2003-07-24 - 23:45 - Perverse, Spinner und der Rest der Welt

Unsere Bev�lkerung teilt sich in zwei grundlegend verschiedene Gruppen. Die einen greifen jede technische Entwicklung und jedes neue Kommunikationsangebot freudig auf, probieren rum und die ganz Versierten verbessern es sogar. Der Rest be�ugt die erste Gruppe mit gr��tem Mi�trauen, h�lt ihre Mitglieder tendenziell f�r weltfremde Sonderlinge und ihr technisches Spielzeug auch noch f�nf Jahre nach der Markteinf�hrung f�r eine Art Arbeitszeit�berbr�ckung von am Leben gescheiterten Studienabbrechern.

Ich denke mal, da� ich mit viel Gl�ck immer so grad noch in die erste Gruppe rutsche, denn auch wenn ich dort meist als DAU gelte, h�lt der Rest meines Umfelds mich schon f�r ziemlich sonderbar. Ich habe allen von den unbegrenzten M�glichkeiten elektronischer Kommunikation vorgeschw�rmt, als meine Eltern es noch f�r eine Zumutung hielten mir auf den Anrufbeantworter sprechen zu m�ssen.

Als ich das erste Mal einen interessanten Mann �bers Chatten kennengelernt und in mein Lotterbett gelotst hatte, mu�te ich allen anderen noch sehr m�hsam erkl�ren, was so ein Chat eigentlich ist ("Aber wo sitzen die denn alle?" - "Auf meinem Bildschirm hinterl��t aber niemand Nachrichten."), und warum er nicht nur zur heimlichen Kommunikation Schwerstgest�rter von einer geschlossenen Abteilung zur n�chsten dient.

Nachdem selbst meine technophobe Freundin Kerstin eine Mail-Adresse hat und kaum noch jemand das Internet ausschlie�lich mit Suizid-Foren und Hausschlachtungszirkeln in Verbindung bringt, staunt die Gruppe 2 �ber all die absonderlichen Spinner, die ihr Privatleben als "Seelenstrip" in Online-Tageb�chern offenlegen oder, noch undurchsichtiger, Interessantes in Weblogs verbreiten.

"Ja aber das k�nnen dann doch auch Fremde lesen, oder nicht?" - "Das ist Sinn und Zweck der �bung, sonst k�nnte ich besser einen Rundbrief verfassen." - "Aber man wei� doch nicht, was die dann damit machen." - "Wer sind denn DIE? Der Mossad?" - "Nein, all die perversen Spinner und Psychopathen da drau�en." - "Ach die. Die haben sich doch schon bei meinen ersten Chat-Versuchen meine Telefonnummer erschlichen und die dann �ber die Klot�r in der Klappse weitergegeben." - "Was? Echt?" Sp�testens an dieser Stelle explodiert die nur m�hsam gez�hmte Mimik und meine rollenden Augen d�rften dem von Mad-Eye Moody gef�hrlich nahe kommen.

Aber gut, nicht erst seit Bestehen der Lounge ist Lyssa endg�ltig als Spinnerin etabliert und darf daher in Frieden ihre Alltagsbanalit�ten in die Welt jagen oder unschuldige B�cher aussetzen. Aber das hei�t nat�rlich noch lange nicht, da� ich dann auch gleich wieder mit neuen Experimenten ankommen darf.

Nachdem ich in diversen Weblogs immer mal wieder �ber Angebote zum Netzwerken wie etwa Friendster gelesen hatte, mu�te ich das nat�rlich auch unbedingt ausprobieren. Also habe ich mich heute morgen angemeldet und munter Einladungen an Freunde verschickt. Nicht mit einem in Stein gemei�elten Ziel im Blick, obwohl der Aufbau von Netzwerken schon seit Jahren ein wichtiges Thema f�r mich ist, sondern nur so als spannendes Experiment.

Und wieder mal scheint wesentlich mehr �berzeugungsarbeit vonn�ten zu sein als ich mir gedacht h�tte. Die Gebrauchsanweisung bei Friendster scheint auszureichen um meine Neugier und Phantasie zu befeuern (aber ich mu� vermutlich eingestehen, da� meine Begeisterungsf�higkeit gef�hrlich weit �ber dem sozial akzeptierten Ma� liegt), nicht aber die der Menschen in meinem Umfeld.

"Hey, da schicken mir komische Leute Spam und benutzen deinen Namen daf�r." - "Wassollndas? Ich kenn dich doch schon." - "Warum soll ich da Freunde einladen, die kennen sich doch auch schon alle." - "Ich hab keine Freunde." - "Ist das nicht gef�hrlich?" - "Ist das wieder eine deiner total bescheuerten Ideen?" - "Occupation? Soll da rein was ich bin oder was ich lieber w�re?" - "Occupation? Aber ich bin doch arbeitslos. Wie kannst du mich durch so was blo� wieder daran erinnern, du taktloses Wesen."

Ich bin doch eigentlich meist ein ganz netter Mensch. Womit habe ich blo� so viel Mi�trauen verdient?

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Perverse, Spinner und der Rest der Welt 2003-07-24 23:45 Unsere Bev�lkerung teilt sich in zwei grundlegend verschiedene Gruppen. Die einen greifen jede technische Entwicklung und jedes neue Kommunikationsangebot freudig auf, probieren rum und die ganz Versierten verbessern es sogar. Der Rest be�ugt die erste Gruppe mit gr��tem Mi�trauen, h�lt ihre Mitglieder tendenziell f�r weltfremde Sonderlinge und ihr technisches Spielzeug auch noch f�nf Jahre nach der Markteinf�hrung f�r eine Art Arbeitszeit�berbr�ckung von am Leben gescheiterten Studienabbrechern.

Ich denke mal, da� ich mit viel Gl�ck immer so grad noch in die erste Gruppe rutsche, denn auch wenn ich dort meist als DAU gelte, h�lt der Rest meines Umfelds mich schon f�r ziemlich sonderbar. Ich habe allen von den unbegrenzten M�glichkeiten elektronischer Kommunikation vorgeschw�rmt, als meine Eltern es noch f�r eine Zumutung hielten mir auf den Anrufbeantworter sprechen zu m�ssen.

Als ich das erste Mal einen interessanten Mann �bers Chatten kennengelernt und in mein Lotterbett gelotst hatte, mu�te ich allen anderen noch sehr m�hsam erkl�ren, was so ein Chat eigentlich ist ("Aber wo sitzen die denn alle?" - "Auf meinem Bildschirm hinterl��t aber niemand Nachrichten."), und warum er nicht nur zur heimlichen Kommunikation Schwerstgest�rter von einer geschlossenen Abteilung zur n�chsten dient.

Nachdem selbst meine technophobe Freundin Kerstin eine Mail-Adresse hat und kaum noch jemand das Internet ausschlie�lich mit Suizid-Foren und Hausschlachtungszirkeln in Verbindung bringt, staunt die Gruppe 2 �ber all die absonderlichen Spinner, die ihr Privatleben als "Seelenstrip" in Online-Tageb�chern offenlegen oder, noch undurchsichtiger, Interessantes in Weblogs verbreiten.

"Ja aber das k�nnen dann doch auch Fremde lesen, oder nicht?" - "Das ist Sinn und Zweck der �bung, sonst k�nnte ich besser einen Rundbrief verfassen." - "Aber man wei� doch nicht, was die dann damit machen." - "Wer sind denn DIE? Der Mossad?" - "Nein, all die perversen Spinner und Psychopathen da drau�en." - "Ach die. Die haben sich doch schon bei meinen ersten Chat-Versuchen meine Telefonnummer erschlichen und die dann �ber die Klot�r in der Klappse weitergegeben." - "Was? Echt?" Sp�testens an dieser Stelle explodiert die nur m�hsam gez�hmte Mimik und meine rollenden Augen d�rften dem von Mad-Eye Moody gef�hrlich nahe kommen.

Aber gut, nicht erst seit Bestehen der Lounge ist Lyssa endg�ltig als Spinnerin etabliert und darf daher in Frieden ihre Alltagsbanalit�ten in die Welt jagen oder unschuldige B�cher aussetzen. Aber das hei�t nat�rlich noch lange nicht, da� ich dann auch gleich wieder mit neuen Experimenten ankommen darf.

Nachdem ich in diversen Weblogs immer mal wieder �ber Angebote zum Netzwerken wie etwa Friendster gelesen hatte, mu�te ich das nat�rlich auch unbedingt ausprobieren. Also habe ich mich heute morgen angemeldet und munter Einladungen an Freunde verschickt. Nicht mit einem in Stein gemei�elten Ziel im Blick, obwohl der Aufbau von Netzwerken schon seit Jahren ein wichtiges Thema f�r mich ist, sondern nur so als spannendes Experiment.

Und wieder mal scheint wesentlich mehr �berzeugungsarbeit vonn�ten zu sein als ich mir gedacht h�tte. Die Gebrauchsanweisung bei Friendster scheint auszureichen um meine Neugier und Phantasie zu befeuern (aber ich mu� vermutlich eingestehen, da� meine Begeisterungsf�higkeit gef�hrlich weit �ber dem sozial akzeptierten Ma� liegt), nicht aber die der Menschen in meinem Umfeld.

"Hey, da schicken mir komische Leute Spam und benutzen deinen Namen daf�r." - "Wassollndas? Ich kenn dich doch schon." - "Warum soll ich da Freunde einladen, die kennen sich doch auch schon alle." - "Ich hab keine Freunde." - "Ist das nicht gef�hrlich?" - "Ist das wieder eine deiner total bescheuerten Ideen?" - "Occupation? Soll da rein was ich bin oder was ich lieber w�re?" - "Occupation? Aber ich bin doch arbeitslos. Wie kannst du mich durch so was blo� wieder daran erinnern, du taktloses Wesen."

Ich bin doch eigentlich meist ein ganz netter Mensch. Womit habe ich blo� so viel Mi�trauen verdient?

Charis - 2003-07-25 14:48:28
Hihi, jaja, als ich das IRC anfing, haben mich meine Nachbarn f�r verr�ckt erkl�rt... das blieb dann ein paar Jahre so, bis sie entdeckten, dass die Lindenstrasse eine Home Page hat! ;-)) *kicher* Ich w�nsche Dir/ Euch ein prima Wochenende, alles Liebe, Charis :-))
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Hihi, jaja, als ich das IRC anfing, haben mich meine Nachbarn f�r verr�ckt erkl�rt... das blieb dann ein paar Jahre so, bis sie entdeckten, dass die Lindenstrasse eine Home Page hat! ;-)) *kicher* Ich w�nsche Dir/ Euch ein prima Wochenende, alles Liebe, Charis :-)) andrea - 2003-07-26 05:29:34
ich geh�re eher zu den vorsichtigen mit den neuen kommunikationsmittel! es braucht alles seine zeit...aber wenn ich es dann erlickt habe, dann fesselt es mich f�r eine zeit ganz intensiv....dies flaut dann wieder ab, und irgendwo hat das neue medium seinen platz gefunden in meinem leben....
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ich geh�re eher zu den vorsichtigen mit den neuen kommunikationsmittel! es braucht alles seine zeit...aber wenn ich es dann erlickt habe, dann fesselt es mich f�r eine zeit ganz intensiv....dies flaut dann wieder ab, und irgendwo hat das neue medium seinen platz gefunden in meinem leben....