wurden kurze Zeit sp�ter im Garten gesichtet, wie sie teenagergleich kichernd und k�ssend auf einer Bank im Schatten rumalberten. Der nieders�chsische Teil meiner extrem trinkfesten und feierfreudigen Verwandtschaft blieb �ber Nacht und konnte das Gelage daher beruhigt bis nachts um eins ausdehnen.

Sie gingen erst nach dem lautstarken Absingen schmutziger Lieder ins Bett, waren aber in bester b�uerlicher Tradition am n�chsten Morgen um acht schon wieder wach (und allem Anschein nach auch wieder einigerma�en n�chtern) und verlangten nach einem kr�ftigenden Fr�hst�ck. Sp�testens um neun, als ich mich verzweifelt an meiner x-ten Kaffeetasse festhielt, wurde mir deutlich bewu�t, wie sehr man doch als St�dter verweichlicht. Ich wollte Ruhe, die FAZ und h�chstens noch ein bi�chen M�sli, nicht aber schallendes Gel�chter und Blutwurst.

Der Tag brachte aber noch weitere Erkenntnisse. Zum einen haben meine Eltern endg�ltig gelernt, da� man entfernte ostdeutsche Verwandte nicht blo� deshalb wiedererkennt, weil man sie irgendwann mal besucht hat, als man noch sooooo klein war. Sonst h�tte mein Bruder, mit der Abholung eben jener �ltlichen Verwandtschaft vom Bahnhof beauftragt, wohl kaum das falsche weil nicht mal entfernt mit uns verwandte Paar ins sein Auto verfrachtet. Man mu� aber zugeben, da� die Falschen nur etwas verwundert geguckt, nicht aber gegen die Abholung protestiert haben, w�hrend die Richtigen an der falschen Seite des Bahnhofs ins Leere guckten.

Und ein ganzer Trupp betulicher �lterer Gro�tanten mu�te lernen, da� f�nfj�hrige Kinder heutzutage weder auf den Kopf noch auf den Mund gefallen sind. Die Antwort unserer Nachbarstochter auf die antiquierte Frage "Ja hast du denn auch einen Namen, mein Kind" lautete nach kurzem �berlegen mit schiefgelegtem Kopf daher v�llig korrekt: "Ja, hab ich. Du etwa nicht?"

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Falsche Verwandte und andere G�ste 2003-07-22 17:19 Entschuldigt bitte die l�ngere Abwesenheit, aber unser Sommerfest hielt mich so sehr auf Trab (nun ja, eigentlich hielt mich vor allem meine Mutter auf Trab), da� mir einfach keine Zeit blieb, Euch weiterhin mit frischem Stoff aus dem famili�ren Chaos zu begl�cken. Ich bin zwar schon gestern nach Hamburg zur�ckgekehrt, da aber vor lauter M�digkeit fast direkt von der Haust�r aus ins Bett gefallen.

Man sollte zwar nicht annehmen, da� ein harmloses Sommerfest derartige Ersch�pfungszust�nde ausl�sen kann, aber die Kombination aus sehr vielen G�sten, dem vermutlich hei�esten Tag des Jahres, einer Mutter, die den kritischen Blick �ber den Brillenrand perfektioniert hat und etlichen �bernachtungsg�sten in bester Partylaune hat mich wirklich geschafft.

Wir fingen am Sonntag morgen gegen acht Uhr mit den letzten Vorbereitungen an. Als die ersten G�ste um elf eintrafen, gaben wir uns alle noch der tr�gerischen Hoffnung hin, die Hitze w�rde unsere Besucher sp�testens gegen drei zur�ck ins k�hlere Heim und zur wohlverdienten Siesta treiben (vermutlich hatte meine Mutter mit voller Absicht zu wenig Sonnenschirme organisiert).

Aber weit gefehlt. Vor sechs wollte kaum jemand das Feld r�umen, was nat�rlich f�r unsere Party sprach, f�r die Helfer aber auch entsprechend anstrengend war. Allerdings mu�te dann doch ein gro�er Teil der G�ste das Auto stehen lassen, und der Chef vom Catering-Service hatte sich bereits so gut am�siert, da� er von einem seiner Angestellten horizontal gelagert nach Hause gefahren werden mu�te.

Meine Eltern, selbst nicht unbedingt f�r ihre Abstinenz ber�hmt, wurden kurze Zeit sp�ter im Garten gesichtet, wie sie teenagergleich kichernd und k�ssend auf einer Bank im Schatten rumalberten. Der nieders�chsische Teil meiner extrem trinkfesten und feierfreudigen Verwandtschaft blieb �ber Nacht und konnte das Gelage daher beruhigt bis nachts um eins ausdehnen.

Sie gingen erst nach dem lautstarken Absingen schmutziger Lieder ins Bett, waren aber in bester b�uerlicher Tradition am n�chsten Morgen um acht schon wieder wach (und allem Anschein nach auch wieder einigerma�en n�chtern) und verlangten nach einem kr�ftigenden Fr�hst�ck. Sp�testens um neun, als ich mich verzweifelt an meiner x-ten Kaffeetasse festhielt, wurde mir deutlich bewu�t, wie sehr man doch als St�dter verweichlicht. Ich wollte Ruhe, die FAZ und h�chstens noch ein bi�chen M�sli, nicht aber schallendes Gel�chter und Blutwurst.

Der Tag brachte aber noch weitere Erkenntnisse. Zum einen haben meine Eltern endg�ltig gelernt, da� man entfernte ostdeutsche Verwandte nicht blo� deshalb wiedererkennt, weil man sie irgendwann mal besucht hat, als man noch sooooo klein war. Sonst h�tte mein Bruder, mit der Abholung eben jener �ltlichen Verwandtschaft vom Bahnhof beauftragt, wohl kaum das falsche weil nicht mal entfernt mit uns verwandte Paar ins sein Auto verfrachtet. Man mu� aber zugeben, da� die Falschen nur etwas verwundert geguckt, nicht aber gegen die Abholung protestiert haben, w�hrend die Richtigen an der falschen Seite des Bahnhofs ins Leere guckten.

Und ein ganzer Trupp betulicher �lterer Gro�tanten mu�te lernen, da� f�nfj�hrige Kinder heutzutage weder auf den Kopf noch auf den Mund gefallen sind. Die Antwort unserer Nachbarstochter auf die antiquierte Frage "Ja hast du denn auch einen Namen, mein Kind" lautete nach kurzem �berlegen mit schiefgelegtem Kopf daher v�llig korrekt: "Ja, hab ich. Du etwa nicht?"

cerebus - 2003-07-22 12:11:39
Liebe Lyssa, mu� mal wieder breit grinsen bei dieser vortrefflichen Beschreibung. Insbesondere diese �u�erst komfortable Variante des Gate-Crashing hat es mir angetan. Vielleicht sollte ich mich bei Eurem n�chsten Sommerfest ebenfalls verloren an den Bahnhof stellen und mich als Verwandter aus dem Osten (entfernter Verwandter oder entfernter Osten?) ausgeben. Liebe Gr��e, Cerebus P.S.: Hast Du in der Aufz�hlung der nervenzehrenden Faktoren den Hund vergessen oder ist er etwa brav geblieben?
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Liebe Lyssa, mu� mal wieder breit grinsen bei dieser vortrefflichen Beschreibung. Insbesondere diese �u�erst komfortable Variante des Gate-Crashing hat es mir angetan. Vielleicht sollte ich mich bei Eurem n�chsten Sommerfest ebenfalls verloren an den Bahnhof stellen und mich als Verwandter aus dem Osten (entfernter Verwandter oder entfernter Osten?) ausgeben. Liebe Gr��e, Cerebus P.S.: Hast Du in der Aufz�hlung der nervenzehrenden Faktoren den Hund vergessen oder ist er etwa brav geblieben? Lyssa - 2003-07-22 12:49:27
@Cerebus: In Deinem Fall wohl besser entfernter Osten als entfernter Verwandter ;-)) Der Hund war am Sonntag erfolgreich au�er Gefecht gesetzt, da die sehr bestimmende kleine Tochter meines Cousins ihn energisch an der Leine durch die Hitze zerrte. Als er sich mal kurz befreien konnte, wollte er nur noch auf meinen Scho�, nicht aber Unheil stiften.
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@Cerebus: In Deinem Fall wohl besser entfernter Osten als entfernter Verwandter ;-)) Der Hund war am Sonntag erfolgreich au�er Gefecht gesetzt, da die sehr bestimmende kleine Tochter meines Cousins ihn energisch an der Leine durch die Hitze zerrte. Als er sich mal kurz befreien konnte, wollte er nur noch auf meinen Scho�, nicht aber Unheil stiften. Andrea - 2003-07-23 17:20:43
Ach Lyssa, es ist immer wieder sch�n hier reinzuschauen, was ich auch relaxed einmal in der Woche tue, um mir dann geballt eine gute Laune �Dosis abzuholen :) Gegen meinen widerlichen Antimotivationsschub der letzten Tage, der nur flache Sofalage erlaubte und seltsam bleischwer durch die alten Knochen kroch, war der Besuch bei Dir jedenfalls wieder Gold wert. Danke f�r das Bild der Blutwurst zwischen der buckligen Vewandschaft - k�stlich! Was h�lstst Du von Kaffee am Montag? W�rde mich sehr freuen und dr�cke Dich, Andrea
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Ach Lyssa, es ist immer wieder sch�n hier reinzuschauen, was ich auch relaxed einmal in der Woche tue, um mir dann geballt eine gute Laune �Dosis abzuholen :) Gegen meinen widerlichen Antimotivationsschub der letzten Tage, der nur flache Sofalage erlaubte und seltsam bleischwer durch die alten Knochen kroch, war der Besuch bei Dir jedenfalls wieder Gold wert. Danke f�r das Bild der Blutwurst zwischen der buckligen Vewandschaft - k�stlich! Was h�lstst Du von Kaffee am Montag? W�rde mich sehr freuen und dr�cke Dich, Andrea